Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Stadt am Blauen Band

Gewässerentwicklungskorridore an Bundeswasserstraßen als Freiraumpotenziale für die urbane grün-blaue Infrastruktur

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit August 2022 – September 2023
  • Programm ExWoSt

Das Projekt untersuchte die Potenziale von Gewässerentwicklungskorridoren entlang der Bundeswasserstraßen als Baustein der grün-blauen Infrastruktur für Städte und Siedlungsbereiche. Besonders für verdichtete Stadträume können sie einen bedeutenden Beitrag zur Klimaanpassung und zur Verbesserung von Umwelt- und Lebensqualitäten liefern. Ihre Umgestaltung bietet Chancen, auf öffentlichen Flächen Räume für Begegnung, Bewegung und Klimaanpassung am Wasser zu schaffen.

Ausgangslage

Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Bundeswasserstraßen haben sich verändert. Mit dem am 9. Juni 2021 in Kraft getretenen „Gesetz über den wasserwirtschaftlichen Ausbau an Bundeswasserstraßen zur Erreichung der Bewirtschaftungsziele der Wasserrahmenrichtlinie“ wurden die Zuständigkeiten der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) deutlich erweitert. Hinzukam die bisherige Aufgabe der Länder, die Binnenwasserstraßen des Bundes wasserwirtschaftlich so auszubauen, dass die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtline (WRRL) erfüllt werden. Nach WRRL müssen alle Oberflächengewässer in der EU bis 2027 einen „guten ökologischen Zustand“ bzw. bei erheblich veränderten und künstlichen Gewässern ein „gutes ökologisches Potenzial“ erzielen.

In Städten kommen für die Erreichung der Ziele der WRRL weitere Herausforderungen hinzu: Gewässer im innerstädtischen Bereich, inklusive Bundeswasserstraßen, sind häufig künstliche Gewässer oder erheblich veränderte Gewässer. Diese erreichen nach der WRRL bislang überwiegend kein gutes ökologisches Potenzial. Darüber hinaus wurden die ökologischen Ziele und die Rolle dieser Gewässer im Biotopverbund häufig noch nicht herausgearbeitet.

Gleichzeitig wurde mit dem Gesetz das Aufgabenspektrum für die Gewässerentwicklung erweitert: Neben den wasserwirtschaftlichen, verkehrlichen und ökologischen Aspekten sind nun verstärkt auch Erholung und Freizeit am und auf dem Wasser ein Thema. In den hitzebelasteten Städten wird – wenn die Gewässer einen guten ökologischen Zustand haben – auch das Baden zunehmend eine Anforderung sein. Um die wichtigen gesundheitsfördernden Wirkungen urbaner Gewässer als Erholungs-, Aktiv- und Begegnungsräume für die Stadtgesellschaft nachhaltig zu entwickeln, müssen Zugang, Aufenthalt und Nutzung des Wassers als Ressource und Gemeingut gewährleistet sein. Für die zukunftsfähige Entwicklung müssen Wasser und Land als eine Einheit betrachtet und somit Gewässer- und Stadtentwicklung zusammengedacht werden. Das betrifft auch die Verantwortlichkeiten: Die Zuständigkeiten des Bundes für die Wasserstraßen und die kommunalen Zuständigkeiten für die Landseite – mit dem Sonderfall der Bundesliegenschaften – müssen zusammengeführt werden. Entsprechend gilt es, Bundesrecht und kommunales Planungsrecht in Einklang zu bringen.

Da sich Stadt und Land in ihren Funktionen ergänzen, bestehen wichtige Bezüge zum Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland (BBD)“ – einer gemeinsamen Initiative des Bundesverkehrsministeriums und des Bundesumweltministeriums für Deutschlands Flüsse und Auen, die sich bisher vor allem auf die Bundeswasserstraßen außerhalb der Städte konzentriert.

Vor diesem Hintergrund bearbeitete das Forschungsvorhaben „Stadt am Blauen Band“ zwei unterschiedliche Themenfelder vorwiegend an Wasserstraßen des Bundesprogramms „Blaues Band“:

  1. die räumlichen Maßnahmen und die Möglichkeiten der freiraumplanerischen Gestaltung städtischer Uferzonen an der Schnittstelle Ökologie/Lebensqualität und die Nutzung durch die Stadtgesellschaft
  2. sektorübergreifende Instrumente sowie Planungs- und Entscheidungsprozesse, um die Planung, Abstimmung und Umsetzung von ökologischen Maßnahmen an Bundeswasserstraßen in Siedlungsbereichen zu erleichtern und Synergien mit anderen Nutzungsansprüchen zu ermöglichen. Hierbei mussten die unterschiedlichen Akteurskonstellationen (Bund/Kommune) mit ihren spezifischen Aufgaben, Interessenlagen, Finanzierungsmöglichkeiten betrachtet werden.

Diese beiden Themenfelder sollten in einem zu entwickelnden „Prozess- und Maßnahmenkatalog für urbane Gewässerentwicklungskorridore“ bearbeitet und zusammengeführt werden, um den beteiligten Akteuren auf den unterschiedlichen Ebenen, insbesondere in den Kommunen, eine Handreichung für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen an den Gewässerentwicklungskorridoren zu geben.

Ziel

Ziel des Forschungsprojektes war es, auszuloten, wie die neu gewonnene Verantwortung des Bundes für die ökologische Gewässerentwicklung im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie genutzt werden kann, um den Vorbildcharakter des Bundes an der Schnittstelle zwischen nachhaltiger Stadt- und ökologischer Gewässerentwicklung zu stärken. Dabei ist die Stadtentwicklung stärker in die Prozesse der Gewässerentwicklung an den Bundeswasserstraßen einzubeziehen. Hierzu müssen die Leitbilder und Ansätze der unterschiedlichen Prozesse gemeinsam betrachtet und integriert werden. Eine weitere Frage betrifft die Potenziale/Flächen in der Stadt und wie diese einbezogen werden können. Bislang gibt es in der Praxis vor allem Prozesse der ökologischen Gewässerentwicklung ohne Bezüge zur Stadtentwicklung – oder umgekehrt.

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren die HafenCity Universität Hamburg (HCU) und die bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin.

Stadt am Blauen Band Gewässerentwicklungs­korridore an Bundeswasserstraßen als Freiraumpotenziale für die urbane grün-blaue Infrastruktur BBSR-Online-Publikation Ausgabe 54/2023 |

Kontakt

  • Dr. Fabian Dosch
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 6 „Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung“
    Telefon: +49 228 99401-2160
    E-Mail: fabian.dosch@bbr.bund.de

  • Stephanie Haury
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 2 „Stadtentwicklung“
    Telefon: +49 228 99401-2308
    E-Mail: stephanie.haury@bbr.bund.de

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