Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit Dezember 2005 – Dezember 2011
  • Programm ExWoSt

Kern des Forschungsfeldes ist es, innerstädtische Quartiere als Wohnstandorte und Erlebnisraum lebenswert zu gestalten. Durch Stärkung der Standortqualitäten soll die Attraktivität der Stadtquartiere erhöht werden. Besonderes Anliegen ist es, räumliche Bedingungen dafür zu schaffen, dass Familien in den Städten wohnen bleiben und ältere Menschen die Qualitäten städtischer Quartiere schätzen und wieder entdecken.

Zentrales Anliegen einer nachhaltigen Stadtentwicklungspolitik ist es, die Standortqualitäten der Städte zu stärken und die Attraktivität der Stadtquartiere für alle Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Hohe städtebauliche Qualitäten und bedarfsgerechte Wohnraumangebote können wesentlich dazu beitragen, die Suburbanisierung abzuschwächen und eine Rückbesinnung auf die Vorteile urbaner Lebensformen zu begünstigen. Dies betrifft sowohl Familien mit Kindern, die z.B. ihren Wunsch vom "Wohnen im Grünen" verwirklichen möchten, als auch ältere BewohnerInnen, die "die Stadt der kurzen Wege" zu schätzen wissen bzw. auf wohnungsnahe Versorgungsangebote angewiesen sind.

Der Städtebauliche Bericht der Bundesregierung stellt die Bedeutung der Städte als Lebenswelt aller Generationen in den Vordergrund. Er zielt darauf ab, wohnungspolitische Maßnahmen mit städtebaulichen noch enger zu verzahnen, z.B. bei der Gestaltung des öffentlichen Raums und der demographisch bedingten Anpassung städtischer Infrastruktur. Er verweist darauf, dass der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung der Stadtquartiere darin liegt, Stadtplanung und andere Fachplanungen zu vernetzen. Eine zukunftsichernde Wohnungs- und Städtebaupolitik wird dann erfolgreich sein, wenn die Berücksichtigung spezifischer Anforderungen einzelner Bevölkerungsgruppen dazu beiträgt, das Zusammenleben aller Generationen zu stärken.

Zur Umsetzung der Ziele des Städtebaulichen Berichtes und der Koalitionsvereinbarung hat das BMVBS im Haushalt 2005 ein Forschungsfeld im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus eingerichtet. Zentrales Anliegen des Forschungsfeldes ist es, innerstädtische Quartiere als Wohnort und Erlebnisraum lebenswert zu gestalten und durch bauliche Maßnahmen den gewandelten Anforderungen anzupassen. Ein besonderes Bedürfnis ist es dabei, die räumlichen Bedingungen dafür zu schaffen, dass Familien in den Städten wohnen bleiben wollen oder wieder zurückkehren. Dies gilt in gleicher Weise für die zahlenmäßig zunehmenden älteren Menschen, die die urbanen Qualitäten städtischer Quartiere schätzen oder wiederentdecken.

Stadtentwicklungspolitische Überlegungen, Lebensqualitäten in den Städten zu erhöhen und damit die Stadt insgesamt als Wohnstandort zu stärken, fallen dabei in eine Phase des Nebeneinanders von höchst unterschiedlichen Entwicklungstrends:

Einerseits verläuft die Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung in vielen Städten stabil oder auch deutlich positiv. Die hohe Nachfrage führt in vielen Quartierstypen und Wohnungsbeständen zu einer insgesamt günstigen Situation. Hier bieten öffentliche Maßnahmen zusammen mit privaten Investitionen und Angeboten die Basis für Erneuerungs- und Anpassungsprozesse im Wohnungsbestand und ein vielfältiges Quartiersleben in sozialer und ökonomischer Hinsicht. Im Ergebnis sind solche innerstädtischen Wohnstandorte auch für Familien mit mittlerem und höherem Einkommen als Wohnstandort akzeptiert und bieten gute Voraussetzungen für das Zusammenleben der Generationen. Hier dürften vor allem gezielte Einzelprojekte zur Anpassung von Wohnungsbeständen, Gemeinschaftseinrichtungen und Wohnumfeld gefragt sein, um die Standortqualitäten dauerhaft zu sichern.

