Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Vorsorgendes Risikomanagement in der Regionalplanung – Verstetigung

Modellregionen

Im März 2017 sind zwei Modellregionen an den Start gegangen:

  • der Planungsraum I in Schleswig-Holstein sowie
  • die Region Stuttgart in Baden-Württemberg

Die Modellvorhaben legten im Dezember 2019 ihre Schlussberichte vor.

Planungsraum I in Schleswig-Holstein

Projektträger: Landesplanung Schleswig-Holstein, Staatskanzlei Schleswig-Holstein
Ansprechpartner: Klaus Einig ( klaus.einig@stk.landsh.de )

Regionale Situation und Betroffenheit

Der Planungsraum I in Schleswig-Holstein ist die nördlichste Planungsregion in Deutschland und grenzt unmittelbar an die dänische Region Syddanmark. In der von Nord- und Ostsee eingerahmten Planungsregion lebten im ersten Quartal 2015 rund 443.000 Menschen auf einer Fläche von 4.210 km². Die Bevölkerungsdichte ist mit 105 Einwohnerinnen und Einwohnern je km² nicht einmal halb so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

Der Planungsraum ist überwiegend ländlich geprägt. Die größte Stadt der Region ist das Oberzentrum Flensburg, gefolgt von den Mittelzentren Schleswig an der Ostküste und Husum an der Westküste. Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose weist Flensburg bis 2030 die zweithöchste Wachstumsrate der vier schleswig-holsteinischen Oberzentren auf.

Der Planungsraum I gehört zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands. Für den Tourismus ist v. a. die Lage zwischen Nord- und Ostsee von Relevanz, deren Küsten an der engsten Stelle der Planungsregion gerade einmal 35 km auseinanderliegen. Dem Tourismus kommt somit eine besondere Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung im Planungsraum I zu.

Die Küstenlage führt jedoch auch dazu, dass der Küstenschutz eine existenzielle Bedeutung für große Teile der Planungsregion hat. Dabei stehen die Küsten an Nord- und Ostsee vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen:

  • Die Westküste ist durch eingedeichte Marschgebiete und das Wattenmeer geprägt. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer nimmt hier große Flächen ein. Obwohl die niedrig gelegenen Marschgebiete durch eine fast ununterbrochene Deichlinie vor Überflutungen gesichert sind, haben die durch das Sturmtief Tilo (9. November 2007) und den Orkan Xaver (5.–6. Dezember 2013) ausgelösten Sturmfluten hier zu großen Schäden geführt. Angesichts des im Zuge des Klimawandels zu erwartenden Meeresspiegelanstiegs stellt die Risikovorsorge eine zentrale Herausforderung an der Nordseeküste dar. Zudem kann es zu intensivierter Erosion von Stränden und zu Landverlusten kommen, v. a. an der Westküste von Sylt.
  • Die Ostküste des Planungsraums I ist deutlich reliefreicher und durch Steiluferbereiche und Flachküsten geprägt. Während insbesondere an den Flachküsten Überflutungsrisiken bestehen, drohen an den Steil-ufern Abbrüche und Landverluste. Durch die selteneren Sturmflutereignisse an der Ostsee ist das Risikobewusstsein der Bevölkerung in diesem Teil der Planungsregion deutlich geringer; Vorsorgemaßnahmen an Wohn- und Gewerbeimmobilien sind vielerorts schwächer ausgeprägt. Dennoch wird auch die Ostseeküste vom klimawandelbedingten Meeresspiegelanstieg betroffen sein; es werden häufigere und höhere Sturmflutereignisse und zunehmende Landverluste an den Steilküsten erwartet.

Der Klimawandel wird für den Planungsraum I noch weitere negative Folgen mit sich bringen, die einer intensiveren Risikovorsorge bedürfen: Im Frühjahr und Sommer ist mit verstärkten Trockenperioden, im gesamten Jahresverlauf mit häufigeren und stärkeren Sturmereignissen zu rechnen. Es wird zudem erwartet, dass sich Wahrscheinlichkeit und Intensität von Binnenhochwassern insbesondere im Winter durch intensivere und häufigere Starkregenereignisse verstärken.

