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Urbane Strategien zum Klimawandel - Kommunale Strategien und Potenziale
JenKAS – Jenaer Klimaanpassungs-Strategie
Ausgangslage/Betroffenheit
Die Stadt Jena hat ca. 105.000 Einwohner und fungiert als regionales Oberzentrum. Seit 2000 verzeichnet Jena einen leichten, stetigen Anstieg der Bevölkerung. Die aktuelle Prognose für Jena geht von einem leichten Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2025 aus.
Das städtische Klima ist geprägt durch die Tallage mit umgebenden, großteils steilen Hängen. Diese Lage behindert eine großräumige Durchlüftung und fördert daher bei austauscharmen Wetterlagen Inversionen und bei sommerlichen Strahlungswetterlagen eine Überhitzung des Stadtkörpers. Gleichzeitig verstärkt die Tallage noch die ohnehin kontinentale Trockenheit, so dass Jena zu den wärmsten und auch trockensten Städten Ostdeutschlands zählt.
Temperaturanalyse EichplatzQuelle: Stadt Jena
Hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels resultiert daraus eine spezifische Betroffenheit: Insbesondere in Wechselwirkung mit der Tallage sind zunehmend starke sommerliche Überwärmung sowie Inversionswetterlagen zu erwarten.
Aufgrund von Hitzeperioden und Trockenheit nehmen die Probleme innerstädtischer Hitzeinseln ebenso zu wie z.B. die Waldbrandgefahr oder die Wasserknappheit für die Landwirtschaft im Umland.
Eine zunehmende Gefährdung durch extreme Niederschlagsereignisse, die in den teils engen, steilen Seitentälern vermehrt Hochwasser auslösen können, ist wahrscheinlich.
Unter der Bezeichnung "JenKAS – Jenaer Klima-Anpassungsstrategie" wurde im Rahmen des Modellprojekts ein Konzept zur Anpassung der Stadt Jena an die Klimafolgen erarbeitet. Es erweiterte die kommunalen Ziele zu Energie und Klimaschutz um den Aspekt der Adaption und berücksichtigt alle kommunalen, klimarelevanten Handlungsfelder der Stadtplanung.
Ziele des Modellprojekts waren:
Einbeziehung der Auswirkungen des Klimawandels in die Prozesse der Stadtentwicklung mit einem integrierten Ansatz
Erarbeitung einer lokal angepassten Strategie der Anpassung an den Klimawandel
Verbesserung der Datengrundlagen
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
Nutzbarmachung der Informationen und Daten zum Klimawandel für die lokalen Akteure durch ein Informations-, Kooperations- und Managementsystem
Zu Erreichung dieser Projektziele wurden folgende Arbeitsschritte geleistet:
Analyse der Mess- und Modellierungsdaten und Dokumentation in einem lokalen Klimawandel-Gutachten
Bewertung und Dokumentation der lokalen Auswirkungen von Klimawandel in den einzelnen Handlungsfeldern
Entwicklung von räumlich konkreten Anpassungsmaßnahmen
akteursbezogene, kooperative Netzwerkbildung durch Workshops und internetbasierte Informationsportale
Öffentlichkeitsarbeit mittels Veranstaltungen, Workshops, Vorträgen und Veröffentlichungen
Als Ergebnis präsentierte die Stadt Jena die gesamtstädtische Anpassungsstrategie JenKAS. Ein umfangreiches Kartenwerk über die lokalen Klimawandelfolgen für die Stadt Jena stellt die Grundlage für die thematische Bearbeitung dar. Das erstellte "Handbuch einer klimawandelgerechten Stadtentwicklung", soll kommunale Planungsakteure darin unterstützen, die Belange der Anpassung an den Klimawandel zukünftig stärker in der Planungspraxis zu berücksichtigen. Im Handbuch werden u.a. Klimawirkfolgen auf verschiedene Handlungsfelder der Stadtentwicklung dargestellt und Handlungsempfehlungen für einzelne Stadtteile abgeleitet.
Als zusätzliches Unterstützungsinstrument für die kommunalen Akteure wurde das Online-Tool JELKA entwickelt.In dieser Datenbank wurden die Analysedaten der Stadt Jena gebündelt und durch weitere Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel aus unterschiedlichen Forschungsprojekten sowie rechtlichen Grundlagen und Praxiserfahrungen ergänzt.
Zur Einbindung und Sensibilisierung der Bevölkerung sowie relevanter Fachakteure für das Thema wurden mehrere Workshops und Fachtagungen veranstaltet.
In zwei Fallbeispielen wurde der Prozess der Anpassung an den Klimawandel erprobt. Zum Thema Hochwasser/Sturzfluten hat die Stadt ein Rechenbauwerk an einem Einlauf der Leutra erneuert und diesen hierbei so umgestaltet, dass sich auch große Wassermassen ohne eine Überschwemmung der umliegenden Gebiete bewältigen lassen.
Zum Thema Hitze in der Stadt wurde die Bebauung des Eichplatzes in einer Form entwickelt, die dazu beiträgt den sommerlichen Hitzestress in der Jenaer Innenstadt zu vermindern.
Weitere Informationen, Ergebnisse und Produkte aus dem Modellprojekt finden Sie auf der JenKas-Webseite und im Webportal klimastadtraum.de
Die Ergebnisse aus dem StadtKlimaExWoSt-Forschungsvorhaben werden ab 2013 durch die Teilnahme am europäischen Projekt Base weitergeführt. Die Ergebnisse sollen zudem als informelle Planungen in die Fachplanung integriert werden und zukünftig in die Abwägung bei einer Fortschreibung des Flächennutzungsplans mit einfließen.
In das Modellprojekt waren die Regionale Planungsgemeinschaft Ostthüringen, das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz sowie die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie als Partner eingebunden. Sie übernahmen beratende Funktionen oder liefern Daten und Modelle zur regionalen Klimaentwicklung.
Das Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK) übernahm die Aufgabe der lokalen Forschungsassistenz (Uwe Kurmutz / Osama Mustafa). Zum einen führte es die wissenschaftliche Begleitung durch, wie die Analyse der lokal zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels, die detaillierte Erstellung von Handlungsempfehlungen für Anpassungsmaßnahmen und die konkrete Unterstützung der kommunalen Entscheidungsfindungen. Zum anderen koordinierte ThINK den Ablauf des Modellprojekts und übernahm die Moderation des Erkenntnisprozesses im lokalen Netzwerk der Akteure. Bei der Stadt Jena waren die Ansprechpartner Frau Yvonne Sittig und Herr Hartmut Kober vom Dezernat Stadtentwicklung.
Bei Expertisen und Beratungsleistungen wurden weitere Forschungsassistenzen einbezogen, z.B. das Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft sowie die Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei.