Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

MORO "Regionale Landschaftsgestaltung"

Workshop

AZ 10.05.06-17.8
Protokoll des dritten Querschnittsworkshops am 25. und 26. März 2019 in Bad Blankenburg/Schwarzatal

1. Begrüßung und Einführung

Frau Doehler-Behzadi begrüßte die Teilnehmenden im Namen der IBA Thüringen und stellte das Modellvorhaben Resilientes Schwarzatal als eines der zahlreichen, über das ganze Bundesland verteilten Projekte der IBA Thüringen vor. Das Schwarzatal sei dabei von Anfang an als wichtiges landschaftsbezogenes Projekt unterstützt worden, da sich die IBA zum Ziel gesetzt habe, die Landschaft als Bindeglied zwischen Städten und den Dörfern im ländlichen Raum in den Blick zu nehmen. Die historischen Wirtschaftszusammenhänge zwischen Stadt und Land seien nicht mehr wiederherstellbar, umso wichtiger sei die Rolle der Landschaft als Identitätsstifter bei der Findung neuer Stadt-Land-Beziehungen zu bewerten (Beispiel IBAProjekt Kannawurf). Der Klimawandel mache ein verändertes Verhältnis zu Ressourcen und Lebensgrundlagen notwendig, ebenso wie die Entwicklung eines neuen gesellschaftlichen Stoffwechsels. Bei der Entwicklung der ländlichen Regionen fülle die IBA in gewisser Weise die schwache Position der Regionalplanung zwischen Landesplanung und Kommunen aus und setze innovative Entwicklungsimpulse, die über die IBA hinaus weitergetragen werden müssten. Von Seiten der Forschungsgeber hieß Gisela Beckmann (BBSR) die Teilnehmenden willkommen und entschuldigte das Fehlen von Prof. Dr. János Brenner (BMI), der im Ministerium gebunden sei. Frau Beckmann äußerte die Hoffnung auf einen ähnlich konstruktiven Dialog wie an der vorangegangenen Themen- und Querschnittsworkshops. Die Themenschwerpunkte seien mit dem Blick auf das Modellvorhaben Schwarzatal sowie einem ersten Ergebnisresümee der Modellprojekte gesetzt. Für das Modellvorhaben Schwarzatal begrüßte Hr. Kolbmüller die Teilnehmenden und stellte kurz das Evangelische Allianzhaus als Veranstaltungsort sowie das angrenzende Kindergartenmuseum vor, das Bezug auf den "Erfinder" des Kindergartens Wilhelm Fröbel aus Bad Blankenburg nimmt. Im Anschluss erläuterte Hr. Kolbmüller die "Giveaways" aus dem Schwarzatal, die die Teilnehmenden auf ihren Tischen vorfanden. Frau Hartz (agl, Bundesforschungsassistenz) gab einen Überblick über das Programm des Workshops, das sich neben der intensiven Auseinandersetzung mit dem Schwarzatal dem Blick auf die Ergebnisse der Modellvorhaben und der Auseinandersetzung mit den Forschungsleitfragen und Kernthesen widmete.

Gutachten zu "Bedeutsame Landschaften in Deutschland"

Herr Wendl fasste kurz das vor kurzem erschienene Gutachten zu den "Bedeutsamen Landschaften in Deutschland" zusammen, das von einer Autorengruppe unter der Leitung von Prof. Mengel (Uni Kassel) im Auftrag des BfN erarbeitet worden ist. Das Gutachten entwirft auf Bundesebene unter Auswertung zahlreicher Grundlagen eine Flächenkulisse für die sogenannten Erbelandschaften, die im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes die schützenswerten Naturlandschaften und historisch geprägten Kulturlandschaften beinhalten. Die Gutachter haben diese Kategorien um die Begriffe der "naturnahen Kulturlandschaften ohne wesentliche Prägung durch technische Infrastruktur" sowie "bedeutsame Einzellandschaften" erweitert. Damit seien unter bundesweit einheitlichen Kriterien räumliche und inhaltliche Grundlagen für eine stärkere Berücksichtigung schutzwürdiger Landschaften in der Raum- und Regionalplanung geschaffen worden, die allerdings noch einer Konsolidierung und weiteren Konkretisierung auf Länderebene bedürfen. Von Seiten von Herrn Kaufmann wurde für die Region Mecklenburg-Vorpommern kritisch angemerkt, dass die Flächenkulisse nicht dem aktuellen Kenntnis- und Bewertungsstand seiner Region entspreche und die Regionalplanung zu keinem Zeitpunkt in die Erstellung der Flächenkulisse eingebunden war.


2. Ergebnisse und Handlungsansätze in den Modellvorhaben

Landschaftsgestaltung in der Mecklenburgischen Seenplatte– im Spannungsfeld von kulturellem erbe, Schrumpfung und Energiewende

Im Modellvorhaben Mecklenburger Seenplatte (MSE) wird derzeit – entsprechend dem Zeitplan – das Strategiekonzept auf der Basis der durchgeführten Teilraum-Workshops erarbeitet, das im Rahmen einer Regionalkonferenz diskutiert und bestätigt werden soll. In den teilräumlichen Workshops wurden von den Teilnehmenden u.a.

  • der Verlust an Merkmalen der historisch gewachsenen Kulturlandschaft,
  • die sozialen Probleme durch die Besitzkonzentration der Landwirtschaftsflächen,
  • die fehlende Teilhabe an landschaftsprägenden Windenergieanlagen und deren Wertschöpfung
  • sowie die schwindenden Zugänge zur Landschaft thematisiert.

Mit der für 2021 vorgesehenen Fortschreibung des Regionalen Entwicklungsprogramms sollen die Ergebnisse des Strategiekonzeptes auch in die formalen Instrumente der Regionalplanung Eingang finden, so z.B. mit der neuen Raumkategorie "historische Kulturlandschaft". diese Kategorie wurde bisher in Mecklenburg-Vorpommern nicht angewandt, liefert aber einen Beitrag zum Auftrag des LEP 2016 zur aktiven Landschaftsentwicklung und Differenzierung der kulturlandschaftlichen Qualitäten. Grundlage ist das fachgutachten von Pulkenat (2015) zu den historisch geprägten Landschaften für die Region MSE. das Strategiekonzept verfolgt den Ansatz einer erhaltenden Kulturlandschaftsentwicklung und möchten hierzu die vorhandenen Planungsinstrumente nutzen, aber auch neue Instrumente zur aktiven Landschaftsgestaltung anwenden. daher sollen weniger der landschaftsbezogene Schutzaspekt, sondern vielmehr die qualitative Entwicklung und Steuerung der "Alltagslandschaft" vor dem Hintergrund aktueller und künftiger Nutzungsansprüche im Vordergrund stehen. dabei soll auch der Ausschluss bzw. die räumliche Steuerung von Windenergieanlagen in Angriff genommen werden. 

Informelles Netzwerk Regionalparks Brandenburg-Berlin, länderübergreifende und interkommunale Kooperationskultur für die Steuerung von Landschaftsentwicklung in teilurbanen Räumen im Berliner Umland

Das Modellvorhaben der Regionalparks Berlin-Brandenburg legt seinen Schwerpunkt auf die stadtnahen Kulturlandschaften, wobei am Stadtrand Berlins urbane Baustrukturen und ländliches Umfeld historisch bedingt sehr abrupt aufeinandertreffen. Siedlung, Gewerbe und Verkehr sind die Treiber eines beschleunigten Landschaftswandels unter Beteiligung mehrerer Großinfrastrukturen im Stadtrandbereich. im Rahmen von fünf Akteurstreffen wurden für die beiden fokusräume "Barnimer Feldmark" und "das schöne Feld" Bestandsanalysen durchgeführt, Leitbilder erarbeitet und Handlungsfelder identifiziert. eine aktive steuerungsgruppe je Teilraum gibt den strategischen Rahmen vor und entwickelt teilraumbezogene Strategien. Derzeit werden die Leitbilder grafisch umgesetzt und Maßnahmen zur regionalen Landschaftsgestaltung formuliert. Die "Barnimer Feldmark" muss als Produktionslandschaft für Landwirtschaft und erneuerbare Energien landschaftlich qualifiziert werden. Eine im LEP bereits festgelegte Siedlungsachse in der Fortsetzung des Berliner Siedlungssterns ist durch Grünschneisen zu gliedern. Gleichzeitig soll durch ein Studentenprojekt der TU Berlin ein neuer Blick auf die Region gewagt und innovative Landschaftselemente und -verknüpfungen für die Feldmark entwickelt werden. Kennzeichnend für den südlichen Teilraum "Das Schöne Feld" ist die Zerschneidung durch Verkehrstrassen und Infrastrukturen, die die Landschaft in verbleibende "Felder" fragmentiert. Diese unterschiedlich strukturierten Felder sollen für die Naherholung erschlossen, in ihrer Eigenart und Wahrnehmung positiv besetzt und vor weiteren Zerschneidungen bewahrt werden. Das Modellvorhaben soll das Thema Landschaft mit der Leitbilddiskussion auf die politische Agenda bringen und die entwickelten Ziele und Maßnahmen Eingang in die Planwerke der Kommunen finden. Mit dem Entwurf zweier teilraumbezogener Masterpläne zur regionalen Landschaftsgestaltung werden die Leitbilder mit konkreten Maßnahmen hinterlegt und Finanzierungsoptionen aufgezeigt. Der Regionalpark "Das Schöne Feld" wird parallel dazu auf den Weg gebracht und soll als Kümmerer die weitere Umsetzung des Masterplans betreuen. Das Gemeinsame Strukturkonzept zum Flughafenumfeld BBI (GSK) wird derzeit fortgeschrieben und bis 2020 die städtebauliche Entwicklung des Flughafenumfeldes festzurren. Die daraus erwachsenden Kompensationsbedarfe gilt es im Sinne des Masterplans Das Schöne Feld zu koordinieren und zur abgestimmten Freiraumentwicklung und Landschaftsgestaltung einzusetzen. Die Landwirtschaft ist als wesentlicher Akteur in die Beteiligungsprozesse des Modellvorhabens integriert, wobei für die Maßnahmenumsetzung bisher hauptsächlich die Flächen der Berliner Stadtgüter zur Verfügung stehen.

Postindustrielle Kulturlandschaft der Metropole Ruhr

Das Grundgerüst der Regionalentwicklung ist in der Metropole Ruhr über den "Emscher Landschaftspark" sowie den "Emscher Umbau" mit zahlreichen begleitenden Handlungsprogrammen bereits festgelegt. Im Unterschied zu anderen Modellvorhaben steht in der Metropole Ruhr die Neuschaffung von Kulturlandschaft im Fokus, wobei unter dem Motto der Koproduktion die Landschaft verstärkt über die Akteure entwickelt werden soll. In der Vergangenheit wurde die Qualität der Landschaftsgestaltung meist über Wettbewerbe (z.B. im Rahmen der IBA) gesichert; die Verantwortlichkeiten für die gestaltete Landschaft blieben weitgehend in öffentlicher Hand und sind nicht in der breiten Bevölkerung verankert. Dies äußert sich darin, dass zahlreiche Gestaltungsansätze durch Vandalismus konterkariert werden. Die einzelnen Projektbausteine des Modellvorhabens sind dabei auf der kommunalen, regionalen und überregionalen Ebene angesiedelt. Im Kulturlandschaftlichen Mitmachpark am Wasserkreuz stehen innovative Partizipationsprozesse im Mittelpunkt, um eine nachhaltige Gestaltung und Unterhaltung eines Natur- und Wassererlebnisparks zu erreichen. Während viele der großformatigen Rekultivierungs- und Aufbauvorhaben der IBA Emscherpark von Top-Down-Prozessen geprägt waren, sollen mit dem Leitbild des produktiven Parks BewohnerInnen und NutzerInnen stärker über Bottom-up-Verfahren intensiver auch in Nutzung und Pflege der Landschaftselemente einbezogen werden. In Zusammenarbeit von teilnehmenden Jugendlichen und Experten konnte die Planung für den Mitmachpark bereits weit vorangetrieben werden. Ziel dabei ist u.a., die Akteure in die künftige Pflege des Parks einzubeziehen. Zur Qualifizierung von regionalen Grünzügen wurde die aus dem BMBF-Projekt coProgrün entstandene Projektidee zur Anlage von Wildblumenwiesen auf Brachflächen zusammen mit unterschiedlichen kommunalen Akteuren und potenziellen Nutzern verfolgt. Während die vorbereitenden Arbeiten mit Erfolg abgeschlossen werden konnten, bereitet die Umsetzung vor Ort wegen der Altlastenproblematik, Denkmalschutzauflagen und schwierigen eigentumsrechtlichen Voraussetzungen Probleme. die interessierten Akteure müssen hier bei der Umsetzung weiter unterstützt werden. auf der überregionalen ebene soll ein Praxisdialog für die Eingriffskompensation in urbanen Kulturlandschaften angestoßen werden, der die Flächenressourcen und Anforderungen der urbanen Landwirtschaft berücksichtigt und die Eingriffskompensation verstärkt als Instrument zur Landschaftsgestaltung im metropolitanen Raum nutzbar macht. dieser Praxisdialog zur Zukunft der urbanen Landwirtschaft findet Anfang April seinen Auftakt im Rahmen eines Fachworkshops und soll über das MORO hinaus fortgeführt werden.

