Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Altena: Modellvorhaben "Lennestraße – Wir reduzieren den Leerstand"

Leitprojekte "Kooperation konkret"

Stadt / Quartier:
Altena (ca. 18 000 Einwohner)
Bundesland:
Nordrhein-Westfalen
Quartier / Quartierstyp:
Innenstadt, Haupteinkaufsstraße (Lennestraße)
Projektträger:
Stadt Altena
Kooperationspartner:
Verein zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in Altena e.V.
Projektprofil:
Aufwertung der Innenstadt durch touristische Aktivitäten unter maßgeblicher Einbindung von privatem Engagement


Ausgangslage

Die im schmalen Lennetal gelegene Stadt Altena (ca. 18.000 Einwohner) in Nordrhein-Westfalen ist stark vom demografischen und wirtschaftlichen Strukturwandel betroffen, in dessen Folge erhebliche Arbeitsplatz- und Wanderungsverluste zu verzeichnen sind. Diese Negativentwicklung schlägt sich besonders im innerstädtischen Einzelhandel mit seiner mehr als einen Kilometer langen Fußgängerzone, der Lennestraße, nieder. Hier stehen aufgrund von Kaufkraftverlusten, heutigen Ansprüchen wenig angemessenen Ladenlokalen und des Strukturwandels im Einzelhandel viele Ladenlokale leer. Die Fußgängerzone wirkt in Teilen unattraktiv und konterkariert die Bemühungen um die im Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept verfolgte Attraktivitätssteigerung als Standort für Gewerbe, Wohnen, Bildung und Tourismus. Einzelne wichtige Maßnahmen dieses Programms konnten bereits umgesetzt werden, u.a. die Entwicklung einer attraktiven, parallel zur funktional geschwächten Einkaufsstraße verlaufenden Lenne-Promenade sowie zwei Terrassen mit gastronomischen Angeboten. Der im Rahmen der Regionale 2013 als Tourismusprojekt geförderte einzigartige Erlebnis-Aufzug zur historisch bedeutsamen Burg Altena (Standort der weltweit ersten Jugendherberge) wurde im April 2014 eröffnet. Sein Eingang liegt in der Hauptgeschäftsstraße.

Ziele

Die Stadt Altena verfolgte mit dem Modellvorhaben "Lennestraße – wir reduzieren den Leerstand!" das Ziel, die Straße in ihrem besonders problematischen Bereich rund um den Eingang zum Erlebnisaufzug zur Burg zu revitalisieren. Dazu sollten die Leerstandsproblematik reduziert, der Straße neue Funktionen zugeschrieben und damit auch die Entwicklung des Tourismus unterstützt werden.

Wie bereits auch in den Vorjahren sollten zur Erreichung dieser stadtentwicklungspolitisch relevanten Ziele unterschiedliche öffentliche und private Mittel gebündelt und die Umsetzung der Projekte durch die intensive Einbindung bürgerschaftlichen Engagements erfolgen.

Beispielhaft bündeln!

In Altena gelingt für eine Stadt dieser Größenordnung in beispielhafter Art und Weise die Bündelung verschiedener öffentlicher und privater Mittel.

  • Für die vielfältigen, ineinander greifenden Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität der Innenstadt kamen vielfältige Förderprogramme zum Einsatz. So wurden u.a. EU-Ziel 2 (RWP)-Mittel für den Erlebnisaufzug und verschiedene Städtebauförderungsprogramme (Stadtumbau West, Kleinere Städte und Gemeinden) für Konzepte und Maßnahmen zur Aufwertung der Lenneuferpromenade, für ein Fassadensanierungsprogramm sowie für einen Verfügungsfonds genutzt. Die Anlage eines Kreisverkehrs als Eingang zur Promenade erfolgte nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und mit der City-Offensive NRW "Ab in die Mitte". Aus Forschungsmitteln wurden "Pop up stores" in der Lennestraße unterstützt - zeitlich befristete Nutzungen von Ladenlokalen rund um den Burgaufzug, die es Einzelhändlern ermöglichen, neue Geschäftsideen zu erproben und leerstehende Ladenlokale zu bespielen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Belebung der Innenstadt. Ergänzend wurden Geld-, Sach- und Arbeitsspenden im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements zur Umsetzung der Maßnahmen eingeworben.

