Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Digitale Infrastruktur als regionaler Entwicklungsfaktor – MOROdigital

Modellregionen


Südliches Nordfriesland (Schleswig-Holstein):
Das Netz der Bürger für die Bürger

  • Kreis/Gemeinde: südliches Nordfriesland
  • Bundesland: Schleswig-Holstein
  • Verantwortliche Organisation: BürgerBreitbandNetz GmbH & Co. KG
  • Art des Vorhabens: Bürgerbeteiligung und Kommunikation

Die Projektregion im Südlichen Nordfriesland ist vor allem durch eine dünne Besiedelung, großem Tourismusaufkommen und einer hohen Zahl von Zweitwohnsitzen geprägt. Eine Anbindung an ein flächendeckendes Glasfasernetz ist nötig, um das Südliche Nordfriesland als Unternehmensstandort und für Familien weiterhin attraktiv zu machen. Es sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die typisch für die Wirtschaft im hohen Norden sind.

Der Name ist Programm: Das Netz der Bürger für die Bürger im südlichen Nordfriesland. Entstanden ist dabei eine in Deutschland bislang einzigartige Organisation, die BürgerBreitbandNetz GmbH & Co. KG. Das Bürgerbeteiligungsmodell setzt bürgerschaftliches Engagement voraus. Die Bürgerinnen und Bürger können sich als Kommanditisten an der BürgerBreitbandNetz GmbH & Co. KG mit einer Einlage von mindestens 1.000 € beteiligen. Die BBNG wirbt beim flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes nicht mit hohen Gewinnen, sondern mit dem übergeordneten Zweck der Steigerung der Lebensqualität in der Region.

Werbeposter der BürgerBreitbandNetz GmbH & Co. KG Bürger als Multiplikatoren für den Breitbandausbau

Ergebnisse

  • Um die Mindestzahl an Verträgen zu erreichen und eine ausreichende Zahl an Kommanditisten zu werben, war ein hoher Vorvermarktungsaufwand zu leisten. Eine Öffentlichkeitsarbeit geprägt durch eine umfangreiche Kommunikationskampagne und Informationsveranstaltungen mit den eigenen Bürgern als Multiplikatoren, erregte hohe Aufmerksamkeit.
  • Mit der Beteiligung von heute mehr als 1.600 Gesellschaftern legten Bürgerinnen und Bürger den Grundstein für den flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes. Nach der erfolgten Vorvermarktung zog die BBNG ein erfolgreiches Zwischenfazit: Mehr als 95 Prozent aller am Glasfaseranschluss der BBNG interessierten Bürgerinnen und Bürger wurden Gesellschafter.
  • Dass entgegen der Planung nicht alle 59 Gemeinden ausgebaut werden, liegt daran, dass sich sämtliche Parameter im wirtschaftlichen und politischen Umfeld zu Ungunsten der BBNG verschoben haben. So erhöhte sich der personelle und finanzielle Aufwand bei administrativen Tätigkeiten unvorhergesehen aufgrund des Kleinanlegerschutzgesetzes und der veränderten Wettbewerbssituation durch das Bundesförderprogramm.
  • Das Gesellschaftsmodell der BBNG hat sich als nicht konkurrenzfähig erwiesen, da dieses nicht im Förderverfahren des Bundes zugelassen und somit im Wettbewerb benachteiligt ist.

Kommunikationskampagnen laufen parallel zur Vorvermarktung Kommunikationskampagnen laufen parallel zur Vorvermarktung

Informationsveranstaltung in einer Sporthalle Informationsabend zur Vorvermarktung in Hattstedt

Östliches Baden-Württemberg: Komm.Pakt.Net – Breitbandausbau im interkommunalen Verbund

  • Kreis/Gemeinde: Östliches Baden-Württemberg
  • Bundesland: Baden-Württemberg
  • Verantwortliche Organisation: Erste gemeinsame selbständige kommunale Anstalt öffentlichen Rechts (KAöR)
  • Art des Vorhabens: Interkommunaler Verbund

Die Projektregion im östlichen Baden-Württemberg ist ein riesiges, nicht immer zusammenhängendes Gebiet mit von Landwirtschaft geprägten Gegenden und kleinen Wirtschaftszentren. Die beteiligten Landkreise und Kommunen kennzeichnen unterschiedliche Besiedlungs- und Wirtschaftsstrukturen, was einen flächendeckenden Ausbau maßgeblich erschwert.

