Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben "Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere"

Fallstudie "Startpunkt Fabrik Huppertsberg"
Wuppertal – Ostersbaum (Nordrhein-Westfalen)

Eckdaten
Stadt360.000 EW
Stadtquartierkeine Angaben.
QuartierstypGründerzeit
KreistypKernstadt
LageInnenstadtrand
präg. BaualterGründerzeit
Sozialdatenkeine Angaben.
Träger/EigentümerPrivat
Förderungdiverse Förderprogramme

1. Kontext

Der Wuppertaler Stadtteil Ostersbaum entstand um die Jahrhundertwende als typisch gründerzeitliche Stadterweiterung und gilt als traditionelles Arbeiterwohngebiet. Der Stadtteil ist gekennzeichnet durch eine stark verdichtete Blockrandbebauung und eine entsprechend hohen Bevölkerungsdichte. Die Bevölkerungsstruktur ist sehr heterogen (überdurchschnittlich junge Bevölkerung, hoher Anteil an Migranten und Arbeitslosen). Während in der Vergangenheit die dichte Bebauung stark mit gewerblicher Nutzung durchmischt war, überwiegt heute die Wohnnutzung. Wegen des einfachen Wohnungsstandards ist die Miete im Stadtteil vergleichsweise günstig, so dass Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen überwiegen. Der Ostersbaum ist Programmgebiet "Soziale Stadt". Die Textilfabrik der Familie Huppertsberg musste Mitte der 90er Jahre den Betrieb an dem Traditionsstandort in Ostersbaum aufgeben. Zurück blieb ein leer stehendes viergeschossiges Fabrikgebäude aus der Zeit um 1900. Der für Wuppertal typische historische Gewerbegeschossbau wurde 1994 unter Denkmalschutz gestellt. Eine Gruppe junger, zum Teil im Stadtteil Ostersbaum verwurzelter Unternehmer aus den Bereichen Architektur, Gestaltung, Medien entwickelte in Kontakt mit der Familie Huppertsberg und der Stadt ein Umnutzungskonzept für das Gebäude.

2. Konzept (Generationen, Quartier)

Hauptmotive der Projektinitiatoren sind das faszinierende Gebäude, das es als Denkmal zu erhalten gilt, sowie die Chance, an diesem Standort junge Unternehmen aus gestaltenden Branchen zusammenzuführen und in einer Art kulturwirtschaftlichem Gründerzentrum Synergien zu entfalten. Über die öffentliche Förderung des Landes wurden weitere Ziele in das Gesamtkonzept eingebracht. Es sollen Impulse für die Stadtteilentwicklung gesetzt, Beiträge zum Auf- und Ausbau einer sozialen, kulturellen und stadtteilbezogenen dauerhaften Infrastruktur geleistet sowie die Integration in das soziale und kulturelle Netzwerk aktiver Gruppen im Stadtteil erreicht werden.

In der Konsequenz wird das Gebäude in Zukunft genutzt durch junge Unternehmen und Gründer aus gestaltenden und medienorientierten Berufen, durch KünstlerInnen sowie durch gemeinnützige, stadtteilbezogene Vereine aus dem kulturellen und dem sozialen Bereich. Es wird Ort der Qualifizierung junger Menschen in Kooperation mit den ortsansässigen Schulen und zum "Labor für neue Arbeit". Nicht zuletzt entsteht an prominenter Stelle im Gebäude ein offener Treffpunkt mit Gastronomie, an dem das Denkmal und seine industriekulturellen Bezüge deutlich gemacht werden.

3. Innovationen

Das Projekt zeichnet sich aus durch das besondere Engagement privater Investoren für ein gemeinwirtschaftliches Projekt mit der Ausrichtung auf Beschäftigungsförderung und ein soziokulturelles Zentrum in einem sozial belasteten Wohnquartier.

4. Ziele

  • Förderung von Beschäftigung und Qualifizierung
  • Förderung von Stadtteilkultur
  • Raum für Unternehmensgründung
  • kulturelle und mediale Aktivierung der Stadtund Stadtteilbevölkerung

5. Maßnahmen/Verfahren

Drei junge Unternehmer kaufen das Gebäude mit dem Grundstück und bieten sich als Plattform an für die Ausgestaltung eines Gemeinschaftsprojekts. Sie gewinnen Kulturinitiativen und kulturell-künstlerische Vereinigungen zur Mitarbeit (ein Atelier-Förderverein, eine medienpädagogische Initiative, eine Druck-Manufaktur). In Kontakt unter anderem mit der Gesamthochschule Wuppertal und vielen Einzelpersonen aus dem politischen und gesellschaftlichen Bereich wird die Integration eines Projekts zu "Neuem Lernen und Neuer Arbeit" vorangetrieben. Stadtteilgruppen, lokale Initiativen,
Schulen und Akteure der lokalen Wirtschaft aus dem Stadtteil Ostersbaum engagieren sich in der Projektentwicklung.

Schon in der Bauphase werden "Baustellenbesuche" und kulturelle Events auf der Baustelle organisiert. In diesem "kreativen Umfeld" finden junge Unternehmen aus der Filmproduktionsbranche, aus der Veranstaltungsbranche und aus der Musikbranche ihren beruflichen Ort, nutzen wirtschaftliche Synergien unter anderem durch den Aufbau gemeinsamer Bürodienstleistungen.

6. Finanzierung/Förderung/Kosten

STARTPUNKT vermietet alle Räume an die erwerbswirtschaftlichen Unternehmen zu aktuellen Marktpreisen, an die kulturellen und sozialen Vereine zu deutlich darunter liegenden Konditionen und stellt darüber hinaus Gemeinschaftsflächen für Schulungen, Praktika u.a.m. zur Verfügung. Aus dieser Mischkalkulation heraus kann STARTPUNKT Spielräume für ein einfaches Projektmanagement und für die Durchführung von kulturellen und sozialen Veranstaltungen im Stadtteil erwirtschaften.

7. Neue Technologien

Eine besondere Berücksichtigung neuer Technologien hat nicht stattgefunden.

8. Projektstand

Das Projekt wurde durch Einweihung fertig gestellt am 18.8.2006.

9. Akteure/Beteiligte

Das Gebäude wurde von drei Projektinitiatoren zunächst auf eigenes Risiko privat gekauft. Die Eigentümergemeinschaft gibt das Gebäude zur Nutzung an den gemeinnützigen STARTPUNKT e.V. weiter und erhält dafür eine reine Kostenmiete. Die zentrale Aufgabe von STARTPUNKT e.V. ist die Nutzung und Pflege des Denkmals und die Unterstützung soziokultureller Ziele im Stadtteil.

Ansprechpartner:

Joachim Boll
Immermannstrasse 39a
44147 Dortmund
Tel: 023188085930
E-Mail: Boll@startklar-prokom.de

10. Gender-Relevanz

Bei dem Projekt gibt es keine besonders hervorzuhebenden Gender-Aspekte.

11. Wechselbeziehungen Wohnen : Freiflächen : Gemeinschaftseinrichtungen

Besonderen Wechselbeziehungen zum öffentlichen Raum oder innovativen Wohnformen sind nicht gegeben.

12. Besonderheiten /Anmerkungen

Fallstudie.
Projekttyp Räumliche Bündelung.

13. Weiterführende Informationen

Keine.

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