Resilientes Schwarzatal – Landschaftsgestaltung als stadtland-Prozess

Die zentralen Projektaktivitäten des Modellprojektes wie die Begleitung und Umsetzung des kooperativen Werkstattverfahrens sind abgeschlossen. Derzeit laufen noch die Realisierung von Pilotprojekten aus dem Gewinnerentwurf sowie die Fortsetzung des "Tag der Sommerfrische", die Aktivierung des bürgerschaftlichen Engagements (Charta für das Schwarzatal, Sommerfrische-Film) und die Weiterentwicklung der Stadt-Land-Kooperationen.

Die neue Region Schwarzatal beginnt sich nach einer lähmenden Verwaltungsreform zu formieren, wobei die im Modellvorhaben entwickelte "Charta für das Schwarzatal" als Gründungsdokument für die neue Verwaltungsgemeinschaft dienen soll. Mit den niedrigschwelligen Beteiligungsformaten wie der Sommerfrische ist es gelungen, bürgerschaftliches Engagement zu wecken und erste Stadt-Land-Kooperationen zu initiieren. Über das kooperative Werkstattverfahren konnten Impulse für die Landschaftsentwicklung gesetzt und der Landschaftsdiskurs intensiviert werden. Das favorisierte Konzept von ManMade-Land wird mit den ersten umgesetzten Pilotprojekten sichtbare Aktivitäten entfalten, die auch über Hochschulkooperationen (z.B.: Uni Cottbus) und die Erneuerung des Tourismusleitbildes der Region weitergeführt werden.

Der Input von außen (über die IBA) setzt neue Impulse und bringt junge Menschen aus den Städten ins Tal, wobei das Leitthema "Sommerfrische" ein Dach für Ideen und kreative Räume darstellt. Derzeit ist das Projekt "Sommerfrische-Allmende Schwarzatal" in Vorbereitung. Im Laufe des Jahres 2019 sollen über diesen Rahmen (Allmende-Fonds) erste Immobilien im Schwarzatal gesichert und gezielt neue Nutzer aus urbanen Räumen angesprochen werden. Die Anfragen nach nutzbaren Immobilien im Schwarzatal häufen sich bereits. Dabei gilt es auch, die Einwohner und auch skeptische Gemeinden ("schwarze Löcher") mitzunehmen und auch für die Baukultur Anstöße und Vorbilder in Gang zu setzen. Der über ein Förderprojekt erstellte Film zur "Sommerfrische im Schwarzatal – ein Lebensgefühl im Wandel der Zeit" zeigt hierbei bereits aktivierende Wirkung. Zur Begegnung des Leerstands sollen innovative Nutzer(gruppen) angezogen und Wohnformate jenseits der "buchbaren Angebote" entwickelt werden. Die verstärkte Aufmerksamkeit für Qualitäten, aber auch Verwahrlosung der Orts- und Landschaftsbilder soll Bewohner und Besucher motivieren und aktivieren. Auch bei der Landbewirtschaftung ergeben sich kreative Möglichkeitsräume für Stadt-Land-Kooperationen und neue Nutzer. Die Regionalplanung ist am Prozess Resilientes Schwarzatal nicht beteiligt.

Metropolregion Rhein-Neckar – Landschaftskonzept 2020+

Innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar wird das Spannungsfeld in der Entwicklung der dynamischen Stadtregion und den peripheren ländlichen Räumen deutlich. Die Regionalentwicklung hat ihr Leitbild auf die Schlüsselworte "Fortschritt, Engagement und Wohlfühlen" konzentriert. Das Modellvorhaben versucht dabei mit dem Landschaftskonzept 2020+, eine "Perspektive Landschaft" zu diesem regionalen Leitbild zu entwickeln und den Dialog über die Zukunft der Landschaft in der Metropolregion zu organisieren und führen. Über Analysen und Visualisierungen sollen dynamische Trends identifiziert und Leitbilder zu den Landschaftsräumen vorbereitet werden. Dabei wird der Landschaftswandel, der beispielsweise durch die sprunghaft ansteigende Siedlungs- und Gewerbeentwicklung beschleunigt wird, ebenso thematisiert wie die Diskussion um die Landschaften der Zukunft. Der Landschaftswandel war auch zentraler Inhalt innovativer Untersuchungen (Photo Elicitation), die deutlich machten, dass die Veränderung der Landschaft in allen Landschaftsräumen von den Betroffenen wahrgenommen wird. In thematischen Runden Tischen wurden über die Landespolitiken hinweg gemeinsame Strategien und Best Practise-Beispiele diskutiert, um partnerschaftliche Planungsprozesse anzustoßen und zu etablieren. Dabei stand der Dialog mit der Landwirtschaft als wichtigster Flächennutzerin im Fokus.

Zur Entwicklung von Strategien und Lösungsansätzen im Umgang mit Transformations-prozessen ist die Vereinbarung von zukunftsfähigen landschaftlichen Leitbildern für die Landschaftsräume wesentlich – zur Gestaltung regionaler Möglichkeitsräume und Wiederherstellung landschaftlicher Attraktivität. Im nächsten Schritt wird daher der "Dialog Landschaft" mit drei Workshops zur Leitbildentwicklung fortgeführt, die vorab vom Planungsbüro bgmr auf der Grundlage der Analyse der Entwicklungstrends vorbereitet werden. Die Gliederung der Landschaften anhand der Prozesse und Trends im Landschaftswandel mit den Kategorien Landschaftsmaschine – ambivalente Landschaften – Naturversprechen soll den dynamischen Charakter und Gestaltungsbedarf der Landschaften hervorheben und die Diskussion beleben.

