Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Shared Space"
Bohmte (Niedersachsen)

Eckdaten
Stadt13.600 EW
Stadtquartierk. A.
Quartierstypk. A.
Kreistypverstädteter Raum/ verdichteter Kreis
LageInnenstadt
emischt
Sozialdaten>65-Jährige: 17%
<18-Jährige: 22%
Zuwanderer: 11%
Arbeitslose: 8,7%
Träger/EigentümerGemeinde Bohmte, Land Niedersachsen
FörderungDrittmittel (Land, Landkreis, Unternehmen), EU-Interreg

1. Kontext

Shared Space – So heißt ein neuer Ansatz zur Raumplanung und -einrichtung, der in ganz Europa immer mehr Beachtung findet. Shared Space beinhaltet neue Ausgangspunkte für den Gebrauch, den Entwurf und die Unterhaltung unserer Strassen und öffentlichen Räume und hebt die herkömmliche Trennung der verschiedenen räumlichen Funktionen auf. Das Prinzip Shared Space wird in einem EU-Interreg-Projekt mit einer Laufzeit von 2004 bis 2008 beispielhaft in 7 verschiedenen europäischen Gemeinden in Europa konkretisiert.

Die Gemeinde Bohmte will im Rahmen des EU-Projektes den Ortskern um die Bremer Straße herum umgestalten. Die Ortschaft wird durch zwei Landesstraßen sowie eine Kreisstraße durchzogen. Die Bremer Straße ist dabei mit rund 12.600 Kfz pro Tag belastet, wobei der Schwerlastanteil immer größer wird.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Das entscheidende Merkmal von Shared Space ist, dass Verkehrsschilder, Fußgängerinseln, Ampeln und andere Barrieren nicht mehr nötig sind. Nach dem Gedanken von Shared Space fügen sich die Autofahrer rücksichtsvoll ins menschliche Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und spielenden Kindern ein. Durch gestalterische Mittel soll ein soziales Verkehrsverhalten gefördert werden. Hierbei spielen die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer und die damit verbundenen Möglichkeiten Blickkontakt aufzunehmen eine große Rolle.

Diese Gestaltungsansätze werden in Bohmte in zwei zentralen Teilbereichen realisiert:

  • Rad- und Fußweg "Am Schwaken Hofe" inklusive Mixed-User-Bereich "Ovelgönne"
  • Umgestaltung der zentralen Kreuzungsbereiche "Bremer Straße/Am Schwaken Hofe" und "Bremer Straße/Leverner Straße". An der Bremer Straße befinden sich wichtige öffentliche Gebäude, wie die beiden Kirchen, das Rathaus und der Bahnhof.

3. Innovationen

Innovationen in Bewegungsräumen und Netzen - Vorbereitung der Generationen übergreifenden Aneignung von öffentlichen Räumen

  • Beispielgebendes und experimentelles Projekt für die Umgestaltung öffentlicher (Verkehrs-) Räume im Sinne einer gleichberechtigten Nutzung für alle Nutzer und Generationen
  • Das Projekt steht für einen Paradigmenwechsel in der Planungsphilosophie: Statt aus der Perspektive der Verkehrsplanung zu steuern soll nach Möglichkeiten gesucht werden, den Menschen und die räumlichen Qualitäten als steuernde Parameter einzusetzen.
  • Das Projekt sucht nach neuen Perspektiven für den Verlauf von Planungs- und Entwurfprozessen und übertragbaren praktischen Lösungen für die Umgestaltung der alltäglichen Verkehrs- und Bewegungsräumen in den Städten und Gemeinden

4. Ziele

  • Verbesserung der Lebensqualität und Sicherheit auf den Straßen, indem der (junge oder ältere) Mensch statt des Verkehrssystems in den Vordergrund gestellt wird
  • Intensive Beteiligung der Bürger an den Planungsprozessen
  • Entwicklung neuer Planungs-, Entwurfs- und Entscheidungsprozesse

