Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben Stadt Halle (Saale): "Stadtgrüninseln" – Facetten von urbanem Grün zur Stadtteilbegrünung in Freiimfelde

Ausgangslage

Freiimfelde ist ein innerstädtisches Quartier im Osten von Halle, das durch soziale und städtebauliche Probleme geprägt ist. Im Westen wird das Quartier von einer neuen, vier Meter hohen Schallschutzwand entlang der Bahnflächen begrenzt, die es von der übrigen Innenstadt trennt. Im Norden schließt sich das leer stehende ehemalige Schlachthofareal an. Stark befahrene Hauptstraßen im Süden und Osten beeinträchtigen zudem die örtliche Wohn- und Lebensqualität. Obwohl sich das Image des Quartiers in den vergangenen Jahren erheblich verbessert hat, überwiegen dort nach wie vor soziale Defizite und mangelhafte Aufenthaltsqualität. Gleichzeitig bergen die brachliegenden Flächen erhebliches ökologisches Potenzial: Hier entstanden Freiräume, die in der dicht bebauten Innenstadt einen Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen darstellen sowie wichtige Funktionen für den Biotopverbund und die Kaltluftentstehung übernehmen. Der steigende Baudruck bedroht diese wichtigen ökologischen Flächen jedoch zunehmend in ihrer Existenz.

Ziele und Konzept

Die Stadt Halle wollte gemeinsam mit Eigentümern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren durch die Entwicklung und planungsrechtliche Sicherung von urbanem Grün auf Brachflächen die Aufenthalts- und Erholungsqualität des Quartiers stärken. Dafür entwickelte sie drei unterschiedliche Konzepte: die Sicherung und Stärkung einer entstandenen „Wildnis“ als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme; die gemeinschaftliche Gestaltung einer Brachfläche als „Bürgerpark“; die Steigerung der Attraktivität des Quartiers durch "Urban LandArt", einer Kombination aus Streetart und Landart.

Ergebnisse

In einem kooperativen Planungsprozess hat die Stadt Halle gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers und zivilgesellschaftlichen Initiativen ein Gestaltungskonzept für den Bürgerpark „FreiFeld“ erarbeitet. Die Fläche wurde durch einen Ausgleichsbebauungsplan gemäß §135c BauGB als Ausgleichsmaßnahme für einen Krankenhausbau gesichert. Der Park wurde im Mai 2019 eröffnet. Inzwischen gibt es hier ein breites Angebot aus Bauspielplatz, Apothekergarten, Interkulturellen Beeten, Urban Gardening, Fußballplatz und Künstlerwerkstätten. Platz für weitere Ideen und Nutzungen durch neue Akteure ist weiterhin vorhanden. Die Fläche gehört mittlerweile dem Freiimfelde e. V., der sie als Bürgerpark betreibt, finanziert unter anderem durch Mitgliedsbeiträge, Sponsoren, Einnahmen aus Unterpachtverträgen sowie Einnahmen aus Veranstaltungen.

Im Sommer 2018 fand das All-You-Can-Paint-Festival statt. Das Festival, eine internationale SummerSchool und weitere Workshops mit unterschiedlichen Akteuren sorgten für noch mehr grüne Maßnahmen und Interventionen im Quartier. Der neu gegründete „Wall and Space e. V.“ übernimmt mittlerweile stadtweit die Vermittlung und Organisation von Kunst-, Grün- und Beteiligungsprojekten.

Auf einer weiteren Brachfläche sollte der Eigentümer einen Teil der Fläche für die Anlage einer „Wildnis“ zur Verfügung stellen. Die Fläche wurde im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens gem. §§ 15 und 17 BNatSchG als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme ausgewiesen. Bisher konnte die „Wildnis“ jedoch nicht realisiert werden: Trotz grundsätzlicher Bereitschaft, einen Teil der Fläche gegen finanzielle Entschädigung für die Wildnis zur Verfügung zu stellen, sind die Verhandlungen mit dem Eigentümer noch nicht abgeschlossen.

Um die neu erprobten Ansätze, private Brachflächen durch Ausgleichsmaßnahmen als Teil der grünen Infrastruktur zu sichern, auf die ganze Stadt zu übertragen, erarbeitete die Stadt Halle einen Handlungsleitfaden.

Beteiligte

  • Bürgerpark - FreiImFelde e. V., Bürgerinnen und Bürger aus dem Quartier, Freiraumgalerie, Montag Stiftung Urbane Räume, Stadt Halle FB Planen, Landschaftsarchitekten Bankert und Menn
  • Urbane Wildnis - Stadt Halle Untere Naturschutzbehörde, Stadt Halle FB Planen, Planungsrechtsexperten, Food Forest Gruppe, Eigentümer
  • Urban LandArt - Freiraumgalerie, Stadt Halle FB Kultur, Studierende der Burg Giebichenstein, Bürgerinnen und Bürger aus dem Quartier, Deutsche Bahn AG


Ansprechpartner

Stadt Halle, FB Planen
Christiane Lütgert
Tel.: 0345/2214892
E-Mail: christiane.luetgert@halle.de

Weiterführende Links

Projektseite der Stadt Halle (Saale) unter: www.halle.de

Projektseite des Freiimfelde e. V.: www.freiimfelde-ev.de

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Liste der Modellvorhaben

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