IBA Basel 2020 – Grenzüberschreitende Landschaftsgestaltung

Die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen der grenzüberschreitenden Landschaftsgestaltung und deren Beitrag zur Qualität und Attraktivität der metropolitanen Stadträume herauszuarbeiten, ist das Ziel des assoziierten Modellvorhabens IBA Basel 2020. Beabsichtigt ist, aus der grenzüberschreitenden Perspektive Bedarfe und Anregungen für die Koordinierung und Kooperation der grenzüberschreitenden Raum- und Landschaftsplanung an den Bund zu adressieren.

Dazu wurden in einem ersten Schritt zahlreiche Projektunterlagen ausgewertet und Interviews mit den Prozessverantwortlichen geführt. Die Ergebnisse werden in einem Leitfaden für die grenzüberschreitende Landschaftsplanung als übertragbare "lessons learned" ausgearbeitet, in dem Prozesse, Instrumente, Leitbildentwicklung, Kooperation, Partizipation, Methoden und Evaluation der grenzüberschreitenden Planung beschrieben und bewertet werden.

Dieser Leitfaden wird durch die Erfahrungen aus den erfolgreichen transnationalen Projekten des TEB, der Agglo Basel und der IBA Basel wie 3Land, Rheinliebe und Landschaftspark Wiese hinterlegt. Dabei werden auch die Stellschrauben der Fördermittelgeber erläutert, die eine nachhaltige und kohärente Entwicklung der Grenzräume unterstützen und sicherstellen können.

3. Folgerungen für die übergreifenden Forschungsleitfragen

In zwei Arbeitsgruppen wurden von der Forschungsassistenz formulierte Ergebnisthesen zu den Forschungsleitfragen aus den bisherigen Resultaten der Workshops des MORO von den Teilnehmenden bewertet, kommentiert und die jeweiligen Ergebnisse der Modellvorhaben zu den Forschungsleitfragen ergänzt. Die Teilnehmenden wechselten nach 45 Minuten die Arbeitsgruppen. Am nächsten Tag folgte im Anschluss an die Exkursion ins Schwarzatal die Diskussion der Bewertungen und Kommentare der Arbeitsgruppen.

Bewertung von Landschaft und Ziele der Landschaftsentwicklung 

Verfahren zur Landschaftsbewertung weiterentwickeln und anwenden: Ein etablierter "Methodenkanon" zur Bewertung von Landschaft, Landschaftsbild und Landschaftswandel als Grundlage für die räumliche Planung liegt bislang nicht vor. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Dennoch ist es von zentraler Bedeutung, über transparente Bewertungsverfahren belastbare Grundlagen für die räumliche Planung zu schaffen und damit den Belang "Landschaft" in der Abwägung zu stärken.

Regionale Leitbilder zur Landschaftsentwicklung gemeinsam erarbeiten: Regionale Leitbilder und konsensfähige Ziele zur Landschaftsentwicklung sind eine entscheidende Voraussetzung für den Umgang mit Landschaften in der Raumplanung und der Regionalentwicklung. Sie entstehen in einem "Aushandlungsprozess" und setzen Impulse für den "Landschaftsdialog". Leitbilder begründen als "landschaftliche Rahmenerzählung" die Ausrichtung regionaler Strategien zur Landschaftsgestaltung und liefern Leitvorstellungen für informelle und formelle Instrumente der Raumplanung.

Erbe-Landschaften auf allen Planungsebenen konkretisieren: Das BfN hat auf Bundesebene mit dem Gutachten "Bedeutsame Landschaften in Deutschland" eine Flächenkulisse der Erbe-Landschaften mit Bedeutung für das natürliche und kulturelle Erbe vorgelegt. Diese Erbe-Landschaften sollten über die Landschaftsrahmenplanung bzw. Fachgutachten für die Landes- und regionale Ebene konkretisiert werden.

Erbe-Landschaften raumordnerisch sichern: Die Erbe-Landschaften sollen in den Landes- und regionalen Raumordnungsplänen gesichert werden. Landschaftswirksame Eingriffe, die die Erbequalitäten beeinträchtigen, sind in dieser Flächenkulisse in besonderem Maße zu vermeiden. Optionen einer behutsamen Weiterentwicklung sind in den Raumordnungsplänen sowie in der Landschaftsrahmenplanung zu konkretisieren.

Alltags-Landschaften als maßgeblichen Faktor für Lebensqualität und Ortsverbundenheit stärker in den Blick nehmen: Die Alltags-Landschaften spielen in der räumlichen Bewertung und Planung bislang eine untergeordnete Rolle. Rasche Veränderungen werden von den Betroffenen als Verlust wahrgenommen. Hier entsteht eine – wenn auch oftmals ambivalente – Verknüpfung zum Heimatbegriff. Die Gestaltung von Alltags-Landschaften und Landschaftswandelprozessen muss als Aufgabe der räumlichen Planung wahrgenommen werden.

Die Gestaltung von Alltags-Landschaften soll sich an regionalen Leitbildern orientieren: Die Gestaltungsaufgabe lässt sich nur dann konkreter fassen, wenn über regionale Leitbilder definiert wird, welche Landschaftsqualitäten gesichert, und welche entwickelt werden sollen. Eine aktive und gestaltende Begleitung des Landschaftswandels bedeutet dann auch, in diesem Sinne neue Landschaftsqualitäten bzw. ästhetische und emotionale Zugänge zu Alltags-Landschaften zu schaffen.

Ergänzende Thesen:

  • StadtLand-Beziehungen als Chance für zukünftige Landschaftsgestaltung – auch als Ausgleich
  • Kommentare: z.B. COOP-Landschaften (Schweizer Pärke)

     

Diskussion

Die Vorgabe eines einheitlichen Methodenkanons zur Landschaftsbewertung wird von den Teilnehmenden teilweise kritisch gesehen: Wichtiger als ein vereinheitlichtes Methodensystem zur Landschaftsbewertung sei möglicherweise ein allgemein akzeptierter Baukastentool oder Kriterienset, der je nach Fragestellung differenziert eingesetzt werden kann. Eine nationale Landschafts(bild)bewertung für bundesweite Projekte/Vorhaben sollte somit methodisch vereinheitlicht werden, auf regionaler Ebene könnte ein methodisch tragfähiges und praktikables Baukastensystem für eine regionale Landschaftsbewertung zielführender sein.

