Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: MORO „Regionale Landschaftsgestaltung“

Ergebnisse

Anhand einer aktualisierten Landschaftstypologie für Deutschland wurden die Schwerpunkträume des Landschaftswandels und die Handlungsbedarfe für die unterschiedlichen Landschaftstypen visualisiert. Die Teilnehmenden gaben Hinweise zur Weiterentwicklung und Konkretisierung. Als schutzgutbezogener Ansatz diskutierten sie über die Erbelandschaften in Deutschland und die Sicherungsmöglichkeiten durch die Raumordnung. Der Großteil wünschte sich eine Konkretisierung auf Landes- und Regionsebene. Zudem müsse die Handlungsebene für die Erbelandschaften noch vertieft werden.

Wie heterogen sich die Agrarlandschaften bundesweit darstellen und wie differenziert die Aufgaben für eine Steuerung und Qualifizierung dieser Landschaften sind, zeigten die Ergebnisse aus den Modellregionen. Angesichts der begrenzten Wirksamkeit der formellen Instrumente bei der qualitativen Ausgestaltung der Landnutzungen priorisierten viele Teilnehmende die Nutzung informeller Instrumente und Kommunikationsproesse. Das Konzept der blau-grünen Infrastruktur bietet auf Bundes-, Regions- und lokaler Ebene unterschiedliche Optionen zur sektorübergreifenden und kohärenten Bündelung von landschafts- und freiraumbezogenen Maßnahmen. Der multifunktionale Ansatz und die enge Abstimmung unterschiedlicher Fachpolitiken und Verwaltungsebenen wurden positiv hervorgehoben. Obwohl viele Maßnahmen unmittelbar landschaftswirksam werden, spiele eine offensive Landschaftsgestaltung bei der Umsetzung bislang noch keine oder lediglich eine untergeordnete Rolle.

Für die (sub-)urbanen Landschaften erörterten die Teilnehmenden anhand der Projekte in den Modellregionen die Handlungsansätze des „Narrativs“, der „offenen Felder“ und der „Gestaltqualität“. Das „Narrativ“ visualisiert die regionalen Ziele der Landschaftsgestaltung als Rahmenerzählung. In den Diskussionen mahnten viele die Praxistauglichkeit der Landschaftserzählung an. In den fragmentierten Landschaften besteht die Herausforderung darin, die heterogenen „Landschaftsfelder“ zu profilieren und über die Infrastrukturbarrieren hinweg zu vernetzen. Über Gestaltungsleitlinien können viele kleine Umsetzungsmaßnahmen zu einem einheitlichen „größeren“ Bild beitragen. Die landschaftliche Qualiät von Infrastrukturlandschaften lässt sich durch die Gestaltung technischer Infrastrukturen entscheidend aufwerten. Über die gestalterische Bedeutung der Baukultur und Gestaltungswettbewerbe waren sich die Teilnehmenden weitgehend einig; allerdings wurde auf den hohen Zeit- und Ressourcenbedarf verwiesen.

Die Teilnehmenden betonten, dass die formalen Instrumente der Raumplanung in Bezug auf Landschaft oft nicht ausgeschöpft werden. Insgesamt sollten die Belange der Sicherung bedeutsamer Landschaften wie auch der aktiven Landschaftsgestaltung explizit über die Instrumente der Raumordnung adressiert werden. Hier bieten sich für räumliche Festlegungen neben Vorrang- und Vorbehaltsgebieten auch multifunktionale Grünzüge oder Schwerpunkträume der Landschaftsgestaltung an. Andererseits wurde in den Diskussionen deutlich, dass gerade entwicklungsbezogene Ziele eher über informelle Instrumente zu erreichen seien. Der kreative Einsatz informeller Instrumente für den regionalen Landschaftsdialog und zur Umsetzung raumordnerischer Zielsetzungen waren wichtige Projektbausteine in den Modellregionen. Sie trugen entscheidend zum Gelingen der Vorhaben bei.

Zwei unter den Teilnehmenden durchgeführte Umfragen bestätigten den hohen Handlungsbedarf in Bezug auf die regionale Landschaftsgestaltung für alle Schwerpunktthemen. Zudem wurden Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für die Landschaftsgestaltung priorisiert. Als wichtigste Erfolgsfaktoren bewerteten die Teilnehmenden die akteursbasierte Vereinbarung von Leitbildern und Zielen sowie deren politische Verankerung. Wesentliches Hemmnis sei der hohe Flächen- und Erschließungsdruck auf die Landschaft. Zur Steuerung und Gestaltung des Landschaftswandels erwarten die Teilnehmenden weitere Impulse und Unterstützung aus der Bundesraumordnung.

Fazit

Auf der Ergebnistagung diskutierten die Teilnehmenden verschiedene bereits existierende und gute Ansätze, die Belange des Schutzguts Landschaft erhärten. Zahlreiche innovative Prozesse und Projekte haben gezeigt, dass Landschaftsgestaltung in die Planungsprozesse integriert und der Landschaftsdialog konstruktiv geführt werden kann. Dabei wurden auch gute Beispiele für die Verzahnung informeller und formaler Planungsinstrumente zur Sicherung und Entwicklung des Schutzguts Landschaft entwickelt. Der Blick auf blau-grüne Infrastrukturen veranschaulicht die Möglichkeiten, auch mit einem Entwicklungsanspruch gerade in die (sub-)urbanen und Aufgabenlandschaften gestaltend einzuwirken. In Bereichen mit sehr hohem Gestaltungsbedarf sind Lösungsansätze vielfach nicht offensichtlich. Dabei wurde illustriert, dass sich auch mit sehr kleinräumigen Eingriffen große Wirkungen in Bezug auf die Landschaftswahrnehmung erzielen lassen. Als Endprodukt des Modellvorhabens wird ein Handbuch erstellt, das den Regionen helfen soll, adäquat und kreativ auf die Herausforderungen des Landschaftswandels zu reagieren.

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