Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Nutzung städtischer Freiflächen für erneuerbare Energien

Veranstaltungen

Abschlussveranstaltung "Potenziale städtischer Freiflächen für erneuerbare Energien" am 12.05.2009 in Berlin

Zwei wesentliche Aspekte der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion in Deutschland sind die Reduzierung der Flächenneuinanspruchnahme (Flächenziele) und der Ausbau der erneuerbaren Energien (Energieziele). Herr Staatssekretär Lütke Daldrup resümierte in seinem Eröffnungsvortrag, dass die Flächenziele innerhalb der letzten Legislaturperiode nicht erreicht werden konnten, der Ausbau der erneuerbaren Energien dagegen die gesetzten Ziele sogar übersteigt.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie "Nutzung städtischer Freiflächen für erneuerbare Energien" zeigen, dass der urbane Raum über erhebliche Flächenpotenziale verfügt, die energetisch nutzbar sind und einen erheblichen Anteil an der zukünftigen, regenerativen Energieversorgung Deutschlands leisten können. Um das Leitziel der klimagerechten Stadt zu erreichen, sind zudem neue Strategien und Konzepte zu entwickeln, die ausgehend von einer gesamtstädtischen Betrachtung die Nutzung von Optionen erneuerbarer Energien im urbanen Raum fördern.

Im Mittelpunkt der ersten Vorträge im Block I "Potenziale erneuerbarer Energieerzeugung im urbanen Raum" standen Aktivitäten und Handlungsansätze des Bundes zur Umsetzung der Flächen- und Klimaziele, die Frau RD’in Willenbrock (BMVBS), Herr Porsche (BBSR) und Frau Tryfonidou (BMWi) vorstellten. Wesentliche Elemente zur Erreichung der Energie- und Klimaziele sind u.a.:

  • die zum 1. Oktober 2009 in Kraft tretende, nochmals verschärfte Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009
  • das seit 1. Januar 2009 in Kraft getretene Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
  • das Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien und
  • die ebenfalls 2009 angepassten KfW-Förderprogramme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren.

Das BBSR hat im Rahmen des Forschungsfeldes Energie und Klimawandel neben der vorgestellten Studie weitere Studien in Auftrag gegeben bzw. in Vorbereitung, berichtet Herr Porsche (BBSR), wie die ExWoSt-Studie "Klimawandelgerechte Stadtentwicklung – Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen" und die MORO-Studie "Regionale Energiekonzepte".

Solaranlage auf dem Dach des Bundeskanzleramtes, im Hintergrund der Reichstag. Solaranlage auf dem Dach des Bundeskanzleramtes, im Hintergrund der Reichstag.

Die neue Forschungsinitiative des BMWi "EnEff:Stadt - Forschung für die energieeffiziente Stadt", vorgestellt von Frau Dr. Tryfonidou, soll in Forschungsvorhaben und Pilotprojekten zeigen, wie auf der Basis von modernen Energietechnologien und innovativen, quartiersbezogenen Konzepten die Energieeffizienz in den Kommunen gesteigert werden kann. Im Mittelpunkt steht der Gedanke der integralen Planung in konkreten Siedlungsprojekten zur Förderung des Know hows für die städtebaulichen Aufgaben der Zukunft.

Frau Bühner (Deutsche Energie-Agentur GmbH, dena) betonte in ihrem Vortrag, dass insbesondere die Kommunen einen deutlichen Beitrag zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele leisten können. Als Träger der kommunalen Planungshoheit können sie das energieeffiziente Bauen und die Einbindung erneuerbarer Energien fördern. Die dena unterstützt die Kommunen, indem sie Informationsmaterial erarbeitet und bereitstellt, Pilotprojekte initiiert, Akteure vernetzt, Unternehmen unterstützt und Veranstaltungen organisiert.

In den anschließenden Vorträgen stellten Herr Dr. Genske (Projektleiter der ExWoSt-Studie, FH Nordhausen), Herr Hardes (Stadt Gelsenkirchen) und Herr Schulze Dieckhoff (Stadt Stuttgart) die Ergebnisse der Studie vor. Zusammenfassend lässt sich feststellen:

  • Im urbanen Raum gibt es ein großes Potenzial von energetisch nutzbaren Flächen.
  • Diese können für Optionen erneuerbarer Energien genutzt werden.
  • In Städten und Gemeinden können diese einen erheblichen Anteil an der zukünftigen, regenerativen Energieversorgung leisten.