Die Wertigkeiten der Landschaft können auch anders gedacht werden, nämlich unter Einbeziehung der Gestaltungsaufgaben entsprechend der Europäischen Landschaftskonvention, also als "Aufgabenlandschaft". Dies wird bereits mit der These zu den Alltags-Landschaften aufgegriffen, in denen der Schwerpunkt der Gestaltungsaufgaben liegt.

Die Bestimmung der Erbelandschaften auf Bundesebene wird von einzelnen Teilnehmenden skeptisch betrachtet, da diese die Segregation in der Landschaft weiter vorantreiben würden. Dann müssten auch Entwicklungs- und Sanierungslandschaften ausgewiesen werden, um dort landschaftliche Impulse zu setzen. Eine inhaltliche und gestalterische Weiterentwicklung der Erbelandschaften über die Raumordnung wird als schwierig angesehen und sei eher im Kontext Regionaler Entwicklungskonzepte denkbar. Die Option der räumlichen und inhaltlichen Konkretisierung auf der regionalen Ebene sollte weiterhin gegeben sein. Erbelandschaften sollten nicht nur "Eingriffe" verhindern, sondern weitere Nutzungen mit entsprechenden Auflagen ermöglichen.

Grundsätzlich bestand Konsens, dass die Alltagslandschaften als "Aufgabenlandschaften" in den Fokus der Landschaftsplanung zu nehmen sind. Im Rahmen der Regionalentwicklung kann hier der Schwerpunkt gestaltender Maßnahmen liegen, wobei auch der finanzielle "Background" für aktive Landschaftsgestaltung gegeben sein muss. Dabei wurde auch betont, dass die Zuständigkeiten für Landschaft, Landschaftswandel und Landschaftsgestaltung bisher unklar und vage geregelt sind. Im Kontext der Metropolräume bieten sich die Regionalparks als Instrument und Koordinator der Landschaftsgestaltung an.
Vor diesem Hintergrund wurde von der Bundes-Forschungsassistenz nochmals darauf hingewiesen, dass von den Modellvorhaben im Rahmen des Endberichtes möglichst konkrete Hinweise zu übertragbaren Vorgehensweisen zur Landschaftsgestaltung und -entwicklung erwartet werden, um einen Mehrwert für andere regionale Planungsträger und -akteure zu erzielen. Wichtig ist dabei auch die Verknüpfung lokaler Interventionen mit dem regionalen Kontext.

Thematische Schwerpunkte der Landschaftsgestaltung: Landwirtschaft, (sub)urbane Räume, (Groß)Infrastrukturen, Energiewende

Landschaft und Agrarwirtschaft

Landwirtschaft als wichtigen Kooperationspartner gewinnen: Die Landwirtschaft entfaltet mit einem Nutzungsanteil von über 50% der Fläche eine hohe Landschaftswirksamkeit. Für die Landschaftsentwicklung ergeben sich hierdurch große potenzielle Gestaltungsspielräume. Die Landwirtschaft sollte deshalb als wichtiger Partner in Prozesse der Raumplanung und Regionalentwicklung intensiv eingebunden werden.

Landwirtschaftliche Flächen sichern: Eine globalisierte Agrarwirtschaft, wechselnde Förderkulissen, permanente Flächenverluste und preisorientiertes Verbraucherverhalten schaffen ein unsicheres Umfeld für Investitionen sowie Betriebsnachfolgen und setzen insbesondere kleine und mittlere Betriebe unter Druck. Dies mindert die Kooperationsbereitschaft der Landwirtschaft. Die Raumordnung kann über eine Flächensicherung dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft zu stabilisieren.

Regionale Entwicklungspfade der landwirtschaftlichen Produktion beachten: Regionale Strukturen bedingen sehr unterschiedliche Ausgangslagen, Landschaftsrelevanz und Kooperationsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe. Die Landschafts- und Raumplanung muss sich verstärkt mit den Bedarfen und Arbeitsweisen der landwirtschaftlichen Produzenten in der Region auseinandersetzen und ihre Strategien zur Landschaftsentwicklung passgenauer ausrichten.

Landschaftsentwicklung in (sub)urbanen Räumen im Sinne des produktiven Parks vorantreiben: Die urbane Landwirtschaft sieht sich einer Vielzahl von Nutzungsansprüchen und anhaltenden Flächenverlusten ausgesetzt. Hier gilt es, tragfähige Lösungen für die Landwirtschaft im (sub)urbanen Raum zu entwickeln sowie vielfältige und kleinteilige Betriebs- und Bewirtschaftungsmodelle zu fördern.

Möglichkeitsräume für kollektive Nutzungen eröffnen: In den (sub)urbanen Räumen mit vielfältigen Nutzungsansprüchen an Landwirtschaftsflächen, aber auch in peripheren Räumen mit Rückzugstendenzen sollten neue Bewirtschaftungs- und Kooperationsformen (z.B. solidarische Landwirtschaft) erprobt werden.

Landwirtschaftsbezogene Instrumente zur Landschaftsgestaltung nutzen: Die Förderinstrumente der Landwirtschaft sind aufgrund ihrer meist betriebsbezogenen Förderstruktur der Steuerung durch die Raum- und Landschaftsplanung entzogen. Wesentliche Stellschrauben zur Steuerung der Landschaftsentwicklung liegen im Bereich der Eingriffskompensation, der Flurneuordnung, der Förderung des ländlichen Raums (ILE, LEADER) sowie des Vertragsnaturschutzes. Diese sind verstärkt im Sinne der Landschaftsgestaltung einzusetzen.

Planungsinstrumente auf die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft ausrichten: Formelle und informelle Instrumente der Raumplanung sind verstärkt auf den Dialog mit der Landwirtschaft und die flexible Steuerung ländlicher Räume auszurichten. Förderinstrumente für den ländlichen Raum können beispielsweise enger an die Erfüllung integrativer regionaler Entwicklungsziele gekoppelt werden.

Landschaftspflege- und -erhaltungsverbände aktiv einbinden: Landschaftspflege-  und -erhaltungsverbände können eine Vermittlerrolle zwischen der Landwirtschaft, Kommunen, Naturschutzverbänden und Behörden einnehmen. Die Landschaftspflege- und -erhaltungsverbände können dabei landschaftsplanerische Ziele unterstützen, die Belange der unterschiedlichen Interessenlagen abwägen und Kompromisslösungen vor Ort aushandeln.

