Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 05.04.2023 Baupreise steigen langsamer

Die Preise für Bauleistungen steigen im Jahr 2023 voraussichtlich um 7,6 %. Für 2024 liegt der prognostizierte Zuwachs bei 1,4 %. Das zeigen die aktuellen Prognosen zur Entwicklung der Baupreise, die Kiel Economics Research & Forecasting im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung erstellt hat.

Hintergrund

Das Forschungsprojekt „Mittelfristprognose der Preise für Bauleistung“ hat untersucht, ob Baupreise über einen längeren Zeitraumprognostiziert werden können. Als zentrales Ergebnis konnte mittels statistisch-ökonometrischer Verfahren die Prognose der Baupreise über einen Zeitraum von fünf Jahren bestätigt werden. Im Zuge einer ersten Anwendung wurde eine Prognose für die Jahre 2020 bis 2024 erstellt. Das Projekt endete zum Jahresbeginn 2021. Die 2022 aufgetretene Materialknappheit und der damit verbundene Preisschub bei Baumaterialien konnten daher innerhalb des zum damaligen Zeitpunktes hergeleiteten Modells nicht berücksichtigt werden.

Evaluation des Modells

Für die vorliegende Aktualisierung wurde die Modellstruktur aus dem Projekt „Mittelfristprognose der Preise für Bauleistung“ evaluiert, um die Konsistenz und Robustheit des Modells und die abgeleiteten Zusammenhänge zu überprüfen. Die ausführlichen Evaluationsergebnisse können bei Interesse per E-Mail zu Verfügung gestellt werden. Schreiben Sie dazu bitte an eine der untenstehenden Kontaktdaten.

Im Rahmen der Evaluation stellten sich vor allem die Lohnstückkosten im Baugewerbe als zentrale Herausforderung dar. Grund ist eine erhebliche, nachträgliche Revision der Bruttowertschöpfung in der amtlichen Statistik. Diese rückwirkende Veränderung beeinflusst die Entwicklung der Lohnstückkosten, konnte aber zuvor nicht im Modell berücksichtigt werden. Um diese Problematik zu umgehen, ist eine aufwendige Analyse der historischen Lohnstückkostenentwicklung notwendig. Diese wird voraussichtlich für die Aktualisierung der Baupreisprognose im Sommer 2023 abgeschlossen sein und in die nächste Prognose mit einfließen.

Einordnung der Prognoseergebnisse

Die im Jahr 2021 finalisierte Prognose ging von einem deutlichen Rückgang der Baupreisdynamik aus (>> ausführliche Ergebnisse). Tatsächlich erfolgte aber ein bis dato historisch einmaliger Preisauftrieb. Im Jahr 2022 stiegen die Preise für neue Wohnbauten um 16,4 %, für neue Nichtwohngebäude um 17,6 % (Destatis, Preisindizes für die Bauwirtschaft). Dies ist der höchste Baupreisanstieg seit 1970. Ein wesentlicher Grund ist der bislang ebenfalls einmalige Baumaterialmangel. Derartige Ausreißer, die in der Zeitreihe kein historisches Vorbild haben, lassen sich in einem statistisch-ökonometrischen Modell nicht abbilden.

Materialknappheit im Bauhauptgewerbe seit 1960 bis Februar 2023 Materialknappheit im Bauhauptgewerbe

Mittlerweile haben sich die Engpässe bei den Lieferketten entspannt, so dass sich die Versorgung mit Baumaterialien deutlich verbessert hat. In Verbindung mit der allgemein zurückgehenden Baunachfrage dürften die Preise bzw. die Preisdynamik nachgeben.

Aktuelle Prognose

Die Baupreisentwicklung im laufenden Jahr ist noch durch die Materialknappheit beeinflusst. Zusätzlich wirken die höheren Arbeitskosten (Lohnstückkosten) bei den Bauunternehmen preiserhöhend. Preisdämpfend wirkt hingegen eine allgemein zurückgehende Baunachfrage infolge gestiegener Zinsen und geringerer Realeinkommen. In Summe lässt die Preisdynamik deutlich nach. 2023 wird eine Zunahme der Baupreise um 7,6 % prognostiziert. Bei einer deutlichen Verbesserung der Materialverfügbarkeit dürfte die Dynamik bei den Baupreisen weiter zurückgehen und im Jahr 2024 bei 1,3 % liegen. Der Tiefpunkt wird nach derzeitigem Stand im Folgejahr mit einem Plus von 0,5 % erwartet. Im Prognosezeitraum wird ab 2024 wieder mit einem Rückgang des Zinsniveaus und einer Verbesserung der verfügbaren Einkommen gerechnet. Ab 2026 könnten die Preise mit zunehmender Baunachfrage wieder an Fahrt aufnehmen.

Prognose Baupreise
JahrBaupreisprognose
Veränderung zum Vorjahr in %
20237,6
20241,3
20250,5
20260,9
20273,0

Zugehörige Projekte

Kontakt

  • Stefan Rein
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 9 „Wohnen und Klimaschutz, Bauwirtschaft“
    Telefon: +49 228 99401-1349
    E-Mail: stefan.rein@bbr.bund.de

  • Christian Schmidt
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 9 „Wohnen und Klimaschutz, Bauwirtschaft“
    Telefon: +49 228 99401-1238
    E-Mail: christian.schmidt@bbr.bund.de

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