Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Aktivierung von Potenzialen genossenschaftlichen Wohnens: Evaluierung der Empfehlungen der Expertenkommission Wohnungsgenossenschaften

Veranstaltungen

1. Fachgespräch zum Evaluationskonzept am 26.2.2008 in Berlin

Zum Auftakt des Evaluationsvorhabens wurde am 26.2.2008 in Berlin ein Fachgespräch mit Teilnehmern aus Wohnungsgenossenschaften, genossenschaftlichen und kommunalen Verbänden, Ministerien sowie der Wissenschaft durchgeführt, die in unterschiedlicher Intensität in die bisherigen Aktivitäten des Bundes zur Weiterentwicklung des genossenschaftlichen Wohnens eingebunden waren. Ziel war es, die verschiedenen Sichtweisen und Interessen bezogen auf das genossenschaftliche Wohnen frühzeitig in der Konzeption des Projektes und des Evaluationsansatzes berücksichtigen zu können. Die Teilnehmer äußerten ihre Einschätzung zur Entwicklung des genossenschaftlichen Wohnens seit Veröffentlichung der Kommissionsempfehlungen und kommentierten und diskutierten den vorgestellten Entwurf des Evaluationskonzeptes zu den folgenden Schwerpunkten.

Marktgerechte Weiterentwicklung/Stabilisierung der Unternehmen

Wohnungsgenossenschaften hätten zunächst die Frage ihrer Ausrichtung zu klären: Ist die Erschließung neuer Mitgliederkreise erforderlich oder richtet sich die Aufmerksamkeit insbesondere auf die vorhandenen Mitglieder? Dies sei Voraussetzung für die bedarfsgerechte Anpassung des Wohnraums beispielsweise durch die Entwicklung von Wohnprojekten zum generationenübergreifenden, familien- und altengerechten Wohnen, die energetische Sanierung und Modernisierung, durch Neubauprojekte sowie den Ausbau familien- und altengerechter Infrastruktur im Wohnumfeld. Einen großen Beitrag zur Stabilität der Genossenschaften leiste das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder. Von großem Interesse sei daher, wie dieses Engagement gesichert werden könne. Auch Kooperationen zur Angebotserweiterung oder -sicherung seien ein wichtiger Baustein zur marktgerechten Weiterentwicklung von Wohnungsgenossenschaften.

Wohnungsgenossenschaften in Stadtentwicklung und Stadtumbau

Grundvoraussetzung für die zukunftsfähige Gestaltung der Wohnungsgenossenschaften und Stabilisierung der Unternehmen sei eine gute Kenntnis der demographischen Entwicklung sowie der Arbeitsmarktentwicklung. Diese beeinflusse auch die die Kreditbereitschaft der Banken. In der Untersuchung sollten daher auch unterschiedliche Marktkonstellationen berücksichtigt werden, beispielsweise schrumpfende, stagnierende und wachsende Regionen.

Von hoher Bedeutung sei auch die Abstimmung mit den kommunalen Infrastrukturplanungen. Eine Ausrichtung bestimmter Wohnungsbestände auf Familien könne zum Beispiel nicht ohne Berücksichtigung der kommunalen Schul(entwicklungs)planung stattfinden. Für Kommunen sei es umgekehrt bedeutsam, auch Wohnungsgenossenschaften als Partner in Planungsprozesse einzubeziehen. Daher sei ein verstärkter Dialog zwischen Kommunen und Wohnungsgenossenschaften notwendig. Es soll eine stärkere Wahrnehmung und Würdigung des Engagements von Genossenschaften in "ihren" Kommunen erreicht werden. Dies schließe auch die regelmäßige Prüfung der Option ein, ob statt einer Privatisierung kommunaler Wohnungsbestände auch eine genossenschaftliche Lösung möglich ist. Davon würden sowohl die Kommunen als auch die Genossenschaften profitieren, deren Marktanteil dadurch wachsen würde. Für den Bestandserwerb benötigen Genossenschaften in der Regel kommunale Unterstützung. Seitens der Kommunen bestehe der Wunsch nach einer stärkeren Mitwirkung der Wohnungsgenossenschaften bei der sozialen Wohnraumversorgung.

Öffentliche Wahrnehmung von Wohnungsgenossenschaften

Die Vorteile genossenschaftlichen Wohnens, insbesondere die Verbindung von unternehmerischem Sachverstand mit sozialer Verantwortung und lokalem Engagement, gelte es stärker nach außen zu kommunizieren, vor allem gegenüber den Kommunen. Aber auch nach innen bedürfe es einer stärkeren Kommunikation, um die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement insbesondere in den Gremien der Genossenschaften zu fördern. Es gelte, offensiver mit genossenschaftsspezifischen Bedingungen umzugehen, die oft als Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Marktteilnehmern wahrgenommen würden. Insbesondere seien das Selbstbestimmungsrecht der Wohnungsgenossenschaften und ihrer Mitglieder sowie die Möglichkeiten der Mitgestaltung herauszustellen.

Altersvorsorge und Wohnungsgenossenschaften

In Bezug auf das Gesetzgebungsverfahren zum Wohn-Riester besitzt das Thema der Altersvorsorge auch für Wohnungsgenossenschaften große Aktualität. Zugleich sind die Empfehlungen der Expertenkommission zur Altersvorsorge hinsichtlich möglicher Umsetzungshemmnisse zu überprüfen. Es sei grundsätzlich zu klären, inwieweit die Altersvorsorgeprodukte tatsächlich zur Verbesserung der Zukunftsfähigkeit von Wohnungsgenossenschaften beitragen. Es bestehe außerdem Bedarf nach einem umsetzungsreifen, übertragbaren Konzept, das die Wohnungsgenossenschaften ohne großen Aufwand neben ihrem Tagesgeschäft prüfen und gegebenenfalls übernehmen können.

Novelle des Genossenschaftsgesetzes

Die Ergebnisse der Expertenkommission Wohnungsgenossenschaften enthielten auch Empfehlungen zur Änderung des Genossenschaftsgesetzes. Mit dessen Novellierung im Jahre 2006 wurden fast alle dieser Empfehlungen aufgegriffen. Diese Änderungen gelte es hinsichtlich ihrer Wahrnehmung in der wohnungsgenossenschaftlichen Praxis und Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit zu beurteilen.

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