Landschaft im (sub)urbanen Kontext

Stadt und Landschaft "gemeinsam" entwickeln: Vergleichbar zu den Konzepten der "doppelten Innenentwicklung" sind auch die (sub)urbanen Landschaften in den Stadt- und Ortsrandlagen gleichwertig zur Entwicklung der Siedlungsstruktur zu qualifizieren.

Die Funktionalität von Freiräumen konsequent fördern: Das Konzept der grünen und blauen Infrastruktur kann die Landschaftsgestaltung im (sub)urbanen Umfeld durch eine integrative Entwicklung und Vernetzung von Grün-, Frei- und Wasserflächen und deren Verknüpfung mit ökologischen Dienstleistungen neu ausrichten und qualifizieren. Grüne und blaue Infrastruktur muss dabei als Chance und Herausforderung für eine integrative Zusammenarbeit der Sektorpolitiken verstanden werden.

Multifunktionalität als Leitgedanke umsetzen: Aufgrund der unterschiedlichen Interessenlagen spielt die Multicodierung von Landschaft und die Vielfalt möglicher Nutzungsoptionen grüner und blauer Infrastrukturen eine entscheidende Rolle. Sie sollen einen hohen Anspruch im Hinblick auf Nutzbarkeit, biologische Vielfalt und Ästhetik erfüllen.

Grüne und blaue Infrastrukturen sollen sich an der produktiven Landschaft ausrichten: Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, grüne und blaue Infrastrukturen in die produktive Landschaft zu integrieren bzw. über innovative Nutzungskonzepte wieder in Nutzung zu bringen. Die Eigenart der jeweiligen Landschaft und die vorhandenen Nutzungskonstellationen sollen Eckpfeiler der Entwicklung und Gestaltung grüner Infrastrukturen darstellen.

Gestalterische Aspekte bei der Entwicklung grüner und blauer Infrastrukturen stärken: Integrierte Stadtentwicklungskonzepte oder kommunale Handlungskonzepte stellen vielfach die Voraussetzung für die Förderfähigkeit von Maßnahmen zur Entwicklung grüner und blauer Infrastrukturen dar. Gegenüber sozialen und stadtökologischen Belangen tritt dabei die Landschaftsgestaltung oftmals in den Hintergrund. Zukünftig sollten Aspekte der Landschaftsgestaltung und die Entstehung attraktiver Landschaftsbilder stärker berücksichtigt werden.

Landschaft und technische (Groß)Infrastrukturen

Technische (Groß)Infrastrukturen als Orte begreifen und aktiv gestalten: Dabei sollte sich die Gestaltungsaufgabe (a) auf die landschaftliche Einbettung und Wirkung von Infrastrukturen (Standort-fragen), (b) die eigentliche Bauausführung (im Sinne der Baukultur), als auch (c) auf die Wahrnehmung von Landschaft bei der Nutzung der Infrastruktur beziehen.

Funktion und ästhetische Aspekte frühzeitig im Planungsprozess koppeln: Funktionale und ästhetische Aspekte sollten bei der Planung von (Groß)Infrastrukturen frühzeitig miteinander in Einklang gebracht werden.

Gestaltungshandbuch zur Sicherung der Gestaltqualität einsetzen:  Ein Gestaltungshandbuch soll für lineare bzw. großräumige Infrastrukturen Standards der Landschaftsgestaltung formulieren – dies soll gestalterische Qualitäten über die Trasse bzw. Fläche hinweg sichern.

Attraktive Querungs- und Erlebnismöglichkeiten schaffen: Wichtige Kriterien sind Durchlässigkeit und Erlebbarkeit großformatiger Infrastrukturen; diese sind frühzeitig einzuplanen und an den spezifischen Landschaftsstrukturen (z.B. Topographie, historische Landschaftselemente) auszurichten.

 

Landschaft und Energiewende

Ansiedlung erneuerbarer Energien räumlich steuern: Standorte für Windkraftanlagen und großflächige Solaranlagen sollten aufgrund ihrer Landschaftswirksamkeit an geeigneten Standorten errichtet werden. Landesweit und regional bedeutende Landschaften sind von diesen Energieanlagen möglichst frei zu halten und wichtige Sichtbeziehungen zu wertgebenden Landschaftselementen vor Beeinträchtigungen zu sichern.

Energieanlagen zur Landschaftsgestaltung nutzen: Gestalterische/künstlerische Maßnahmen (z.B. Rhythmisierung, Anlagengestaltung, Anpassung an das Relief oder bestimmte Lichtsituationen, Beleuchtung) sollen verstärkt genutzt werden, um entweder spannende Landschaftsbilder zu schaffen, die eigene Qualitäten entfalten und neue Identitätsanker hervorbringen können, oder die Anlagen stärker in die landschaftliche Situation einzubinden.

Auseinandersetzung mit dem Landschaftswandel im Zuge der Energiewende fördern: Im Bereich erneuerbarer Energien sind die Akteursnetzwerke und Kommunikationsstrukturen außerordentlich vielfältig. Die Akteure der Raum- und Landschaftsplanung sollen sich verstärkt durch transparente Information, kreative planerische Dienstleistungen und Prozesskompetenz in die Beteiligungsprozesse einbringen und Landschaftsdialoge zur Energiewende moderieren.

Ergänzende Thesen:

  • Leitbild der (linearen) Bündelung technischer Infrastruktur gilt weiterhin
  • Freiraumverbrauch begrenzen durch Stapelung von Logistik, Gewerbe und Dienstleistungen
  • Technische Landschaftsanker, Leuchttürme schaffen, Landmarken

 

Diskussion 

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft wird von einzelnen Teilnehmenden nicht als Partner, sondern als Gegenspieler der Regionalplanung und Landschaftsgestaltung gesehen, da es sich um einen weitgehend ökonomisch gesteuerten Akteur handelt. Marktwirtschaftliche Prozesse haben hier wesentlichen Einfluss auf Ausgestaltung der Flächennutzung. In diesem Kontext müssen auch die Handlungsspielräume der Regionalplanung realistisch kommuniziert werden. Dabei spielt eine wesentliche Rolle, ob und in welchen Bereichen die Agrarförderung zur Landschaftsgestaltung eingesetzt werden kann. Die EU-Agrarförderung ist ein wichtiger Faktor, der die Spielräume der nationalen Förderinstrumente vorgibt. Die Rolle der Landschaftsgestaltung/-sicherung sollte bei der Agrarförderung deutlich gestärkt werden, wobei der Flächenbezug zur Förderung bisher nur schwer herstellbar ist. Hier gilt es, Raumordnung und Förderpolitik stärker zu verknüpfen.

