Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Düsseldorf, Garath-Hellerhof: Hell-Ga - Zentrum für Familien und Generationen

Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere - Modellvorhaben

Angaben zum Projekt
KontaktHELL-GA e.V.
Ricarda-Huch-Straße 3a
40595 Düsseldorf
Tel.: +49 211 6007336

Mail: info@hell-ga.de
www.hell-ga.de
ProjekttypNachnutzung Gemeindezentrum
Nutzflächeca. 700 m²
TrägerVerein (bürgerschaftlich getragen)
AkteureHellGa e.V., Stadt Düsseldorf, Evangelische Kirchengemeinde, LEG NRW, Vereine im Stadtteil (Sportvereine, Schützenverein etc.)
ZielgruppenQuartiersbewohner, Familien
AngebotsprofilKinderbetreuung, Stadtteilcafé, Second-Hand-Laden, Freizeitangebote

Kontext

Der Stadtbezirk Garath-Hellerhof liegt am Südende des Düsseldorfer Stadtgebiets. Im Rahmen der Stadterweiterung ist er vor allem in den 70er Jahren gewachsen und weitgehend durch die entsprechenden Großsiedlungsstrukturen aus dieser Zeit geprägt. Daneben gibt es Bereiche mit Einfamilienhausbebauung und Versorgungszentren mit sozialer Infrastruktur. Ca. 25.000 Einwohner leben heute in den zwei Stadtteilen. Der Stadtteil Garath zeichnet sich durch einen hohen Anteil von Bevölkerungsgruppen mit geringem Einkommen und Migrationshintergrund, einem hohen Anteil älterer Menschen sowie kinderreicher Familien aus. Aus finanziellen Gründen wurde 2001 das Gemeindezentrum der evangelischen Kirche geschlossen. Aus der Auseinandersetzung um die drohende Schließung entstand eine Fraueninitiative, die sich für ein soziales Stadtteilzentrum einsetzte. Sie übernahm zunächst provisorisch und dann mit Vertrag die Räumlichkeiten des Gemeindezentrums. Im Jahr 2004 konnte das Mütterzentrum Hell-Ga e.V. eröffnet werden.

Angaben zum Quartier
Einwohnerca. 24.800
Lage im StadtgebietSüdlicher Stadtrand
QuartierstypGroßwohnsiedlung der 1950er Jahre
SozialstrukturKinder und Jugendliche 19 %
Menschen über 65 Jahre 27 %
Einwohner mit Migrationshintergrund 10 %
Transfereinkommen 2 %
NutzungenWohnen, Einkaufen


Konzept

Der Betrieb des Mütterzentrums basierte auf einem hohen Maß an freiwilligem bürgerschaftlichem Engagement. Die offene inhaltliche Konzeption eröffnet Spielraum für Ideen und Projekte aus dem Stadtteil. Durch Raumbereitstellung und Beratung werden Nutzer beim Aufbau selbstorganisierter Angebote unterstützt. Das Konzept "Projektmotor" zur Aktivierung von Hilfe zur Selbsthilfe und ehrenamtlicher Arbeit wurde im Jahre 2004 von der Initiative "startsocial" ausgezeichnet. Die Angebote reichen vom offenen Café über einen Second-Hand-Laden bis hin zur flexiblen Kinderbetreuung.

Um die aktive Arbeit langfristig zu sichern, wurde der Ausbau des seit 2004 genutzten kirchlichen Gemeindezentrums in ein generationenübergreifendes Stadtteilzentrum angestrebt. Der Verein Hell-Ga e.V. übernimmt die verantwortliche Trägerschaft in Kooperation mit Kirche, Stadt, lokalen Wohnungsunternehmen und dem Land Nordrhein-Westfalen. Im Zuge der inhaltlichen Weiterentwicklung soll die Funktion des Stadtteilzentrums als Netzwerkknoten im Stadtteil ausgebaut werden.


Finanzierung

Für die Weiterentwicklung des Stadtteilzentrums erhält der Verein Hell-Ga eine Investitions- und eine betriebliche Anschubförderung des Landes NRW von insgesamt 720.000 Euro aus dem Landesprogramm "Initiative ergreifen". Die erforderlichen 190.000 Euro Eigenanteil werden vom Verein über Spenden, Selbsthilfe sowie einen Zuschuss der Stadt Düsseldorf finanziert. "Initiative ergreifen" ist ein Programm des Städtebauministeriums NRW, das bürgerschaftlich getragene Projekte unterstützt, die wichtige Impulse für die Stadterneuerung, Stadt- und Stadtteilentwicklung auslösen können. Nach der dreijährigen Anschubförderung soll sich der Kernbetrieb des Stadtteilzentrums eigenwirtschaftlich tragen.

