Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Vorsorgendes Risikomanagement in der Regionalplanung – Verstetigung

Projektsteckbrief

  • Status Abgeschlossen
  • Laufzeit Juli 2016 – Mai 2020
  • Programm MORO

In diesem Projekt wurde der zuvor mit der Region Köln erarbeitete Risikomanagementansatz weiterentwickelt und konsolidiert, um eine Übertragbarkeit auf andere Regionstypen zu gewährleisten. In zwei Modellregionen wurden zusätzliche Gefahren und Risiken thematisiert und zudem ein breiteres Spektrum regionalplanerischer Organisations- und Rechtsformen einbezogen. Im Ergebnis entstand eine Handlungshilfe zum Risikomanagementansatz in der Regionalplanung.

Ausgangslage

Raumbedeutsame Risiken betreffen fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Sie nehmen in Zeiten des Klimawandels gerade in Ballungsräumen mit hohen Bevölkerungsdichten zu. Insbesondere der Schutz kritischer Infrastrukturen (KRITIS) gewinnt in Gesellschaft und Raumwissenschaften an Bedeutung.

Da Raumordnung sowie Landes- und Regionalplanung in diesem Bereich einen wichtigen Beitrag leisten können, initiierte das Bundesministerium des Innern (BMI) ein MORO-Projekt, um den Aspekt des vorsorgenden Risikomanagements in der Regionalplanung vertiefend zu behandeln und die Möglichkeiten der Umsetzung in der Praxis aufzuzeigen.

Ein vorsorgendes Risikomanagement dient dazu, Gefahren und Vulnerabilitäten zu identifizieren sowie raumbedeutsame Risiken und die Betroffenheit durch raumbedeutsame Bedrohungen einzuschätzen. Dabei geht es im Sinne des § 1 Abs. 1 bzw. § 8 Abs. 6 ROG um Risiken bzw. Gefährdungen, die aufgrund ihrer räumlichen Auswirkungen eine überörtliche und überfachliche Betrachtung erfordern.

Handlungsoptionen ergeben sich für die Regionalplanung immer dann, wenn mit Hilfe raumplanerischer Instrumente die Eintrittswahrscheinlichkeit (Gefährdung infolge Frequenz und Magnitude) oder die Konsequenz eines Ereignisses (Schadensausmaß, abhängig von der Empfindlichkeit der Schutzgüter) beeinflussbar sind. So rücken sowohl die Gefahrenintensität als auch die Betroffenheit von Schutzgütern in den planerischen Fokus. Durch eine Überlagerung von Gefährdungen mit empfindlichen Raumfunktionen und Raumnutzungen können raumrelevante Risiken ermittelt und planerisch berücksichtigt werden.

Bisher dominiert in Deutschland in der Risikowahrnehmung und -bewältigung eine sektorale Perspektive, die primär darauf abzielt, einzelne Gefahren abzuwehren. Die Verwundbarkeit als wesentliche Komponente wird erst in Ansätzen mitbetrachtet. Eine raumbezogene Multigefahren- oder Multirisikobetrachtung erfolgt in der Regel nicht. Diese wäre angesichts der vielfältigen Wechselwirkungen und kumulativen Effekte jedoch geboten.

Ein vorsorgendes Risikomanagement sollte daher sektoren- und ebenenübergreifend entwickelt und in einen strategischen wie dynamischen Ansatz integrierter Raumentwicklung eingebettet werden. Ein Risiko-Governance-Konzept kann dabei helfen, Handlungsoptionen im Kontext komplexer Konstellationen (vielfältige Ursache-Wirkungs-Beziehungen, Mehrebenensystem fachlicher und politischer Kompetenzen) zu erkunden und die konkrete Planung mithilfe mehrerer Akteure zu strukturieren und umzusetzen.

Ziel

Vor diesem Hintergrund diente das Projekt dazu, die räumliche Risikovorsorge in der Regionalplanung über eine systematische Analyse raumrelevanter Gefahrenarten und die Erprobung methodischer Ansätze zur Risikoermittlung zu stärken. Im Fokus des Projekts standen:

  • die Einschätzung der Raumbedeutsamkeit unterschiedlicher Gefahrenarten,
  • die Operationalisierung von Gefahrenintensitäten und Empfindlichkeiten der Schutzgüter,
  • das Erstellen regionaler Risikoprofile,
  • die Erprobung von Multigefahren- und Multirisikodarstellungen,
  • die Ausgestaltung regionalplanerischer Instrumente, um den Zielen des vorsorgenden Risikomana-gements Rechnung zu tragen,
  • die Bewältigung der Risikovorsorge im Zusammenhang mit KRITIS,
  • die systematische Berücksichtigung von Risikobelangen im Abwägungsprozess,
  • eine systematische Beteiligung relevanter Raumakteure,
  • die Rolle der Regionalplanung im Kontext einer umfassenden Risiko-Governance,
  • die Ausformung der Risikokommunikation auf Ebene der Regionalplanung.

Das MORO „Vorsorgendes Risikomanagement in der Regionalplanung“ startete 2013 mit einer ersten Phase, die 2015 abgeschlossen wurde. Diese erste Phase hatte zum Ziel, den Risikomanagementansatz für die Raumordnung am Beispiel einer Planungsregion, dem Regierungsbezirk Köln, zu operationalisieren und die Ergebnisse als Empfehlungen für andere Planungsregionen wie auch zur Konkretisierung des weiteren Forschungs- und Erprobungsbedarfs aufzubereiten. Die Forschungsnehmer legten hierzu ein Konzept zur Analyse und Bewertung sowie zum planerischen Umgang mit Risiken in der Raumordnung vor und erprobten die Ansätze auf regionaler Ebene in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Akteuren der Bezirksregierung Köln. Die Ergebnisse der ersten Phase liegen als Bericht der Forschungsnehmer vor.

>> ausführliche Informationen zum abgeschlossenen MORO

In der zweiten Phase standen zwei weitere Modellregionen – der Planungsraum I in Schleswig-Holstein und die Region Stuttgart – im Mittelpunkt. Durch die beiden Regionen wurde sowohl ein breiteres Spektrum an regionalplanerischen Organisations- und Rechtsformen als auch an raumbedeutsamen Risiken abgedeckt. Sie entwickelten den in der ersten Phase erarbeiteten Ansatz zum Umgang mit Risiken in der Raumordnung unter spezifischen Rahmenbedingungen weiter.

In einem gemeinsamen Auftaktworkshop wurden der erarbeitete Grundansatz sowie die Ergebnisse aus der Modellregion Regierungsbezirk Köln vorgestellt. In Regionalworkshops fand in den beiden Modellregionen Planungsraum I in Schleswig-Holstein und Region Stuttgart ein intensiver Austausch statt. Die Endberichte der Modellregionen waren Grundlage für die Querschnittsauswertung der Forschungsnehmer.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts war agl | Hartz - Saad - Wendl angewandte geographie, landschafts-, stadt- und raumplanung, Saarbrücken, Ansprechpartner Sascha Saad und plan + risk consult, Dortmund, Ansprechpartner Prof. Dr. Stefan Greiving.

Vorsorgendes Risikomanagement in der Regionalplanung Handlungshilfe für die Regionalplanung Einzelpublikation

Zugehörige Projekte

Kontakt

  • Thomas Pütz
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 5 „Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr“
    Telefon: +49 228 99401-2300
    Fax: +49 228 99401-2356
    E-Mail: thomas.puetz@bbr.bund.de

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