Die Regional- und Raumplanung ist bei der differenzierten Betrachtung der Betriebsstrukturen schnell überfordert, zumal sich die Arbeitsweisen der Landwirtschaft in Abhängigkeit der Förderschwerpunkte dynamisch verändern. Die Flächensicherung kann über die Raum- und Regionalplanung unterstützt werden, ein steuernder Impuls ist aber am ehesten über Regionale Entwicklungskonzepte zu setzen.

Ein Ansatz für die Kooperation kann die Akteursbeteiligung unter Einbeziehung der Großbetriebe darstellen. In der Praxis können die Planungsakteure Prozesse initiieren und versuchen, Partner zu finden; der Bezug zu den großen Einzelakteuren ist jedoch oft nicht gegeben. Die Metropolregion Rhein-Neckar hat gute Erfahrungen mit Runden Tischen gemacht, in denen der Dialog unterschiedlicher Akteure der Landwirtschaft aus verschiedenen Bundesländern intensiviert und alternative Produktionsformen, Best-Practice-Beispiele und Förderoptionen zur Diskussion gestellt wurden. Deutlich wurde dabei auch, dass dies ein kontinuierlicher Austauschprozess sein muss, der über geeignete Plattformen organisiert werden muss.

Landschaftserhaltungsverbände und landwirtschaftliche Fachplanungen können als Vermittler zwischen den Landschaftsakteuren und den Landwirten auftreten und die Umsetzung landschaftsbezogener regionalplanerischer Ziele organisieren und begleiten. Stadt-/Land-Kooperationen können im Sinne von stadtnaher Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse und Vermarktung im städtischen Kontext eine Stabilisierung fragiler Landwirtschaftsstrukturen in suburbanen Räumen und landwirtschaftlichen Rückzugsgebieten bewirken.

Grün-blaue Infrastruktur

In den Metropolräumen geht die Entwicklung dahin, sich verstärkt um die (landwirtschaftlichen) Nutzerstrukturen zu kümmern und verbindliche Zuständigkeiten für die Unterhaltung und Betreuung grün-blauer Infrastruktur zu vereinbaren. Die Gestaltung der suburbanen Räume wird dabei als eine zentrale Aufgabe der künftigen Landschaftsentwicklung gesehen, wobei ein wichtiger Aspekt die Integration der gestalteten Landschaft in die Nutzungsansprüche von Land- und Forstwirtschaft oder andere Landschaftsnutzer darstellt. Dabei dürfen aber die Anforderungen an Ästhetik, Nutzbarkeit und Vielfalt grün-blauer Infrastruktur nicht in den Hintergrund treten. Auch die Durchgrünung grauer Infrastrukturen kann für die Landschaftsgestaltung in suburbanen Räumen wesentliche Beiträge liefern.

Landschaft und technische (Groß)Infrastrukturen

Die Einbettung von technischer Infrastruktur in die Landschaft sollte verstärkt über Fördermittel und Programme unterstützt werden. Besonders gestaltete Bauwerke können zur Inszenierung von Orten und Landschaftssituationen beitragen und Bewusstsein für besondere Landschaftsmerkmale schaffen. Über technische Landmarken können Ankerpunkte gesetzt werden, um andere Räume aus dem Blick zu nehmen.

Dazu müssen ästhetische Qualitätskriterien aber frühzeitig gefordert und ausgehandelt werden, um im Planungsprozess wirksam zu werden. Die möglichen Synergien aus Gestaltungspotenzial und Fördermitteln können über eine anschließende Vermarktung von technischen Landmarken in Wert gesetzt und damit auch politisch durchsetzbarer werden. Hierzu sollte ein Förderprogramm zur Entwicklung von Landmarken im Zusammenhang mit dem Ausbau/Neubau technischer Infrastruktur aufgelegt werden. Dabei könnten auch Gewerbe- und Logistikansiedlungen, die mit großformatigen Bauten auf der grünen Wiese vielfach sehr landschaftswirksam sind, miteinbezogen werden. Auch die Nachverdichtung von Gewerbeflächen über die Stapelung der Produktion bleibt hier eine zentrale Aufgabenstellung, zu deren Umsetzung aber aufgrund der höheren Kosten der entsprechende politische Druck erforderlich ist.

Bei der Ansiedlung erneuerbarer Energie bestand weitgehender Konsens über die notwendige Steuerung von Windenergie- und PV-Anlagen. In Bezug auf die Begleitung und Moderation von Landschaftsdialogen zur Standortfindung und Anlagengestaltung durch die Regionalplanung waren einzelne Teilnehmer skeptisch, da die Projektträger unter einem starken ökonomischen Druck stünden und eine starke Konkurrenzsituation der Anbieter vorherrsche.

Im Rahmen der Endberichte sollen die Modellvorhaben die projektbezogenen Ansätze und Lösungen sowie den Transferschritt bzw. die Übertragbarkeit auf andere Räume in den Fokus nehmen.

Instrumente und Verfahren, Akteure und Kooperationsstrukturen

Formelle Instrumente

Den gesetzlichen Auftrag zum Schutz und zur Entwicklung von Kulturlandschaften erfüllen: Die Raumordnung soll sowohl auf Landes- als auch auf regionaler Ebene dem gesetzlichen Auftrag zum Schutz und zur Entwicklung von Kulturlandschaften offensiver nachkommen (ROG, MKRO).

Das Instrumentarium der Regionalplanung nutzen, um die Belange von Landschaft direkt zu adressieren: Die Analyse von Regionalplänen hat gezeigt, dass häufig eine sachliche Engführung von Landschaftsbelangen mit Belangen des Naturschutzes oder Freiraumschutzes erfolgt. Deshalb bedarf es expliziter Festlegungen, beispielsweise zum Schutz bedeutsamer Erbe-Landschaften, zur Sicherung weitgehend unzerschnittener Landschaftsräume oder von Landschaften mit besonderen Erholungsfunktion, aber auch zur Entwicklung sanierungsbedürftiger Landschaften.

