Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Region als System - Theorien und Ansätze für die Regionalentwicklung

IzR 1.2013, Hrsg.: BBSR im BBR

Steffen Maretzke
Regionales Einkommen in Abhängigkeit von regionalen Strukturunterschieden

Regionale Einkommensunterschiede sind ein wichtiger Gradmesser des individuellen Wohlstandes. Die Entstehung und Entwicklung des regionalen Einkommens ist ein sehr komplexer Prozess, der von vielen Faktoren abhängig ist. Entsprechend ist die Darstellung und Analyse regionaler Einkommensunterschiede ein Untersuchungsobjekt systemischer Art, insbesondere wenn quantitative Aussagen zur künftigen Einkommensentwicklung der Regionen angestrebt werden.

Neben einer kurzen Darstellung der zahlreichen Einflussgrößen des regionalen Einkommensniveaus wird im Beitrag vor allem der Frage nachgegangen, welche dieser regionalen Teilstrukturen die regionalen Einkommensunterschiede maßgeblich prägen und in welchen Wechselbeziehungen diese miteinander stehen. Dabei wurde in diesen Analysen das Arbeitnehmerentgelt als Einkommensgröße verwendet, das sämtliche Geld- und Sachleistungen umfasst, die den innerhalb eines Wirtschaftsgebietes beschäftigten Arbeitnehmern aus den Arbeits- oder Dienstverhältnissen zugeflossen sind und nicht durch zusätzliche Einnahmen (Transferleistungen, Zinsen, Dividenden, Mieten ...) verzerrt werden. Im Ergebnis dieser Analysen zeigt sich, bei einer hohen Qualität des identifizierten Modells, das die Unterschiede im regionalen Einkommensniveau maßgeblich durch

  • die durchschnittliche Betriebsgröße im verarbeitenden Gewerbe;
  • noch immer bestehende Ost-West-Disparitäten (Ost-West-Dummy);
  • den Anteil hochqualifizierter Beschäftigter;
  • die Jahresarbeitszeit der Arbeitnehmer;
  • das regionale Bevölkerungspotenzial und
  • die Erreichbarkeit europäischer Metropolen

geprägt werden. Diese Einflussfaktoren wurden im Weiteren in ihrer aktuellen Regionalstruktur differenziert analysiert und bewertet.

Auf Basis dieser Einflussfaktoren des regionalen Einkommensniveaus wurde abschließend, mittels einer Cluster- und Diskriminanzanalyse - separat für ost- und westdeutsche Regionen - eine Typisierung der Raumordnungsregionen zur Identifizierung spezifischer regionaler Muster des Einkommensniveaus vorgenommen. Im Ergebnis dieser Analysen wurden sechs Regionstypen identifiziert.

Zwischen diesen Regionstypen zeigen sich markante strukturelle Unterschiede. Neben einem Regionstyp, in dem die zugehörigen Regionen (nur westdeutsche) bei allen Einflussfaktoren überdurchschnittlich günstige Ausprägungen realisieren und der bundesweit das höchste Einkommensniveau aufweist, findet sich ein anderer, dem vor allem die peripheren und strukturschwachen Regionen der neuen Länder angehören. Diese Regionen weisen bei allen Indikatoren ungünstige Werte auf, was vor allem für das regionale Bevölkerungspotenzial, die Betriebsgröße und die Erreichbarkeit der Metropolen gilt. Entsprechend realisieren diese Regionen bundesweit das niedrigste Einkommensniveau.

Mit Blick auf mögliche Trends dieser zentralen Einflussfaktoren in den nächsten Jahren ist zu erwarten, dass sich die regionalen Einkommensdisparitäten absehbar kaum verändern werden, denn neben den Faktoren, die eher eine Ausweitung dieser Disparitäten befördern, lassen sich auch solche identifizieren, die eine Verringerung der Einkommensunterschiede erwarten lassen.

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