Die Erkenntnis: Nur in enger Kooperation und mit der geeigneten Organisationsform gelingt innerhalb kürzest möglicher Zeit ein effizienter flächendeckender Breitbandausbau. Der interkommunale Verbund Komm.Pakt.Net wurde gegründet, der die Kommunen bei Administrationsaufgaben, der Öffentlichkeitsarbeit, bei Bedarfserhebungen und Markterkundungen bis hin zu Ausbauplanungen unterstützt. Kommunen können dadurch Leistungen nach "Baukastenprinzip" abrufen.

Die Breitbandkoordinatoren der beteiligten Landkreise sind zentrale Ansprechpartner für die Kommunen. Diese fungieren im Netzausbau als Bauherren und übertragen nach der Errichtung der Netze diese zur Verwaltung an Komm.Pakt.Net, die die Infrastruktur für die Kommunen als passiver Netzbetreiber verpachtet. Im Verbund ergeben sich deutliche Kostenvorteile und ein insgesamt geringeres Risiko für die Mitglieder.

Ergebnisse

  • Ein Planungshandbuch dient als Richtlinie für den Breitbandausbau. Die darin definierten Standards sichern übergreifend die Qualität. Im Ergebnis entsteht ein homogenes und damit für Netzbetreiber attraktives Breitbandnetz.
  • Zur Optimierung der Ausbauplanungen in den einzelnen Gemeinden wurde auf Basis des Handbuchs ein Materialrahmenvertrag ausgeschrieben, um die laufenden Kosten zu senken und günstige Einkaufspreise zu erzielen.
  • Es wurde ein umfassender Wissenspool durch sehr heterogenen Projekte aufgebaut.

große Kabelrolle am Straßenrand Komm.Pakt.Net bietet den Kommunen u.a. die Übernahme der Bauleitung an.

Luckau/Calau (Brandenburg):
Luckau Digital – LTE-Upgrade schafft 50 Mbit/s auf dem Land

  • Kreis/Gemeinde: Gemeinden Luckau und Calau
  • Bundesland: Brandenburg
  • Verantwortliche Organisation: Stadt Calau
  • Art des Vorhabens: Technologie/Infrastruktur (LTE)

Die Region um Luckau und Calau ist eine dünn besiedelte Fläche mit sehr weit auseinander liegenden Wohngebieten, Gehöften und Gewerbeansiedlungen, was einen flächendeckenden Ausbau bisher verhindert hat. Die Nutzung von Mobilfunknetzen wurde im Projekt als Lösung gefunden. Der Aufbau und Betrieb eines Mobilfunknetzes schließt die verbleibenden weißen Flecken. Das Vorhaben ergänzt somit den kabelgebundenen Breitbandausbau im Land Brandenburg.

Für die Planung, den Bau und Betrieb der Netze wollen die Partner zukünftig eine digitale Prozessplattform nutzen, die im Rahmen von MOROdigital in der Modellregion entwickelt und erprobt wird. Derzeit wird untersuch, inwiefern die Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmen, Anschlussnutzer, Fördermittelgeber sowie kommunale Verwaltung durch die neue Plattform nachhaltig vereinfacht und effektiver koordiniert werden kann.

