Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Baulandumfrage 2020 – Bundesweit repräsentative Stichprobe zu Bauland- und Innenentwicklungspotenzialen

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit Dezember 2019 – Januar 2022
  • Programm ExWoSt

Für ein informiertes und zukunftsgerechtes Flächenmanagement – zwischen dem vielerorts akuten Ruf nach einer verstärkten Bereitstellung von Bauland einerseits und der Verminderung der Flächen-Neuinanspruchnahme als Ziel nachhaltiger Entwicklung andererseits – braucht es belastbare Grundlagendaten. Hauptziel des Projektes ist deshalb (im Anschluss an frühere bundesweite Umfragen) die Erhebung aktueller Daten und Informationen zu Baulandreserven und Innenentwicklungspotenzialen sowie zum Stand und zu Methoden der Baulanderfassung und -mobilisierung in deutschen Städten und Gemeinden.

Ausgangslage

Zwei wesentliche Themen bestimmen seit einigen Jahren die Diskussion zur Flächennutzung im Rahmen der Siedlungsentwicklung. Zum einen sind die Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme und der Schutz des Bodens zentrale Ziele einer nachhaltigen Entwicklung der gebauten Umwelt auf internationaler und europäischer Ebene ebenso wie in nationalen Programmen. So wird ein verantwortungsvoller Umgang mit den globalen Flächen-Ressourcen als wesentliches Querschnitts-Element bei der Erreichung der „Sustainable Development Goals“ gesehen. Für die europäische Ebene betont die aktuelle „EU Soil Strategy for 2030“ (European Commission 2021) noch einmal ausdrücklich das bereits im „Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ fixierte Ziel, „die Landnahme so zu reduzieren, dass bis 2050 netto kein Land mehr verbraucht wird“ (Europäische Kommission 2011). Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie wie auch der Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung (Zeilen 1316–1318) konkretisiert dieses Anliegen mit dem Ziel, die tägliche Flächenneuinanspruchnahme bis zum Jahr 2030 auf unter 30 ha/Tag zu begrenzen.

Zum anderen soll der neue Koalitionsvertrag (Zeilen 2934 f.) ein „Aufbruch in der Bau-, Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik“ sein. Die neue Regierung zielt darauf ab, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Damit thematisiert sie den – insbesondere in Siedlungsräumen unter Wachstumsdruck – großen Bedarf an einer verstärkten und beschleunigten Bereitstellung von Bauland. Gelingt dies nicht, drohen die Preise und Mieten weiter zu steigen und bezahlbarer Wohnraum so knapp zu werden, dass sich nicht mehr alle Haushalte mit ausreichend Wohnfläche versorgen können. Um eine angemessene Wohnungsversorgung zu gewährleisten, hat die Baulandkommission im Juli 2019 Vorschläge erarbeitet, die auch die Empfehlung für verbesserte Datengrundlagen zum Thema Bauland und eine höhere Transparenz von Baulandpotenzialen und -bedarfen enthält (vgl. Baulandkommission 2019).

Gleichzeitig wird eine regelmäßige, bundesweit vergleichbare Erhebung von Kerninhalten für ein Flächenmanagement und Baulandmonitoring in Deutschland nach wie vor nicht durchgeführt. Bundesweit liegen als aktuellste Querschnitt-Erhebungen Baulanderhebungen von 2003 und 2006 sowie eine Erhebung von Innenentwicklungspotenzialen aus 2012 vor.

Ziel

Hauptziel dieses Vorhabens war dementsprechend eine bundesweite Erhebung der Bauland- und Innenentwicklungspotenziale. Eine Umfrage bei Städten und Gemeinden dient als aktuelle Wissensbasis für eine informierte Gestaltung einer zukunftsgerechten Baulandversorgung. Das Projektteam erhob Flächenpotenziale und -reserven für Wohnen, Gewerbe und andere Nutzungen als Grundlage bundesweiter sowie regionalisierter und nach Raumtypen differenzierter Hochrechnungen. Auf dieser Grundlage erfolgte zudem eine Gegenüberstellung von Flächenpotenzialen und Wohnraumbedarfen einschließlich einer Abschätzung von auf den Flächen realisierbaren Wohnungsbaupotenzialen. Um Entwicklungen abbilden zu können, verglich das Projektteam darüber hinaus die aktuellen Ergebnisse mit jenen einer Umfrage aus 2012 zu den Innenentwicklungspotenzialen (vgl. BBSR 2014).

Neben der Quantifizierung von Bauland- und Innenentwicklungspotenzialen lag ein weiterer Schwerpunkt der Erhebung auf der Abbildung von Situation und Entwicklungstendenzen bei der Flächenerfassung und dem Flächenmanagement. Dabei geht es sowohl um die Inhalte (Brachflächen, Baulücken, Leerstand etc.) als auch um Praktiken und verwendete (digitale) Lösungen (Flächenmanagement-Systeme, -Datenbanken, -Tools etc.).

Ein drittes wesentliches Anliegen der Studie war schließlich, Erkenntnisse zur Aktivierbarkeit von Bauland- und Innenentwicklungspotenzialen und Mobilisierungsaktivitäten zu erheben. Das Projektteam schätzte die tatsächliche Verfügbarkeit der Potenzialflächen ab und zeigte erfolgversprechende Ansätze zur Baulandmobilisierung auf. Hierzu wertete es über die Ergebnisse der Umfrage hinaus auch qualitativ vertiefende Fallstudienuntersuchungen aus.

Ergänzend dazu werteten die beteiligten Akteure nationale, länderspezifische und kommunale Beispiele sowie instruktive internationale Aktivitäten und Erfahrungen mit der Erfassung und Mobilisierung von Baulandpotenzialen aus.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts war das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. in Dresden in Kooperation mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.

Kontakt

  • Dr. Fabian Dosch
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 6 „Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung“
    Telefon: +49 228 99401-2160
    E-Mail: fabian.dosch@bbr.bund.de

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