Andererseits sind in anderen Städten oder benachbarten Stadtteilen Stagnations- und Schrumpfungstendenzen zu beobachten. Viele Quartiere mit eigentlich hohen Potenzialen verlieren durch Entmischungsprozesse an entspannten örtlichen Wohnungsmärkten innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums ihre Funktion als attraktiver Wohnstandort von verschiedenen Generationen, insbesondere von Familien mit Kindern. So sind innerstädtische Wiederaufbaugebiete in verdichteter Bauweise durch die Angebotsmängel im Geschosswohnungsbau immer weniger Ziel für Familien, obwohl hier durchaus gute Wohnumfeldbedingungen und eine gute Infrastruktur vorhanden sind.

Andere häufig zu beobachtende Quartierstypen mit Erosionstendenzen sind Altbauquartiere in innerstädtischer Lage, die zwar über hohe Wohnungsbestands– und Lagepotenziale, nicht aber über ein familien- und kindgerechtes Wohnumfeld verfügen. Dabei spielen Freiflächendefizite, Gestaltungsdefizite und vor allem die Belastung durch den motorisierte Individualverkehr eine ganz zentrale Rolle. Bei einer stagnierenden Wohnungsmarktsituation und einer heterogenen Eigentümerstruktur kommt oft hinzu, dass die Wohnungseigentümer wenig konzeptionell und ohne Aussicht auf Refinanzierung in der Wohnungsbewirtschaftung und Modernisierung agieren. Insgesamt werden damit wichtige Potenziale verschiedener innerstädtischer Gebietstypen aufs Spiel gesetzt.

So kommt es zur Gleichzeitigkeit von attraktivem Innenstadtwohnen und Rückzug aus innerstädtischen Lagen. Es besteht also erheblicher Handlungsbedarf, die Wohn- und Lebensqualität zugunsten der jetzigen Bewohner, der zuzugsbereiten und rückkehrwilligen Haushalte wie auch in der Perspektive künftiger Generationen zu erhalten und zu erhöhen, damit die Städte insgesamt als Wohnstandort und Lebensmittelpunkt gesichert bleiben. Wohnungsangebot, soziale Infrastruktur und öffentlicher Raum wirken hier direkt zusammen.

Das Forschungsfeld baut auf den Ergebnissen und Erfahrungen der laufenden Projekte "städtisches Wohnen für Familien" und "Stadtquartiere für das Leben im Alter" auf. Es versteht sich als Beitrag des Wohnungs- und Städtebaus, die Herausforderungen des demographischen Wandels offensiv anzunehmen. Es trägt damit dazu bei, die Positionen des "Siebten Familienberichtes" des BMFSFJ zur familienfreundlichen Stadtentwicklungspolitik umzusetzen. Es werden Modellvorhaben finanziell und fachlich unterstützt, beispielhafte Konzepte in vorbildlichen Projekten durch konkrete Maßnahmen umzusetzen.

Blätterfunktion

Barrieren in Stadtquartieren überwinden
BMVBS-Sonderveröffentlichung

Stadtquartiere für Jung und Alt - eine Zukunftsaufgabe Ergebnisse aus dem ExWoSt-Forschungsfeld "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere" Werkstatt: Praxis Ausgabe 71 |

Stadtquartiere für Jung und Alt Bilanz zum ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ BMVBS-Sonderveröffentlichung

Stadtquartiere für Jung und Alt – Europäische Fallstudien Sondergutachten im Rahmen des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus Forschungsfeld „Innovationen für familien- und … Werkstatt: Praxis Ausgabe 63 |

Neue Freiräume für den urbanen Alltag Modellprojekte im ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ BMVBS-Sonderveröffentlichung

Gestaltung urbaner Freiräume Werkstatt: Praxis Ausgabe 61 |

Gemeinschaftseinrichtungen im Quartier Dokumentation der Fallstudien im Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ Werkstatt: Praxis Ausgabe 60 |

Attraktives Wohnen im Quartier Dokumentation der Fallstudien im Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ Werkstatt: Praxis Ausgabe 59 |

Stadtquartiere für Jung und Alt Das ExWoSt–Forschungsfeld „Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ BMVBS-Sonderveröffentlichung

Endbericht

Lebenswerte Stadtquartiere für Jung und Alt – Fortschrittsbericht 2011 PDF 99MB Datei ist nicht barrierefrei Dokumenttyp: Download

Kontakt

  • Iris Ammann
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 1 „Wohnungs- und Immobilienmärkte“
    Telefon: +49 228 99401-1576
    E-Mail: iris.ammann@bbr.bund.de

  • Stephan Willinger
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 2 „Stadtentwicklung“
    Telefon: +49 228 99401-1275
    E-Mail: stephan.willinger@bbr.bund.de

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