Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Strategien für Wohnstandorte im Stadtumland

Projektsteckbrief

Die demographische Entwicklung sowie die durch den wirtschaftlichen Strukturwandel freigesetzten innerstädtischen Flächenpotenziale führen vielfach zu einer grundsätzlichen Neubewertung der Lagequalitäten und Entwicklungspotenziale bestehender Wohnstandorte. Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes stand die Analyse, inwieweit die Wohnbebauung der 1960er und 1970er Jahre am Stadtrand und im Umland der westdeutschen Städte mit einfachen städtebaulichen Qualitäten zukünftig an Attraktivität verliert und welche Strategien zur Qualifizierung dieser Standorte eingeleitet werden können.
Projektlaufzeit: November 2007 - November 2008

Ausgangslage

In den neuen Bundesländern ist die Wohnungsnachfrage in den besonders strukturschwachen Regionen bereits seit über 15 Jahren rückläufig. Parallel dazu werden weiterhin auf geringem Niveau neue Wohnungen, insbesondere Eigenheime und altengerechte Wohnformen, gebaut. Der Anstieg leer stehender Wohnungen konnte in den zurückliegenden Jahren nur durch den Abriss von Wohnungen im Rahmen des Stadtumbauprogramms Ost gestoppt werden. Gleichzeitig zeigt sich seit Jahren eine Verschiebung des Leerstandes. Während in den Anfangsjahren nach der Wiedervereinigung vor allem die unsanierten Altbaubestände in den Innerstädten vom Leerstand betroffen waren, konzentriert sich dieser zunehmend auf die in industrieller Plattenbautenbauweise errichteten Wohnungen der 1960er bis 1980er Jahre vorwiegend in den Wohnquartieren am Stadtrand.

Dieser Prozess beschreibt allerdings keine generelle Neubewertung von Standorten bzw. deren Potenzialen (davon abgesehen, dass sich die Objekt- und Standortqualitäten in den Altbauvierteln durch Investitionen in den öffentlichen Raum und in die Bestände deutlich verbessert haben). Vielmehr werden unter den Bedingungen stagnierender und schrumpfender Märkte die städtebaulichen Mängel und Standortdefizite dieser Quartiere in Form eines zunehmenden Leerstandes sichtbar. Auf einem schrumpfenden Wohnungsmarkt führen die Sickereffekte auch ohne Neubau zu einer Konzentration des Leerstandes auf die Wohnungen am untersten Ende der Qualitätsskala. In den neuen Ländern sind dies überwiegend die Wohnungen in den Plattenbaugebieten sowie die unsanierten Altbauten.

Da in Zukunft die Wohnungsnachfrage auch vermehrt in den strukturschwachen Wohnungsmarktregionen der alten Bundesländer abnimmt, lassen sich Parallelen zwischen der Entwicklung in Ost- und Westdeutschland ziehen. Es kann von einer vorlaufenden Entwicklung in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den alten Ländern gesprochen werden. Der in einzelnen Regionen Westdeutschlands zunehmende Wohnungsleerstand "wandert" zu den schlechtesten Wohnungsbeständen. Einiges spricht dafür, dass die Leerstände in den architektonisch besonders schematischen und planerisch wenig attraktiv gestalten Gebieten entstehen. Besonders problematische Quartiere erscheinen vor diesem Hintergrund die homogenen Wohnquartiere der 1960er und 1970er Jahre, die im Zuge der Hochphase der Suburbanisierung an der Peripherie der Städte bzw. in den Umlandgemeinden entstanden sind. Die Akzeptanzprobleme sind vielschichtig und reichen von geringen architektonischen und städtebaulichen Qualitäten aus Nutzersicht über die Stadtrandlagen bis zu Defiziten in der quartiersbezogenen Versorgungsinfrastruktur.

Zielsetzung und Gegenstand des Forschungsvorhabens

Während zur Zukunftsfähigkeit der industriellen Plattenbaugebiete in den neuen Bundesländern bereits zahlreiche Grundlagenstudien und Forschungsprojekte vorliegen, standen die künftig u.U. "gefährdeten" Wohnstandorte der 1960er und 1970er Jahre am Stadtrand bzw. im Stadtumland westdeutscher Städte bislang noch nicht im Fokus der Forschung. Hier setzte das Forschungsprojekt an. Den künftigen problematischen Entwicklungen dieser Gebiete in stagnierenden und schrumpfenden Regionen soll frühzeitig durch eine Untersuchung des Status quo und der Entwicklungsperspektiven sowie durch Aufzeigen von Handlungsoptionen und Strategien auf Basis fundierter Entscheidungsgrundlagen begegnet werden. Die Untersuchung konzentrierte sich auf Westdeutschland, weil in Ostdeutschland im Zeitraum von 1960 bis 1980 noch keine Suburbanisierung der Bevölkerung stattgefunden hat.

Das Projekt wurde von der empirica ag, Berlin unter der Leitung von Dr. Marie-Therese Krings-Heckemeier, Ludger Baba, Annamaria Schwedt durchgeführt.

Kontakt

  • Dr. Brigitte Adam
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 6 „Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung“
    Telefon: +49 228 99401-2325
    E-Mail: brigitte.adam@bbr.bund.de

Diese Seite