Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Smart Cities – Mögliche räumliche Auswirkungen von Online-Handel auf Innenstädte, Stadtteil- und Ortszentren

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit Dezember 2014 – November 2016
  • Programm ExWoSt

In der Studie wurde untersucht, wie sich der zunehmende Anteil des Online-Handels auf die städtischen Zentren auswirkt. Vermeidbare und nicht vermeidbare, wünschenswerte und nicht wünschenswerte räumliche Auswirkungen wurden dargestellt und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Dabei stand im Fokus, wie und mit welchen Instrumenten die Entwicklung in den Zentren positiv gestaltet werden kann. Zudem wurde geprüft, welche gemeinsamen Strategien von Kommunen und stationärem Einzelhandel einen lebendigen Einzelhandel als Bestandteil zukunftsfähiger Städte erhalten können.

Projektlaufzeit: Dezember 2014 - November 2016

Ausgangslage

Städte sind seit jeher die Zentren wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Aktivitäten. Die Agglomerationsvorteile durch die räumliche Dichte an Nutzungen und Bevölkerung erweisen sich auch unter den Bedingungen einer zunehmenden Virtualisierung und dem damit einhergehenden Bedeutungswandel einzelner Standortfaktoren als überaus beständig. Seit Jahren wird ein mittlerweile als stabil anzusehender Trend der Renaissance des (inner-)städtischen Wohnens verzeichnet. In diesem Kontext erfahren Themen wie Nutzungsmischung und soziale Vielfalt in den Städten eine neue Dynamik.

Unter den verschiedenen städtischen Funktionen kam und kommt dem Handel eine besondere Rolle zu. Kernfunktion des Handels ist und bleibt die Versorgung mit Gütern verschiedener Bedarfe, aber im Zuge des Wandels des Einkaufsverhaltens leistet der Handel mittlerweile auch einen Beitrag zu Erlebnis und Freizeit. Die Handelsorte übernehmen darüber hinaus eine soziale Aufgabe, indem sie wichtige Begegnungsorte der Stadtgesellschaft strukturieren. Zugleich sind die Handelsbetriebe wichtige Arbeitgeber.

Stadt und Handel weisen vielfältige Interdependenzen und Synergieeffekte auf. Signifikante Veränderungen der Orte des Handels (Betriebsformen) wurden damit immer von Auswirkungen auf Stadt, Stadtgestalt und Lebensqualität in den Städten begleitet. In der Vergangenheit führten u.a. Passagen, Warenhäuser, Supermärkte, Shoppingcenter oder Fachmarktagglomerationen in der Konsequenz zu einer Um- oder Neustrukturierung städtischer Räume, bei der es immer Gewinner und Verlierer der Entwicklungen gab.

Seit ca. 15 Jahren wird über die Auswirkungen des Online-Handels diskutiert, zuerst als "Ablösung" des klassischen Versandhandels, dann in Bezug auf einzelne, besonders online-affine Branchen (z.B. Bücher, Elektrogeräte). Mittlerweile setzt sich die Einschätzung durch, dass der Trend zum Online-Handel eine weit größere Dynamik entfalten – und sich damit sehr vielschichtig auf Stadt und Raum auswirken – könnte.

Folgen werden beispielsweise in zunehmendem Leerstand in klassischen Geschäftsstraßen, aber auch in kürzer werdenden Nutzungszyklen von Handelsimmobilien, der Verödung öffentlicher Räume oder der teilräumlichen Verschlechterung der Versorgungssituation gesehen. Zunehmend spürbar werden die logistischen Veränderungen auf Ebene der Stadtteil- und Ortszentren, aber auch in den Wohngebieten, z.B. durch Lieferverkehre, Paketboxen etc. Durch die Wechselwirkungen mit anderen sozioökonomischen Entwicklungen (Demografie, Reurbanisierung) treten sie räumlich selektiv auf, d.h. in den verschiedenen Raumkonstellationen und -typen werden unterschiedliche Veränderungen und Veränderungsdynamiken wirksam.

Oft werden die Effekte des Online-Handels getrennt vom stationären Handel – d.h. im Sinne von zwei getrennten Welten online-offline – verhandelt. Die Grenzen zwischen den Bereichen waren aber immer durchlässig. Der weiter wachsende Online-Handel zeigt, dass die reale Stadt bereits durch digitale Strukturen überlagert ist. Diese Entwicklung fügt sich ein in eine wachsende Digitalisierung und Vernetzung vieler Lebensbereiche, die sich auch in der Stadt zeigen.

Diese Digitalisierung ist allerdings nicht Ursache, sondern Katalysator der Veränderungen. Handelsunternehmen aus dem stationären Bereich erproben schon länger Online-Konzepte. Ebenso ist vermehrt zu beobachten, dass reine Online-Händler stationäre Geschäfte aufbauen. Prinzipiell bieten das Internet und der Online-Handel viele Chancen dafür, dass sich auch Nischenkonzepte einen größeren Kundenkreis erschließen können.

Ziel

Zentraler Untersuchungsgegenstand waren die städtischen Zentren. Betrachtet wurden die Abhängigkeiten zwischen Stadt und Handel, die Bedeutung der Handelsfunktion für verschiedene städtische Räume sowie deren gemeinsame Perspektiven.

Innerhalb dieses Rahmens wurden entscheidende Akteure und Faktoren identifiziert, mit deren Hilfe eine zukunftsfähige und resiliente Entwicklung der Zentren unterstützt werden kann.


Auftragnehmer der Studie waren:

Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden

BBE Handelsberatung GmbH
Joachim Stumpf

Kontakt

  • Dr. Brigitte Adam
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 6 „Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung“
    Telefon: +49 228 99401-2325
    E-Mail: brigitte.adam@bbr.bund.de

  • Eva Katharina Neubrand
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 9 „Wohnen und Klimaschutz, Bauwirtschaft“
    Telefon: +49 228 99401-1624
    E-Mail: evakatharina.neubrand@bbr.bund.de

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