5. Maßnahmen/Verfahren

  • Auf Basis der Vorgaben von Bürger-Workshops wurden von einem Team aus Verkehrsplanern, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern in einem kooperativen städtebaulichen Planungsverfahren Lösungsvorschläge für den Ortskern entwickelt.
  • Anhand der Abschlussdokumentation der Büros Bosch & Slabbers / ASTOC von 2005 erfolgte eine Information der Öffentlichkeit im Rahmen einer Einwohnerversammlung.
  • Die Abstimmung der Gestaltungsvorschläge mit den Verwaltungsspitzen der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sowie mit dem Landkreis Osnabrück ist durchweg positiv verlaufen, so dass die Ideen aus der Abschlussdokumentation in vollem Umfang umgesetzt werden können.
  • Geplant sind Gespräche mit den unmittelbaren Anliegern, Elternverbänden und Behindertenverbänden, um deren Belange mit einzubinden.
  • Danach erfolgt die Herstellung der Planreife entweder durch ein Bauleitplanverfahren oder durch ein Planfeststellungsverfahren.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Von den geplanten Gesamtkosten in Höhe von 1,3 Millionen € werden rund 45% gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (ERDF), rund 35% sind Drittmittel (Land, Landkreis, örtliche Unternehmen) und rund 20% Eigenmittel der Gemeinde.

7. Projektstand

  • Mit dem Bau des Rad- und Fußwegs "Am Schwaken Hofe" inkl. Mixed-User-Bereich "Ovelgönne" ist Anfang Oktober 2006 begonnen worden.
  • Die Umgestaltung der beiden Kreuzungsbereiche als Kernelemente des Projektes Shared Space soll im Zeitraum Mitte 2007 bis Mitte 2008 realisiert werden.

Bis Mitte 2008 soll das gesamte Projekt dann umgesetzt und abgerechnet sein.

8. Akteure/Beteiligte

Das Projekt wird federführend durch eine Projektsteuerungsgruppe begleitet, in der Vertreter der örtliche Politik, der Verwaltung, der örtlichen Kaufmannschaft, der Banken und des Landkreises Osnabrück vertreten sind. Eingebunden ist auch die projektbegleitende GfL Planungsund Ingenieurgesellschaft mbH, Bremen. In den Workshops und Einwohnerversammlungen konnten alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung einbringen.

Ansprechpartner:

Bürgermeister der Gemeinde Bohmte
Klaus Goedejohann
Telefon: 05471-80822
Fax: 05471-80899
E-Mail: goedejohann@bohmte.de

9. Gender-Relevanz

Das Projekt verfolgt bislang nicht ausdrücklich die Prinzipien des Gender Mainstreaming.

10. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Das Projekt Shared Space bezieht sich im engeren Sinne auf die Gestaltung des öffentlichen Raumes, insbesondere mit Blick auf Verkehrsräume und die Frage, wie öffentliche Verkehrsräume in den Orten immer mehr zu Räumen für alle gemacht werden können? Darüber hinaus geht es aber auch um die Neudefinition von Entwicklungszielen für den Ort Bohmte mit den Bezügen (Mehrgenerationen-)Wohnen, Aufenthaltsqualität, gewerbliche Entwicklung, Revitalisierung von Brachflächen zur Nutzung als Gemeinschaftseinrichtung.

11. Besonderheiten/Anmerkungen

Shared Space wurde von Hans Monderman (NL) entwickelt in konkreten Projekten weiter ausgearbeitet. Im Rahmen eines EU-Interreg-Projektes wird Shared Space in Planungen für 7 Partnerstädte konkretisiert. Beteiligt sind die Gemeinden Haren und Emmen sowie die Provinz Fryslân in den Niederlanden, die Städte Oostende in Belgien, Bohmte in Deutschland, Ejby in Dänemark und Ipswich in England. Das Projekt wurde vom europäischen Interreg IIIB North Sea Programm gefördert.

12. Weiterführende Informationen

Projektdokumentation: Shared Space. Raum für Alle. Neue Perspektiven zur Raumentwicklung. Provincie Fryslân, ohne Datum. Der Download ist zu finden unter:

Shared Space

Zugehörige Projekte

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