Der Ausbau des Gewässernetzes (z. B. Begradigung und Eindeichung von Gewässerabschnitten) sowie der Landnutzungswandel in den Niederungsgebieten haben zu einer insgesamt verschärften Hochwassersituation geführt, der wie beim Küstenschutz mit einem System aus Deichen und anderen wasserwirtschaftlichen Anlagen (z. B. Schöpfwerke) begegnet wird. Vor allem in den Niederungsgebieten Schleswig-Holsteins ist Flusshochwasser ein Problem. Niederungsgebiete weisen eine Geländehöhe von unter 2,5 m über Normalnull auf und umfassen ausgedehnte Flächen an der Westküste (2.930 km²) sowie weniger große Flächen an der Ostküste (230 km²).

Raumbedeutsame Gefahren gehen in Schleswig-Holstein außerdem von Störfallbetrieben gemäß SEVESO-III-Richtlinie oder Unfällen von Gefahrguttransporten aus. Mit diesen Gefahren beschäftigt sich vorrangig der Katastrophenschutz. Im ländlich geprägten Planungsraum I befinden sich insgesamt 75 Störfallbetriebe, darunter 69 Biogasanlagen. Die Haupttransportrouten für Gefahrgut im Planungsraum I sind nach Informationen des Landespolizeiamts und des Katastrophenschutzes die Verbindungen der Bundesautobahnen 7 und 23 bzw. der Bundesstraße 5 und die parallel dazu liegenden Schienentrassen, die in Süd-Nord-Richtung von Hamburg nach Dänemark führen. Der im Osten des Planungsraums verlaufende Korridor ist zudem Teil des transeuropäischen Kernverkehrsnetzes.

Ziele und Ergebnisse

Der Regionalplan für den Planungsraum I in Schleswig-Holstein stammt aus dem Jahr 2002. Bei seiner Aufstellung war ein explizites Risikomanagement noch nicht in der Anwendung. Im Rahmen der anstehenden Neuaufstellung des Regionalplans spielen raumbedeutsame Risiken eine größere Rolle. Das Vorhaben sollte deshalb Beiträge zu einem vorsorgenden Risikomanagement liefern und in diesem Kontext Vermeidungs-, Minderungs- und Ausgleichsstrategien für identifizierte Risiken erarbeiten, die mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten der Regionalplanung umgesetzt werden können.

Ziel war es deshalb, erstmals Raumordnungsgebiete zum vorbeugenden Binnenhochwasserschutz, zur Klimafolgenanpassung im Küstenraum sowie zum Küstenschutz für den neu aufzustellenden Regionalplan vorzubereiten. Darüber hinaus wurde der Regionalplan hinsichtlich seiner Aussagen zur sozialen und technischen Infrastruktur überprüft, um dem Grundsatz der Raumordnung zum Schutz kritischer Infrastruktur Rechnung zu tragen.

Der entwickelte Ansatz soll bei der Neuaufstellung der Regionalpläne für die schleswig-holsteinischen Planungsräume II und III angewendet werden. Voraussetzungen für die Anwendung dieses Ansatzes sind eine ausreichende Praktikabilität, ein vertretbarer Ressourcenaufwand und ein überzeugender Nutzen für die Regionalplanung. Gleichzeitig sollte der Fortschreibungsprozess des Landesentwicklungsplans, der die Ermächtigungsgrundlage für den Regionalplan bildet, hinsichtlich der Themen Binnenhochwasserschutz, Küstenschutz und KRITIS intensiv begleitet werden.

Fachlich-inhaltliche Schwerpunkte sollten auf einem Ausgleich des Sedimentverlusts im Wattenmeer, der Flankierung des Küstenschutzes, Entwässerungsproblemen in den Niederungsgebieten, dem Binnenhochwasserschutz und dem Schutz kritischer Infrastrukturen liegen.

Das MORO sollte dazu genutzt werden, einen intensiven Austausch mit Akteuren der Fachplanungen zu initiieren, da diese wesentliche Arbeitsgrundlagen für die Neuaufstellung des Regionalplans bereitstellen. Um das gemeinsame Risikoverständnis zu fördern und um sich über den Handlungsbedarf zu verständigen, sollte darüber hinaus die Zusammenarbeit mit den Planungsakteuren der betroffenen Kreise und größeren Städte intensiviert werden.

Die Ziele konnten in der Modellregion nur teilweise erreicht werden. Es wurden methodische Ansätze zur Gefahren- und Risikoanalyse von Küstensturmfluten und Binnenhochwasserereignissen, technischen Störfällen und Gefahrguttransporten sowie deren Überlagerung in einer Multigefahrenkarte erprobt. Eine darüberhinausgehende Einbindung der Ergebnisse in den Neuaufstellungsprozess des Regionalplans ist bislang nicht geschehen.