Ergebnisse

  • Mithilfe der Mobilfunkmodelllösung ist es möglich geworden eine stabile und hohe Datenübertragungsgeschwindigkeit zu erzielen, ohne jedes Haus einzeln mit Glasfaserkabeln anzubinden.
  • Zugleich birgt das Projekt eine weitere Erkenntnis: Ohne eine Vernetzung der Akteure ist ein Vorhaben wie dieses schwer umsetzen. Hierbei hat sich die Prozessplattform als effizientes Tool in der Konzeption erwiesen.
  • Ein wirtschaftlich tragfähiger Ausbau der Breitbandnetze in strukturell unterversorgten ländlichen Gebieten ist nur durch eine deutliche Reduzierung des Investitionsaufwands, der laufenden Betriebskosten und einer Bündelung der Vermarktungskanäle zu erwarten. Marktwirtschaftliche Modelle können den geförderten Ausbau effektiv komplementieren.

Mobilfunkmast in Schlabendorf Mobilfunkmast in Schlabendorf

Marktgemeinde Burghaun (Hessen):
Breitband und Nahwärmeausbau im ländlichen Raum

  • Kreis/Gemeinde: Burghaun
  • Bundesland: Hessen
  • Verantwortliche Organisation: Gemeinde Burghaun, Bürgermeister
  • Art des Vorhabens: Synergetische Mitverlegung Nahwärmenetz

Burghaun ist zwar eine Gemeinde, doch ihre Ortschaften leben in zwei verschiedenen digitalen Zeitaltern: Es gibt attraktive Stadtquartiere, in denen Unternehmen und Privathaushalte auf eine Datenrate von mehr als 50 MBit/s--Megabit pro Sekunde zurückgreifen können, während für andere oftmals weniger als 2 MBit/s--Megabit pro Sekunde möglich sind – ein weißer Fleck in der Internetanbindung. Burghaun sah sich einer digitalen Spaltung gegenüber, die behoben werden musste.

Das Projekt sah vor, die Tiefbaukosten für den Breitbandausbau durch eine Mitverlegung im Rahmen des Ausbaus der Nahwärme erheblich zu senken. Dieser Plan erwies sich durch die niedrige Ölpreisentwicklung jedoch als wenig attraktiv und unwirtschaftlich. Die neue Lösung für nachhaltige Synergieeffekte: Burghaun verbindet den Breitbandausbau mit allen regulär notwendigen Erdinfrastrukturarbeiten der Sparten Kanal, Wasser, Straße und Energie. Dabei müssen lang- und mittelfristige Bauplanungen aufeinander abgestimmt werden.

Der Bürgermeister von Burghaun bei einem Firmenbesuch Bürgermeister Sauerbier sammelt vor Ort wichtige Eindrücke bei lokalen Gewerbetreibenden

Ergebnisse

  • In den kommunalen Verwaltungen braucht es "digitale Kümmerer", die im Bereich Geodatenmanagement geschult werden und die im Bauamt für eine georeferenzierte Datenbasis sorgen.
  • In Burghaun wurden die Schulung des Personals zum Geodatenmanagement vorangetrieben und Handlungsempfehlungen für die Qualifizierung zukünftiger Modellvorhaben entwickelt.
  • Die Masterplanung im Rahmen von MOROdigital ermöglicht eine langfristige Planungssicherheit, wie sie im Rahmen der Bauleitplanung kommunaler Daseinsvorsorge üblich ist.

Präsentation zum Thema Breitbandversorgung im ländlichen Raum Hohe Diskrepanzen bei der Breitbandversorgung im ländlichen Raum

Werra-Meißner-Kreis/Schwalm-Eder-Kreis (Hessen):
Digitale Potenziale – Mehrwerte in Unternehmen und in der Region durch neues NGA-Netz generieren

  • Kreis/Gemeinde: Werra-Meißner-Kreis und Schwalm-Eder-Kreis
  • Bundesland: Hessen
  • Verantwortliche Organisation: Wirtschaftsförderungsgesellschaft Werra-Meißner-Kreis mbH
  • Art des Vorhabens: Nutzbarmachung digitaler Potenziale für ländliche Wirtschaft

Die Kreise Werra-Meißner- und Schwalm-Eder charakterisiert ein starker Mittelstand sowie ein anhaltender Bevölkerungsrückgang. Um den Fortbestand der Wirtschaft zu sichern, müssen noch viele Akteure der Region mit Hilfe einer besseren Breitbandversorgung von digitalen Potenzialen überzeugt werden.

