Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Bedeutung und Wirkung der lokalen Wirtschaft für Kleinstädte und deren Stadtentwicklung

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit Dezember 2020 – Oktober 2023
  • Programm ExWoSt

Das Forschungsprojekt untersuchte die wirtschaftsstrukturellen Muster (Unternehmens- und Branchenstrukturen, Vernetzungen, Innovation) in deutschen Kleinstädten und deren Auswirkung auf die lokale Stadtentwicklung. Eine bessere Kenntnis der Unternehmens- und Wirtschaftsstrukturen in Kleinstädten sollte helfen, die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit der Kleinstädte zu fördern und ihre bundesweite Relevanz zu verdeutlichen.

Ausgangslage

Gleichwertige Lebensverhältnisse sind eine zentrale raumordnungspolitische Leitlinie der Bundesregierung. Kleinstädte spielen in diesem Zusammenhang, unabhängig von ihrer Größe und Lage, eine bedeutende Rolle. Sie machten 2021 mit 46 Prozent fast die Hälfte aller deutschen Städte und Gemeinden aus und beheimateten mit 28 Prozent fast ein Drittel der Bevölkerung. Kleinstädte behaupten ihre Stellung als Standorte der sozialen Daseinsvorsorge im Zentrale-Orte-System. Daher kommt ihnen im Zusammenhang mit gleichwertigen Lebensverhältnissen immer mehr Aufmerksamkeit zu.

Bisher fehlten grundlegende Erkenntnisse zu den Branchen- und Wirtschaftsstrukturen in deutschen Kleinstädten, sowohl zu ihrer Bedeutung in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung, innerhalb des regionalen Kontexts als auch zu ihrem Beitrag in der Stadtentwicklung. Damit fehlte ein wichtiger Baustein in der Diskussion zum Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse.

Das Wirtschaftsgeschehen in den Kleinstädten bestimmt maßgeblich die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, den Wohlstand sowie die gesellschaftlichen Teilhabechancen der Bürgerinnen und Bürger. Es gab 2021 in Deutschland rund 3,5 Millionen Unternehmen, von denen rund 950.000 in Kleinstädten beheimatet waren. Bislang fehlten allerdings umfassende Bestandsbeschreibungen zu diesen kleinstädtischen Wirtschaftsstrukturen. Zudem fehlten Analysen zur Wirkung der Wirtschaftsstrukturen auf die Stadt und Stadtentwicklung.

Ziel

Mit der Untersuchung der Bedeutung und Wirkung der lokalen Wirtschaft(-sstruktur) für Kleinstädte und deren Stadtentwicklung sollte das Projekt diese Forschungslücke schließen. Es gliederte sich formal in drei Bereiche:

  • generelle Annäherung und Erfassung von Unternehmen, Unternehmens- und Branchenstrukturen in Kleinstädten
  • Analyse von Vernetzungen und Verflechtungen von Unternehmen in Kleinstädten
  • Analyse der Rolle und Bedeutung von Unternehmen, Unternehmens- und Branchenstrukturen in Kleinstädten für die Stadtentwicklung anhand ausgewählter Fallbeispiele.

Das Projektteam bearbeitete die drei Themenbereiche mit quantitativen und qualitativen Methoden. Im quantitativen Teil erhob es mittels flächendeckender Datenrecherche, -aufbereitung und -analyse die Bedeutung von Unternehmen, Unternehmens- und Branchenstrukturen für unterschiedliche Stadt- und Lagetypen. Dadurch ließ sich die wirtschaftliche Rolle und Wirkung von Unternehmen und der Wirtschaftsstruktur auf die Region und die Stadtentwicklung darstellen und analysieren. Darüber hinaus wurden intra- und interkommunale Verflechtungen und Vernetzungen zwischen den Unternehmen sowie Akteurinnen und Akteuren der Stadtgesellschaft und der Wissensgesellschaft untersucht.

Im qualitativen Teil ergänzte und spezifizierte das Projektteam die Ergebnisse der quantitativen Analyse mit vier bis sechs explorativen und kontrastierenden Fallstudien. Außerdem ging es in diesem Teil Fragen nach der Beteiligung von Unternehmen an der Stadtentwicklung, deren Motiven und den Auswirkungen auf die Stadtentwicklung nach. In einer simultan verlaufenden Theorie-, Modell- und Systematikbildung wurde eine Methode zur Charakterisierung von Kleinstädten nach Wirtschafts- und/oder Unternehmens- und/oder Branchenstrukturen entwickelt.

Die Forschung zielte darauf ab, mögliche positive Auswirkungen der Unternehmens- und Branchenstrukturen wie -verflechtungen auf Kleinstädte und ihre Entwicklung zu identifizieren. Diese Befunde erlaubten Rückschlüsse darauf, mittels welcher Faktoren und Indikatoren sich einerseits Kleinstädte und andererseits das deutsche Städtesystem und die polyzentrale Raumstruktur stabilisierten und nachhaltig weiterentwickelten. Zentral war deshalb zu signalisieren, wo Handlungsbedarf bestand. Darauf aufbauend waren Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Akteurinnen und Akteuren auf den Ebenen der Kommunen und des Bundes herauszuarbeiten.

Das Forschungsprojekt war Teil der Initiative „Kleinstädte in Deutschland“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und des Forschungsclusters zu Kleinstädten und ihrer Entwicklung im BBSR.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts waren das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut an der Universität zu Köln, die Institute der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH sowie Gertz Gutsche Rümenapp Stadtentwicklung und Mobilität GbR (Hamburg).

Kontakt

  • Lars Porsche
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 7 „Baukultur, Städtebaulicher Denkmalschutz“
    Telefon: +49 228 99401-2351
    E-Mail: lars.porsche@bbr.bund.de

  • Antonia Milbert
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat SR 3 „Menschen und Regionen im Wandel – Subjektive und objektive Indikatoren“
    Telefon: +49 30 18401-2256 und +49 355 121004-6801
    E-Mail: antonia.milbert@bbr.bund.de

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