Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Wohnen in Zech"
Lindau – Zech (Bayern)

Eckdaten
Stadt24.000 EW
Stadtquartier1.650 EW
QuartierstypMischquartier
Kreistypländlicher Kreis
Lagerandstädtisch
präg. Baualter50er/60er Jahre
Sozialdaten>60-Jährige: 31%
<18-Jährige: 25%
Migranten: 30%
Träger/EigentümerWohnungsunternehmen (kommunal)
FörderungSoziale Stadt
LOS

1. Kontext

Der Stadtteil mit circa 1.650 Einwohner liegt im Osten der Stadt Lindau. Es handelt sich um eine isolierte randstädtische Lage; durch ein Gewerbegebiet ist das Quartier vom gesamtstädtischen Zusammenhang getrennt. Dreigeschossige Mehrfamilienhäuser aus den 50erund 60er Jahren dominieren, nur circa 20% der Gebäude sind Ein- und Zweifamilienhäuser (unter anderem Dorniersiedlung aus den 30er Jahren). 60% des Wohnungsbestandes sind im Besitz der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH Lindau-Bodensee GWG). Die Gebäude waren zu Projektbeginn in einem desolaten baulichen Zustand, es bestand ein hoher Modernisierungsbedarf.

Bei ungünstigen Sozialindikatoren erfolgte eine zunehmende Polarisierung der Bevölkerungsstruktur: Bei den älteren Bewohnern handelt es sich um "Alteingesessene", die stark mit dem
Stadtteil verbunden sind; die Zuziehenden sind zumeist ausländische Familien, die nur geringe Wahlmöglichkeiten auf dem Wohnungsmarkt besitzen.

Die Konsequenzen für den Stadtteil waren:

  • Wegzug junger deutscher Familien.
  • Schwindende Kaufkraft, Geschäftsaufgaben.
  • Rückgang der Kinder an der Grundschule und einseitige Schülerstruktur (zum Teil 50% Kinder mit Migrationshintergrund), bedrohen den Erhalt der Grundschule.
  • Keine Angebote für Kinder und Jugendliche im Quartier

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Im Rahmen des Programms Soziale Stadt wurde im Stadtrat das "Integrierte Handlungskonzept" verabschiedet und eine Aufwertungsstrategie für den Stadtteil beschlossen. Dabei wurden vier Themen als besondere Handlungsschwerpunkte definiert:

  • Neubau für junge Familien
  • Wohnen im Alter
  • Schule und Integration
  • Angebote für Kinder und Jugendliche

Die Verbesserung des Wohnungsangebots wird dabei als zentraler Ansatzpunkt zur Stärkung der Bewohnerstruktur und des Stadtteils insgesamt verstanden.

3. Innovationen

  • Aufwertung einer "Problemnachbarschaft" durch ausdifferenziertes Wohnangebot für unterschiedliche Zielgruppen (zum Beispiel Einfamilienhausbau für Familien mit Kindern, Single- Wohnungen, Umbau Ledigenheim, Seniorenwohnanlage, etc.)
  • Ergänzende Angebote für jung und alt, wie zum Beispiel gemeinsamer Mittagstisch von Müttern für den Stadtteil (2x wöchentlich zwischen 50 und 80 Besucher)
  • Bürgeraktivierung und Einbindung in den Prozess
  • Imageaufwertung durch regelmäßige Berichterstattung

4. Ziele

  • Zuzug junger (deutscher) Haushalte/Familien in den Stadtteil.
  • Aufwertung der Wohnangebote für die "Alteingesessenen".
  • Aufwertung der Schule (Anzahl der Schüler, heterogene Gruppe).
  • Verbesserung des Angebotes für Kinder und Jugendliche.
  • Verbesserung des nachbars. Miteinanders.
  • Verbesserung des Images.