  • Am Beispiel eines ehemals leerstehenden Ladenlokals in der Lennestraße werden die Bündelungserfolge besonders deutlich: Hier ist seit 2012 das ObST-Büro, der Sitz einer Altenaer Schülerfirma angesiedelt, die haushaltsnahe Dienstleistungen entwickelt und anbietet. Erworben wurde das Gebäude durch den Verein für bürgerschaftliches Engagement in Altena e.V. mit Unterstützung durch ExWoSt-Forschungsmittel sowie durch das Entgegenkommen der Eigentümerin, die sich bereit erklärte, Teile des Kaufpreises, die nicht über Fördermittel abgedeckt werden konnten, über drei Jahre zu strecken. Für die verbleibenden Teilzahlungen wurden von verschiedenen Unternehmen Spenden zugesagt. Anschließend wurde mit Hilfe von Forschungsmitteln (ExWoSt), Städtebauförderung (Stadtumbau West) und privater Spenden sowie durch tatkräftige Mitwirkung Privater und bürgerschaftlichen Engagements das Ladenlokal saniert und eingerichtet. Letztendlich konnten für die Wiederherstellung der Außenfassade Mittel aus dem kommunalen Fassadensanierungsprogramm (gespeist aus Mitteln des Städtebauförderungsprogramms Stadtumbau West) eingesetzt werden. Für den laufenden Betrieb wurde zwischen dem Verein (Vermieter) und der Schülerfirma (Mieterin) eine umsatzabhängige Miete vereinbart. Die Betriebskosten finanzieren sich durch Einnahmen, Förderung seitens des Versorgungsunternehmens sowie durch Vermietung des Schaufensters an den Märkischen Kreis.

Mit den Zuwendungen aus dem ExWoSt-Forschungsfeld wurden u.a. die Koordination, die Aufwertungen von Ladenlokalen, das Konzept zur Innenentwicklung und die Öffentlichkeitsarbeit (mit)finanziert.

Beispielhaft kooperieren!

Die Aufwertung der Innenstadt wäre ohne die maßgebliche Einbindung privaten bzw. bürgerschaftlichen Engagements kaum möglich. Diese Einbindung wird in Altena bereits seit vielen Jahren eingeübt, die Kommune versteht sich als Ermöglicherin entsprechender Prozesse. Als ein wesentlicher Schritt zur Verstetigung dieser Kooperation wurde 2011 der "Verein zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in Altena e.V." gegründet. Er fungiert als Bindeglied zwischen der Stadtverwaltung, Einzelhändler, dem Burggymnasium, dem Stadtmarketing-Verein und weiteren wichtigen Akteuren sowie ehrenamtlich aktiven Bürger der Stadt Altena. Die Vorteile eines Vereins für die Projektsteuerung liegen aus Sicht der Stadt Altena u.a. in der größeren Nähe zu potenziellen Aktiven, der neutralen Vermittlung unterschiedlicher Interessen und der Möglichkeit, Spenden einzuwerben. Ein Verein kann damit flexibler agieren als eine Kommune.

Gute Kooperation benötigt Ressourcen. Um die Netzwerkarbeit zu stärken, die Aktivitäten zur Aufwertung der Innenstadt besser koordinieren und bürgerschaftliches Engagement intensiver einbinden zu können, wurde zu Beginn der Projektlaufzeit eine Koordinatorin eingestellt. Da sich ihre Tätigkeit bewährt hat, wurden Teile des Aufgabenprofils nach Auslaufen der Förderung an die Stelle der Tourismusmanagerin überführt.

Schlussfolgerungen

Die Bündelung öffentlicher und privater Mittel zur Umsetzung stadtentwicklungspolitischer Zielsetzungen entsprechend des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes gelingt in Altena sehr gut. Für eine Kleinstadt, deren Verwaltung sich aufgrund geringer Ressourcen nur schwer einen Überblick über die Vielfalt der Förderprogramme verschaffen kann, ist dies sehr bemerkenswert. Wichtige Erfolgsfaktoren sind eine engagierte, motivierte und gut vernetzte Verwaltung mit kurzen Abstimmungswegen, kurze Wege in die Politik sowie ein Bundesland, das die Bündelungsaktivitäten durch regionalisierte Strukturpolitik über das Instrument der REGIONALE unterstützt. Die besonderen Erfolge bei der Mobilisierung von bürgerschaftlichem Engagement sind u.a. auf die Bereitschaft der Kommune zurückzuführen, Entscheidungskompetenzen zugunsten der Mitwirkung und Einbindung bürgerschaftlichen Engagements abzugeben und damit Eigeninitiative zu ermöglichen.



Ansprechpartner
Stadt Altena (Westf.)
Fachbereich Planen und Bauen, Herr Roland Balkenhol
Lüdenscheider Straße 22
58762 Altena
Telefon: 02352 / 209-350
E-Mail: r.balkenhol@altena.de

Nähere Informationen unter: www.innenstadt-altena.de

Alle Modellvorhaben des Projekts

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