Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 30.12.2021 Raumordnungsprognose 2040

Mit der Raumordnungsprognose des BBSR lässt sich regional differenziert einschätzen, wie sich Bevölkerung, Haushalte und die Zahl der Erwerbspersonen künftig entwickeln könnten. In die Annahmen der Prognose fließen mittel- und langfristige Entwicklungen der Vergangenheit ein – etwa die Wanderungen als wichtige Determinante. Die Raumordnungsprognose geht immer vom Status quo aus: Sie prognostiziert, was passiert, wenn die Rahmenbedingungen unverändert bleiben. Das heißt, all die Prognosewerte gelten als wahrscheinlich, wenn bestehende Strukturen und Entwicklungen unter dem diskutierten Annahmegerüst auch in der Zukunft Bestand haben werden. Wir stellen deshalb die Annahmen in unseren Publikationen zur Bevölkerungsprognose ausführlich dar. Unerwartete exogene Entwicklungen oder Maßnahmen z.B. einer aktiven Strukturpolitik kann diese Prognose nicht einfangen. Hierfür wären Szenarien notwendig.

Die Bevölkerungsprognose

Die Bevölkerungszahl Deutschlands sinkt bis 2040 um 1% auf 81,9 Millionen Einwohner. Im Zuge dieser Entwicklung setzen sich die demografischen Alterungsprozesse flächendeckend fort.

Karte Deutschlands mit Darstellung der Bevölkerungsentwicklung insgesamt Bevölkerungsentwicklung insgesamt Bevölkerungsentwicklung insgesamt

Während das Durchschnittsalter bis 2040 um 1,6 Jahre (+3,5 %) steigt, zeigen sich bei ausgewählten Altersgruppen der Bevölkerung folgende Trends: Die Zahl der Kinder und Jugendlichen steigt bis 2040 um 0,6 Millionen beziehungsweise 3,8 %, die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung (20 bis unter 65 Jahre) verringert sich hingegen um 5,5 Millionen (-11 %).

Die Zahl der Bevölkerung im Rentenalter (65 Jahre und älter) wächst am stärksten. Sie wird sich bis 2040 um 4,1 Millionen Menschen erhöhen, das ist ein Zuwachs von 23 %. Ausführliche Ergebnisse der Bevölkerungsprognose bieten wir in unserem breiten Medienangebot an. Dieses wird im Zuge der Veröffentlichungen zur Haushalts- und Erwerbspersonenprognose erweitert.

Die Haushaltsprognose

Laut Haushaltsprognose 2040 des BBSR leben im Jahr 2040 82,6 Millionen Personen in privaten Haushalten und damit 1,35 % weniger als im Jahr 2017. Im Gegensatz dazu steigt die Anzahl der Haushalte bis 2040 auf 42,5 Millionen bzw. um 1,3 % gegenüber 2017. Im Ergebnis nimmt die durchschnittliche Haushaltsgröße ab. Der Rückgang beläuft sich von 1,99 Personen im Jahr 2017 auf 1,94 Personen im Jahr 2040.

Dieser Entwicklung liegen großräumige Unterschiede zu Grunde. Während in den westdeutschen Flächenländern die Bevölkerungszahl in privaten Haushalten stabil bleibt (-0,4 %), nimmt die Zahl der Haushalte um 2,8 % zu. Demgegenüber sinkt die Bevölkerungszahl in privaten Haushalten in den Flächenländern Ost um 10,8 % und die Zahl der Haushalte verringert sich um 9,2 %. In den drei Stadtstaaten steigt die Bevölkerungszahl in privaten Haushalten um 7,8 % und die Anzahl der Haushalte um 7,7 % an.

Die Erwerbspersonenprognose

Laut Erwerbspersonenprognose 2040 des BBSR gibt es im Jahr 2040 40 Millionen Erwerbspersonen in Deutschland und damit 2,7 % weniger als im Jahr 2017. Die Erwerbsbeteiligung gleicht sich zwischen Ost und West weiter an. Sie steigt auf 75,5 %. Im Ergebnis steigt das Durchschnittsalter auf 42,8 Jahre.

