Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Offenbach am Main (Hessen): Sprache und Integration leicht gemacht

Orte der Integration im Quartier

Hintergrund

Die zwei Projektquartiere "Nordend" und "Mathildenviertel" sind durch eine extreme ethnische Heterogenität ihrer Bevölkerung charakterisiert. Über 70% der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Die Heterogenität hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Die Projektquartiere weisen die höchsten Belastungszahlen nach dem Sozialindex der Stadt Offenbach a.M. auf.

Beide Quartiere haben am Bundesprogramm "Stärken vor Ort" teilgenommen. Es wurde jeweils ein Stadtteilbüro eingerichtet und ein Quartiersmanagement installiert. Das Projekt "Sprache und Integration leicht gemacht" knüpft an die vorhandenen Strukturen der Stadtteilbüros an; es besteht eine gute Kooperationsbeziehung mit dem Quartiersmanager.

Zurzeit besuchen Kinder aus 59 Staaten die Offenbacher Kindertagesstätten. Diese heterogene Zusammensetzung der Kinder führt dazu, dass Kinder oftmals in der Kindertagesstätte kein anderes Kind treffen, mit dem sie in ihrer Muttersprache kommunizieren können.

Ausgangssituation vieler junger Familien mit Zuwanderungshintergrund:

  • Die Deutschkenntnisse der Eltern sind unzureichend.
  • Der Bewegungsdrang und die Neugierde eines Kleinkindes können im familiären Alltag häufig nur schwer befriedigt werden.
  • Kenntnisse zur ganzheitlichen Förderung der kindlichen Entwicklung – hier vor allem der kindlichen Sprachentwicklung – sind nur mangelhaft vorhanden.
  • Mütter sind häufig den ganzen Tag auf sich allein gestellt und bisweilen den an sie gestellten Anforderungen nicht gewachsen.
  • Knappe finanzielle Ressourcen der Familien.
  • Das in Deutschland verbreitete "Kurssystem" ist den Familien aus ihrer Herkunftskultur unbekannt.
  • Nachteile bei der gesellschaftlichen Teilhabe sind vorhanden.
  • Die Vorstellung institutioneller Bildung und Betreuung von Kindern unter drei Jahren liegt oftmals quer zu den tradierten Vorstellungen familiärer und insbesondere "mütterlicher" Verpflichtung.

StadtStadtquartierQuartierstypSozialdaten QuartierProjektträger
ca.
120 000
Ew.
ca. 25 500 Ew.Hohe Belastungszahlen nach dem Sozialindex

11% > 65 Jahre

18% < 18 Jahre

ca. 72% Anteil Migranten

Jugendamt Offenbach

KreistypLage des QuartiersPrägung Baualter
kreisfreie StadtInnenstadt-Nord ("Nordend") und Innenstadt Ost ("Mathildenviertel")älter

Konzept/ Strategie

Kinder bis etwa zum 36. Lebensmonat lernen ihre Muttersprache im Rahmen ihrer Entwicklung automatisch, wenn sie ein förderliches muttersprachliches Umfeld haben. Gleichzeitig ist innerhalb dieses Zeitfensters der Erwerb einer Zweitsprache – hier Deutsch – möglich, wenn sie durch deutsche Muttersprachler vermittelt wird; diese Voraussetzung ist zwingend. Unter dieser Voraussetzung kann mit relativ geringem Aufwand spielerisch erreicht werden, dass die Kinder Deutschkenntnisse erwerben. Förderprogramme, die in einem späteren Alter einsetzen, benötigen einen erheblich höheren Zeit- und Kostenaufwand.

Das Projekt "Sprache und Integration leicht gemacht" setzt daher in diesem frühen Alter mit der sprachlichen Förderung an, um die Integrationsbemühungen der Familien zu unterstützen. Dazu werden vorhandene Strukturen wie die Stadtteilbüros, Projekte anderer Träger sowie öffentliche Institutionen, Ärzte und Vereine genutzt. Die Familien werden von "Schlüsselpersonen" aus Zuwandererfamilien, die bereits an einem anderen Angebot teilnehmen, angesprochen.

Ziele

Eltern aus Zuwandererfamilien nehmen die Möglichkeit als förderlich wahr, dass ihre Kinder noch vor Erreichen des Kindergartenalters Deutsch als Zweitsprache in institutionellen Zusammenhängen erlernen und nutzen das Angebot der sprachlichen Frühförderung für ihre Kinder. Somit wird nicht nur die Sprachentwicklung der Kinder in Bezug auf Deutsch als Zweitsprache gefördert. Es wird gleichzeitig das Vertrauen der Familien in institutionelle Bildungsangebote gestärkt, der Austausch über erzieherische Fragestellungen und eine aktive Nutzung der sozialen Infrastruktur unterstützt.

Bausteine im Überblick

Vorbereitung und Zielgruppenansprache

  • Anpassung des Sprachförderprogramms für Kleinstkinder
  • Einbindung von Schlüsselpersonen, die für diese Arbeit qualifiziert werden
  • Schaffung der räumlichen Voraussetzungen (u.a. kleinkindgerechtes Mobiliar)
  • Vorbereitende Ausarbeitung von Projektindikatoren für die Evaluation/ Eigenevaluation

Errichtung von Sprachfördergruppen in den Stadtteilbüros

  • Errichtung von fünf Sprachfördergruppen für Kinder mit Migrationshintergrund im Alter unter drei Jahren (In einer Gruppe sind je vier Kinder; Laufzeit: ein Jahr)
  • Bildung von Eltern-/Müttergruppen
  • Treffen der Gruppen für jeweils 60 Minuten unter pädagogischer Anleitung

Errichtung von begleitenden Müttercafés in den Stadtteilbüros

  • Müttercafé im gleichen Haus, aber in anderem Raum, mit zum Teil pädagogischer Begleitung
  • Unterstützung der Kontaktaufnahme der Eltern zueinander und zu anderen Institutionen

Verstetigung

  • Aus ehemaligen Projektteilnehmerinnen werden ehrenamtliche Leiterinnen neuer Müttercafés gewonnen und qualifiziert.
  • Fördermittelakquise: Beantragung von Stiftungsmitteln, Lotterieerlöse etc.
  • Evtl. Finanzierung durch Eigenmittel des DRK Offenbach.

Öffentlichkeitsarbeit und Berichtswesen, prozessbegleitende Evaluation

  • Dokumentation/Berichterstattung
  • Teilnahme an Erfahrungswerkstätten, Auftakt- und Abschlussveranstaltung
  • Präsentation und Darstellung des Projektes auf (Fach-)Veranstaltungen
  • Textbeiträge/Pressemitteilungen

Akteure/ Beteiligte

  • Stadtverwaltung Offenbach am Main
  • DRK Kreisverband Offenbach e.V.

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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