Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Dunckerviertel"
Leipzig – Neulindenau (Sachsen)

Eckdaten
Stadt493.000 EW
Stadtquartier5.380 EW
QuartierstypSiedlungsbau
KreistypKernstadt
Lagerandstädtisch
präg. Baualter50er Jahre
Sozialdaten>65-Jährige: 29%
<18-Jährige: 12%
Zuwanderer: 3%
Arbeitslose: 18%
Träger/EigentümerLeipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH
FörderungBauabschnitt 2: Investionszulage
Bauabschnitt 3 und 4 : keine

1. Kontext

Der Stadtteil Neulindenau befindet sich im Westen der Stadt Leipzig. Der Ortsteil erstreckt sich wie eine Insel des Wohnens zwischen Industriegebieten, Bahnanlagen, Kleingartenvereinen und Wasserläufen. Kernstück des Stadtteils ist das denkmalgeschützte Dunckerviertel. Das Dunckerviertel wurde 1953-1958 errichtet. Es entstand eine Siedlung mit über 800 Wohnungen, Ladengeschäften, umfangreichem Wohngrün und einer geringen Wohndichte.

Im Jahr 1999 wurde mit der Sanierung der ersten Gebäude im Dunckerviertel begonnen. Bis zum Jahr 2001 wurden 373 Ein- bis Vierraumwohnungen saniert und Balkone angebaut. Das höchste Gebäude (5 Etagen) mit 40 Einraumwohnungen erhielt einen Aufzug.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Aufgrund von baulichen und funktionalen Mängeln, verbunden mit hohen Leerstandsraten, wurde die Sanierungsplanung der noch über 430 unsanierten Wohnungen und Gewerbeeinheiten im Jahr 2002 begonnen. Dafür wurde der Standort differenziert nach den städtebaulichen Qualitäten, der Infrastruktur und dem Produkt Wohnung betrachtet, mit dem Ziel, ein Stadtquartier
für alle Alters- und Nutzergruppen zu schaffen. Die vor Jahren eingesetzte Stadtflucht soll dabei verhindert und umgekehrt werden. Die Anzahl der Wohnungen und ihre Lagevorteile bilden das Potential, nachfrageorientierten Stadtumbau zu planen und zu verwirklichen. Es werden unterschiedliche Qualitätsstandards und verschiedene Wohnungstypen angeboten (Maisonette, Etagenwohnung, offenes Wohnen, Wohnen und Arbeiten, Wohnungen für Rollstuhlnutzer, Wohnungen mit Aufzug etc.) Dabei wird der Quartiersansatz im Rahmen des Stadtumbaus verstanden als:

  • Sanierung/Modernisierung von Wohnraum
  • Anpassung von Grundrissen an die Bedürfnisse aller Generationen
  • Verknappung von überzähligem Wohnraum durch Zusammenlegung aber auch durch Abriss von Gebäuden

Auch leerstehende Gewerbeflächen werden in neue Wohnkonzepte integriert. Das vorhandene umfangreiche Wohngrün soll durch neu geschaffene Mietergärten sowie neu angebaute großzügige Balkone und Terrassen mit den Wohnungen verbunden werden. Das Niederschlagswasser der Dachflächen wird in Versickerungsmulden geleitet, wodurch Mieter Betriebskosten einsparen.

Die soziale Integration der Bewohner im Quartier wird durch zahlreiche neu entstandene Begegnungsmöglichkeiten im Freiraum und Wohnumfeld gefördert. Hinzu kommt ein Familientreff im kreisförmigen Pavillon im Quartier.

3. Innovationen

Ausgehend von einer genauen Marktanalyse wurde bewusst ein breiter Wohnungsmix entwickelt. Aus wirtschaftlichen Überlegungen und der Nutzung von Wettbewerbsvorteilen (Nischenbesetzung) sollen langfristig stabile und gemischte Nachbarschaften entstehen, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen.