5. Maßnahmen/Verfahren

  • Einrichtung einer ressortübergreifenden Lenkungsgruppe und enge Zusammenarbeit zwischen Wohnungsunternehmen, städtischen Ämtern, Landratsamt, Stadträten und vor Ort
    tätigen Akteuren (Schulleitung, Pfarrer, Sozialstation, etc.).
  • Einbindung der Bewohner durch Starterkonferenz, schriftliche Befragung, zugehende Ermittlungen und Einrichtung themenbezogener Arbeitsgruppen.
  • Familiengerechte Wohnangebote in der Dorniersiedlung (Abriss von Siedlerhäusern aus den 30er Jahren, Neubau und Nachverdichtung) (Eigentum).
  • Altengerechter Neubau (Miete).
  • Umbau eines Ledigenheims (Zimmer mit 8 ) zu familiengerechten Wohnungen mit großen Grundrissen und Dachterrassen/Balkon (Miete).
  • Nachverdichtung auf Garagen für Single-Wohnungen (Junges Wohnen) – (Miete)
  • Modernisierungen der 1950er/60er Jahre Häuser (Isolierung, Fenster, Balkone).
  • Mietergärten und Außenraumgestaltung.
  • Öffnung der Schule zur Nachbarschaftsschule (Mittagstisch für jung und alt).
  • Verbesserung des Angebots für Kinder und Jugendliche (Container).

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

  • Die Maßnahmen des Wohnungsunternehmens wurden nicht bezuschusst, sondern werden über Verkauf beziehungsweise Vermietung refinanziert. (Bspiel: Einfamilienhaus rund 230.000 Euro)
  • Soziale Maßnahmen (zum Beispiel Quartiersmanagement, Qualifizierungsangebote für Erwachsene und Jugendliche, Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche, Mittagstisch, etc.) wurden im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" kofinanziert oder über Lokales Kapital für soziale Zwecke (LOS) finanziert.

7. Projektstand

Frei werdende Siedlerhäuser werden nach und nach durch Einfamilienhausbau ersetzt. Die Modernisierungen der 1950er/60er Jahre Geschosswohnungsbauten sind zum großen Teil abgeschlossen. Die Single-Wohnungen sind fertig gestellt und bezogen. Das Ledigenheim ist umgebaut und bezogen. Bis Herbst 2007 entsteht ein Neubau mit 17 Wohnungen für Familien und einem Gemeinschaftsraum für alle. Seniorenwohnungen (Neubau) sind in Planung.

8. Akteure/Beteiligte

  • Wohnungsunternehmen (GWG)
  • Bewohner (Arbeitskreise, Bewohnervertreter Jugendliche), Schulen, Kirchen, Ausländerbeauftragte, Mieterverein, Arbeitsamt.
  • Quartiersmanagerin (beim Wohnungsunternehmen).
  • Lenkungsgruppe (Mitglieder aller im Stadtrat vertretenen Fraktionen, Landratsamt Sozialamt, Landratsamt Jugendamt, Stadt Lindau Sozialabteilung, Kämmerei, Oberbürgermeisterin)

Ansprechpartner:

Heiko Leonhard (Geschäftsführer GWG),
Gabriele Zobel (Quartiersmanagerin, GWG)
GWG Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft mbH
Reutiner Straße 63
88131 Lindau
Telefon 08382 / 96 04 10

9. Gender-Relevanz

keine

10. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

In Zech besteht eine sehr positive Wechselbeziehung zwischen den verschiedenen Themenfeldern. Mit der Modernisierung der Wohnbestände wurden die Außenanlagen ebenfalls aufgewertet (unter anderem Mietergärten) und parallel der Aufbau einer Nachbarschaftsschule (mit Mittagstisch, Nachbarschaftsbüro, Angeboten für alle Altersgruppen) initiiert.

11. Besonderheiten /Anmerkungen

Das Image von Lindau-Zech hat sich extrem verbessert und neue Bewohnergruppen stabilisieren den Stadtteil. Insbesondere durch den gesamtheitlichen Ansatz (bauliche Aufwertung und soziale Projekte) wurde ein erfolgreicher Weg eingeschlagen. Mittlerweile steht die Schließung der Grundschule nicht mehr zur Diskussion und das Ladenangebot hat sich wieder verbessert (Ansiedlung von Bäcker/Lebensmittel).

12. Weiterführende Informationen

Leben in Zech

Zugehörige Projekte

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