Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Fläche im Kreis - Kreislaufwirtschaft in der städtischen/stadtregionalen Flächennutzung

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit Januar 2004 – Dezember 2007
  • Programm ExWoSt

Mit der Flächenkreislaufwirtschaft wurde ein integrativer Politik- und Steuerungsansatz untersucht, der eine veränderte Nutzungsphilosophie im Rahmen der Flächeninanspruchnahme zu Grunde legt: Methodisch standen Planspiele im Mittelpunkt des ExWoSt-Forschungsfeldes, in denen in fünf Planspielregionen verschiedene Akteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor gemeinsam Strategien einer Flächenkreislaufwirtschaft erprobten.
Projektlaufzeit: Januar 2004 - Dezember 2007

Anlass und Ausgangslage

Fläche ist ein knappes Gut, um das unterschiedliche Nutzungen konkurrieren: Ebenso wie die Versorgung der Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu sichern ist, sind für gewerbliche und infrastrukturelle Nutzungen ausreichend Flächen bereit zu stellen. Gleichzeitig sollen großräumige und vernetzte Freiräume erhalten und entwickelt werden: für Flora und Fauna, für die Erholung des Menschen, zum Erhalt von Boden, Wasser und Klima. Auch die landwirtschaftliche Nutzung hat in jüngster Zeit wieder an Bedeutung gewonnen.

Städte und Gemeinden stehen in einem Wettbewerb um Einwohner, Arbeitsplätze, Steuern und Zuweisungen, daher werden vielerorts neue Wohnbau- und Gewerbeflächen geplant und bebaut.

Gleichzeitig verlieren viele Regionen Einwohner, Industrie, Gewerbe und Militär, in der Folge werden Flächen aufgegeben. In wirtschaftlich prosperierenden Regionen werden besonders viele neue Flächen nachgefragt: für Ein- und Zweifamilienhäuser, für Freizeit und Erholung, für Straßen, für produzierende Unternehmen, Dienstleistungen und Handel. In Regionen, wo Flächen besonders knapp werden, weichen viele Bauwillige in das billigere Umland und in die ländlichen Kreise aus.

Die Statistik sagt einiges aus über den Flächen"verbrauch": In den alten Bundesländern hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in den vergangenen 40 Jahren fast verdoppelt. Täglich wird in der Bundesrepublik Deutschland etwa eine Fläche von 100 Hektar Land für Siedlungs- und Verkehrszwecke neu in Anspruch genommen. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche beträgt derzeit im Bundesgebiet ca. 4,5 Mio. Hektar oder 12,5 % der Gesamtfläche, wobei es hier starke regionale Unterschiede gibt. Der Rückgang bei der täglichen Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland von 129 Hektar (1999) auf nunmehr etwa 100 Hektar wird vor allem auf konjunkturelle Einflüsse zurückgeführt.

Städte und Gemeinden stehen vor einem Bündel von Herausforderungen, die sich je nach Bevölkerungsdynamik, Lage im Raum und wirtschaftlicher Entwicklung unterscheiden können:

  • wachsende Wohnflächenansprüche sowie eine steigende Zahl von Einpersonenhaushalten,
  • Flächenansprüche großflächiger Handels- und Dienstleistungsbetriebe,
  • gestiegene Mobilitätsbedürfnisse und Freizeitansprüche der modernen Gesellschaft, wachsende Verkehrsströme zwischen Kernstadt und Umland,
  • rascher Nutzungswandel,
  • disperse Siedlungsentwicklung: anhaltende Suburbanisierungsprozesse von Bevölkerung, produzierendem Gewerbe, Handel und zunehmend von Betrieben des tertiären Sektors,
  • Einwohnerverluste, sozialräumliche Segregation, zurückgehende Steuereinnahmen in den Kernstädten bei gleichzeitig konstant hohen Kosten für den Erhalt von Infrastruktureinrichtungen,
  • Probleme und Hemmnisse bei der Reaktivierung von Brachen, die parallel zum Baugeschehen "auf der grünen Wiese" in vielen Kernstädten zu einer zunehmenden Dekonzentration führen.

Diese Entwicklungen können die Städte und Gemeinden unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen und mit dem zur Verfügung stehenden ordnungsrechtlichen, planerischen und ökonomischen Instrumentarium kaum steuern.

Im Mittelpunkt des Forschungsfelds stehen die im Sommer 2006 abgeschlossenen Planspiele, in denen in fünf Planspielregionen - StadtRegion Stuttgart, Region Mölln, Region Rheinhessen-Nahe, Stadt Duisburg und Planungsregion Nordthüringen - verschiedene Akteure aus dem öffentlichen und privaten Sektor gemeinsam mögliche bestehende Instrumente (Planspielstufe I: Bestehende Instrumente, Zeithorizont 2010) sowie neue Instrumente (Planspielstufe II: Neue Instrumente, Zeithorizont 2020) zur Erreichung einer Flächenkreislaufwirtschaft geprüft haben. Die Planspiele knüpften damit an die von der Bundesregierung mit der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie verfolgten flächenpolitischen Ziele an.

Zielsetzung

Das Forschungsvorhaben diente dazu, in den Planspielen zu überprüfen,

  • ob und unter welchen Rahmenbedingungen die Flächenkreislaufwirtschaft eine tragfähige Strategie für Städte/Stadtregionen darstellt und
  • mit welchen Maßnahmenbündeln bzw. Policy-Mix sich Städte/Stadtregionen dem Ziel des Flächenkreislaufes nähern können.

Dabei galt es, den Policy-Mix aus rechtlichen, planerischen und ökonomischen Instrumenten sowie aus strukturell-organisatorischen Prozessen den spezifischen räumlichen, wirtschaftlichen sowie demografischen Ausgangsbedingungen und Perspektiven der jeweiligen Stadt/Stadtregion anzupassen.

Die Planspiele sollten Reformansätze für eine Flächenkreislaufwirtschaft zur Erreichung der flächenpolitischen Ziele der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie aufzeigen. Der Bund sollte daraus den konkreten Veränderungsbedarf bei den Rahmenbedingungen und Instrumenten ableiten können, die wiederum den Ländern, Regionen und Kommunen ein Handeln im Sinne der Flächenkreislaufwirtschaft ermöglichen.

Das Projekt wurde vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), Berlin unter der Projektleitung von Thomas Preuß durchgeführt.

Kontakt

  • Dr. Fabian Dosch
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 6 „Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung“
    Telefon: +49 228 99401-2160
    E-Mail: fabian.dosch@bbr.bund.de

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