Dieser Entwicklung liegen großräumige Unterschiede zu Grunde. Im Prognosezeitraum vollzieht sich ein Konzentrationsprozess des Arbeitskräfteangebotes zu Gunsten der "wachsenden" und zu Ungunsten der "schrumpfenden" Regionen. Während in den stark wachsenden Regionen die Erwerbspersonenzahl nur leicht steigt (0,8 %), reduziert sich die Zahl der Erwerbspersonen in den stark schrumpfenden Regionen um rund ein Viertel (-24,2 %). Demgegenüber reduziert sich die Dynamik der Alterung in den stark schrumpfenden Regionen am stärksten.

Medienangebot


Methodik

Bevölkerungsprognose

Als Methode der BBSR-Bevölkerungsprognose wird das auch in der Amtlichen Statistik gebräuchliche Periodenmodell mit der jährlichen kohortenweisen Fortschreibung des Bevölkerungsbestands genutzt. Ergänzend dazu fließen die natürlichen und räumlichen Bewegungen in die Fortschreibung ein. Dieser Ansatz wird auch als Kohorten-Komponenten-Methode bezeichnet. Die Geburten, Sterbefälle und Wanderungen werden über Raten aus der Bevölkerung abgeleitet, wo möglich trendbasiert, ansonsten aus aktuellen Durchschnittswerten. Eine eigenständige und besondere Komponente des BBSR-Modells betrifft die Binnenwanderung, bei der simultan die Fortzüge aller Teilräume auf die Zielräume verteilt werden. Die empirische Basis dafür ist die tatsächliche Wanderungsverflechtung zwischen den Kreisen der jüngeren Vergangenheit.

Ausführliche Informationen zur Methodik finden Sie in der Ausgabe 3/2021 der BBSR-Analysen KOMPAKT.

Haushaltsprognose

Die Zahl der privaten Haushalte wird aus der prognostizierten Bevölkerung abgeleitet. Nach dem Konzept des Lebenszyklus leben Menschen eines bestimmten Alters und Geschlechts in Haushalten eines bestimmten Typs und einer bestimmten Größe. Da die Alters- und Geschlechterstruktur aus der Bevölkerungsprognose bekannt sind lässt sich die Bevölkerung auf die privaten Haushalte verteilen. Dabei werden für jeden Haushalt ein so genannter Haushaltsvorstand und die übrigen Haushaltsmitglieder unterschieden. Die Haushaltsprognose arbeitet mit dem so genannten Quotenansatz. Die Ergebnisse der Bevölkerungsprognose, Teilpopulationen differenziert nach Geschlecht und Altersgruppen, werden mit Haushaltsvorstandsquoten multipliziert. Diese geben an, wie hoch der Anteil derjenigen Personen eines bestimmten Alters und Geschlechts ist, die Vorstand eines bestimmten Haushaltstyps sind. Da jeder Haushalt genau einen Vorstand besitzt, kann durch diese Rechnung die Zahl der Haushalte aus der Bevölkerung bestimmt werden.

Weitere Informationen zur Methodik finden Sie in der Ausgabe 5/2021 der BBSR-Analysen KOMPAKT.

Erwerbspersonenprognose

Die Zahl der Erwerbspersonen wird aus der prognostizierten Bevölkerung abgeleitet. Die Zahl der Erwerbspersonen berechnet sich durch eine Verknüpfung der Personen im erwerbsfähigen Alter mit deren alters- und geschlechtsspezifischer Erwerbsbeteiligung, auch Erwerbsquoten genannt. Während die Zahl der Erwerbsfähigen von 2017 bis 2040, in alters- und geschlechtsspezifischer Differenzierung, direkt aus der BBSR-Bevölkerungsprognose übernommen werden kann, müssen die Erwerbsquoten für den Prognosezeitraum geschätzt werden. Dafür werden sie zunächst für die Vergangenheit ermittelt und anschließend für die Zukunft prognostiziert. Wesentliche Grundlage für die Abschätzung der Erwerbsquoten stellt der Mikrozensus dar.

Weitere Informationen zur Methodik finden Sie in der Ausgabe 18/2021 der BBSR-Analysen KOMPAKT.

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