Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Baukultur in der Praxis

Modellvorhaben

Arnsberger Modell Baukultur

ALLGEMEINE DATEN
ProjektträgerStadt Arnsberg
Einwohner (2013)75.000
BundeslandNordrhein-Westfalen
KreistypLändlicher Kreis mit Verdichtungsansätzen
GegenstandStrategie
BetrachtungsraumGesamtstadt


Anlass und Ziele

Die Stadt Arnsberg hat bereits seit 1995 Bauberatungen angeboten, um die Bearbeitungszeit von Bauanträgen zu verkürzen und die gebaute Qualität zu erhöhen. Von den Bauherren wurden diese Beratungsleistungen vorwiegend nach einer abgeschlossenen Planung zur Klärung baurechtlicher Verfahrensfragen genutzt, weswegen damit nur bedingt die Gestaltungsqualität der Bauvorhaben beeinflusst werden konnte. Neue rechtliche Rahmenbedingungen wie die Regelungen zu genehmigungsfreien Gebäuden nach §§ 65 bis 67 BauO NRW und die geänderten Bauvorlagenberechtigung sind ein zusätzliches Hemmnis für gute Gestaltungsqualität. Im Jahr 2005 wurde in Arnsberg ein Beirat für Stadtgestaltung mit ausschließlich lokaler Besetzung eingerichtet, dessen Wirksamkeit aufgrund der starken Konkurrenzsituation lokaler Architekten beschränkt war und daher 2009 zunächst eingestellt wurde.

Mit dem Modellvorhaben wollte die Stadt Arnsberg die allgemeine architektonisch-städtebauliche Qualität durch Stärkung der Beratungsangebote verbessern. Mit dem "Arnsberger Modell Baukultur" sollten die bisherigen Aktivitäten zur Qualitätssicherung deshalb neu aufgestellt und gebündelt werden. Ziel des Projektes war es zu untersuchen, inwiefern die Kombination verschiedener Instrumente zur Information und Beratung mehr Einfluss auf alltägliche Bauvorhaben in der Stadt nehmen können. Andererseits wurden innovative Wege gesucht, wie dieses Vorhaben möglichst kostenneutral – durch Nutzung von Synergien im Verwaltungsablauf – umgesetzt werden kann.

Maßnahmen

Das Modellvorhaben in Arnsberg galt der Ausdifferenzierung einer mehrstufigen Gestaltungsberatung, bei der die Grundstufe, die eigentliche Bau- und Gestaltungsberatung von Bauherren, durch verwaltungsinterne Fachrunden und einen "Beirat für Stadtgestaltung" sowie von Anbeginn durch eine breit angelegte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ergänzt wurde.

Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung wird die Bau- und Gestaltungsberatung vorgestellt Arnsberger Modell Baukultur Veranstaltung zur Bau- und Gestaltungsberatung

Die Bau- und Gestaltungsberatung stellt eine inhaltliche und fachliche Erweiterung der bisherigen Bauberatung zu einer kostenfreien Serviceleistung der Kommune dar. Unter dem Slogan "Gut beraten. Gut gebaut." führen vier städtische Mitarbeiter/innen aus den Fachrichtungen Architektur und Stadtplanung diese Beratungen als Team in einem gemeinsamen Büro durch. Durch eine starke Öffentlichkeitsarbeit sollen möglichst viele Bauherren frühzeitig zur Nutzung dieses kostenfreien Angebots motiviert werden. In einer zweiten Beratungsstufe werden besondere Vorhaben in einer verwaltungsinternen Fachrunde diskutiert. Dadurch wird das Zustandekommen einer gemeinsamen Haltung innerhalb der Verwaltung gefördert.

Planungsvorhaben von besonders stadtbildprägender Bedeutung werden mit dem "Beirat für Stadtgestaltung" verhandelt. Dieser wurde mit vier externen Fachleuten aus den Gebieten Städtebau, Stadt- und Landschaftsplanung, Architektur und/oder Denkmalpflege besetzt, wodurch Konkurrenzdenken und Konfliktpotenzial mit ortsansässigen Architekten minimiert wurden. Die stimmberechtigten Mitglieder werden ergänzt um nicht stimmberechtigte Mitglieder (Bürgermeister, Vorsitzender des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt, dessen Stellvertreter, Planungsdezernent, Leiter des Fachdienstes Bauen). Die vierteljährlich stattfindenden Sitzungen des Beirates beginnen mit einer Begehung der Orte. In den anschließenden Sitzungen werden jeweils bis zu vier Themen diskutiert. Projektvertreter (Architekten, Bauherren oder Investoren) werden zu den einzelnen Punkten hinzugeladen. Dabei finden die Beratungen auf Augenhöhe statt.

Eine breit angelegte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit sensibilisiert unterschiedliche Akteure für das Thema Baukultur. Neben der Durchführung von Veranstaltungen und Ausstellungen wurde eine eigene Internetseite (siehe unten) eingerichtet. Zusätzlich wurde, in Kooperation mit dem Arbeitskreis Baukultur an der Katholischen Akademie Schwerte, ein Buch zu Baukultur in Arnsberg zusammengestellt und veröffentlicht, das baukulturelle Themen der Stadt in den Fokus nimmt und unterschiedliche Blicke auf Baukultur in Arnsberg wirft. Kooperationen gab es auch mit der regionalen Tageszeitung "Westfalenpost", die in einer Artikelreihe Beispiele guten Bauens in Arnsberg vorstellte und Baukultur im Rahmen einer etablierten Veranstaltungsreihe zum Thema machte. Einen fachlichen Austausch gab es auch mit Akteuren im ExWoSt-Forschungsvorhaben "Kooperation im Quartier mit privaten Eigentümern zur Wertsicherung innerstädtischer Immobilien" (KIQ).

Ergebnisse

Um nachhaltige Ergebnisse für eine Stadt zu erzielen, muss Baukultur als strategisch angelegte Daueraufgabe verstanden werden. Die Kombination aus Bau- und Gestaltungsberatung, Beirat für Stadtgestaltung und aktiver Öffentlichkeitsarbeit hat sich in Arnsberg bewährt. Die Gesprächs- und Diskussionskultur konnte durch die aktive Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden. Die Beratungen haben gezeigt, dass sie die Qualität von geplanten Bauvorhaben steigern können. Baukultur als immaterieller Reichtum und wichtiger Beitrag zum Profil der Stadt Arnsberg wird von Politik und Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen. Dies zeigt auch der politische Beschluss zur Verstetigung des "Arnsberger Modells Baukultur". Der Gestaltungsbeirat, die Bau- und Gestaltungsberatung und die Öffentlichkeitsarbeit werden weiter fortgeführt. Darüber hinaus wurde Arnsberg Mitglied im "Bündnis für regionale Baukultur in Westfalen".

Links

Weitere Informationen sind auf folgender Internetseite der Stadt Arnsberg eingestellt:
www.baukultur-arnsberg.de

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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