Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Fürth: Modellvorhaben "Gesund und fit in der Stadt Fürth - Aufbau und Verstetigung der Gesundheitsförderung und Prävention in Schwerpunktstadtteilen"

Leitprojekte "Kooperation konkret"

Stadt / Stadtteil: Fürth (knapp 115 000 Einwohner)

Bundesland: Bayern

Quartier / Quartierstyp: Innenstadtnah gelegene Stadtteile

Projektträger: Stadt Fürth

Kooperationspartner: Projektagentur Göttlein / Planungsgruppe Meyer-Schwab-Heckelsmüller

Projektprofil: Erprobung von Netzwerkstrukturen und Erschließung von Bündelungspotenzialen öffentlicher und privater Finanzierungsquellen im Kontext der sozialräumlich orientierten Gesundheitsförderung

Ausgangslage

Die historisch geprägte Innenstadt von Fürth (ca. 120.000 Einwohner) wurde u.a. wegen ihres hohen Anteils so genannter benachteiligter Bewohnergruppen 1999 ins Städtebauförderungsprogramm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - Soziale Stadt" aufgenommen. Angeregt durch die damit einhergehenden Aktivitäten konnte ein sozialraumorientierter Ansatz der Gesundheitsförderung erfolgreich erprobt werden. Dieser wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens "Mehr als gewohnt, Stadtteile machen sich stark für Gesundheitsförderung" konzipiert und begleitet. Durch die Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung der Krankenkassen konnten vielfältige Gesundheitsangebote insbesondere für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Diese Gesundheitsangebote wurden durch städtebauliche Investitionen an Schulen und im Freiraum flankiert.

Das Modellvorhaben "Gesund und fit in der Stadt Fürth - Aufbau und Verstetigung der Gesundheitsförderung und Prävention in Schwerpunktstadtteilen" baut auf den Erfahrungen und Strukturen des Vorläuferprojektes auf und erstreckt sich auf drei weitere ausgewählte Schwerpunktstadtteile. Das Modellvorhaben steht daher für die Erprobung von Netzwerkstrukturen und die Erschließung von Bündelungspotenzialen in der sozialräumlich orientierten Gesundheitsförderung.

Ziele

Sozialräumlich orientierte Gesundheitsförderung bedarf der engen Abstimmung städtebaulich investiver Maßnahmen mit Informations- und Beratungsangeboten im Quartier. So kann beispielsweise die Neuanlage eines Bewegungsparcours für Jugendliche nur die volle Wirkung entfalten, wenn u.a. Schulen, Freizeiteinrichtungen oder Sportvereine dieses neue Infrastrukturangebot in ihre Bildungs- und Freizeitangebote einbinden. Dies wiederum setzt ein hohes Maß an Vernetzung von Einrichtungen der Gesundheitsförderung schon bei der Auswahl und Umsetzung neuer Infrastrukturangebote voraus. Wichtiges Ziel im Modellvorhaben in Fürth war es daher, funktionsfähige Netzwerke zur Gesundheitsförderung auf Quartiersebene zu etablieren, die sowohl Einrichtungen der Kommune als auch private Institutionen (z.B. Krankenkassen, Unternehmen) berücksichtigen. Dieses öffentlich-private Netzwerk dient dann auch als Plattform für die Bündelung unterschiedlicher Finanzierungsquellen.

Beispielhaft bündeln!

In den drei Schwerpunktstadtteilen wurden investive Maßnahmen und so genannte Mikroprojekte umgesetzt. Zu den investiven Maßnahmen zählen u.a. die Anlage eines Multifunktions- und Allwettersportplatzes, einer Boulder-Anlage, Beleuchtung für einen sogenannten "Jedermann-Sportplatz" und sieben Schulgärten. Die Mikroprojekte sind mehrheitlich Bewegungs- und Ernährungskurse für Kinder und Jugendliche.