Eine hohe Nachfrage zu erzeugen und die Öffentlichkeit über den Ausbau zu informieren, war ein Kernthema des Projektes, um die Netze wirtschaftlich betreiben zu können. In der Region wurde daher auf ein bewährtes wie für das Projekt passendes Organisationsmodell gesetzt: Im Zusammenschluss der Landkreise Schwalm-Eder und Werra-Meißner übertrug man das Projektmanagement an zwei Breitbandkoordinatoren. Zudem diente die Vermarktung von konkreten Anwendungsbereichen, für die eine stabile Breitbandversorgung von Nutzen sein kann, als Nachfragetreiber. Besonders im Bereich Pflege können alternative Kommunikationsformen, wie zum Beispiel die Betreuung über Skype, räumliche Distanzen zum Fachpersonal überbrücken.

Ergebnisse

  • Im Laufe des Projektes wurde festgestellt, dass der Breitbandausbau unbedingt die Unterstützung durch Kompetenzträger und Multiplikatoren braucht, die bereits ein gewisses Know-how mit sich bringen.
  • Zudem sind Schnittstellen mit Wirtschaft und Verwaltung zu etablieren, um auf das vorhandene Wissen zugreifen zu können.
  • Erkenntnisse zum Aufbau von effizienten Strukturen und Formen der Kooperation bieten ein Good-Practice-Beispiel, an dem sich auch andere Regionen orientieren können.

Landkreis Regensburg/Gemeinde Laber (Bayern):
FTTH-basierende Steuerung von Versorgungsnetzen

  • Kreis/Gemeinde: Landkreis Regensburg, Gemeinde Laber
  • Bundesland: Bayern
  • Verantwortliche Organisation: Zweckverband der Wasserversorgungsgruppe Laber-Naab (Gemeinden als Gesellschafter)
  • Art des Vorhabens: Synergetisches Ausbauvorhaben

Das Projektgebiet zeichnete sich durch eine große Fläche mit dünner Besiedelungsstruktur aus. Durch die geringe Anschlussdichte konnte so bisher kein Breitbandausbau stattfinden. Dabei verlangt gerade die gute wirtschaftliche Situation des Gebietes eine starke Infrastruktur.

Die Modernisierung eines Wassernetzes mit Breitbandausbau zu verbinden, ist in Deutschland bislang einzigartig: 13 Gemeinden modernisieren ihr Wassernetz und verbinden das konsequent mit einem nachhaltigen Ausbau des Breitbandnetzes. Der Zweckverband der Wasserversorgungsgruppe Laber-Naab hat dazu eine Initiative zur Steuerung und Überwachung des Wassernetzes auf Basis von Glasfaserkabeln ins Leben gerufen. Sie sollte für eine punktgenaue Überwachung der Wasserinfrastruktur sorgen, die durch intelligentes Monitoring per Glasfasertechnik möglich wurde. Die Breitbandversorgung von Haushalten ergab sich hierbei sozusagen als "Nebenprodukt".

Ergebnisse

  • Die konsequente Mitverlegung von Leerrohren bei der Instandhaltung des Wassernetzes erzielt bereits erhebliche Kosteneinsparungen im Tiefbau.
  • Technische Lösungen für die Steuerung und Messung (Smart-Metering), IP Connectivity sowie für Datenauslesefunktion und Datenanalyse wurden bis auf die Ebene der Verteilnetze realisiert.
  • Die Datenauslesung der digitalen Wasserzähler in Echtzeit wird vorbereitet.

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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