Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Magdeburg: Modellvorhaben "Kreative Stadtteilentwicklung - Bündelung und Koordination verschiedener Fördermittel für eine nachhaltige Entwicklung Buckaus"

Leitprojekte "Kooperation konkret"

Stadt / Stadtteil: Magdeburg (ca. 231 000 Einwohner) / Buckau (ca. 5 300 Einwohner)

Bundesland: Sachsen-Anhalt

Quartier / Quartierstyp: Gründerzeitliches Arbeiter-Wohnquartier

Projektträger: Landeshauptstadt Magdeburg

Kooperationspartner: BauBeCon Sanierungsträger GmbH, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, cultural engineering

Projektprofil: Aufwertung Buckaus durch Profilierung als Kunst- und Kulturstandort und Aufwertung sozialer Infrastruktur

Ausgangslage

Der Magdeburger Stadtteil Buckau (ca. 5.300 Einwohner) entstand als gründerzeitliches Wohnquartier zu Zeiten der Entwicklung der Schwerindustrie für deren Arbeiter und Angehörige. Nach der Wiedervereinigung wurden viele Betriebe aufgegeben und hinterließen neben großflächigen Industriebrachen eine vergleichsweise hohe Arbeitslosigkeit und geringe Kaufkraft. Verbunden mit dem erheblichen Sanierungsstau der Gebäude und dem Wohnungsleerstand war Buckau bereits vor der Wende ein benachteiligtes Quartier. Um die vielfältigen städtebaulichen Missstände zu beseitigen und die Potenziale des Quartiers zu fördern, wurde 1991 ein 84 Hektar großes Sanierungsgebiet festgelegt. Ein wichtiges Sanierungsziel war und ist die Weiterentwicklung des Stadtteils zu einem lebenswerten innerstädtischen Wohn- und Arbeitsstandort, u.a. durch die Verbesserung der sozialen, technischen und kulturellen Infrastruktur. Zugleich soll die naturräumlich bevorzugte Lage an der Elbe, der bislang eine untergeordnete Bedeutung zukam, als wichtiger Standortfaktor erlebbar gemacht werden.

Im Rahmen des Sanierungsverfahrens wurden bereits wichtige Impulse für die Aufwertung Buckaus gesetzt: Neben Platz- und Straßenraumgestaltungen erfolgten Wohngebäudesanierungen und Revitalisierungen ehemaliger Industriebrachen. Durch Eigentümerstandortgemeinschaften als Plattform für den Austausch und die Kooperation von Immobilieneigentümern in zwei Quartieren im Rahmen des ExWoSt-Vorhabens konnten weitere Verbesserungen erzielt werden. Der Erfolg ist spürbar: Die Einwohnerzahl ist gestiegen und zugleich ist Buckau der altersstrukturell jüngste Stadtteil Magdeburgs. Diese positive Entwicklung soll mit weiteren Anstrengungen verstetigt werden. Da Buckau als besonders geeigneter Standort für die Kreativwirtschaft gilt, werden spezifische Aktivitäten ergriffen, um den Stadtteil verstärkt für die Kreativszene attraktiv zu machen. Ergänzend soll die soziale Infrastruktur schrittweise verbessert werden.

Ziele

Zentrale Zielstellung des Modellvorhabens war, den Strukturwandel in dem Gründerzeitquartier durch Bündelung und Kooperation weiter zu unterstützen. Inhaltlich standen dabei vor allem zwei Handlungsstränge im Fokus: die Etablierung der Kunst- und Kulturszene und die Verbesserung der sozialen Infrastruktur durch den Bau einer Sporthalle für den Schul- und Vereinssport. Zudem galt es, das Wohnraumangebot weiter zu verbessern und das Stadtteilimage in der Innen- und Außenwahrnehmung zu stärken. Zugleich sollten durch das Modellvorhaben Netzwerke und Kooperationen für eine qualitätsvolle Stadtteilentwicklung verstetigt und die Bündelung und Koordination öffentlicher und privater Förder- und Finanzmittel erprobt und am Beispiel konkreter Maßnahmen umgesetzt werden.

Beispielhaft bündeln!

In Magdeburg konnten vielfältige Erfahrungen in Bezug auf die Bündelung insbesondere von Förderprogrammen gesammelt werden.

