Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Vielfältiges Wohnen im Quartier"
Lübbenau/Spreewald – Neustadt (Brandenburg)

Eckdaten
Stadt12.900 EW
Stadtquartier9.500 EW
QuartierstypZeilenbau
Kreistypländlicher Kreis
Lageinnerstädtisch
präg. Baualter60er/70er Jahre
Sozialdaten>65-Jährige: 28%
<20-Jährige: 14%
Zuwanderer: 1,7%
Arbeitslose: 22%
Träger/Eigentümerkommunal/privatwirtschaftlich
FörderungSoziale Stadt
Bund-/Land-Programme

1. Kontext

Das Lübbenauer Wohngebiet Neustadt liegt südlich der Altstadt und war bis 1990 ein eigenständiger Stadtteil (Doppelstadt). Bauten der 1950er/60er Jahre sowie Verdichtungsmaßnahmen der 1970er Jahre prägen den Standort mit ca. 7.000 Wohneinheiten.

Erschließung eines Tagebaus und Errichtung von Braunkohlekraftwerken war 1957 der Auslöser für diese "Stadtgründung" mit hohem Bevölkerungswachstum. Anfang der 1980er Jahre betrug die Einwohnerzahl fast 20.000 Menschen. Die Schließung des Tagebaus und der Kraftwerke führte zum Verlust von Arbeitsplätzen und Abwanderungen in den in den 1990er Jahren. Diese erhebliche Abwanderung und der demografische Wandel (viele Bürger sind über 60 Jahre alt) führten zu massivem Wohnungsleerstand. Zerfall der Infrastruktur und Verlust der Standortidentität waren und sind noch die Folge. Die Gesamtbevölkerung der Stadt (ohne Gemeinden) wird sich bis 2020 vermutlich zwischen 11.000 und 12.000 Einwohner stabilisieren.

Ab 1996 wurden insbesondere für den Stadtteil Neustadt verschiedene Konzepte erarbeitet und fortgeschrieben. Grundlage für das heutige, gesamtstadtübergreifende Handeln ist das integrierte Stadtumbaukonzept (STUK) von 2002. Diese städtebauliche Handlungsgrundlage wurde im gleichen Jahr von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen und vom Bauministerium des Landes Brandenburg genehmigt.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Kernziele des STUK sind die Reduzierung des Wohnungsbestandes um circa 2.500 Wohneinheiten bei gleichzeitiger Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität des Standortes. Dazu gehören zum Beispiel ein barrierefreies Niedrigenergiehaus im Bestand als Brandenburger Modellprojekt. Ein 13-geschossiges Hochhaus bietet nach Umbau und Umnutzung seniorenfreundliches Wohnen mit internen Dienstleistungsangeboten. Um gerade für Familien Eigentumsbildung in der Stadt zu realisieren, wurden aus einem 4-geschossigen Plattenbau hochwertige 2-geschossige familiengerechte Reihenhäuser mit eigenen Gärten.

Weiterer Bestandteil des Projekts ist ein Projekt-/ Bürgerbüro mit 2 Mitarbeiterinnen. Es ist Anlaufpunkt für Bürger, organisiert Veranstaltungen, Stadtteilfeste und fungiert als Dreh- und Angelpunkt
für stadtübergreifende Aktivitäten.

3. Innovationen

Um eine gemeinsame Stadtumbaupolitik realisieren zu können wurde sehr frühzeitig das Projekt LÜBBENAUBRÜCKE initiiert.

Die LÜBBENAUBRÜCKE ist ein innovatives städtebauliches und wohnungswirtschaftliches Kooperationsprojekt der regionalen Wohnungsunternehmen und der Stadt Lübbenau; mit dem Ziel regionale und überregionale Kräfte zu bündeln und Akteure zu integrieren.

