Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Baukultur konkret

Modellprojekte

Entwicklungsagentur Unkel – Kulturstadt am Rhein e.V. (Rheinland-Pfalz)

Entwicklungsagentur Unkel – Kulturstadt am Rhein e.V. (Rheinland-Pfalz)
Ort:
Unkel
Gemeinde:Unkel
Landkreis:Neuwied
Einwohnerzahl: ca. 13.000 (Verbandsgemeinde Unkel),
ca. 5.200 (Stadt Unkel)

Die Initiative "Entwicklungsagentur Unkel – Kulturstadt am Rhein e.V." (EA) hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine zukunftsfähige Entwicklung des historischen Ortskerns des ehemaligen Weinbauorts Unkel am Rhein aktiv mitzugestalten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Stärkung der historischen Innenstadt.

Hervorgegangen ist die Initiative aus einer 2007 von der Kommune initiierten Zukunftswerkstatt, bei der ein Leitbild für die Stadt Unkel entwickelt wurde: Unkel – Kulturstadt am Rhein. In der Folge konnte die EA ihre Arbeit 2012 im Rahmen der Beteiligung Unkels im rheinland-pfälzischen Programm "Neue Wege für innerstädtische Netzwerke" verstetigen. Nach der Vereinsgründung 2014 etablierte sie sich mit ihren heute über 50 Mitgliedern als wichtiger Akteur der Ortsentwicklung, der zu verschiedenen Themen und Projekten der Stadtentwicklung und Baukultur aktiv ist. Ziel der Entwicklungsagentur ist es, das Thema Baukultur als wichtigen Baustein einer nachhaltigen Perspektive für die Stadt Unkel zu etablieren.

Dieses Anliegen und die in diesem Sinne bereits geleistete Arbeit war Anlass, die Entwicklungsagentur als Modellprojekt auszuwählen.

Unterstützung durch Baukultur konkret

In mehreren vorbereitenden Treffen identifizierten Vertreter des Forschungsprojekts gemeinsam mit Mitgliedern der Entwicklungsagentur folgende Bedarfe und Potenziale als Anknüpfungspunkte für die gemeinsame Arbeit:

  1. Niederschwellige Formate zur Baukultur, die nicht überfordern
    und schnell Erfolge zeigen
  2. Veranstaltungsformate, die fortgeführt werden können
  3. Stärkung der Rolle der Initiative als Vermittler
  4. Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit für das Thema Baukultur,
    Vermittlung & Sensibilisierung
  5. Vermittlung konkreter Baukultur anhand lokaler Themen
  6. Stärkung der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Baukultur
  7. Vernetzung der Initiative mit anderen Baukulturakteuren
  8. Strategische Ausrichtung und Zukunftsplanung der Initiative

Abgeleitet aus den ermittelten Bedarfen und angestrebten Zielen wurde in enger Abstimmung mit der Entwicklungsagentur, Politik und Verwaltung eine mehrteilige Veranstaltungsreihe entwickelt: Die "Unkeler BaukulturDialoge". Die Serie aufeinander aufbauender Formate sollte der Sensibilisierung für das Thema Baukultur dienen und den Unkeler Bürgern die Gelegenheit bieten, in unterschiedlicher Weise in Dialog zu treten und eigene Ideen einzubringen. Konkret umfassten die "Unkeler BaukulturDialoge" fünf Veranstaltungsformate zwischen Januar und April 2016:

Dialog auf Reisen

Im ersten Schritt diente die öffentliche Werkstatt in Leipzig vom 15.01. bis zum 16.01.2016 als Auftakt der gemeinsamen Zusammenarbeit sowie als Input- und Vernetzungsformat. Vertretern der Entwicklungsagentur Unkel bot sich hier die Möglichkeit, aus den bereits abgeschlossenen Pilot- und Modellprojekten zu lernen und einen eigenen Zugang zum Forschungsprojekt zu finden. Die Unkeler Teilnehmer konnten sich vernetzen, neue Kontakte knüpfen, Erfahrungen austauschen und gemeinsam diskutieren, um die tägliche Arbeit der Initiative vor Ort zu bereichern und zu inspirieren.

