Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Regionale Energiekonzepte als strategisches Instrument der Landes- und Regionalplanung

Ergebnisse

Innovative Ansätze

Im Hinblick auf innovative Ansätze im Rahmen der Erarbeitung, des Beschlusses und der Realisierung von Regionalen Energiekonzepten wurden sowohl Prozess- und Verfahrensinnovationen, Instrumenteninnovationen als auch institutionelle Innovationen in den Modellregionen vorgefunden. Die Förderung einheitlicher Regionaler Energiekonzepte in den Bundesländern für jeweils alle Regionen nach dem Vorbild des Landes Brandenburg stellen eine Prozess- und Verfahrensinnovation dar, die einen sehr guten Beitrag zur Umsetzung der Landesziele im Energiebereich auf der räumlich konkreten Ebene unter Einbeziehung der Aktivitäten in den Regionen selbst sowie auf der Ebene der Kommunen darstellt. Die Bildung einer Dachorganisation der in der Region ansässigen Stadtwerke bzw. die regionale Partnerschaft zwischen der regionalen Planungsebene und der Energieversorgungswirtschaft als institutionelle Innovation stellt eine wirksame Möglichkeit dar, diese beiden Akteure auf der horizontalen Ebene miteinander zu verbinden und weitere Akteure mit einzubeziehen.

Will man mittelfristig mit Hilfe Regionaler Energiekonzepte einerseits energiepolitische Ziele umsetzen und einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten und andererseits die Raumentwicklung steuern und räumliche Disparitäten sowie Nutzungskonflikte bei diesem regionalen Entwicklungsprozess vermeiden, so ist es aus wissenschaftlicher Sicht unumgänglich, die Erstellung von Regionalen Energiekonzepten zur Pflichtaufgabe der Regionalplanung zu machen. Allerdings müsste dann auch dafür Sorge getragen werden, dass die Geschäftsstellen der Regionalplanungsträger personell und energiefachlich entsprechend ausgestattet sind, um die Aufgaben kompetent und mit der erforderlichen Kontinuität wahrzunehmen.

Rolle der Regionalplanung

Zur Rolle der Regionalplanung als treibende Kraft Regionaler Energiekonzepte lässt sich festhalten, dass die institutionalisierte Regionalplanung in den Bundesländern durchaus in der Lage ist, treibende Kraft bei der Aufstellung Regionaler Energiekonzepte zu sein. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es ihr gelingt, diese Aufgabe mit einem energiepolitischen Mandat unter Einbeziehung der Landesziele und der kommunalen Interessen auszustatten. Wichtigste Partner hierbei sind die kommunalen und regionalen Energieversorger, mit deren Hilfe es gelingen kann, die personellen und finanziellen Kapazitäten aufzubauen. Hierbei bieten sich verschiedene organisatorische Möglichkeiten an: vom Verein über eine eigenständige GmbH bis hin zu regionalen Kompetenzzentren. Ob die Zielsetzung in der Region nach außen hin bei der Umsetzung der Energiewende, beim Ausbau der erneuerbaren Energien oder beim Erreichen von Klimaschutzzielen liegt, ist dabei unerheblich, solange alle drei Bereiche inhaltlich mit abgedeckt sind und die Akteursinteressen in der Region aufgenommen und gewahrt werden.

Netzwerkmanagement

Ein Netzwerkmanagement zur Erarbeitung und Umsetzung Regionaler Energiekonzepte ist in allen Modellregionen vorhanden. Maßgebend ist, dass es eine verantwortliche Organisationseinheit für das Netzwerkmanagement gibt und eine externe Finanzierungsmöglichkeit. Die Aufgaben des Netzwerkmanagements liegen vorrangig bei der Moderation des Prozesses und der Organisation der regionalen Informations- und Vernetzungsaktivitäten. Mindestens genauso wichtig wie Energiefachkompetenz sind für einen Netzwerkmanager vor diesem Hintergrund Kommunikations-, Moderations- und Netzwerkkompetenzen. Auch wichtig ist eine breite Verankerung und Akzeptanz des Netzwerkmanagers in der Region, da es sich bei der Energiewende um eine breit angelegte, gemeinschaftliche Aufgabe handelt. Die politische Beschlussfassung eines Regionalen Energiekonzeptes kann dem Energiekonzept mehr Gewicht verleihen und einem Netzwerkmanager so Rückendeckung geben.

