Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 06.04.2022 Modellprojekte Smart Cities: Erfahrungen aus der ersten Staffel

Seit 2019 fördert der Bund in mehreren Staffeln Modellprojekte in der Entwicklung und Umsetzung ihrer Smart-City-Strategien sowie konkreter Maßnahmen zur digitalen Transformation von Städten und Gemeinden. Die Forschung des BBSR liefert dabei methodische und inhaltliche Beiträge zur Wirkungs- und Prozessanalyse.

Modellprojekte Smart Cities

Das Ziel des Bundesprogramms Modellprojekte Smart Cities (MPSC) ist die aktive Gestaltung der Digitalisierung im Sinne einer integrierten Stadtentwicklung. Nach anfänglich 13 Modellprojekten in der ersten Förderstaffel im Jahr 2019 ist das Programm inzwischen auf über 70 Kommunen, Kreise, interkommunale Kooperationen angewachsen.

Die Abbildung zeigt eine Karte Deutschlands mit den Modellprojekten Smart Cities der ersten Förderstaffel Übersicht Modellprojekte Smart Cities

Entwicklung der Aufbauorganisation

Eine Wirkungsanalyse der ersten 13 Modellprojekte zeigt, dass das erste Förderjahr für Modellprojekte Smart Cities insbesondere unter dem Zeichen der Entwicklung von Aufbauorganisationen und eines flexiblen, integrativen Projektmanagements stand, wobei die betrachteten Modellprojekte jeweils unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen starteten. Trotzdem wurden in den meisten MPSC bereits parallel zur Konzeptentwicklung erste Umsetzungsmaßnahmen entwickelt und eingeleitet. Von zentraler Bedeutung für alle 13 MPSC waren die verwaltungsinternen Prozesse und Beschaffungsfragen, die zu Projektbeginn angestoßen wurden. Deutlich wird, dass die teils bemerkenswerte finanzielle Größe der Modellprojekte ohne komplementäre organisatorische Maßnahmen in der Verwaltung kaum zu bewältigen ist. Dies betrifft die Einstellung zusätzlichen Personals bzw. organisatorische Voraussetzungen, die für ein Projekt bestimmter Größenklasse zu schaffen sind.

Neben der Schaffung organisatorischer Voraussetzungen bildete der Aufbau verwaltungsexterner Kooperationen beispielsweise mit Unternehmen oder Forschungseinrichtungen ein ebenso zentrales Handlungsfeld wie die Schaffung von Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe. Besonders die Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern ist den meisten Projekten ein großes Anliegen und viele Beteiligungsmaßnahmen wurden bereits im ersten Projektjahr eingeleitet.

Visionen des Wandels

Ausgehend von ihren jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort formulierten die meisten Kommunen und interkommunalen Verbünde bereits in ihrer Bewerbung sehr präzise Visionen für ihre Smart-City-Vorhaben. Diese Entwicklung einer übergreifenden Vision ist gleichermaßen ein Schlüsselbaustein für die Integration von Smart-City-Projekten in die kommunalen Verwaltungsprozesse wie für die lokale Wirtschaftsförderung und Strukturpolitik. Hinsichtlich der inhaltlichen Projektziele werden die Digitalisierungsmaßnahmen in Bezug zu definierten Stadtentwicklungszielen gesetzt. So unternahmen die Modellprojekte der ersten Staffel eine Reihe von Aktivitäten, um ihre Digitalstrategie in die unterschiedlichen Handlungsfelder der nachhaltigen Stadtentwicklung zu integrieren. Dem Handlungsfeld Mobilität kommt dabei eine große Aufmerksamkeit zu. In vielen Projekten wird darüber hinaus ein immanentes Digitalisierungsziel verfolgt, das insbesondere den Aufbau und die Weiterentwicklung des digitalen Datenmanagements, digitaler Infrastrukturen und datenbezogener Dienstleistungen adressiert.

Eigenlogik der Strategieentwicklung

Die Modellprojekte wählten sehr unterschiedliche Varianten der Projektanlage und spiegeln eigenlogische Konzeptions- und Entwicklungspfade wider. Waren einzelne Projekte integral in die Entwicklung von Fachkonzepten (z.B. ISEK, Kreisentwicklungskonzept) eingebettet, wurden andere nur mittelbar mit den Entwicklungsstrategien der MPSC verknüpft. Darüber hinaus entwickeln einige Modellprojekte ihre Handlungsansätze unter einer frühen Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, während eine andere Gruppe eine solche Einbindung erst zu späteren Zeitpunkten anstrebt. In dieser Phase erfolgt sehr selten eine Fokussierung oder Umsetzung ökonomischer Geschäftsmodelle. Zugleich zeigen sich in den betrachteten MPSC sehr individuelle Zielsetzungen und unterschiedliche Projektverläufe. Dies äußert sich insbesondere in ihren formulierten Narrativen, ihren Governance-Strukturen, Handlungsansätzen und avisierten Wirkungen.

Monitoring und Evaluation

Zwar spielt eine systematische Wirkungserfassung unter anderem aufgrund der bisherigen Projektlaufzeit bisher nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten Modellprojekte haben jedoch die Entwicklung eines Monitoring- bzw. Evaluationskonzeptes vorgesehen, sodass die Messung von Effekten und Erfolgen möglich wird. Trotz einer nur in Ansätzen erkennbaren systematischen Vorgehensweise bei der Wirkungserfassung haben die Modellprojekte im bisherigen Projektzeitraum bereits eine Reihe von Wirkungen erzielt, zum Beispiel zentrale Outputs wie Webplattformen, Datenplattformen oder Apps.

Die sehr unterschiedliche Varianten der Projektanlage der MPSC der ersten Staffel spiegeln die vielfältigen Ausgangslagen deutscher Kommunen wider. Hierdurch werden der Modellcharakter und die Chancen der Übertragbarkeit in nicht geförderte Kommunen umso größer.

Schlussfolgerungen

Insgesamt bleiben Monitoring und Evaluation von Smart-City-Vorhaben jenseits der Erfassung klassischer Statusindikatoren sowohl methodisch als auch empirisch eine große Herausforderung. Systematische Untersuchungen wurden bisher kaum vorgenommen. Dies gilt auch für jene Städte, die derzeit praktische Erfahrungen mit Smart-City-Ansätzen sammeln. Damit existiert auch in der Wirkungsabschätzung von Digitalisierungsprozessen in deutschen Kommunen weiterhin ein großer Forschungsbedarf, zu dem das BBSR mit seiner Arbeit einen Beitrag leisten wird.

Kontakt

  • Dr. Ralf Schüle
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 5 „Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr“
    Telefon: +49 228 99401-2305
    E-Mail: ralf.schuele@bbr.bund.de

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