Dialog am Stammtisch

Am 25.01.2016 folgte als zweiter Schritt der "Dialog am Stammtisch", bei dem Vertreter der Entwicklungsagentur Unkel und des Forschungsteams jeweils aus ihrer eigenen Perspektive vom Besuch der öffentlichen Werkstatt in Leipzig berichteten. Die zentrale Frage lautete: Was können wir von der Werkstatt für Unkel mitnehmen? Ein Input eines Forschungspartners aus Leipzig zum Thema "Baukulturelle Prozesse" ergänzte den Bericht. Die anschließende Diskussion erfolgte in geselliger – und niedrigschwelliger - Stammtisch-Atmosphäre.

Dialog zur Baukunst

Als zentraler Baustein der Veranstaltungsreihe beschäftigten sich 16 Studierende des Fachbereichs Architektur der Alanus Hochschule vom 22.02. bis zum 26.02.2016 mit der Situation auf und um den Willy-Brandt-Platz in Unkel. Der Willy-Brandt-Platz steht als typisches Beispiel für die wechselhafte Geschichte voller Höhen und Tiefen, zwischen glorreichen Zeiten und unsicherer Zukunft, resignierter Stimmung und engagierter Initiative. Hier kristallisieren sich Positionen und Meinungen, hier entzünden sich Diskussionen an den Leerständen sowie den Fragen zum Verkehr, zur Nutzung und zur Gestaltung. Mithilfe einer von den Studierenden entwickelten temporären Intervention sollten aktuelle baukulturelle Themen aufgegriffen und spielerisch, künstlerisch und experimentell umgesetzt werden. Am Anfang der Arbeit der Studierenden stand der Dialog mit Einwohnern von Unkel. Die Eingangsfrage lautete: Wären Sie bereit, uns einen Stuhl zu schenken? Über die Nachfrage, wozu ein Stuhl gebraucht werde, kam man ins Gespräch: Über das Forschungsprojekt, über Baukultur, über Unkel, über Standpunkte. Die Studierenden sammelten damit nicht nur Stühle, sondern auch Stimmen und Themen.

Diese Themen – rund um Unkel, seine Bauten, seine Räume und seine Entwicklung – interpretierten sie künstlerisch und setzten sie am letzten Tag der Aktionswoche in einer Performance um. Mit Beamern und Lautsprechern brachten die Studierenden die Häuser rund um den Willy-Brandt-Platz zum Sprechen. Jedes war mit einer Rolle versehen, gab die vorher gesammelten Positionen und Meinungen wider und trieb sie humoristisch pointiert auf die Spitze. Eingebettet war die Performance in ein Vernissage-Programm, das weitere Punkte rund um die Baukultur enthielt: Begrüßung und thematische Einordnung durch Forschungsteam und Bürgermeister, Einführung in das Forschungsprojekt, Vorstellung der Entwicklungsagentur, Einführung zur LandLuft-Ausstellung, Einführung zur Performance, Diskussion des Gezeigten beim Sektempfang. Der Vernissage-Abend fand im ehemaligen Café Knäpper statt, das zurzeit umgebaut wird und zukünftig wieder als Café genutzt werden soll.

Dialog zum Film

Bei der vierten Veranstaltung am 07.03.2016 wurde beim "Dialog zum Film", dem öffentlichen Filmabend "Ort schafft Ort", ein Film des Forschungspartners LandLuft zum Thema "Wie Baukultur Menschen und Orte verändert" gezeigt. Anschließend wurde in offener Runde zu den Leitthemen des Films und den "lessons learned" für Unkel anhand der Leitbegriffe aus dem Film – Ortschaft, Veränderung, Kommunikation, Bürgerbeteiligung, Architektur, Öffentlicher Raum und Baukultur – diskutiert.

Dialog zum Ausblick

Beim "Dialog zum Ausblick" am 04.04.2016 diente ein gemeinsamer Rückblick der Reflektion der Zusammenarbeit von Entwicklungsagentur und Forschungsteam. Dabei eröffnete der Abend auch den Ausblick auf eine mögliche Fortführung der "Unkeler BaukulturDialoge" unter der alleinigen Regie der Entwicklungsagentur Unkel Kulturstadt am Rhein e.V. und entwickelte konkrete Ideen für die nächsten Veranstaltungen.

Alle Modellvorhaben des Projekts

Liste der Modellvorhaben

Zugehörige Projekte

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