Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Modellvorhaben Stadt Jena: Grüne Klimaoasen im urbanen Stadtraum Jenas

Ausgangslage

Die bisherige Entwicklung der Stadt hat, bezogen auf die quantitative und vor allem qualitative Ausstattung mit Grünflächen, zu räumlichen Disparitäten geführt. Jena ist außerdem durch seine Tallage eine klimatisch sensible Stadt. Es wurde eine städtische Wärmeinsel von bis zu 7 Kelvin zwischen Stadtmitte und Umland nachgewiesen. Besonders intensiv wirkt sich dies während austauscharmer Wetterlagen aus und führt zu bioklimatischen Belastungssituationen. Im Zuge des weiter fortschreitenden Klimawandels wird dieser Effekt aufgrund veränderter Wetterlagenhäufigkeit in den verdichteten Stadtgebieten zunehmen. Innerstädtische versiegelte Bereiche sind besonders überhitzungsgefährdet und so auch von geminderter Aufenthaltsqualität bedroht.

Ziele und Konzept

Ziel des Modellvorhabens war es, eine wissenschaftlich fundierte, langfristig wirksame Entwicklungsstrategie für Grünflächen inklusive Handlungskonzept zu entwickeln. Kernstück dieser Strategie ist ein zusammenhängendes, flächendeckendes Netz aus Klimakomfortinseln, die zur Bewältigung der zunehmenden Wärmebelastung als Folge des Klimawandels beitragen. Anhand der Analyse bestimmter wissenschaftlicher Kriterien sollte das Projektteam Quartiere mit mangelnder Klimaresilienz identifizieren. Darauf aufbauend sollte es die Optionen für die Qualifizierung von Flächen zu Klimakomfortinseln ermitteln und priorisieren. Im Projektzeitraum sollten Klimakomfortinseln auch objektkonkret geplant und umgesetzt werden.

Ergebnisse

Die Basis des Projekts bildete eine stadtweite GIS-Analyse, die die Parameter Luft-, Lärm- und Wärmebelastung sowie die Einwohnerdichte überlagerte. Hohe Umweltbelastungen, der Mangel an (qualitativ wertigem) Grün und eine hohe Bevölkerungsdichte sorgten für einen besonderen Handlungsbedarf für die grüne Infrastruktur. Außerdem sollte jede Person in Jena in fünf Minuten eine Klimaoase erreichen können. Unter Berücksichtigung verschiedener Gehgeschwindigkeiten wurden Versorgungslücken im derzeitigen Grünflächennetz identifiziert.

Es fehlten jedoch Aussagen über die Qualität der jeweiligen Fläche zum Beispiel hinsichtlich ihrer klimatischen Wirkung. Mit der Urbanen Klimaoase hat das Projektteam eine neue Grünflächentypologie entwickelt: Dazu gehören alle städtischen Grünräume mit einer Wohlfahrtswirkung für die Bevölkerung in sommerlichen Hitzeperioden mit möglichst vielen unterschiedlichen Funktionen und Ökosystemleistungen. Entwickelt wurde diese Definition nach umfangreichen Diskussionen mit verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft und Stadtgesellschaft.

Durch die Überlagerung von quantitativer Analyse und qualitativen Kriterien hat das Projektteam defizitäre Bereiche bezüglich der Grünversorgung identifiziert und für diese konkrete Handlungsziele festgelegt. Daraus lässt sich ablesen, welche bestehenden Klimaoasen erhalten oder aufgewertet werden sollen und welche Flächen zu neuen Klimaoasen entwickelt werden sollen.

Im Modellvorhaben wurde eine Klimaoase (Wiese Heiligenberg) neu entwickelt, die Bauausführung läuft noch. Eine weitere ist für 2021 in Planung. Außerdem hat das Projektteam für zwei vorliegende Entwürfe die Auswirkung der Neuanlage und der Qualifizierung von urbanen Klimaoasen modelliert. Es konnte eine signifikante Minderung von Hitzeeffekten aufgezeigt werden.

Das Projekt läuft auch über die Zeit des Forschungsprojekts hinaus weiter: Vorgesehen ist, durch einen Stadtratsbeschluss einen politischen Konsens darüber zu erzielen, dass die dank der umfangreichen Analyse benannten bestehenden und potenziellen Flächen dauerhaft als grüne Klimaoasen erhalten oder in solche umgewandelt werden. Das aus der Entwicklungs-strategie für Grünflächen entwickelte Handlungskonzept soll künftig Grundlage für weitere Fachplanungen sein.

Beteiligte

  • Stadt Jena Dezernat Stadtentwicklung und Umwelt
  • Landschaftsarchitekturbüro
  • Team Kommunikation
  • Soziale Stadt "Quartiersentwicklung Winzerla Nord"
  • Projektteam "Verstetigung der Jenaer Klimaanpassungsstrategie"

Ansprechpartner

Stadt Jena, Fachdienst Stadtentwicklung und Stadtplanung
Anya Schwamberger
Tel.: 03641/495219
E-Mail: anya.schwamberger@jena.de

Sabine Zander
Tel.: 03641/495213
E-Mail: sabine.zander@jena.de

Weiterführende Links

Projektseite der Stadt Jena: umwelt.jena.de
Internetpräsenz JenKAS (Jenaer Klimaanpassungsstrategie): jenkas.de

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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