Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 08.02.2024 Baupreise geben nach

Im Jahr 2024 wird mit einem Rückgang der Preise für Bauleistungen um 3% gerechnet. Für 2025 wird ein weiterer Rückgang von 5,5 % erwartet. Das zeigen die aktuellen Prognosen zur Entwicklung der Baupreise, die Kiel Economics Research & Forecasting im Auftrag des BBSR erstellt hat.

Hintergrund

Das Forschungsprojekt „Mittelfristprognose der Preise für Bauleistung“ hatte untersucht, ob Baupreise über einen längeren Zeitraumprognostiziert werden können. Als zentrales Ergebnis konnte mittels statistisch-ökonometrischer Verfahren die Prognose der Baupreise über einen Zeitraum von fünf Jahren bestätigt werden. Im Zuge einer ersten Anwendung wurde eine Prognose für die Jahre 2020 bis 2024 erstellt. Da das Projekt Anfang 2021 endete, konnten die 2022 aufgetretene Materialknappheit und der damit verbundene Preisschub bei Baumaterialien als externer Schock innerhalb des damaligen Modells nicht berücksichtigt werden.

Evaluation des Modells

Für die vorliegende Aktualisierung wurde die Modellstruktur aus dem Projekt evaluiert, um die Konsistenz und Robustheit des Modells und die abgeleiteten Zusammenhänge zu überprüfen.

Im Rahmen der Evaluation stellten sich vor allem die Lohnstückkosten im Baugewerbe als zentrale Herausforderung dar. Ursächlich ist eine erhebliche, nachträgliche Revision der Bruttowertschöpfung in der amtlichen Statistik. Die Analyse der historischen Lohnstückkostenentwicklung zeigt, dass die Revision auf eine knappe Datenlage bei den Vorleistungen im Baugewerbe zurückzuführen ist. Diese fällt vor allem in wirtschaftlich volatilen Zeiten besonders hoch aus. Da im Mittel die Revisionen der Lohnstückkosten gering ausfallen, liefert ein eigenes Modell zur Schätzung der Lohnstückkosten kaum bessere Ergebnisse als die Verwendung der unrevidierten Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). Im Zuge der Modellevaluation wurde auch der Faktor der Materialverfügbarkeit im Modell integriert und ist bei der Prognose der Baupreise nunmehr berücksichtigt.

Die ausführlichen Evaluationsergebnisse können bei Interesse gern per E-Mail zur Verfügung gestellt werden. Schreiben Sie dazu bitte an einen der untenstehenden Kontakte.

Einordnung der Prognoseergebnisse

Die im Jahr 2021 finalisierte Prognose ging von einem deutlichen Rückgang der Baupreisdynamik aus (>> ausführliche Ergebnisse). Tatsächlich erfolgte aber ein bis dato historisch einmaliger Preisauftrieb. Im Jahr 2022 stiegen die Preise für neue Wohnbauten um 16,4 %, für neue Nichtwohngebäude um 17,6 % (Destatis 2023, Preisindizes für die Bauwirtschaft). Dies ist der höchste Baupreisanstieg seit 1970. Ein wesentlicher Grund ist der bislang ebenfalls einmalige Baumaterialmangel. Derartige Ausreißer, die in der Zeitreihe kein historisches Vorbild haben, lassen sich in einem statistisch-ökonometrischen Modell nicht abbilden.

Materialknappheit im Bauhauptgewerbe von 1965 bis Juli 2023 Materialknappheit im Bauhauptgewerbe Anteil der Unternehmen (in %) im Bauhauptgewerbe, die über Materialknappheit berichten

Mittlerweile haben sich die Engpässe in den Lieferketten weitgehend aufgelöst, so dass sich die Versorgung mit Baumaterialien deutlich verbessert hat. Die Materialpreise bleiben jedoch zum Teil hoch. Die Energiepreise sind wieder gesunken, wenngleich nicht auf das Niveau von 2021. Die Baupreisdynamik hat daher im Jahr 2023 nachgelassen; die Preise für neue Wohnbauten erhöhten sich dennoch um 8,5 % (Destatis 2024, Preisindizes für die Bauwirtschaft). In Verbindung mit der allgemein zurückgehenden Baunachfrage dürften die Preise im Prognosezeitraum erstmals seit Ende der 1990er-Jahre wieder sinken.

Aktuelle Prognose

Die hohen Zinsen belasten vor allem die Bauinvestitionen durch stark erhöhte Finanzierungskosten. Die Inflation führte bei den privaten Haushalten zu einem Rückgang der realen Einkommen, so dass die Konjunktur- und Einkommenserwartungen der privaten Haushalte gesunken sind. Die Folge ist eine insgesamt geringere Baunachfrage, die sich aktuell in deutlich rückläufigen Baugenehmigungszahlen und Auftragseingängen bei den Bauunternehmen zeigt. In Summe lässt die Preisdynamik über den Prognosezeitraum deutlich nach. Auch die weitgehend aufgelösten Liefer- und Materialengpässe wirken preisdämpfend.

Für 2024 wird infolge der voraussichtlich schwachen Baunachfrage mit einem Rückgang der Baupreise um 3 % gerechnet. Der Tiefpunkt wird nach derzeitigem Stand im Folgejahr mit einem Minus von 5,5 % erwartet. Auch 2026 werden die Baupreise nochmals nachgeben. Ab 2027 könnten die Preise mit zunehmender Baunachfrage wieder leicht ansteigen.

Prognose Baupreise
JahrBaupreisprognose
Veränderung zum Vorjahr in %
2024-3,2
2025-5,5
2026-0,9
20270,2
20282,0

Zugehörige Projekte

Kontakt

  • Christian Schmidt
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 9 „Wohnen und Klimaschutz, Bauwirtschaft“
    Telefon: +49 228 99401-1238
    E-Mail: christian.schmidt@bbr.bund.de

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