Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Gender Mainstreaming im Städtebau

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit November 2003 – Juli 2006
  • Programm ExWoSt

Das ExWoSt-Forschungsfeld zeigte auf, wie die Gleichstellungsperspektive in der Städtebaupolitik und in städtebaulichen Planungen und Realisierungen einbezogen werden kann. Kern des Forschungsfelds war die Erarbeitung übertragbarer Strategien zur Integration von GM in das Verwaltungshandeln sowie deren systematische Steuerung.

Gender Mainstreaming (GM) - hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich die Forderung nach gleichwertigen Lebensbedingungen für Frauen und Männer. Gender Mainstreaming ist erklärtes Ziel der Bundesregierung und soll in allen Politikbereichen, Handlungen und Maßnahmen berücksichtigt werden. Entsprechend soll die Strategie auch in alle Aktivitäten des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) integriert werden.

Im Forschungsfeld "Gender Mainstreaming im Städtebau" wurde erprobt, wie Gender Mainstreaming konkret in der Städtebaupolitik seinen Niederschlag finden und die Gleichstellungsperspektive in alle städtebaulichen Planungen und Umsetzungen vor Ort in den Kommunen aktiv und sichtbar einbezogen werden kann.

Ziele des Forschungsfeldes

Die Erarbeitung verallgemeinerbarer Strategien zur Integration und Steuerung von GM in alltägliche(n) Verwaltungsabläufe(n) war Kern des ExWoSt-Forschungsvorhabens. Konkreten Zielvereinbarungen und messbaren Erfolgskriterien (Indikatoren) kommt in dem Themenfeld eine zentrale Rolle zu. Das haben Erfahrungen in einem anderen wichtigen querschnittsbezogenen kommunalen Aufgabenbereich, der Umsetzung von "Nachhaltigkeit", gezeigt. Die Erarbeitung und Erprobung eines übertragbaren Ziel- und Indikatorengerüstes zum Thema "GM im Städtebau" diente deshalb als "roter Faden", um die unterschiedlichen Bausteine des Vorhabens zu verknüpfen und sicherzustellen, dass über lokale Projekt- und Modellstadterfahrungen hinaus eine auf andere Städte und Gemeinden übertragbare Arbeitsgrundlage geschaffen wird.

Das Forschungsvorhaben "Gender Mainstreaming im Städtebau" umfasste die folgenden Aspekte:

  • Systematisierung und Verallgemeinerung der bisherigen Erfahrungen in der Umsetzung von gleichstellungspolitischen Zielen in der städtebaulichen Praxis. Die Sammlung und Dokumentation "Guter Beispiele" liefert Anregungen, wie GM erfolgreich in der städtebaulichen Praxis umgesetzt werden kann.
  • Analyse der fördernden und hemmenden Rahmenbedingungen zur Umsetzung von GM auf der Ebene städtebaulicher Programme am Beispiel der EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II, um mögliche Impulswirkungen auf die Aufgabenwahrnehmung in anderen aktuellen städtebaulichen Programmen (u.a. "Stadtumbau Ost" und "Soziale Stadt") erfassen zu können.
  • Erarbeitung von übertragbaren Verfahrensschritten zur systematischen Steuerung von Gender-Aspekten in der planenden kommunalen Verwaltung; dies gemeinsam mit den Modellkommunen Dessau und Pulheim und der Referenzstadt Bremen.
  • Erarbeitung eines ersten Ziel- und Indikatorensets zum Themenfeld GM im Städtebau.
  • Formulierung von Empfehlungen für Bund und Länder hinsichtlich der Implementierung von GM in den Förder- und Forschungsprogrammen sowie in die Gesetzes-, Verordnungs- und Richtliniengebung (siehe beispielsweise jetzt schon die Verwaltungsvereinbarung Städtebauförderung).
  • Aufbau eines bundesweiten Netzwerkes zur Einbindung von Praxiswissen sowie zur Nutzung von Multiplikatoreffekten und zur Verbesserung des Wissens- und Informationstransfers zwischen GM-ExpertInnen und kommunalen AkteurInnen. Hierzu wurde ein projektbegleitender Beirat berufen.

Mit der Implementation von GM in kommunales Alltagshandeln wird das Ziel einer Qualitätssicherung und Qualitätssteigerung aller Planungsverfahren und -produkte verfolgt. Im Vorhaben werden dabei die gleichstellungspolitisch unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in ost- und westdeutschen Kommunen berücksichtigt. Während in westdeutschen Städten durch die „neue Frauenbewegung" auf eine relativ breite Sensibilisierung zurückgegriffen werden kann, haben Frauen in ostdeutschen Städten aufgrund ihrer hohen Erwerbsbeteiligung zu DDR-Zeiten ein anderes Selbstverständnis entwickelt. Erst mit drastischem Abbau der Kinderbetreuung und veränderten Arbeitsmarktchancen verschieben sich in ihrer Wahrnehmung die Chancen der Geschlechter. Mit dem demografischen Wandel, dem Stadtumbau und der Suburbanisierungsdynamik stellen sich in den ostdeutschen Kommunen auch aus gleichstellungspolitischer Sicht besondere stadtentwicklungspolitische Gestaltungsaufgaben, von deren Bewältigung auch westdeutsche Städte lernen können.

Auftragnehmer des Projektes waren das Deutsche Institut für Urbanistik, das Büro für integrierte Planung Berlin und die planungsgruppe vor Ort.

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Städtebau für Frauen und Männer Werkstatt: Praxis Ausgabe 44 |

Städtebau und Gender Mainstreaming Werkstatt: Praxis Ausgabe 4/2003 |

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