Die Umsetzung der ermittelten Potenziale setzt jedoch voraus, dass die Städte und Gemeinden sich über ihre energetisch nutzbaren Potenziale bewusst werden und in einem nächsten Schritt konkrete Konzepte und Strategien entwickeln, um diese auch in der Praxis umzusetzen. Die Politik muss hierfür die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen. Klassische Brachflächen treten in ihrer energetischen Bedeutung zurück, sie sind vorrangig für hochwertige bauliche oder freiräumliche Folgenutzungen zu entwickeln. Die energetische Nutzung von Dach- und Fassadenflächen sowie von Umgebung und Untergrund bieten im städtischen Raum enorme Energiepotenziale, die entsprechend städtebaulicher Vorgaben unter Beachtung des gesamtstädtischen Kontextes und zu erzielender Synergien entwickelt werden müssen.

Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich eine Reihe von weiteren Forschungsschwerpunkten ableiten. Dazu zählen u.a. die Berücksichtigung der Energieparteien "Industrie" und "Verkehr", die Analyse und Integration des energetischen Potenzials des Umlands, die Berücksichtigung saisonaler Schwankungen des Energiebedarfs und der Energiebereitstellung, und nicht zuletzt die Ermittlung und Visualisierung des Einsparpotenzials von Treibhausgasen.

Im Block II "Urbane Zukunft: Neue Strategien und Konzepte für eine nachhaltige Energieversorgung" wurden u.a. Fragestellungen

  • zur Integration und Vernetzung von erneuerbaren Energien insbesondere unter Beachtung regionaler Aspekte und Potenziale (Dr. Moser)
  • zur Praxis der Energetischen Stadterneuerung und Steuerung über integrierte Stadtentwicklungskonzepte, besonders im Stadtumbau (Prof. Koziol)
  • zur Integration erneuerbarer Energien im Stadtteil Wilhelmsburg im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Hamburg (Herr Wessel) und
  • zu Finanzierungsoptionen erneuerbarer Energieerzeugung, möglicher Bürgerbeteiligung und regionaler Wertschöpfung (Herr Faul-Seebauer)

thematisiert.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, geleitet von Frau Hartl (Wissenschaftsredakteurin der Deutschen Welle), standen zu Beginn Fragen zur Finanzierbarkeit und Gestaltung der Förderkulisse im Mittelpunkt. Von Seiten der Vertreter der Ministerien wurde auf den Förderkompass Energie verwiesen, der auf der Internetseite des BINE-Informationsdienstes (www.bine.info) zur Verfügung steht. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich darüber einig, dass aufgrund der Komplexität der Thematik erneuerbare Energien und Stadtentwicklung viele Kommunen mit der Umsetzung überfordert sind. Es fehlt an Handlungsstrategien und Konzepten, die eine strategische Vorgehensweise ermöglichen. Abhilfe könnte ein Handlungskatalog, ein 10-Punkte-Katalog oder auch eine Roadmap schaffen, die, wie Herr Dr. Genske darstellte, auf der Basis einer Potenzialermittlung konkrete Maßnahmen und Projekte definiert, Finanzierungs- und Investitionsbedarfe ermittelt, aber auch eine Plattform für die beteiligten Akteure schaffen soll, die die Umsetzung begleitet und evaluiert. Herr Hardes als Vertreter einer Kommune betonte, dass die Einführung der erneuerbaren Energien im Stadtraum nur unter Einbeziehung der Bürger erfolgen kann. Der Klimawandel und die steigenden Energiepreise erfordern einen Umbau der Energieversorgung, die Maßnahmen müssen innovativ und wirtschaftlich zugleich sein, um langfristig erfolgreich zu sein.

Herr Dr. Preibisch, BMVBS, schloss die Veranstaltung mit der zu Beginn des Tages von Herrn Staatssekretär Lütke Daldrup formulierten Vision einer klimagerechten und ressourcenschonenden Stadt der Zukunft. Die im Rahmen der Vorträge dargestellten Ansätze und Konzeptionen sind wichtige Bausteine zur Erreichung dieser Vision.

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Die Vorträge der Abschlussveranstaltung finden Sie unter folgendem Link:
Potenziale städtischer Freiflächen für erneuerbare Energien

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