Problematisch war insbesondere, dass auf die existierenden Daten aus dem ersten Zyklus der Umsetzung der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL) in Schleswig-Holstein zurückgegriffen werden musste, obgleich bereits während der Bearbeitung feststand, dass nach Abschluss des Projekts mit der Veröffentlichung der Hochwassergefahrenkarten aus dem 2. Berichtszyklus zur Umsetzung der HWRM-RL im Dezember 2019 neue und stark veränderte Daten vorliegen würden, die die Grundlage für Gebietsausweisungen bei der Neuaufstellung der Regionalpläne darstellen werden. Hier hat sich bereits abgezeichnet, dass im Rahmen der Aktualisierung der Risikogebiete für das Hochwasserrisikomanagement die deichgeschützten Teilbereiche in Zukunft entfallen werden.

Dennoch wurden einige Ergebnisse erzielt, die mittel- bis langfristig einen Beitrag zu einem verbesserten vor-sorgenden Risikomanagement im Planungsraum leisten können.

Wesentliche Ergebnisse im Überblick

  • Einbindung der Risikovorsorge in laufende Prozesse der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans und der geplanten Neuaufstellung des Regionalplans
  • Beitrag zur Darstellung der verschiedenen Risikoprofile im gesamtdeutschen Zusammenhang (hier u. a. Sturmflutsituationen)
  • Integration einer Multigefahrenperspektive in die Risikoanalyse
  • konkrete Ergebnisse in Form von Vorschlägen zu Raumordnungsgebieten (Hochwasser, technische Störfälle) und Plansätzen (KRITIS)
  • Einbeziehung der Risikovorsorge in die Vorstudie zu den Strategischen Umweltprüfungen für die Neuaufstellung der Regionalpläne in Schleswig-Holstein
  • Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Planungsräume Schleswig-Holsteins
  • Beitrag zur Berücksichtigung der gesellschaftlichen Dimension von Risiko; Mehrwert gegenüber den eher gefahrenzentrierten Hochwasserrisikomanagementplänen
  • Vernetzung von relevanten Akteuren aus Verwaltung und Wissenschaft; Information von Kreisen und Gemeinden; Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Raumordnung und Fachplanungen

Dargestellt sind die drei Planungsräume der Regionalplanung in Schleswig-Holstein mit Stand März 2015 und die Landesentwicklungsachsen. Der Planungsraum I im Norden des Landes bildet die Modellregion innerhalb des Forschungsprojektes. Planungsräume und Landesentwicklungsachsen in Schleswig-Holstein Planungsräume und Landesentwicklungsachsen in Schleswig-Holstein

Region Stuttgart

Projektträger: Verband Region Stuttgart
Ansprechpartner: Silvia Weidenbacher ( weidenbacher@region-stuttgart.org )

Projektpartner: Universität Stuttgart, Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung
Ansprechpartner: Prof. Dr. Jörn Birkmann ( joern.birkmann@ireus.uni-stuttgart.de )


Regionale Situation und Betroffenheit

Die Region Stuttgart ist ein sich dynamisch entwickelnder, hochverdichteter Raum, der im Bundesvergleich eine überdurchschnittliche Wertschöpfung generiert. Die Region umfasst 179 Städte und Gemeinden mit einer Einwohnerzahl von knapp 2,8 Millionen (Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 20.11.2019). Die Einwohnerdichte liegt mit 764 Einwohnerinnen und Einwohnern je km² (Stand 31.12.2017) weit über dem Bundes- und Landesdurchschnitt. Das Bruttoinlandsprodukt des Wirtschaftsraums betrug 2013 rund 124 Milliarden Euro.

Die Tallagen von Neckar, Fils und Rems entwickelten sich im Zuge der Industrialisierung zu bedeutenden Gewerbestandorten, die als Produktionsstätten nach wie vor Bestand haben. Der hohe Anteil an Industriebetrieben ist einerseits Motor des wirtschaftlichen Erfolgs, andererseits liegen viele dieser Betriebe historisch bedingt in Flussauen und sind folglich gegenüber Klimarisiken, insbesondere Flusshochwasser und Sturzfluten infolge von Starkniederschlägen, besonders exponiert.

