Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Nachbarschaftstreff Fritz-Erler-Siedlung"
Kreuztal – Fritz-Erler-Siedlung (Nordrhein-Westfalen)

Eckdaten
Stadt31.970 EW
Stadtquartier1.700 EW
QuartierstypGroßsiedlung
KreistypKernstadt
LageInnenstadtrand
präg. Baualter70er Jahre
SozialdatenAlte: 24%
Zuwanderer: 42%
Sozialhilfeempfänger: 25%
Träger/EigentümerTrägerverbund (Kommune, AWO, LEG)
FörderungStadtumbau West

1. Kontext

Die Fritz-Erler-Siedlung liegt unmittelbar nördlich des Stadtzentrums von Kreuztal. Sie wurde in den 1970er Jahren mit ca. 700 Wohneinheiten errichtet. Sie hat stadtweit große Bedeutung zur Versorgung einkommensschwächerer Bevölkerungsgruppen mit Wohnraum. Der Stadtteil ist Programmgebiet im Stadtumbau West.Um der Fritz-Erler-Siedlung vor dem Hintergrund des demographischen Wandels nachhaltige Entwicklungsperspektiven zu eröffnen, bedarf es einer integrierten gebietsbezogenen Erneuerung unter Einbeziehung baulicher, sozialer und organisatorischer Bausteine. Die Fritz-Erler-Siedlung soll mit einem umfassenden Konzept zum Stadtumbau erneuert und neu strukturiert werden. Als Basis hierfür wurde im Jahr 2004 ein Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept erarbeitet. Im Stadtteil existieren keine Nachbarschafts- oder Vereinsstrukturen. Außerdem werden Räume der Kommunikation, wie zum Beispiel ein Café o.ä. im unmittelbaren Siedlungsbereich vermisst, in denen BewohnerInnen zusammenkommen, sich austauschen und gemeinsame Aktivitäten entfalten können.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Der zentrale Baustein des Gesamtkonzepts zur Erneuerung der Fritz-Erler-Siedlung ist die Einführung eines Quartiersmanagements in Verbindung mit der Etablierung einer Gemeinschaftseinrichtung. Die bisher ansässige Beratungsstelle der AWO (untergebracht in zwei umgenutzten Wohnungen) wird durch die Zusammenarbeit der Stadt Kreuztal, der LEG und der AWO zu einem Quartiersmanagement umstrukturiert und durch den Neubau eines Nachbarschaftstreffs ergänzt. An zentraler Stelle werden vielfältige, für das Quartier wichtige Funktionen konzentriert: Beratung durch den sozialen Träger, Stadtteilbüro, Nachbarschaftstreff, Quartiersladen und Veranstaltungsbereich. Langfristig wird angestrebt, verstärkt die Bewohnerschaft selbst in die Gestaltung der Angebotsstruktur einzubinden und bewohnergetragene Aktivitäten zu initiieren. Die bisherigen Räume der Beratungsstelle erscheinen aufgrund der ungünstigen Lage und des Zuschnitts weitgehend ungeeignet für die angestrebte Nutzung. An zentraler Stelle innerhalb der Siedlung soll nun eine Erdgeschosswohnung für Büro- und Beratungsräume umgenutzt und ein größerer Multifunktionsraum als Anbau errichtet werden, der Platz für Versammlungen und Gruppenaktivitäten bietet.

3. Innovationen

Die enge Kooperation zwischen der öffentlichen Hand und einem privaten Wohnungsunternehmen stellt im Sinne des Forschungsfeldes einen innovativen Ansatz dar. Das Konzept für die Gemeinschaftseinrichtung basiert auf einer detaillierten Nachfrage- und Strukturanalyse des Wohnungsunternehmens für seine Bestände im Stadtteil. Die Kooperation im Prozess setzt auf die gemeinsamen Interessen von LEG und Stadt, sowie auf eine gebietsbezogene Verknüpfung von privaten und öffentlichen Aktivitäten.