  • Für die quartiersbezogene Gesundheitsförderung in drei Fürther Schwerpunktstadtteilen ergänzten sich Fördermittel aus dem ExWoSt-Forschungsfeld "Kooperation konkret" für Investitionen und Management und so genannte Präventionsmittel der gesetzlichen Krankenkassen, die insbesondere für Kurse und Workshops eingesetzt werden können. Durch eine enge Verzahnung dieser beiden Förderquellen ist es gelungen, die Nutzung neu geschaffener Gesundheits- und Bewegungsinfrastruktur im Angebot von Freizeit- und Bildungseinrichtungen zu verankern. Einige Beispiele sind: Die Gründung einer Boulder-Gruppe im Jugendfreizeitheim konnte zeitgleich mit der Eröffnung der Boulder-Anlage starten oder die Fertigstellung eines Schulgartens in der Mittelschule Kiderlinstraße und der Kurs "Schüler kochen mit Senioren" gingen Hand in Hand.
  • Für investive Maßnahmen konnten Sponsorenbeiträge eingeworben werden. So wurde ein Schulgarten komplett durch den Beitrag eines Unternehmens finanziert, Sachspenden von Baumärkten und Gartenbetrieben machten die Realisierung anderer Schulgärten kostengünstiger.
  • Mit Mitteln des ExWoSt-Forschungsfeldes konnten mehrere Anlagen für Bewegung insbesondere junger Menschen sowie Schulgärten in drei Stadtteilen geschaffen werden. Die personellen Kapazitäten zur Vernetzung der Akteure und zur Umsetzung der Projekte wurden ebenfalls mit ExWoSt-Mitteln gefördert.

Beispielhaft kooperieren!

Im Modellvorhaben "Gesund und fit in der Stadt Fürth" hat sich folgende abgestufte Kooperationsstruktur bewährt:

  • Ein zweimal im Jahr tagender Referenten-Arbeitskreis Gesundheit stellt das Entscheidungsgremium der Stadtverwaltung dar. Hier erfolgt die ämterübergreifende strategische Steuerung und Abstimmung der Investitionen. Notwendige politische Beschlüsse werden ebenfalls vorbereitet.
  • Eine zweimonatlich tagende Steuerungsgruppe Gesundheit ist das ämterübergreifende  Abstimmungsgremium auf Arbeitsebene, bei dem zusätzlich Krankenkassen mitwirken. Hier wird auch über die Mikroprojektförderung entschieden.
  • Wichtige Netzwerkarbeit mit den Umsetzungsakteuren wie Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Sportvereinen etc. findet in Stadtteil-Arbeitskreisen statt. Viele Mikroprojekt- und Investitionsvorschläge haben hier ihren Ursprung.  Die Pressearbeit erfolgt mit den Netzwerkakteuren aus den Stadtteilen.

Diese Kooperationsstruktur wurde während der Laufzeit des Modellvorhabens von externen Dienstleistern gepflegt, ergänzt und begleitet.

Schlussfolgerungen

Soziale Benachteiligung stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, insofern gewinnt Gesundheitsförderung für Betroffene eine zunehmende Bedeutung. Quartiersbezogene Gesundheitsansätze finden sich in zahlreichen Fördergebieten des Städtebauförderungsprogramms "Soziale Stadt". Eine Verknüpfung mit Mitteln der Krankenkassen, die laut dem Sozialgesetzbuch (§ 20, Abs. 1 SGB V) für Prävention und Gesundheitsförderung eingesetzt werden sollen, erfolgt noch selten. Die Erfahrungen des Modellvorhabens belegen, dass durch Bündelung der nicht-investiven Präventionsmittel der Krankenkassen mit den investiven Mitteln der Städtebauförderung und der Förderung des Managements eine erfolgreiche Gesundheitsförderung im Quartier gelingen kann. Leider hat sich bislang erst eine gesetzliche Krankenkasse mit begrenztem Budget der quartiersbezogenen Gesundheitsförderung geöffnet. In Fürth ist es dabei gelungen, weitere Sponsorenmittel bzw. Sachmittel von Unternehmen zu akquirieren.

Funktionierende Netzwerke sind gerade im Gesundheitsbereich sind für den Erfolg wichtig: Gesundheitsarbeitskreise auf Stadtteilebene, die wichtige Umsetzungsakteure beteiligen und ämterübergreifende Abstimmungs- und Entscheidungsgremien müssen dabei Hand in Hand arbeiten. Diese Kooperationsstruktur bedarf eines erheblichen Managementaufwands.

Ansprechpartner
Stadt Fürth
Baureferat, Herr Stefan Kunz
Hirschenstr. 2
90762 Fürth
Telefon: 0911 / 974 3340
E-Mail: stefan.kunz@fuerth.de

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