Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Dokumenttyp: Fachbeitrag Datum 22.10.2020 Partnerschaft für Kultur und Kulturelles Erbe in der Urbanen Agenda für die EU

BBSR und BMI begleiten und koordinieren seit Anfang 2019 die Partnerschaft "Kultur und kulturelles Erbe" der Urbanen Agenda für die EU (UAEU). Die Partnerschaft zielt darauf ab, das kulturelle Erbe unserer Städte als bedeutende Ressource und als Ausgangspunkt für eine nachhaltige und integrierte Stadtentwicklung zu stärken und konsequent in den europäischen Fokus zu rücken. Unter der Leitung Deutschlands und Italiens erarbeiten 30 Vertreterinnen und Vertreter gemeinsam konkrete Pilotprojekte oder "Aktionen", die Kultur und das kulturelle Erbe in den drei Schlüsselbereichen "Bessere Regulierung", "Bessere Finanzierung" und "Bessere Wissensvermittlung" stärken.

Ausgangslage

Städte sind Identitätsträger, wirtschaftliche Zentren, Innovationsmotoren und Lebensraum für den Großteil der europäischen Bevölkerung. Sie sind Orte für eine nachhaltige Entwicklung und bieten besondere Chancen für die Gestaltung unserer Zukunft. Dabei können Kultur und Baukultur wertvolle Impulse für die Stadtentwicklung und die Demokratiebildung liefern. Sie befähigen Städte, auf aktuelle Herausforderungen wie die wirtschaftliche Transformation, den Klimawandel, den demografischen Wandel, die Wohnungsknappheit oder sich wandelnde Bedarfe an Mobilitätsformen zu reagieren. Dabei zeigt sich immer wieder: Die europäische Ebene sowie Städte und Regionen sind auf vielfältige Weise miteinander verwoben und aufeinander angewiesen.

Die UAEU soll das Wachstum, die Lebensqualität und Innovationen in europäischen Städten fördern. Ihr Kernstück sind die 14 themenbezogenen Partnerschaften, die bislang 115 „Aktionen“ erarbeitet haben. Aktionen in diesem Zusammenhang sind Beiträge zur Gestaltung zukünftiger oder die Überarbeitung bestehender EU-Rechtsvorschriften, -Instrumente und –Initiativen. Dabei hat sich der Ansatz der "Multi-Level-Governance", bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern aus den EU-Mitgliedsstaaten, Regionen, Städten, der EU-Kommission, europäischen Institutionen und Verbänden als besonders wirkungsvoll erweisen.

Der Startschuss für die Partnerschaft für Kultur und kulturelles Erbe fiel im europäischen Kulturerbejahr 2018 mit dem damit verbundenen "Berliner Appell". Er fordert dazu auf, die besondere Strahlkraft des Kulturerbes zu nutzen und Projekte auf europäischer Ebene stärker miteinander zu vernetzen. Die Partnerschaft folgt diesem Aufruf und stellt die Bedeutung und vielfältigen Potenziale des kulturellen Erbes sowie dessen Schutz in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Dabei soll sie auch die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen unterschiedlichen Organisationen, der Forschung, Entscheidungsträgerinnen und -trägern sowie Nutzerinnen und Nutzern stärken.

Ziel

Die Partnerschaft veröffentlichte im Herbst 2019 mit dem Orientierungspapier eine wichtige Arbeitsgrundlage. Ausgangspunkt des Papiers ist die Erkenntnis, dass Kultur und kulturelles Erbe bedeutende Ressourcen für unsere Städte und Gemeinden sind. Der Erhalt und die qualitätsvolle Entwicklung des kulturellen Erbes haben nicht nur einen reinen Selbstzweck, sondern dienen immer auch sozialen, ökologischen und ökonomischen Zielen im Sinne einer integrierten und nachhaltigen Stadtentwicklung. Die Partnerschaft hat in ihrem Orientierungspapier fünf Haupthemen mit besonderem Handlungsbedarf identifiziert:

  • a) (Kultur-)Tourismus
  • b) Kreativ- und Kulturwirtschaft
  • c) Transformation, Nutzungsanpassung und Stadtumbau
  • d) Resilienz des Kultur- und Naturerbes
  • e) kulturellen Daseinsvorsorge in der inklusiven Stadt

Zudem gibt es zwei Querschnittsthemen:

  • f) nachhaltige Finanzierungsmodelle
  • g) Förderung und integrierte und interdisziplinäre Ansätze in der Governance

Das Netzwerk erarbeitet derzeit Aktionen zum Umgang mit dem kulturellen Erbe in der Europäischen Stadt welche in einem Aktionsplan gebündelt und erläutert werden. Die Aktionen sollen bis Ende 2021 umgesetzt werden. Dabei geht es unter anderem um folgende konkrete Fragen: Wie lassen sich Touristenströme so lenken, dass manche Orte weniger überlaufen sind und andere Orte mehr Touristinnen und Touristen anziehen? Welche Ansätze zum Umgang mit dem "unbequemen Erbe" des 20. Jahrhunderts stellen Bezüge zu Krieg, Verfolgung oder Diktaturen her? Wie lassen sich öffentliche Büchereien als Lern- und Begegnungsorte stärken? Und wie können sich Städte mit ihrem Kulturerbe besser gegen Pandemien rüsten? Und wie entstehen resiliente öffentliche Räume? In den einzelnen Aktionen sollen beispielsweise Handbücher und Leitfäden für die kommunale Praxis und für weitere relevante europäische Akteurinnen und Akteure erarbeitet, Netzwerke aufgebaut und Wissenszentren für bestimmte Themenfelder etabliert werden.

In der Partnerschaft wurde die Aktion 8 "Guiding Principles for Resilience and Integrated Approaches in Risk and Heritage Management in European Cities" konzipiert. Die hier zusammenarbeitenden Akteure erarbeiten leitende Prinzipien zur Stärkung von integrierten Ansätzen im Bereich Erbe- und Risikomanagement in europäischen Städten. Die Aktion zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung von integrierten Ansätzen im Bereich Risiko- und Erbemanagement in europäischen Städten zu schärfen und die Umsetzung solcher integrierten Herangehensweisen in der Praxis voranzutreiben. Erarbeitete Prinzipien mit Handlungsempfehlungen für die lokale, aber auch die regionale Ebene sollen in einer Publikation veröffentlicht werden. Das BBSR leitet die Umsetzung und Implementierung der Aktion federführend. Ein geplantes ExWoSt-Projekt soll sie künftig unterstützen.

Der Aktionsplan wird auf einer Online-Konferenz am 24. und 25. November 2020 im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft finalisiert. Gleichzeitig wird die Implementierungsphase eingeläutet. Fragen zur Konferenz können an Torsten Deppe, Referat I 7 – Baukultur, Städtebaulicher Denkmalschutz, Telefon: +49 228 99401 – 1247 oder torsten.deppe@bbr.bund.de gerichtet werden .

Link zur Anmeldeseite : https://ec.europa.eu/eusurvey/runner/StakeholderConferenceRegistrationForm

Kontakt

  • Lena Hatzelhoffer
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 7 „Baukultur, Städtebaulicher Denkmalschutz“
    Telefon: +49 228 99401-1225
    E-Mail: lena.hatzelhoffer@bbr.bund.de

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