Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Bürgerhaus Krümelkiste"
Neuruppin - Wohnkomplex (WK) I bis III (Brandenburg)

Eckdaten
Stadt33.000 EW
Stadtquartier9.000 EW
QuartierstypPlattenbausiedlung
Kreistypländlicher Kreis im Agglomerationsraum
LageInnenstadtrand
präg. Baualter70er/80er Jahre
SozialdatenArbeitslose: 20%
Träger/EigentümerKommune und Trägerverein
FörderungÖffentlich; Aktionsprogramm "Mehrgenerationshäuder"

1. Kontext

Das Neubaugebiet WK I bis III ist in industrieller Bauweise in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts am westlichen Stadtrand von Neuruppin errichtet worden. Die Aufwertung des Stadtteils begann mit einem Wohnumfeld-Programm in den Jahren 1993/94. Seit 1999 ist der Stadtteil im Programm Soziale Stadt.

Mit dem Strukturwandel verbunden war der Leerstand von Infrastruktureinrichtungen nach 1995. Die Anforderungen an die Einrichtungen haben sich verändert. Prägend für den Stadtteil sind die Arbeitslosigkeit, der Aufbau von Alltagserfahrungen im Quartier, die Präsenz von Vereinen und bürgerschaftlichen Gruppen. Das Kinderkombinat wurde aufgegeben.

2. Konzept

Für das nicht mehr benötigte, ca. 2.000 qm Nutzfläche umfassende Kinderkombinat wurde die Umnutzung als Bürgerhaus "Krümelkiste" - als das Haus der Vereine und ein "Haus für alle" konzipiert.

1998 wurden die ersten Konzepte vorgelegt. Schon damals entstand das Interesse von verschiedenen Trägern, das Gebäude für sich zu nutzen. Das Konzept sah den Ausbau des Bürgerhauses als neuen Mittelpunkt im Stadtteil vor. Ein Ort der Begegnung für alle Generationen sollte geschaffen werden. Darüber hinaus sollte es als Ort für Bildung und Beratung entwickelt werden. Nicht zuletzt sollte durch den Umbau eine gestalterische Aufwertung erfolgen.

3. Innovationen

Mit dem Projekt verbindet sich die beispielhafte Aufgabe des Erhalts eines Gebäudes als Typenbau in einer Plattenbausiedlung mit der Option auf die Neudefinition von quartiersbezogenen Nutzungen und die gestalterische Aufwertung des Quartiers als Element der Stärkung des Quartiersimages. Durch die gemeinschaftliche Projektvorbereitung und Nutzung in Selbstverwaltung in enger Kooperation von Bürgerinnen und Bürgern, den Trägern und der Stadtverwaltung soll das Projekt auch nach innen die Identität des Stadtquartiers stärken.

4. Ziele

  • Bürgerhaus als neuer Mittelpunkt
  • Ort der Begegnung für alle Generationen
  • Zentrum für Bildung und Beratung
  • Qualitätvoller Umbau und gestalterische Aufwertung des Quartiers

5. Maßnahmen/Verfahren

Unter Moderation des Quartiersmanagements wurde das Projekt von einer AG möglicher Träger vorangetrieben. Der Umbau der Krümelkiste wurde zu einem Schlüsselprojekt für die Soziale Stadterneuerung. Durch die Begleitung durch das Quartiersmanagement seit etwa 1998 wurde ein Zusammenwachsen der zukünftigen NutzerInnen, der Vereine und der Kommunalpolitik erreicht. Die Realisierung begann im Programm Soziale Stadt seit dem Jahre 2002. Das Objekt ist im Juni 2006 bezogen worden und die vielfältige Bündelung von Trägern und Einrichtungen in einem Haus beginnt.
In den Umbau wurden Ausbildungsprojekte integriert. Beispielsweise hilft der Garten/Landschaftsbetrieb des Internationalen Bundes bei der Außengestaltung und wird die Pflege übernehmen. Das Projekt "Kunst am Bau" entstand als Gemeinschaftsprojekt vieler Bürgerinnen und Bürger.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

Die Finanzierung des Projektes im Rahmen der Sozialen Stadterneuerung umfasste für den Hochbau insgesamt 2.300.000 Euro und ca. 250.000 Euro für die Außenanlagen. Die Betriebskosten
werden heute von den Nutzerinnen, Nutzern und Trägervereinen getragen. Das Projekt wird in den nächsten Jahren im Rahmen des Aktionsprogramms "Mehrgenerationenhäuser" durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

7. Neue Technologien

Eine besondere Berücksichtigung neuer Technologien hat nicht stattgefunden.

8. Projektstand

Die Fertigstellung des Hochbaus ist im Sommer 2006 erfolgt. Die Außenanlagen werden im Sommer 2007 fertig gestellt werden. Das Nutzungskonzept wird derzeit umgesetzt.

9. Akteure/Beteiligte

Das Gebäude wird jetzt von den Nutzerinnen und Nutzern weitgehend selbst verwaltet. Dazu gehören:

  • Das Stadtteilbüro,
  • das Frauen und Familienzentrum,
  • ein offenes Anwohnercafe mit 60 - 80 Plätzen und demnächst einer Außenterrasse in Trägerschaft des Demokratischen Frauenbundes,
  • der Internationale Bund,
  • der Arbeitslosen-Service "Die Brücke" (Arbeitslosenverband Deutschland, LV Brandenburg),
  • das Freizeitzentrum JUT (Jugend, Umwelt, Technik),
  • der Träger JNWB (Jugendhilfe Nordwest Brandenburg),
  • das Familienbüro - JNWB,
  • das Refugee Counceling Center,
  • die AWO Beratungsstelle,
  • die IJN (Initiative Jugendarbeit Neuruppin) - Berufsausbildung,
  • die Jugend- und Familienhilfe,
  • und die FAN Freiwilligen-Agentur Neuruppin.

Ansprechpartner:

Mathias Frinken
c/o Plankontor - Gesellschaft für Stadterneuerung und Planung GmbH
Am Born 6 B,
22765 Hamburg
Tel: 040 / 391770

10. Gender-Relevanz

Bei dem Projekt gibt es keine besonders hervorzuhebenden Gender-Aspekte.

11. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Ein Teil der Flächen der ehemaligen Kindertagesstätte wird an angrenzende private Wohnungseigentümer übertragen. Die Lage im Blockinneren bedingt Rücksichtnahmen, wie zum Beispiel bei Feiern am Wochenende etc.

12. Besonderheiten/Anmerkungen

Das Projekt zeichnet sich aus durch hohe Akzeptanz in der Kommunalpolitik. Die Kooperation der Träger für interne Angelegenheiten und für die praktische Arbeit im Bürgerhaus ist der Prüfstein für die Qualität des Mehrgenerationenansatzes.

Fallstudie.
Projekttyp Neuentwicklung.

13. weiterführende Informationen

Keine

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