4. Ziele

  • Abbau von strukturellem Wohnungsleerstand durch Schaffung eines familien- und seniorengerechten Stadtquartiers mit erhöhter Lebensqualität
  • Verbindung des umfangreichen Wohngrüns mit den Wohnungen durch neue Balkone, Terrassen und Gärten
  • Schaffung von Treffpunkten für Jung und Alt

5. Maßnahmen/Verfahren

Für die Planung und Umsetzung der Sanierung des Dunckerviertels wurde das Gebiet in sieben Baumaßnahmen gegliedert. In der ersten Phase (Jahr 2004 - Baumaßnahme 2) wurden Wohnungen für Familien, Singles und 2-Personenhaushalte saniert und mit Balkonen ausgestattet. Umgesetzt wurden auch Maisonette- und Galerielösungen. Aus der ehemaligen Post entstanden zwei Wohnungen, in denen die alten Schalteranlagen und Telefonzellen integriert wurden. Weitere Gewerbebereiche wurden in dem nächsten Bauabschnitt (Baumaßnahme 3) durch den Anbau von Rampen in rollstuhlgerechte 2-Raumwohnungen umgestaltet. Es entstanden darüber hinaus 2 bis 4-Raumwohnungen mit Balkon.

Im Rahmen der Baumaßnahme 4 werden durch den Einbau von Aufzügen 2- und 3- Raumwohnungen entstehen, die besonders für Senioren, aber auch für alle anderen Alters- und Nutzergruppen schwellenlos erreichbar sind.

Derzeit ist die Entstehung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz in Vorbereitung.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Die Finanzierung erfolgte über Mittel der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft. Fördermittel konnten bei der Baumaßnahme 2 im Rahmen der Investitionszulage in Anspruch genommen werden.

Darüber hinaus: Abbruchmittel Stadtumbau Ost

7. Projektstand

Durch die verschiedenen Maßnahmen wie Grundrissänderungen, neue Ausstattungsmerkmale (Terrassen etc.), neue Wohnformen und Gestaltungskonzepte wurde ein differenzierter Wohnungsmix entwickelt. Das Ergebnis ist eine nahezu hundertprozentige Vermietung in der bereits realisierten Baumaßnahme 2. Die Baumaßnahme 3 wurde im Mai 2006 fertiggestellt. Mit der Baumaßnahme 4 wurde im März 2006 begonnen. Die Fertigstellung ist für Ende 2006 geplant.

Die Möglichkeit, den Familientreff (Pavillon im Quartier) anzumieten, wird rege angenommen. Hier finden auch einmal pro Woche unter dem Motto "Sport vor Ort" Gymnastikprogramme für die Bewohner des Stadtteils statt. Derzeit werden weitere Angebote für das Quartier entwickelt (Buchlesungen, musikalische Nachmittage). Das Angebot wird durch eine neu entstandene Gästewohnung erweitert.

8. Akteure/Beteiligte

Neben der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH als Bauherr wirken mit:

S&P-Sahlmann Planungsgesellschaft für Bauwesen mbH als Architekt und Fachplaner
GP-Schuppertbau GmbH als Auftragnehmer
Amt für Bauordnung und Denkmalpflege der Stadt Leipzig

Ansprechpartner:
Katrin Müller
Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH
Prager Str. 21
04103 Leipzig
Telefon 03 41 / 992 -3390

9. Gender-Relevanz

Bei dem Projekt gibt es keine besonders hervorzuhebenden Genderaspekte.

10. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Das Motto für die Gestaltung des Wohnumfeldes "Die Welt als Garten" bezeichnet auf der einen Seite die notwendige Integration von allen Alters- und Nutzungsstufen im Wohngebiet bei gleichzeitiger Berücksichtigung aller Ansprüche der Allgemeinheit, wie Park-, Müll-, Spiel- und Sitzplätze. Auf der anderen Seite soll ein höchstmögliches Maß an individueller Freiraumgestaltung durch die Nutzung von Mietergärten, Terrassen und Balkonen ermöglicht werden. Die Anlage von Spielbereichen schafft Aufenthaltsmöglichkeiten und Treffpunkte für die jüngeren Bewohner. Die Wohnblöcke sind durch ein Wegesystem fußläufig erschlossen, so dass ein Rundweg durch das Wohnquartier für die Bewohner möglich ist. Durch den Abriss ganzer Häuserblocks konnte ein ausgewogenes Verhältnis von bebautem und unbebautem Raum erzielt werden.

11. Besonderheiten /Anmerkungen

Im Zentrum des Dunckerviertels befindet sich ein Service-Kiosk der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft. Hier können sich Mieter und Mietinteressenten ohne große Umwege an jedem Wochentag an freundliche Service-Mitarbeiter wenden.

12. Weiterführende Informationen

keine

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