Einbindung von Akteursgruppen und der Öffentlichkeit

Für die Einbindung von Akteursgruppen und der Öffentlichkeit in den Erarbeitungs- und Umsetzungsprozess von Regionalen Energiekonzepten ist es erforderlich, einen breiten gesellschaftlichen Konsens über ein Vorzugsszenario und ein Leitbild zum weiteren Ausbau der EE-Nutzung herzustellen. Wichtig für den Erfolg sind geeignete Informations- und Kommunikationsstrategien. Erfolgreich läuft die Kommunikation dort, wo ein Lenkungskreis für die cross-sektorale Information und Abstimmung besteht, in dem eine frühzeitige Information zwischen den Entscheidern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung möglich ist. Dabei werden die Schaffung von Akzeptanz durch Teilhabe am Projektnutzen und eine zusätzliche Steigerung der regionalen Wertschöpfung für besonders wichtig gehalten, aber auch die Stärkung und Erweiterung des Akteursnetzwerkes hierzu. Besonders innovativ ist vor diesem Hintergrund der Vorschlag, zur Teilhabe den Bürgern und Kommunen in den Standortgemeinden ein Vorkaufsrecht für einen Anteil von 20% an den Windkraftanlagen zuzusichern, wie es in der Modellregion Mecklenburgische Seenplatte durch die Festlegung eines entsprechenden regionalplanerischen Ziels vorgesehen ist.

Instrumente zur Bearbeitung, Umsetzung und Erfolgskontrolle

Im Hinblick auf Instrumente zur Bearbeitung, Umsetzung und Erfolgskontrolle von Regionalen Energiekonzepten hat sich für die Einbindung der Ergebnisse von Regionalen Energiekonzepten in die Regionalplanung eine weitgehend einheitliche Vorgehensweise etabliert, bei der die Festlegungen kaum über die Ausweisung von Vorrang- bzw. Eignungsgebieten für die Windenergie hinausgehen. Bei der darüber hinausgehenden Umsetzung von Regionalen Energiekonzepten gibt es zahlreiche erfolgreiche Beispiele, die nachahmenswert sind. Die jeweils sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen erschweren dies jedoch erheblich. Ohne finanzielle und organisatorische Unterstützung auf der Landesebene oder der kommunalen Ebene ist eine Umsetzung der konzeptionell vorgesehenen Maßnahmen durch die Träger der räumlichen Planung kaum möglich.

Projektinitiativen

Projektinitiativen zur Realisierung von Regionalen Energiekonzepten – verstanden als Projekte, die sowohl im Zusammenhang mit Regionalen Energiekonzepten als auch unabhängig davon von unterschiedlichen Akteuren zur Gestaltung der Energiewende in der Region bestehen bzw. initiiert werden – benötigen eine besondere Gelegenheit oder einen konkreten Anlass hierzu in einem hierfür günstigen Umfeld oder durch die Ausschreibung eines Förderprogramms. In den Modellregionen haben solche Projektinitiativen meistens schon vor Beginn des MORO-Projektes bestanden. Eine Übertragung oder Nachahmung von Projektinitiativen aus den Partnerregionen hat im Verlauf des MORO-Projekts nicht stattgefunden. Dazu sind die hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen so speziell, dass diese nicht ohne weiteres auf andere Regionen übertragen werden können.

Anforderungen an künftige Regionale Energiekonzepte

Im Hinblick auf Anforderungen an künftige Regionale Energiekonzepte bilden fluktuierende erneuerbare Energien (FEE) voraussichtlich den Kern des künftigen Stromversorgungssystems. FEE übernehmen derzeit bereits zeitweilig die gesamte Stromversorgung; bis zum Jahr 2030 wird mit einem Deckungsanteil von erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von 50% gerechnet, mit einen Anteil von ca. 72% FEE. Für die Integration von FEE in das Energiesystem ist eine Flexibilisierung der bestehenden Strukturen erforderlich. Es sind einerseits selbstorganisierende, teilautonome, dezentrale Regelkreise erforderlich, da eine ausschließlich zentrale Steuerung wahrscheinlich zukünftig nicht mehr beherrschbar sein wird. Als kostengünstigste Möglichkeit der Flexibilisierung gilt aber dennoch die Schaffung eines räumlichen Ausgleichs durch großräumige Vernetzung. Mittel- bis langfristig wird zusätzlich die Schaffung eines zeitlichen Ausgleichs durch Speicherung erforderlich. Ergänzend stehen Flexibilisierungsoptionen wie Lastmanagement und Einspeisemanagement, Redispatch, Kraftwerks-Retrofit sowie Neubau und Flexibilisierung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zur Verfügung. Eine künftige Aufgabe von Regionalen Energiekonzepten könnte darin liegen, die unterschiedlichen Optionen der Flexibilisierung zu bewerten, zu priorisieren und eine regionale Gesamtstrategie zu entwickeln. Eine künftige Aufgabe der Region könnte darin liegen, auch auf lokaler Ebene einen Ausgleich zwischen Energieerzeugung und -verbrauch herzustellen.

Diese Seite