Die Leistungen kritischer Infrastrukturen, v. a. Strom- und Wasserversorgung, aber auch Verkehrstrassen, sind wichtige Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit der Wohn- und Produktionsstandorte in der Region Stuttgart. Dabei ist die Verkehrsinfrastruktur durch die funktionalen überörtlichen Verflechtungen bereits stark belastet. Die komplexen Pendlerbeziehungen zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Umland sowie zwischen weiteren Wohn- und Arbeitsschwerpunkten sind anfällig für Störungen. Unterbrechungen kritischer Infrastrukturen können daher erhebliche Kaskadeneffekte auslösen und damit zu einer Risikoakkumulation führen.

In Baden-Württemberg und in der Region Stuttgart wird im Zuge des Klimawandels eine Zunahme an Hitzetagen erwartet. Hieraus ergeben sich spezifische Konsequenzen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft: Gerade in den schlechter durchlüfteten und verdichteten Siedlungsbereichen der Region ist mit einer steigenden thermischen Belastung zu rechnen. Dies hat Auswirkungen auf die Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität von mehr als der Hälfte der Bevölkerung.

Im Zuge des Klimawandels wird erwartet, dass sich in der Region Stuttgart die Niederschlagsverteilung im jahreszeitlichen Verlauf verändern wird. Dies stellt die Planungsregion vor unterschiedliche Herausforderungen:

  • Die Abnahme von Sommerniederschlägen kann zu Niedrigwasserständen am Neckar und damit zu einer Einschränkung der Transportlogistik führen.
  • Die Zunahme von (winterlichen) Niederschlägen kann in den Tallagen die Gefährdung durch Hochwasser erhöhen; davon wären neben Wohnsiedlungsbereichen zahlreiche kapitalintensive Produktionsstandorte global agierender Wirtschaftsunternehmen betroffen.
  • Mit Blick auf die durch das Starkregenereignis im Sommer 2016 verursachten massiven Schäden in der benachbarten Stadt Schwäbisch Gmünd bedürfen auch diese Ereignisse einer regionalplanerischen Betrachtung. Zumal die Region Stuttgart durch eine bewegte Topografie geprägt ist, die eine höhere Sturzflutgefährdung erwarten lässt.

Aufgrund der besonderen geografischen Lage und den zu erwartenden Klimawandelfolgen hat sich die Region bereits frühzeitig mit den Herausforderungen des Klimawandels auseinandergesetzt. Entsprechend liegen umfangreiche Grundlagen vor, auf die im Rahmen des MORO zurückgegriffen werden konnte. Hierzu gehören insbesondere der regionale Klimaatlas, Vulnerabilitätsanalysen, Anpassungsstrategien und neuere Forschungsarbeiten.

Ziele und Ergebnisse

Ziel war es, eine integrative Strategie für Risikovorsorge und -management zu skizzieren, die sich an den regionalen Herausforderungen orientiert und auf die Zuständigkeiten und Kompetenzen des Verbands – insbesondere die Regionalplanung – ausgerichtet ist.

Zu Projektbeginn wurden besonders relevante Gefahren für die Region Stuttgart identifiziert, wobei die Themen Waldbrand und Trockenheit (Niedrigwasser) mangels Daten nicht untersucht werden konnten. Für Stark-regen wurden über eine Masterarbeit Ansatzpunkte für eine Operationalisierung auf regionaler Ebene erarbeitet. Eine abschließende Beurteilung der Ergebnisse konnte jedoch im Projektzeitraum nicht erzielt werden. Hier bedarf es einer weiteren Prüfung. Für folgende Gefahrenarten wurden GIS-basierte Risikoanalysen durchgeführt und damit das Risikoprofil der Region über Natur- und Technikgefahren abgebildet:

  • Hochwasser (HQ100 und HQextrem)
  • Hitze (Bioklima)
  • Erdbeben
  • Geogene Gefahren (z. B. Hangrutschungen)
  • SEVESO- bzw. Störfallbetriebe

Insbesondere für Hangrutschungen (geogene Gefahren) wurde eine GIS-basierte Methode zur Risikoanalyse für die Regionalplanung adaptiert, die den Einwirkbereich (Gefährdungsumgriff) räumlich fasst und die vorhandenen Daten des zuständigen Geologischen Diensts ergänzt.

In einem ersten Schritt erfolgte eine Auswahl von für die Region Stuttgart relevanten Flächennutzungen, Schutzobjekten und kritischen Infrastrukturen, deren Exposition und Empfindlichkeit gegenüber den jeweiligen Gefahrenarten untersucht wurde. Vergleichbar dem Vorgehen im Regierungsbezirk Köln fand zunächst eine akteursbasierte Einschätzung der Empfindlichkeit der Schutzgüter in der Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern auf Landes-, regionaler und kommunaler Ebene statt.

