Forschungsprojekt:
Klimawandelgerechte Stadtentwicklung - Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen
Projektsteckbrief
In der ExWoSt-Vorstudie "Klimawandelgerechte Stadtentwicklung" wurde ein integriertes "Kommunales Strategie- und Aktionsset Klimawandel" in Form einer Entscheidungsunterstützungshilfe entwickelt und in Testkommunen erprobt. Parallel dazu starteten im Dezember 2009 Modellvorhaben "Urbane Konzepte zum Klimawandel". Vorbereitend dazu wurden in dieser Vorstudie die wesentlichen Aufgaben- und Aktivitätsbereiche zu Klimaschutz und Klimaanpassung veröffentlicht.
Projektlaufzeit: Januar 2009 - August 2011
Der Klimawandel erfordert in den Städten und Stadtregionen eine dreigleisige Strategie: die Entwicklung von Strategien zum Schutz vor (Mitigation) und der Anpassung an den Klimawandel (Adaptation) sowie die Abstimmung der Maßnahmen mit anderen drängenden Aufgaben der nachhaltigen Stadtentwicklung. Die ExWoSt-Vorstudie zielte auf eine klimawandelgerechte Stadtentwicklung primär durch integrierte Ansätze zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel durch planerische Vorsorge in Stadt und Stadtregion. Maßstabsebene sind dabei die Stadt und Stadtregion, in Einzelfällen auch das Quartier.
Potenzielle Wirkfolgen des Klimawandels auf den urbanen Raum in Deutschland | |
1) Menschliche Gesundheit |
- sinkender thermischer Komfort
- Hitze und Kälte bedingte Todesfälle
| - steigende Gefahr von vektorbasierten Krankheiten
- steigende Gefährdung durch Extremereignisse
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2) Energie |
- steigender Energiebedarf für Kühlung
- steigender Energiebedarf für die Aufbereitung von Wasser
| - sinkender Heizbedarf
- sinkende Versorgungssicherheit (insb. bei kühlwasserabhängiger Energiegewinnung)
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3) Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft |
- veränderte Häufigkeit und Höhe von Hochwässern
- steigender Wasserbedarf im Sommer
- sinkendes Brauchwasserdargebot im Sommer
| - Veränderung des Grundwasserspiegels
- veränderte Qualität der Oberflächengewässer
- veränderte Qualität des Grundwassers
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4) Technische und soziale Infrastruktur |
- veränderte Ansprüche an die technische Infrastruktur (z.B. Entwässerung)
- veränderte Ansprüche an die soziale Infrastruktur (z.B. Klimatisierung von Kindergärten und Schulen)
| - vermehrte Schäden und Ausfälle bei Extremereignissen
- steigender Bedarf an Einsatzkräften für die Bewältigung von Extremereignissen
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5) Transport und Verkehr |
- vermehrte Behinderungen und Verspätungen durch Extremereignisse
- steigende Kosten für die Instandhaltung
| - veränderter Bedarf an Transportdienstleistungen
- veränderte Ansprüche an Transportdienstleistungen (z.B. Klimatisierung)
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6) Freiräume und Grünflächen |
- steigender Bedarf an Kaltluftentstehungsgebieten
- steigender Bedarf an Erholungsflächen
- veränderte Ansprüche an die Ausgestaltung von Freiflächen (z.B. Schattenplätze, Wasserflächen)
| - Veränderung des Pflegebedarfes (insb. Bewässerung)
- Veränderung der Eignung von Pflanzen (z.B. Straßenbäume)
- Veränderung der Biodiversität
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7) Lufthygiene |
- steigende Konzentration toxischer Stoffe (z.B. Ozon, Stäube)
- steigende olfaktorische Belastungen
| - steigender Bedarf an Frischluftentstehungsgebieten
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8) Tourismus und Kulturerbe |
- häufigere Schäden an Gebäuden, Denkmälern und Kultureinrichtungen
- Veränderungen der touristischen Saison
| - Auswirkungen auf das Stadtimage
- Veränderungen der Badegewässerqualität (z.B. durch Algenblüten)
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Wesentliche Handlungsbereiche sind die Steuerung der Siedlungsentwicklung, von Verkehrs- und technischer Infrastruktur sowie Wasserhaushalt/Hochwasserschutz. Ein Schwerpunkt ist die Entwicklung klimawandelgerechter Siedlungsstrukturen, etwa durch die Bauleitplanung. Betroffen sind auch die Aufgaben Katastrophen- und Bevölkerungsschutz, Gesundheitsvorsorge, Naturschutz und Bodenschutz. Der baulich-technische Klimaschutz, z.B. im Gebäudebereich, bei der Wohnraumförderung oder im Wohnungswesen hingegen ist nur insofern von Relevanz, als solche Maßnahmenkonzepte für das integrierte Gesamtkonzept relevant sind.
Zielsetzung
Kern der Vorstudie des ExWoSt-Forschungsfelds "Klimawandelgerechte Stadtentwicklung" war die Erarbeitung eines integrierten "Kommunalen Strategie- und Aktionssets Klimawandel" in Form einer Entscheidungsunterstützungshilfe und dessen modellhafte Erprobung in Testkommunen. Aufgaben- und Aktivitätsbereiche zu Klimaschutz und Anpassungsstrategien wurden in Form von Expertisen ausgearbeitet.
Im Anschluss an die Vorstudie wird das "Kommunale Strategie- und Aktionsset Klimawandel" in Modellvorhaben angewendet und weiterentwickelt. Der ExWoSt-Forschungsschwerpunkt I "Kommunale Strategien und Potenziale zum Klimawandel" startete im Dezember 2009 und wird bis September 2012 in neun Modellprojekten durchgeführt. Ziel der Modellprojekte ist es, entsprechende stadtregionale Strategien und Aktionen zu erarbeiten und umzusetzen. Dies soll Erkenntnisse bringen und Maßnahmen initiieren, wie eine klimagerechte Stadtentwicklung den Ursachen und Folgen des Klimawandels durch urbane Konzepte begegnen kann. Darüber hinaus werden seit dem Frühjahr 2010 im ExWoSt-Forschungsschwerpunkt II "Immobilien- und wohnungswirtschaftliche Strategien" in acht Pilotprojekten entwickelt.
Das Projekt wurde durchgeführt vom Institut für Raumplanung (IRPUD) der TU Dortmund unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Greiving in Kooperation mit den Fachgebieten Stadt- und Regionalplanung (SRP) und Landschaftsplanung und Landschaftsökologie (LLP), TU Dortmund sowie dem Institute for Environment and Human Security (UNU-EHS), United Nations University, Bonn und Plan und Praxis GbR, Berlin.