Das Projekt wurde 1999 beschlossen und wird seitdem erfolgreich umgesetzt. Eine Projektgruppe der Geschäftsleitungen der Projektträger steuert den Prozess und stimmt neue Zielsetzungen ab. Ein überregional zusammengesetzter Brückenbeirat bringt Zielsetzungen des Landes (Bauministerium), der Region (Landkreis) der Wissenschaft und der Förderinstitutionen vierteljährlich in das Projekt ein. Dadurch wird eine vorausschauende und nachhaltige Handlungsweise wesentlich unterstützt.

4. Ziele

Die Schaffung differenzierter Wohnraumangebote für alle Zielgruppen, die dauerhafte Stabilisierung der Infrastruktur verbunden mit hohem Wohn- und Freizeitwert bilden die Grundlage für die nachhaltige Festigung der Stadt.

  • Schaffung von Kristallisationskernen im Stadtumbaugebiet zur Stabilisierung des Stadtteils Neustadt
  • Abriss und Rückbau des Stadtteils auf den Kern der 1950er und 1960er Jahre Bebauung
  • Identifikationsstiftende Quartiersbildung und Wohnwertsteigerung
  • Umfassendes Dienstleistungsangebote für Bürger und Gäste der Stadt
  • Attraktive Wohnraum- und Standortgestaltung zur Mieter- und Neubürgergewinnung
  • Schaffung von Grundlagen zur nachhaltigen wirtschaftlichen Stabilisierung des Standortes

5. Maßnahmen/Verfahren

Kontinuierliche Umsetzung von Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an Gebäuden. Umsetzung des Stadtumbauprogramms.

Der Prozess wird durch mehrere Planungsbüros begleitet und fortgeschrieben. Die Moderation und Koordination des Prozesses erfolgt durch das Projektbüro der LÜBBENAUBRÜCKE und einen externen Moderator.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Die Finanzierung erfolgt durch Fördermittel des Bundes, des Landes und der Stadt Lübbenau und in Einzelfällen der EU.

7. Projektstand

Der 1999 konzentriert begonnene Stadtumbauprozess wird derzeit kontinuierlich fortgesetzt. Die Akzeptanz der Bevölkerung für die Stadtumbaumaßnahmen ist sehr hoch. Die Stabilisierung des Stadtteils trägt erste Früchte. Eine erste Zuzugtendenz ist feststellbar.

8. Akteure/Beteiligte

Im Projekt LÜBBENAUBRÜCKE wirken federführend mit:

Stadt Lübbenau/Spreewald
Wohnungsbaugesellschaft im Spreewald mbH (WIS)
Gemeinschaftliche Wohnungsbaugenossenschaft der Spreewaldstadt Lübbenau e.G. (GWG)
Sowie regionale Akteure

Ansprechpartner:
Dr. Othmer Projektbüro LÜBBENAUBRÜCKE
Herr Dr. Jürgen Othmer
Friedrich-Ebert-Straße 87
14467 Potsdam
Tel. : 0331-270 08 38
Fax : 0331-2700839
Email : mail@dr-othmer.de

9. Gender-Relevanz

Bei dem Projekt gibt es keine besonders hervorzuhebenden Genderaspekte.

10. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Wechselbeziehungen zu Gemeinschaftseinrichtungen bestehen durch Dienstleistungsangebote beziehungsweise das Projektbüro. Freiflächeneinrichtungen mit einer ruhezonenintensiven Außenanlagengestaltung sind Schwerpunkte im Stadtumbau.

11. Besonderheiten /Anmerkungen

Grundlage für den im Land Brandenburg beispielhaften Stadtumbau seit 2000 ist das gemeinsame Handeln unter dem "Dach" LÜBBENAUBRÜCKE.

Nur durch das permanente Engagement des Bürgermeisters und den Geschäftsleitungen der Wohnungsunternehmen ist dieses dauerhaft möglich.

Der Bauminister des Landes Brandenburg ist Schirmherr des Projektes.

12. Weiterführende Informationen

Lübbenau-Brücke

Zukunft gestalten – Wohnen und Leben im Informationszeitalter, 2004

Zugehörige Projekte

Diese Seite