Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Gemeinschaftliches Wohnen Karmelkloster"
Bonn – Pützchen (Nordrhein-Westfalen)

Eckdaten
Stadt145.000 EW
Stadtquartier5.200 EW
QuartierstypMischquartier
KreistypKernstadt
Lagerandstädtisch
präg. Baualter60er/70er Jahre
Sozialdaten>65-Jährige: 18%
<18-Jährige: 18%
Zuwanderer: 13%
Arbeitslose: 10%
Träger/EigentümerWEG
Förderungkeine

1. Kontext

Das Karmeliterkloster liegt im rechtsrheinischen Bonner Stadtteil Pützchen (Nähe Geschäfte, Arztpraxen, Schulen, etc. ). Nachdem die Anzahl der Ordensschwestern stark zurückging, wurde gegen Ende 1998 ein neuer Klosterstandort gesucht. Die nun zur Disposition stehenden Gebäude sollten umgebaut und umgenutzt werden. In regelmäßigen Treffen wurden das weitere Vorgehen und die Planungen gemeinsam von Architekten und den späteren Bewohnern konkretisiert.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Das Konzept sieht ein Projekt des gemeinschaftlichen Wohnens vor, das an die Tradition des gemeinschaftlichen Lebens in Klöstern aber auch an die "Dorfgemeinschaft" anknüpft. Durch einen differenzierten Wohnungsmix werden alle Altersgruppen angesprochen. Realisiert wurden sowohl Umbau als auch Neubaumaßnahmen. Im ehemaligen Klostergebäude entstanden in enger Absprache mit dem Denkmalschutz 34 Wohneinheiten (1.BA). Diese sind teilweise altengerecht (umgestaltbar zu behindertengerechten Wohneinheiten).

In Teile des Bestandes werden außerdem Büroeinheiten integriert, um die Verbindung von Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen. Auf dem großzügigen Parkgelände wurden darüber hinaus 16 Reihenhäuser für Familien und 21 Geschosswohnungen errichtet (2.BA). Das Parkgelände steht nach Abschluss der Arbeiten allen Bewohnern zur Verfügung. Um Räume für gemeinschaftliche Aktivitäten zu haben, wurde die Kapelle des Klosters zu einem Gemeinschaftsraum umgebaut. Träger und Eigentümer des Raums ist der Bewohnerverein. Dieser übernimmt auch die Hausverwaltung. Zusätzlich steht den Bewohnern eine gemeinsame Tiefgarage zur Verfügung. Bereits während der Planungen wurde die Gruppe durch eine professionelle Moderatorin begleitet. Der Gedanke nachbarschaftlicher Hilfestellungen und damit verbesserte Möglichkeiten, lange in der eigenen Wohnung leben zu können, wurden dabei von Anfang an allen Projektmitgliedern vermittelt.

Eine Öffnung zum Stadtteil erfolgt über das Nachbarschaftscafé. Auch der Gemeinschaftsraum ist aufgrund eingesetzter Fördermittel (Förderbedingung) für die Nachbarschaft nutzbar.

3. Innovationen

  • Die Finanzierung wurde durch die Architekten selbst realisiert. Sie gründeten die GWK GmbH als Bauträger.
  • Mischung unterschiedlicher Wohnungstypen in denkmalgeschützter Bausubstanz einschließlich Neubau

4. Ziele

  • Nachbarschaftliche Gemeinschaft mit gegenseitiger Hilfe und gemeinsamer Freizeitgestaltung
  • Durchmischte Altersstruktur
  • Kompetenzen der Bewohner für das Projekt nutzen
  • Selbstbestimmung auch im Alter erhalten

5. Maßnahmen/Verfahren

  • 1998 Verkauf des Klosters an die Architekten
  • 1999 Gründung des Bewohnervereins
  • Vermarktung der Wohnungen (auch über kulturelle Veranstaltungen, Weinproben im Kloster), Baubeginn nach Verkauf von 60%
  • 2000 Fertigstellung des 1. BA (Umbau des denkmalgeschützten Hauses)
  • Vermarktung des 2. BA, vor Beginn der Bauarbeiten bereits 80% verkauft
  • 2003/04 Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts (Neubau von Reihenhäusern)

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Die Architekten übernahmen die Rolle eines Bauträgers, daß heißt Übernahme des Verkaufs der einzelnen Wohneinheiten, nachdem der Grundstückskauf in Eigenregie finanziert worden war. 30% der Kaufsumme wurden nach Vormerkung ins Grundbuch fällig, 70% konnten in maximal sieben Raten nach Baufortschritt in Rechnung gestellt werden. Die Kaufpreise lagen vorher fest (rund 2.400 Euro/), individuelle Sonderwünsche (rege genutzt) wurden separat berechnet. Der Gemeinschaftsraum wurde durch das Land Nordrhein-Westfalen gefördert (80% der Erwerbskosten, 25-jährigen Zweckbindung). Demzufolge müssen die Räume im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen auch der Nachbarschaft zugänglich sein. Die Finanzierung der Moderation wurde ebenfalls durch das Land Nordrhein-Westfalen mit 80% bezuschusst.

7. Projektstand

Die Wohnungen und Reihenhäuser sind fertiggestellt und bezogen. Das Café ist in Betrieb.

8. Akteure/Beteiligte

Fischer + von Kietzell Architektenpartnergesellschaft
Jürgen von Kietzell
info@fischer-vonkietzell.de
Tel. (0228) 9480348
www.fischervon-kietzell.de

Bewohner des Projekts

9. Gender-Relevanz

keine

10. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes musste im 1. BA weitgehend auf private Freiflächen verzichtet werden. Die hohe Nachfrage zeigt, dass diese Nachteile aufgrund der gestalterischen Qualität der gemeinschaftlichen Freiflächen (Klosterinnenhof, Parkanlage) auch in einem gehobenen Preissegment in Kauf genommen wurden.

11. Besonderheiten /Anmerkungen

12. Weiterführende Informationen

LBS Bundesgeschäftsstelle (Herausgeber): "Wohnprojekte für Jung und Alt", Berlin, 2002

Zugehörige Projekte

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