4. Ziele

Durch die Zusammenlegung verschiedener Funktionen an einem Ort sollen nachbarschaftliche Beziehungen gefördert werden. Durch das Angebot des Nachbarschaftstreffs in Verbindung mit der Etablierung von altengerechten Wohnformen sollen Segregationsprozesse, insbesondere die Abwanderung der LangzeitbewohnerInnen, vermieden werden. Es werden folgende miteinander verknüpfte Ziele verfolgt:

  • umfassende Versorgung der BewohnerInnen mit sozialer Infrastruktur
  • Steigerung der Zufriedenheit der BewohnerInnen
  • weniger soziale Probleme im Quartier
  • Imageverbesserung des Quartiers
  • bessere Vermietbarkeit für den Wohnungseigentümer

5. Maßnahmen/Verfahren

Die Weiterentwicklung der AWO Beratungsstelle wurde als moderierter Prozess gemeinsam mit der Stadt Kreuztal, dem Träger, den in der Beratungsstelle Beschäftigten, der LEG Wohnen und weiteren lokalen Akteuren gestaltet. Die Begleitung dieses Prozesses übernahm ein externes Planungsbüro. Auf mehren Workshops wurden prozessbegleitend mit der Stadtverwaltung, politischen Gremien, Akteuren und BewohnerInnen die mögliche inhaltliche Ausrichtung, Trägerstrukturen sowie die interne Organisationsstruktur der Gemeinschaftseinrichtung diskutiert. Es wurde ein langfristiger Kooperationsvertrag zwischen der Stadt, der Arbeiterwohlfahrt und der LEG Wohnen Remscheid GmbH abgeschlossen. Dieser Vertrag regelt die Aufgaben- und Kostenverteilung bei der Durchführung des Quartiersmanagements sowie bei der Stärkung bewohnergetragener Strukturen. Weiterhin wurde ein Beirat mit einer großen Akteurs- und Bewohnerbeteiligung etabliert. Der Beirat soll die inhaltliche Arbeit im Stadtteil mitgestalten und nicht allein eine Kontrollfunktion ausüben. Als projektsteuerndes Gremium wurde die "Steuerungsgruppe" ins Leben gerufen, in der eine deutlich kleinere Anzahl von Akteuren mit "Richtlinien- und Entscheidungskompetenz" vertreten ist. Die Aufgabe dieser engeren Akteursgruppe liegt darin, die erforderlichen politischen Entscheidungen zur Projektrealisierung vorzubereiten.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Die Baukosten werden auf 450.000 € geschätzt. Die Kosten für die Erstellung der Räumlichkeiten für das Quartiersmanagement und den Nachbarschaftstreff werden von der LEG übernommen. Für diese Kosten wird ein Förderantrag (Stadtumbau West) gestellt.

Die Personalkosten für das Quartiersmanagement werden von der Stadt getragen. Für die Dauer der Förderung aus dem Stadtumbauprogramm wird eine Förderung der Personalkosten für das Quartiersmanagement beantragt. Die Kosten für den laufenden Betrieb werden je zur Hälfte von der Stadt und der LEG getragen. Die Kosten für die Erstausstattung und Ersatzbeschaffungen der Räumlichkeiten werden nach Abzug eventueller Landeszuschüsse und Sponsorengelder je zur Hälfte von der Stadt und der LEG getragen. Die Kostenbeteiligung soll durch Anwerben von Sponsoren möglichst gering gehalten werden.

7. Neue Technologien

Bei der Raumkonzeption wird die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien angestrebt.

8. Projektstand

Das Projekt befindet sich im fortgeschrittenen Planungsprozess.

9. Akteure/Beteiligte

  • Städtische Verwaltung: Stadtplanung, Amt für Kinder, Jungend, Familie
  • Stadtteilmanagement
  • Wohnungseigentümerin LEG
  • AWO

Ansprechpartnerin:
Bianca Bittner
Stadt Kreuztal
Sachgebiet Stadtplanung
Telefon: 02732/ 51369

10. Gender-Relevanz

Bei dem Projekt gibt es keine besonders hervorzuhebenden Gender-Aspekte.

11. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Neben einem Terrassenbereich sollen auch die umliegenden Freiflächen gestalterisch eingebunden werden, so dass auch außerhalb der Einrichtung familien- und altengerechte Aufenthaltsbereiche entstehen.

12. Besonderheiten /Anmerkungen

Fallstudie.

13. Weiterführende Informationen

Keine.

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