Die abschließende Bewertung wurde gutachterlich vorgenommen. Die zusätzliche Befragung von Betreibenden kritischer Infrastrukturen zeigte, dass diese teilweise andere Bewertungskriterien und -methoden verwenden als die in der Modellregion involvierten Akteure. Insofern besteht hier mit Blick auf die Empfindlichkeitseinstufung von Schutzgütern und -objekten gegenüber den Gefahrenarten weiterer Forschungsbedarf. Das Spektrum der Empfindlichkeitsbewertung konnte gegenüber den Ergebnissen im Regierungsbezirk Köln um die Gefahrenarten Starkregen und geogene Gefahren sowie weitere Schutzobjekte erweitert werden.

Ein weiteres zentrales Ergebnis ist die Erstellung einer Multigefahrenkarte sowie von Risikokarten für die Gefahrenkomplexe Flusshochwasser, Hitzebelastung, technische Störfälle, Erdbeben und geogene Gefahren. Eine Risiko-Hotspot-Karte zeigt zudem Bereiche, in denen sich Risiken konzentrieren.

Neben Vorschlägen für den planerischen Umgang mit Risiken sollte der Verfahrensansatz für die Strategische Umweltprüfung in der Regionalplanung unter Berücksichtigung des Risikomanagements weiterentwickelt wer-den. Dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht, da die Aufarbeitung der Risikoprofile und der Aufbau einer Datenbank für die Risikoanalyse zu viele Ressourcen beanspruchte.
Maßnahmen zu Risikovermeidung, -minderung und -anpassung müssen angesichts der vielfältigen Aufgaben und unterschiedlichen Zuständigkeiten auf allen raumbedeutsamen Handlungsebenen ansetzen und sowohl die betroffenen Fachplanungen als auch insbesondere die Landkreise und Kommunen adressieren.

In mehreren Regionalworkshops und weiteren Gesprächsrunden wurden spezifische Koordinations- und Handlungserfordernisse ausgelotet und auf die jeweils geeignete Ebene abgeschichtet.

Die Ergebnisse werden den Fachplanungen, Landkreisen und Kommunen zur Verfügung gestellt. Sie sollen den Akteuren bei Entscheidungen hinsichtlich der Allokation von Vorhabenstandorten oder der Lenkung von Kompensationsmaßnahmen auf für die Risikominimierung besonders geeignete Flächen helfen. Darüber hin-aus sollen die Ergebnisse in konkrete Aktivitäten und Vorhaben einfließen, beispielsweise in die Klimaschutz- und Anpassungsstrategien der Region Stuttgart und des Landkreises Böblingen.

Wesentliche Ergebnisse im Überblick

  • Systematisierung raumbedeutsamer Informationen für die Risikoanalyse
  • Beitrag zur Darstellung der verschiedenen Risikoprofile im gesamtdeutschen Zusammenhang (hier u. a. geogene Gefahren und Starkregen)
  • Entwicklung einer Methodik zur Ermittlung des Wirkraums von Hangrutschungen und damit des Gefährdungsumgriffs
  • Erprobung eines vereinfachten Verfahrens zur Starkregenanalyse (unveröffentlicht)
  • Expositionsanalyse als gesonderter Schritt der Risikoanalyse
  • Ermittlung von Datenquellen für Schutzobjekte und Aufbau einer Geodatenbank
  • erweiterte Einstufung der Empfindlichkeit von Schutzobjekten gegenüber unterschiedlichen Gefahrenarten
  • Methodik zur Ermittlung der Betroffenheit der Bevölkerung auf Rasterdatenbasis (Zensus 2011)
  • Gefahren-, Empfindlichkeits- und Risikokarten für ausgewählte Gefahrenarten
  • Integration einer Multigefahrenperspektive- und Multirisikoperspektive in die Risikoanalyse und kartografische Aufbereitung
  • Aufbau eines Akteursnetzwerks und Vernetzung von relevanten Akteuren aus Verwaltung und Wissenschaft, Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Raumordnung und Fachplanungen, Kreisen und Kommunen
  • Information von Gemeinden und Ansprache von Betreibern kritischer Infrastrukturen

Administrative Gliederung der Region Stuttgart und ihre räumliche Lage in Baden-Württemberg Region Stuttgart Administrative Gliederung der Region Stuttgart und ihre räumliche Lage in Baden-Württemberg

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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