Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Nachbarschaftstreff Milanhorst"
Potsdam – Schlaatz (Brandenburg)

Eckdaten
Stadt147.500 EW
Stadtquartier9.000 EW
QuartierstypPlattenbausiedlung
KreistypKernstadt
LageInnenstadtrand
präg. Baualter80er Jahre
SozialdatenAlte: 12%
Zuwanderer: 10%
Arbeitslose: 24
Träger/EigentümerFreier Trägerverein/ Wohnungsunternehmen
Förderungk. A.

1. Kontext

Das Wohngebiet Am Schlaatz liegt im Südosten von Potsdam. Die 1980 begonnenen Baumaßnahmen wurden 1987 mit der Fertigstellung des Neubaugebietes in seiner heutigen Form abgeschlossen. Erst kurz vor der Wende fertiggestellt, verlor das Wohngebiet nach dem Zusammenbruch der DDR rapide an EinwohnerInnen und wurde zum Sanierungsfall. 1997 wurde er in das Förderprogramm "Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete" aufgenommen. Seit dem Jahr 2000 stehen auch Fördermittel aus dem Förderprogramm "ZiS 2000 – Zukunft im Stadtteil" für das Wohngebiet zur Verfügung. Inzwischen konnte durch das integrierte Handeln aller Akteure vor Ort und mit Unterstützung der Förderprogramme die Situation am Schlaatz stabilisiert werden. Bis 2007 sollen die geplanten Maßnamen im Stadtteil abgeschlossen sein, dann jedenfalls laufen die Förderungen für den Schlaatz aus.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Der interkulturelle Nachbarschaftstreff Milanhorst wurde in einer seit 2,5 Jahren leer stehenden, ehemaligen Seniorenfreizeitstätte am Milanhorst eingerichtet. Initiiert wurde das Projekt von der Eigentümerin des Wohnkomplexes Milanhorst, der Gewoba. Träger ist der Verein für Weltoffenheit und Menschenwürde e.V. In dem Nachbarschaftstreff stehen ein großer Raum für Feste und Feiern und vier kleinere Räume für Beratung und Kleingruppenarbeit zur Verfügung. Das Angebot des Nachbarschaftstreffs konzentriert sich auf konkrete und niedrigschwellige Angebote, die sich an den Bedürfnissen der BewohnerInnen orientieren und mit den Akteuren vor Ort gemeinsam geplant und durchgeführt werden. Die Angebote reichen von der gemeinsamen Gestaltung des Nachbarschaftstreffs über Schulprojekte für den dauerhaften Aufbau nachbarschaftlicher Beziehungen bis hin zu Jugendkonferenzen. Auch generationenübergreifende Projekte in Form von Patenschafts- und Mentoringprogrammen sind Teil des Konzeptes.

Gemeinsam mit den anderen Einrichtungen, und Vereinen im Stadtteil wurden frühzeitig Abstimmungsgespräche zu den geplanten Nutzungen geführt, um Doppelungen zu vermeiden und Kooperationen zu vereinbaren. Der Nachbarschaftstreff soll sich profilieren als Begegnungs-, Beratungs- und Informationszentrum, als Veranstaltungsort und als Wohlfühlort. Kommunikation, Integrationshilfe, Mediation und Konfliktmanagement sind Leistungen und Angebote, die von Seiten der Gewoba in das Anforderungsprofil für die Einrichtung eingebracht wurden.

3. Innovationen

Als Initiatorin des Projektes wird die Gewoba ihrer sozialen Verantwortung als Wohnungsunternehmen im Stadtteil beispielhaft gerecht. Das Kooperationsmodell zwischen Träger und Wohnungsunternehmen zur Finanzierung der Betriebskosten ist zukunftsweisend insbesondere für Gemeinschaftseinrichtungen in sozial belasteten Wohnquartieren. Die niedrigschwellige, auf offene Begegnung angelegte Ausrichtung des inhaltlichen Konzeptes trägt dazu bei die Gemeinschaftseinrichtung für alle Menschen im Stadtteil zugänglich und zu einem Identifikationspunkt zu machen.

4. Ziele

  • Schaffung eines Raumangebotes für Begegnung im wohnungsnahen Umfeld
  • Förderung des nachbarschaftlichen Zusammenlebens und der sozialen Integration
  • Vermittlung zwischen den Kulturen

5. Maßnahmen/Verfahren

Im Mai 2005 forderte die Gewoba drei potenzielle Trägervereine für das Nachbarschaftstreff auf, ein Konzept für einen interkulturell orientierten Nachbarschaftstreff anzubieten. Die Entscheidung zugunsten des Vereins für Weltoffenheit und Menschenwürde e.V. wurde von einer Jury getroffen, der u.a. die Ausländerbeauftragte der Stadt und Vertreter anderer Wohnungsunternehmen und Vereine angehörten. Im Juli wurde eine Kooperationsvereinbarung zwischen Wohnungsunternehmen und Verein unterzeichnet.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Rund 170.000 Euro wurden für den Umbau der ehemaligen Seniorenfreizeitstätte eingesetzt. Die Sanierung wurde von der Gewoba finanziert und mit Mitteln aus dem Förderprogramm "Zukunft im Stadtteil" (ZiS) gefördert. Zur materiellen Unterstützung des Betriebes erhebt die Eigentümerin eine vergleichsweise geringe Miete. Zugleich nimmt sie Leistungen des Trägers – etwa Konfliktschlichtungen bei Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Grünflächenpflege - in Anspruch. Über den Bezug und die Vergütung der Leistungen wurde eine Rahmenvereinbarung zwischen dem Wohnungsunternehmen und dem Träger abgeschlossen, die dem Träger die Abnahme der Leistungen in einem definierten finanziellen und zeitlichen Rahmen garantiert. Das so erwirtschaftete Geld kann für die Miete und Personalkosten eingesetzt werden. Weitere Mittel akquiriert der Verein über Projektförderungen und Sponsoren.

7. Neue Technologien

Keine Angaben.

8. Projektstand

Im Oktober 2005 wurde mit den Umbauarbeiten begonnen. Im Mai 2006 wurde die offizielle
Eröffnung des Nachbarschaftstreffs Milanhorst gefeiert.

9. Akteure/Beteiligte

Brandenburgischer Verein für Weltoffenheit und Menschenwürde e.V., Gewoba, Projekt Stadtspuren, Stadt Potsdam, Einrichtungen des Stadtteils

10. Gender-Relevanz

Bei dem Projekt gibt es keine besonders hervorzuhebenden Gender-Aspekte.

11. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Keine.

12. Besonderheiten /Anmerkungen

Ohne die Wettbewerbssituation auf dem Potsdamer Wohnungsmarkt aufzuheben, haben sich die Gewoba und fünf Wohnungsgenossenschaften in dem Projekt "Stadtspuren" zusammengeschlossen. Anlässlich des Großereignisse Bundesgartenschau Potsdam (BUGA) im Jahr 2001 wurde ein gemeinsamer Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet. Auch nach der BUGA wird die Zusammenarbeit fortgesetzt. Seit dem Jahr 2002 beteiligen sich die Unternehmen der Stadtspuren aktiv am Wettbewerb Stadtumbau Ost. Gemeinsam werden Konzepte für attraktive Wohngebiete erarbeitet. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung entstanden in diesem Jahr die Wohnungspolititschen Leitlinien.

Fallstudie.
Projekttyp Neuentwicklung.

13. Weiterführende Informationen

Keine.

Zugehörige Projekte

Diese Seite