Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Initiativkreis deutscher Regionen

Ergebnisse

Die Gründung des Initiativkreises Metropolitane Grenzregionen (IMeG) ist ein zentrales Ergebnis des MORO-Forschungsfeldes "Überregionale Partnerschaften in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen". Der Grund für diese Initiative war die Erkenntnis, dass die grenzüberschreitenden Agglomerationen eine besondere Kategorie im Netz der europäischen Metropol- und Stadtregionen darstellen. Das Modellvorhaben widmete sich den spezifischen Potenzialen und Herausforderungen dieser Grenzräume und suchte nach Wegen, die Stärken dieser Regionen im Sinne des Leitbilds "Wachstum und Innovation" der Bundesraumordnung zu fördern.

Grenzregionen mit Potenzial für Wachstum und Innovation leisten einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der europäischen Wirtschaftskraft und sind gleichzeitig Modelle für das Zusammenwachsen in Europa. Metropolitane Grenzregionen sind vielfältige und zukunftsfähige Lebens-, Wirtschafts- und Kulturräume – sie sind das "Europa im Kleinen". Für sie sind enge, "innerregionale" Verflechtungen über nationale Grenzen charakteristisch. Die regionalen und lokalen Akteure besitzen weitreichende Erfahrungen in der transnationalen Kooperation in unterschiedlichsten Sektoren. Die Bevölkerung nutzt das vielfältige Angebot an Arbeitsplätzen, Bildungsstätten, Dienstleistungen und kulturellen Aktivitäten beidseits der nationalen Grenzen. Die Grenzräume blicken zudem auf eine gemeinsame historische Entwicklung zurück und tragen Sorge für das gemeinsame Kultur- und Naturerbe. Trotz ihrer ökonomischen, sozialen und kulturellen Bedeutung haben sie aber auf Grund ihrer dezentralen Lage spezifische Probleme etwa bei der Wettbewerbs- und Handlungsfähigkeit: Hierzu zählen u.a. das extreme Auseinanderfallen funktionaler und territorial-administrativer Strukturen, Sprachbarrieren und erhebliche Unterschiede in den Planungs- und Verwaltungskulturen. Unter Federführung des Saarlandes beteiligten sich die Regio Aachen, die Regionalverbände Mittlerer Oberrhein, Südlicher Oberrhein, Hochrhein-Bodensee und Bodensee-Oberschwaben zwischen Oktober 2008 und März 2011 am MORO-Vorhaben "Überregionale Partnerschaften in grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen" mit dem Ziel, großräumige grenzüberschreitende Verflechtungsräume in den Fokus der Raumentwicklung zu rücken. Daraus entstand ein Initiativkreis. Seine Arbeit soll insbesondere dazu führen, den Blick auf die spezifischen Potenziale dieser Grenzregionen zu lenken. Der Initiativkreis möchte auf der Basis bestehender Kooperationsstrukturen die territoriale Zusammenarbeit weiter voranzutreiben. Für eine erfolgreiche Positionierung und Zusammenarbeit der metropolitanen Grenzregionen in Deutschland und Europa will der IMeG weitere Partner gewinnen und die Arbeit der grenzüberschreitenden Institutionen und europäischen Netzwerke aktiv unterstützen.

Anlass und Ausgangslage

Von grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen zu metropolitanen Grenzregionen

Die Diskussion um die raumordnungspolitischen Leitbilder und Handlungsstrategien des Bundes und der Länder, die 2006 von der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) beschlossen wurden, war der Ausgangspunkt der Modellvorhaben "Überregionale Partnerschaften " und "Stadt-Land-Partnerschaften" auf nationaler Ebene: Die starken Grenzregionen fühlten sich aber dabei in ihrer spezifischen Rolle für die zukünftige raumstrukturelle Entwicklung in Deutschland nicht angemessen berücksichtigt. Dies galt insbesondere für das Konzept der europäischen Metropolregionen, die wegen ihrer Motorenfunktion für Wachstum und Innovation sowie für die sozialen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu einem wichtigen Bestandteil des Leitbildes "Wachstum und Innovation" wurden. Die Notwendigkeit, dieses Konzept auch auf grenzüberschreitende Verflechtungsräume wie z.B. die Oberrhein-Region oder den deutsch-belgisch-niederländischen Grenzraum zu übertragen, lag somit auf der Hand.
Das Forschungsfeld soll die Arbeit und den Austausch über die besonderen Bedingungen und Möglichkeiten der Regionalentwicklung und -planung in metropolitanen Grenzregionen festigen.

