Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Privatwirtschaftliche Unternehmen und ihre Wohnungsbestände in Deutschland

Konzept

Wie in der Vorgängerstudie werden die auszuwertenden Daten auf Basis einer bundesweiten Befragung von privatwirtschaftlichen Unternehmen erhoben. Das Erhebungskonzept basiert im aktuellen Vorhaben allerdings auf einem zweiteiligen Ansatz, wonach zum einen Informationen auf Unternehmensebene auf Basis eines klassischen Fragebogens erhoben werden. Hierdurch sollen Fragen, die etwa grundlegende Strukturen und Unternehmensziele betreffen, beleuchtet werden. Zum anderen werden Informationen auf Ebene von Mietverhältnissen, Wohnungen und Gebäuden durch eine Excel-basierte Abfrage erfasst. Für eine Adressstichprobe sollen die entsprechenden Unternehmen Informationen zu wohnungsspezifischen Fragestellungen bereitstellen. Dieser zweiteilige Erhebungsansatz ermöglicht eine spezifische Analyse der im Forschungsprojekt verfolgten Fragestellungen, die insbesondere auch den räumlichen Kontextfaktoren Rechnung tragen soll.

Arbeitsschritte

Der erste, bereits abgeschlossene Arbeitsschritt beinhaltete unter anderem die inhaltliche Vorbereitung der Befragungsinhalte, indem die Forschungsleitfragen dem adäquaten Erhebungsweg zugeordnet und entsprechende Abfragen formuliert wurden. Der Unternehmensfragebogen enthält folgende Fragenkomplexe:

  • allgemeine Informationen zur Rechtsform und zum Tätigkeitsfeld
  • Strukturmerkmale des Wohnungsbestandes
  • Erweiterung des Wohnungsbestandes und Portfoliobereinigungen
  • Vermarktung, Mietpreisniveau und Praxis der Mietengestaltung
  • investive Maßnahmen am Bestand (Instandhaltung, -setzung und Modernisierung)

Der Wohnungsfragebogen beinhaltet insbesondere Merkmale zum Mietpreisniveau und zur Mietanpassungshistorie.

Darüber hinaus wurde die Befragung erhebungsmethodisch vorbereitet, indem eine Unternehmensliste und eine stichprobenbasierte Adressliste aufgebaut werden. Die erarbeitete Unternehmensliste, die als Grundlage für den Versand der Befragungsunterlagen fungierte, setzt sich aus verschiedenen Quellen zusammen. So wurden unter anderem die Ergebnisse einer Wirtschaftsdatenbankabfrage, einer Abfrage bei den 40 größten Kommunen sowie eines Abgleichs mit öffentlich ausgewiesenen Mitgliedsunternehmen in den Regionalverbänden des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) eingearbeitet. Die stichprobenbasierte Adressliste, die Teil des Wohnungsfragebogens ist und von den befragten Unternehmen hinsichtlich der eigenen Bestände gefiltert werden musste, umfasst 5.000 zufällig ausgewählte Mehrfamilienhausadressen der 40 größten Kommunen (insgesamt 200.000 Adressen).

Im Rahmen eines zweiten Arbeitsschrittes wurden das Erhebungskonzept und die Befragungsunterlagen Ende November 2021 in einem Workshop vorgestellt, in dessen Rahmen die Durchführbarkeit der Befragung diskutiert werden sollte. Als Teilnehmende waren die Verbände GdW und BFW sowie Vertreterinnen und Vertreter privatwirtschaftlicher Unternehmen eingeladen. In diesem Rahmen wurden insbesondere die heterogene Datenbestandsstruktur und Datenverarbeitungsmöglichkeiten der zu befragenden Unternehmen und ihre adäquate Berücksichtigung in den Fragebögen erörtert.

Der dritte Arbeitsschritt sah die Finalisierung der Befragungsunterlagen vor dem Hintergrund der Hinweise aus dem Workshop sowie einen Pretest vor. Aus dem Pretest, der im Juni 2022 begann, wurden Hinweise zur Überarbeitung gewonnen, die in einer Anpassung des Wohnungsfragebogens resultierten. Im Anschluss folgte von Oktober 2022 bis März 2023 die Durchführung der Hauptbefragung.

Der vierte, gegenwärtig bearbeitete Arbeitsschritt, umfasst die Auswertung der Befragung.

Forschungsleitfragen

Das Projekt soll Erkenntnisse zu den folgenden Fragen erarbeiten:

  • Wie haben sich die Mietwohnungsbestände in der Hand von privatwirtschaftlichen Unternehmen entwickelt (Zukäufe, Verkäufe, Neubau)? Welche Marktsegmente und Zielgruppen stehen hierbei im Fokus?
  • Wie verhalten sich die privatwirtschaftlichen Wohnungsanbieter in Bezug auf Mietanpassungen in bestehenden Mietverträgen sowie bei der Wieder- und Neuvermietung?
  • Nach welchen Kriterien wird die gewünschte Miethöhe festgelegt?
  • Über welche Plattformen/Wege (online vs. offline) werden Wohnungen zur Wieder- und Neuvermietung angeboten? Nach welchen Kriterien werden Mieter ausgewählt?
  • Zu welchen Anlässen werden Mietanpassungen vorgenommen?
  • Wie häufig nehmen privatwirtschaftliche Unternehmen Mietanpassungen vor?
  • Welche Rolle spielt die lokale Marktsituation bei dem Mietpreisgestaltungsverhalten der privatwirtschaftlichen Unternehmen?
  • Welchen Einfluss haben Mietrechtsänderungen der letzten Jahre zur Begrenzung der Mietpreise, insbesondere die sog. Mietpreisbremse (§§ 556d bis 556g BGB), die sog. Kappungsgrenze (§ 558 Abs. 3 Satz 2 BGB) und die Einschränkungen bei Mieterhöhungen nach Modernisierungsmaßnahmen (§ 559 BGB), auf die Mietpreisgestaltung und das Investitionsverhalten (Modernisierung, Zukäufe, Neubau)?
  • Wie ist die Reaktion der Mieter auf die Mietanpassungen? Werden diese akzeptiert oder gab es Beschwerden, Verweigerung der Zustimmung bzw. mussten Vermieter Klagen erheben? Zu welchem Ergebnis haben diese geführt?
  • Hat die COVID-Pandemie zu Mietausfällen bzw. Mietstundungen geführt? Wurde dem Mieter in diesen Fällen über die gesetzlichen Regelungen hinaus entgegengekommen? Wurden von den Unternehmen pandemiebedingt Hilfsmaßnahmen in Anspruch genommen (z.B. Liquiditätshilfe, Stundung eigener Verbindlichkeiten)?
  • Welchen energetischen Zustand bzw. barrierereduzierten Zustand weisen die Wohnungsbestände der privatwirtschaftlichen Unternehmen auf?
  • Welche Investitionsstrategien (allgemein und energetisch) verfolgen die privatwirtschaftlichen Unternehmen für ihre Wohnungsbestände? Zu welchen Anlässen, mit welchem Ziel und in welchem Umfang investieren die Privateigentümer in die Mietwohnung? Führt die Senkung der Modernisierungsumlage zu einer Veränderung im Investitionsverhalten?
  • Inwieweit werden die Anreize der Bundespolitik bei den Investitionen (z.B. Förderprogramme von KfW und BAFA, steuerliche Berücksichtigung) aufgenommen? Würde eine höhere Förderung zusätzliche Investitionen in energetische Modernisierungen ermöglichen?

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