  • Neben dem ESF-Bundesprogramm "Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)", das in Ergänzung zum Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt - Investitionen im Quartier" für stadt- und ortsteilbezogene Maßnahmen zur Arbeitsmarktförderung eingesetzt werden kann, kamen Forschungs- (ExWoSt) und Städtebauförderungsmittel (Stadtumbau Ost, Sanierungsmittel) u.a. bei der Erarbeitung von Konzepten, der Gestaltung öffentlicher Räume, der Aufwertung der Gebäudesubstanz und dem Bau der Sporthalle zum Einsatz. Erforderliche Altlastensanierungen wurden über Mittel des Landesministeriums für Landwirtschaft und Umwelt mitfinanziert. Ergänzend wurden für Gebäudesanierungen Landesmittel (Sachsen-Anhalt MODERN, Restmittel der Wohnungsbauförderung des Landes zur Förderung besonderer Wohnformen) oder KfW-Mittel über private Akteure eingesetzt - ebenso wie private Eigenmittel.
  • Die Potenziale, aber auch Schwierigkeiten von Bündelung können am Beispiel der neuen Sporthalle veranschaulicht werden: Hierfür wurden Städtebauförderungs- ("Stadtumbau Ost") und Forschungsmittel (ExWoSt Leitprojekte "Kooperation konkret") sowie Mittel aus der Städtebaulichen Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahme eingesetzt. Ohne die Bündelung der Fördermittel hätte dieses wichtige Infrastrukturangebot nicht realisiert werden können. Zugleich ergab sich durch die Bündelung aber auch Mehraufwand: Weil die Förderprogramme zeitlich nicht vollständig aufeinander abgestimmt werden konnten, entstanden Probleme u.a. durch die Baustellenvorhaltung, verlängerte Standzeiten der Gerüste oder Winterabdichtungen.
  • Mit den Zuwendungen aus dem ExWoSt-Forschungsfeld Leitprojekte "Kooperation konkret" wurden u.a. (mit-)gefördert der Bau der Sporthalle, die Umsetzung lokaler (temporärer und dauerhafter) Kunst- und Kulturprojekte und -veranstaltungen, die Vernetzung der Kulturschaffenden, Stadtteilrundgänge, Konzepterarbeitungen z.B. für ein Kulturmanagement und die Entwicklung der Kreativwirtschaft, eine Machbarkeitsstudie sowie die Sicherung und Teilsanierung eines Gebäudes für einen Kunst- und Handwerkerhof (Werk4) und Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit (Homepage, Presseaktivitäten, weitere Veranstaltungen usw.).

Beispielhaft kooperieren!

Die Stadt Magdeburg, vertreten durch das Stadtplanungsamt, bediente sich zur Umsetzung des Modellvorhabens zweier Koordinatorenteams:

  1. Ein Koordinatorenteam war verantwortlich für die gesamte Prozessgestaltung und -umsetzung, wie z.B. für Projektsteuerung und Öffentlichkeitsarbeit. Es wurde von dem im Quartier eingeführten Sanierungsträger und Träger des Quartiersmanagements, der BauBeCon Sanierungsträger GmbH, gestellt.
  2. Ein zweites Koordinatorenteam, "Kultur macht Stadt" des Studiengangs cultural engineering an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, erstellte ein Konzept zum Kulturmanagement, initiierte und setzte (temporäre) Projekte um und war für die Netzwerkarbeit im Bereich Kunst und Kultur verantwortlich. 

Im Verlauf des Modellvorhabens kam als weiterer Kooperationspartner eine private Investorengruppe, die Werk4 GmbH & Co KG hinzu, die auf einer ehemaligen Industrie-brache in Magdeburg-Buckau u.a. einen Kunst- und Handwerkerhof umsetzt und Kunst, Kultur, Handwerk, Sport und Kommunikation auf der Fläche zusammenführen will. Über diese Schnittstellen konnten vielfältige Multiplikatoren und Akteure erreicht und in den Prozess eingebunden werden, die maßgeblich zum Gelingen des Vorhabens beitrugen und deren Netzwerke sich verstetigten.

Schlussfolgerungen

Die Profilierung eines Quartiers zu einem Kunst- und Kulturstandort und die Zusammenarbeit mit den Künstlern und Kreativen erfordern neue Formen der Kooperation, da "Verwaltung und Kreative nicht immer die gleiche Sprache sprechen", andere Anforderungen haben und sich ihre Arbeitsweisen unterscheiden.

Mit Blick auf die Mittelbündelungen verbinden sich neben dem erheblichen Ressourcenaufwand u.a. auch lange Vorlaufphasen. Diese Langfristigkeit ist besonders für Private nicht immer einfach nachzuvollziehen. Aber auch innerhalb der Verwaltung besteht erheblicher Kommunikationsbedarf, um Projekten über Mittelbündelungen zum Erfolg zu verhelfen. Als wichtige Erfolgsfaktoren erwiesen sich die Offenheit und das Engagement von Stadt und privaten Akteuren zur Kooperation.



Ansprechpartner
Landeshauptstadt Magdeburg
Stadtplanungsamt, Herr Stephan Herrmann
An der Steinkuhle 6
39128 Magdeburg
Telefon: 0391 / 540-5372
E-Mail: stephan.herrmann@spa.magdeburg.de

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