Das MORO bot die Chance, die Grenzregionen im Zusammenspiel der europäischen Stadt- und Metropolregionen zu positionieren und gleichzeitig das Funktionieren großräumiger Partnerschaften im grenzüberschreitenden Kontext zu demonstrieren. Es wurden Wege gesucht, die Stärken dieser Regionen im Sinne des Leitbilds "Wachstum und Innovation" der Bundesraumordnung offensiv zu fördern und die grenzüberschreitenden Verflechtungsräume auf die (europäische) Landkarte der Raumentwicklung zu setzen. Grenzüberschreitende Verflechtungsräume müssen jedoch den Vergleich mit den elf deutschen Metropolregionen nicht scheuen – nach zahlreichen Untersuchungen zeigte sich, dass sie sogar einen "neuen" Raumtyp "metropolitane Grenzregionen" bilden. Als wichtige Basis definierte die Projektpartnerschaft vier zentrale Merkmale.

Metropolitane Grenzregionen zeichnen sich durch

  1. grenzüberschreitende funktionale Verflechtungen und Gemeinsamkeiten,
  2. bestehende institutionelle Vereinbarungen über die großräumige grenzüberschreitende Zusammenarbeit,
  3. großräumige Regionalisierungsprozesse und eine polyzentrische Raumstruktur sowie
  4. metropolitane Standortfaktoren und Potenziale für Wachstum und Innovation aus.

Bereits zu Beginn des MORO setzten sich die Projektpartner das Ziel, einen Initiativkreis der metropolitanen Grenzregionen zu gründen, um gemeinsame Interessen wirkungsvoller vertreten zu können. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung des Modellvorhabens ist der "Initiativkreis Metropolitane Grenzregionen" (IMeG) am 17. März 2011 in Berlin gegründet worden.

Gegenstand und Ziele

Der IMeG will in den nächsten Jahren die gemeinsame Arbeit inhaltlich und strategisch ausbauen. Deshalb hat sich die Partnerschaft konkrete Ziele und Aufgaben gesetzt.
Besondere Bedeutung wird dabei der Vertiefung des gemeinsamen Selbstverständnisses auf Basis der konstituierenden Merkmale metropolitaner Grenzregionen sowie der gemeinsamen Arbeit im Netzwerk beigemessen. Darüber erfolgt die Positionierung des IMeG über ein geplantes Positionspapier. Aufgabe des IMeG ist es auch, sich zu raumentwicklungspolitischen Zielen auf nationaler und europäischer Ebene zu positionieren und Rolle, Bedeutung und Perspektiven der metropolitanen Grenzregionen aktiv in die raumordnungspolitische Diskussion einzubringen. Vertreter des IMeG setzen sich im Überarbeitungsprozess der Leitbilder der Raumentwicklung in Deutschland für die Einbeziehung der Belange des IMeG ein.
Diese Positionierung ist eine wichtige Voraussetzung für eine Beteiligung weiterer Partnerregionen. Der IMeG hat sich frühzeitig das Ziel gesetzt, mit weiteren potenziellen Partnern in anderen grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen, insbesondere an den Grenzen zu Österreich, Polen und Tschechien, ins Gespräch zu kommen und über eine gemeinsame Zusammenarbeit nachzudenken. Da der IMeG bislang nur die deutschen Teilräume umfasst, ist ein weiteres wesentliches Ziel, Vorschläge zur Einbeziehung der Partner aus den Nachbarstaaten zu erarbeiten. Darüber hinaus soll der Austausch bzw. die Kooperation mit anderen bundesweiten bzw. europäischen Netzwerken (IKM, MOT, AGEG) auf den Weg gebracht werden. Die bereits im ersten MORO zu grenzüberschreitenden Verflechtungsräumen bestimmten strategischen und operativen Handlungsfelder sollen konkret auf die Arbeit des IMeG übertragen und ausgeformt werden, um die grenzüberschreitende Governance zu optimieren und großräumige Regionalisierungen zu befördern. Ausgehend von der territorialen Perspektive des IMeG wählt die IMeG-Partnerschaft regionale Leitprojekte aus, die das Konzept der metropoltianen Grenzregionen unterstützen und veranschaulichen. Auch die gemeinsamen Leitprojekte "Grenzüberschreitendes GIS" und "Grenzüberschreitende Beteiligung in Planungsprozessen" tragen zu Konzept und Umsetzung der metropolitanen Grenzregionen bei. Der IMeG kommt damit dem Auftrag des Bundes nach, eigene konzeptionelle Vorarbeiten durchzuführen und diese in den Diskussionsprozess einzubringen.