Aspekte der generationen- und zielgruppenübergreifenden Nutzung

Die Unterstützung von Familien in der Gründungsphase über Angebote wie Hebammenberatung, Kinderbetreuung u.ä. wird als Kernangebot verstanden, dass die Nutzer in das Zentrum holt und daran bindet. Über die Zusammenarbeit mit Multiplikatoren, wie Migrantenvereine oder dem "Zentrum 50 plus" werden weitere Gruppen gezielt angesprochen.

Wechselbeziehungen Wohnen: Freiflächen: Gemeinschaftseinrichtungen

Südlich anschließend an den Außenbereich des Stadtteilzentrums HELL-GA liegen öffentliche Grünflächen, die aufgrund mangelnder Gestaltung nur wenig genutzt werden, obwohl ein deutlicher Bedarf an nutzbaren wohnungsnahen Grünflächen im Stadtteil festzustellen ist. In einem partizipativ entwickelten Freiraumkonzept wurden auf Initiative des Stadtteilzentrums Möglichkeiten für die Erschließung der Flächen für die Stadtteilnutzung aufgezeigt. Im Dialog mit der Stadtverwaltung werden Umsetzungsschritte vorbereitet. Dabei soll besonderes Augenmerk auf temporäre Nutzungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Gemeinschaftseinrichtung gelegt werden, um so auch ohne aufwendige Gestaltungsmaßnahmen eine verbesserte Nutzung und Aneignung der öffentlichen Räume zu fördern. Die gestalterische Anbindung an das Stadtteilzentrum soll dabei zur Belebung beitragen, legt die Basis für eine soziale Kontrolle im Sinne einer Patenschaft und kann darüber zur Stärkung bürgerschaftlicher Verantwortung für öffentliche Räume im Stadtteil beitragen.

Fokus bürgerschaftliches Engagement – "Projektmotor" aktiviert Ehrenamt

Die Initiative Hell-Ga wurde von einer Gruppe aktiver Frauen gegründet, die alle in Garath aufgewachsen sind und sich untereinander kannten. Die Initiatorinnen schafften es in relativ kurzer Zeit, einen Kreis engagierter Frauen für das Projekt zu interessieren und Angebote für den Stadtteil aufzubauen.

Wichtige Erfolgsfaktoren des Projektes waren und sind:

  • ein Vorstand, in dem sich sehr breite berufliche, kommunikative und soziale Kompetenzen vereinen,
  • ein Kern-Projektmanagement aus drei Frauen, die sich dem Projekt Vollzeit mit hoher Professionalität widmen können,
  • die Ermutigung und Bindung von engagierten Ehrenamtlern durch Förderung von deren Kompetenzen und ein festes System der ideellen und auch materiellen Anerkennung freiwilliger Arbeit.

Das Konzept "Projektmotor" bildet die Basis des Stadteilzentrums Hell-Ga. Stadtteilbewohner werden darin unterstützt und begleitet, eigene Projektideen umzusetzen. Die Offenheit für Projektentwicklungsprozesse verbunden mit Neugier, Experimentierfreude und Organisationstalent des "Projektmotorteams" prägen die erfolgreiche Umsetzung der Projektstrategie. Der "Projektmotor" bietet erste Infrastrukturen, knüpft Netzwerke, hilft beim Organisieren und den ersten Umsetzungsschritten . So entstehen Musikschulangebote, Gesundheitsberatung, Sprachkurse, Stadtteildienstleistungen. Die Angebote und Projekte können als ehrenamtliche Initiative angelegt sein, sich über Kurseinnahmen weiter entwickeln und schließlich sogar Arbeitsplatzperspektiven bieten.

Dabei funktionieren Teilprojekte, wie beispielsweise der Second-Hand-Laden oder das Café, projektintern auf eigenwirtschaftlicher Basis. Werden in diesen Projekten Überschüsse erwirtschaftet, werden diese in Form von Aufwandentschädigungen an die dort mitwirkenden Ehrenamtlichen weitergegeben. So wird zum einen selbstverantwortliches Handeln gefördert, zum anderen stellt die finanzielle Vergütung gerade für finanzschwache Bewohner einen großen Anreiz für die Mitarbeit dar.

Hell-Ga bietet nicht in erster Linie ein konsumierbares Angebot, sondern basiert auf dem Prinzip des "Geben und Nehmen". Wer ein Betreuungsangebot nicht bezahlen kann, kann die Gegenleistung durch Mitarbeit im Projekt – sei es in Form von Gartenarbeit, Unterstützung von Stadtteilfesten u.ä. - erbringen.