Ziele des IMeG

Nach innen möchte der Initiativkreis als "lernendes Netzwerk" die spezifischen Entwicklungschancen der Grenzregionen stärken und Hemmnisse in der grenzüberschreitenden Raumentwicklung abbauen. Hierzu ist es erforderlich,

  • eine auf funktionale Integration und großräumige Partnerschaft ausgerichtete Strategieentwicklung mit konkreten Projekten zu verbinden; dazu sollen Kooperationsstrukturen und regionale Governance weiterentwickelt werden
  • europäische und nationale Förderpolitiken besser zu nutzen und zu synchronisieren sowie auf mehr Abstimmung zwischen den Nachbarstaaten im Bereich der grenzüberschreitenden Regionalplanung und -entwicklung hinzuwirken
  • das Konzept der "starken Grenzregionen als Entwicklungsmotoren" auszubauen. Dieses nach innen gerichtete Ziel wird ergänzt durch:
  • die Verankerung starker Grenzregionen als motorische Räume in den Leitbildern der Raumentwicklung und der Entwicklung einer abgestimmten Politik des Bundes und der Länder für diese Grenzregionen
  • die Positionierung metropolitaner Grenzregionen im europäischen Raumentwicklungsdiskurs
  • die Vernetzung des Initiativkreises in Europa.

Im Netzwerk handeln: Interessen gemeinsam vertreten
Die Mitglieder des Initiativkreises Metropolitane Grenzregionen wollen ihre Interessen auf nationaler und europäischer Ebene gemeinsam vertreten. Die Arbeit des Netzwerks soll dazu führen, dass der Blick auf die spezifischen Potenziale dieser Grenzregionen gelenkt wird. Gleichzeitig will der Initiativkreis Impulse setzen, um die grenzüberschreitende Regionalentwicklung im Sinne der territorialen Kohäsion zu fördern.

Für eine erfolgreiche Positionierung und Zusammenarbeit der metropolitanen Grenzregionen in Deutschland und Europa möchte der Initiativkreis weitere Partner gewinnen und die Arbeit der grenzüberschreitenden Institutionen und europäischen Netzwerke aktiv unterstützen.

Der Initiativkreis ist offen für Institutionen aus Grenzregionen mit vergleichbaren räumlichen und funktionalen Strukturen. Er wendet sich insbesondere an Raumakteure und verfolgt somit eine klare territoriale Perspektive; der raumordnungspolitische Auftrag sowie der regionale Entwicklungsansatz stehen im Vordergrund. Der Initiativkreis will keine neue grenzüberschreitende Institution aufbauen, sondern die bestehenden Kooperationsstrukturen dabei unterstützen, die territoriale Zusammenarbeit weiter voran zu treiben.

Weitere Informationen:www.metropolitane-grenzregionen

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