Fokus Betriebskonzept – Bürgerschaftlich organisiert und eigenwirtschaftlich tragfähig

Als Voraussetzung für eine Förderung aus dem Förderprogramm "Initiative ergreifen" wurde in einem vorlaufenden Qualifizierungsprozess ein Organisations-, Betriebs- und Wirtschaftlichkeitskonzept erarbeitet. Hieraus ergab sich die Höhe der betrieblichen Anschubförderung als Defizitausgleich für maximal 3 Jahre. Danach muss sich der Kernbetrieb auf der Basis von Einnahmen aus Vermietungen, Kursgebühren, Spenden- und Sponsorenmitteln sowie einem Betriebskostenzuschuss der Stadt Düsseldorf selbst tragen. Die Ausgabenseite umfasst die Gebäudebewirtschaftung sowie die Personal- und Bürokosten des Projektmanagements. Hinzu kommen jeweils neu einzuwerbende spezielle Projektförderungen.

Fokus Kooperationen – Stadtteilressourcen nutzbar machen

Das Engagement von Hell-Ga hört nicht an der Tür des Stadtteilzentrums auf. 3 Jahre nach seiner Gründung wirkt der Verein als wichtiger Netzwerkknoten im Stadtteil. Die Verbesserung der Quartierskommunikation und der Aufbau von Kooperationsstrukturen wird als wichtige Aufgabe gesehen, um Stadtteilressourcen optimal zu nutzen und eine breite Angebotspalette zu eröffnen, die zur Steigerung der Lebensqualität im Quartier beiträgt. Erster Schritt war der Aufbau eines Internetportals als virtuelle Quartiersplattform in Kooperation mit örtlichen Vereinen, Einrichtungen und anderen Stadtteilakteuren. Diese Kommunikationsplattform soll nun genutzt werden, um über eine digitale Steuerung die vorhandenen Angebote im Stadtteil besser nutzbar zu machen.

Wie viele andere Stadtteile verfügt auch Garath über ein breites Angebot an Räumen und Freizeiteinrichtungen, die in der Regel jedoch nicht für jeden zugänglich sind. Über ein Online-Buchungssystem sollen diese Ressourcen nutzbar gemacht werden. Auf der Quartiersplattform soll eine Übersicht über das offene Raum- und Nutzungsangebot bereitgestellt werden. Die zentrale Buchung und Verwaltung über das Internet soll die Vergabe für Nutzer wie für Anbieter unkompliziert und damit attraktiv machen.

Durch ein elektronisches, internetgesteuertes Schließsystem, das sich über alle kooperierenden Einrichtungen im Stadtteil erstreckt, soll die flexible Nutzung noch weiter vereinfacht und personalunabhängig gestaltet werden. Es werden Schlüssel eingesetzt, auf denen Zugangsberechtigungen für verschiedene Anlagen und mit zeitlicher Begrenzung elektronisch festgelegt und jederzeit geändert werden können.

Ein gemeinsames Bezahlsystem ist ein weiterer Baustein zum Ausbau der stadtteilübergreifenden Kooperation. Geplant ist der Einsatz einer elektronisch lesbaren Bezahlkarte, auf der eine "Stadtteilwährung" in Form von Punkten gespeichert wird. Die Punkte können durch Bezahlung oder ehrenamtliches Engagement erworben werden. Sie sind vereins- und einrichtungsunabhängig im Stadtteil einsetzbar, z.B. für die Anmietung von Räumen, die Teilnahme an einem Kurs im Nachbarschaftszentrum oder die Nutzung eines Sportangebotes.

Der erfolgreiche Einsatz der digitalen Steuerungssysteme ermöglicht eine sehr flexible, selbstorganisierte Nutzung der im Stadtteil vorhandenen Räume und Angebote. Das Freizeit- und Dienstleistungsangebot im Stadtteil wird mit geringem Personalaufwand wesentlich verbessert. Die Öffnung der Räume für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die eigene "Stadtteilwährung" ermöglichen neue kreative Kooperationen, fördern spontane, nachbarschaftliche Aktivitäten und tragen wesentlich zur Stärkung der Quartiersidentität bei.

Erfahrungen und Übertragbarkeit

Mit der nachhaltigen, stadtteilbezogenen Umnutzung eines aufgegebenen kirchlichen Gemeindezentrums zeigt das Projekt beispielhaft Lösungen für eine in vielen Stadtquartieren anstehende Aufgabe auf. Auf der Basis bürgerschaftlichen Engagements wurde in Öffentlich-Privater-Partnerschaft eine eigenwirtschaftlich tragfähige, flexible, soziale Stadtteilinfrastruktur geschaffen, die durch ihre Netzwerkarbeit zusätzlich Aufgaben eines Stadtteilmanagements übernimmt.

Der Konzepterfolg ist in hohem Maße abhängig von den persönlichen, beruflichen und kommunikativen Kompetenzen des außergewöhnlich engagierten Projektteams. Durch die aktive Unterstützung der Projektinitiatorinnen haben die Stadt Düsseldorf und das Land NRW diese besonderen Potenziale dauerhaft für den Stadtteil nutzbar
gemacht.

Weiterführende Informationen

Die Projektbeschreibung können Sie sich hier auch als barrierefreie PDF herunterladen.
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Zusätzliche Informationen erhalten Sie auch auf folgenden Internetseiten:

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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