Regionalplanung und Landschaftsrahmenplanung müssen besser zusammenspielen: Die Landschaftsrahmenplanung liefert wesentliche Grundlagen, um den Belang Landschaft im Rahmen der regionalplanerischen Abwägung angemessen berücksichtigen zu können. Neben qualifizierenden Beschreibungen und Bewertungen von Landschaftstypen kommt es auf nachvollziehbare Zielformulierungen zur Landschaftsentwicklung an.

Synergien mit Sektorplanungen und Projekten der Fachplanungen nutzen: Agrarstrukturelle Planungen und Flurneuordnungsverfahren, Forsteinrichtungen und waldbauliche Maßnahmen, Projekte zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) oder des Hochwasserrisikomanagements können dazu beitragen, Ziele der Landschaftsgestaltung zu realisieren. Hierzu ist ein aktiver Austausch zwischen Raum- und Landschaftsplanung und den Sektorplanungen zu organisieren.

Kompensationsflächenmanagement nutzen, um Ziele der regionalen Landschaftsgestaltung umzusetzen: Durch eine Bündelung von Kompensationsmaßnahmen sollten Gestaltungsimpulse in All-tags- oder auch sanierungsbedürftigen Landschaften gesetzt werden.

Informelle Instrumente und Verfahren, Akteure und Bevölkerung

Regionalparks als informelles Instrument regionaler Landschaftsgestaltung stärken: Regional-parks dienen der (Weiter)Entwicklung (sub)urbaner Räume und ihrer Landschaftstypen. Sie bieten eine gute Plattform, um Landschaftsbelange in einen (stadt)regionalen Dialog einzubeziehen. Regionalparks können dazu beitragen, die Bevölkerung sowie weitere relevante Akteure für Landschaft und Landschaftswandel zu sensibilisieren.

IBAs, Regionalen & Co als Motoren zur regionalen Landschaftsgestaltung nutzen: IBAs, Regionalen oder Gartenschauen als "Laboratorien auf Zeit" können gestalterische Impulse jenseits der Planungsroutinen setzen. Es besteht der (politische) Wille Besonderes zu leisten und dafür die Ressourcen der Stadt bzw. Region zu bündeln. Sie bringen innovative Verfahren und neue Gestaltungsansprüche in die Umsetzung. Dabei werden Vorbilder auf hohem Niveau geschaffen. Die Erfahrungen sollten offensiver für die Planungspraxis genutzt werden.

Regionale Entwicklungskonzepte, Masterpläne & Co können die Landschaftsentwicklung in den Fokus nehmen: Im Rahmen dieser informellen Konzepte können Leitbilder und Zielvorstellungen regionaler Landschaftsgestaltung auf einer breiten informellen Basis ebenen übergreifend verankert und darüber neue Synergien generiert werden. Gleichzeitig können diese Konzepte konkrete Maßnahmen und Projekte zur Landschaftsgestaltung definieren und Adressaten zur Umsetzung "an einen Tisch" bringen.

Durch Wettbewerbs- / und Werkstattverfahren einen Mehrwert für die regionale Landschaftsgestaltung generieren: Ein wesentlicher Mehrwert (kooperativer) Wettbewerbsverfahren liegt darin, Innovation zu ermöglichen, Alternativen und unterschiedliche Zukunftsbilder und Lösungsansätze aufzuzeigen, neue Ideen durch den externen Blick zu gewinnen, öffentlichkeits-wirksame Bilder und Geschichten zu erzeugen, sowie den Dialog mit den Akteuren vor Ort zu stärken.

Landschaftsszenarien und Visualisierungen unterstützen die Kommunikation: In der regionalen Landschaftsgestaltung braucht es intensiven Austausch darüber, welche Gestaltungskonzepte und Alternativen der Landschaftsentwicklung für die jeweilige Region angemessen sind. Visualisierungen in Form von Karten, Fotomontagen, Skizzen, Simulationen und dergleichen, können den Dialog um Gestaltungs-alternativen und Leitbilder für die Landschaftsentwicklung unterstützen und ein mentales und flexibles Gerüst als "Verhandlungsgrundlage" bilden.

Gestaltungshandbücher zur Umsetzung von Zielen und Leitbildern regionaler Landschaftsgestaltung einsetzen: Gestaltungshandbücher vermitteln zwischen regionaler Dimension und lokaler Umsetzung. So tragen Maßnahmen vor Ort über ein kohärentes Design sukzessive zu einem regionalen Gestaltungseffekt bei. Das Gestaltungshandbuch nimmt dabei neben ästhetischen Qualitäten auch die Funktionen von Landschaften in den Blick.

Landschaftsgestaltung als akteursorientierte Planung verstehen: Die zukünftige Entwicklung von Landschaften und Landschaftswandelprozesse zu gestalten, bedeutet auch, die Akteurs-Arenen, in denen Veränderungsprozesse verhandelt und entschieden werden, zu gestalten. Dazu müssen die vielfältigen Kooperations- und Beteiligungsoptionen konsequent genutzt bzw. neu ausgelotet werden. Diese reichen von projekt- oder verfahrensbezogener Zusammenarbeit bis hin zu dauerhaft institutionalisierten Kooperationen, vom Austausch zwischen Behörden über erweiterte Akteurs-Beteiligungen, die auch Wirtschaftspartner, Flächennutzer, und Repräsentanten der Zivilgesellschaft einbinden, bis hin zu breit angelegten Partizipationsprozessen.

Regionale Landschaftsdialoge etablieren – lokale Partizipationsangebote machen: Um Landschaftsdialoge in einer Region erfolgreich zu initiieren und zu verstetigen bieten sich unterschiedliche, auch niedrigschwellige lokale Beteiligungsformate für die Bevölkerung an. Im Hinblick auf den Landschaftswandel stellt gesellschaftliche Teilhabe einen wesentlichen Faktor für die Akzeptanz und Aneignung neuer Landschaftsbilder dar. Partizipationsangebote sollen das Engagement der Bürger*innen zur Gestaltung ihres Lebensumfeldes wecken.

Ergänzende Thesen:

  • Integrierte Landschaftsentwicklung Handlungsprogramm
  • Stadt und Land gemeinsam entwickeln

Diskussion 

Die Landschaftsentwicklung als Gestaltungsaufgabe der Raumordnung ist bisher zu wenig kommuniziert und erfährt kaum Unterstützung durch den gesetzlichen Auftrag. landschaftsbezogene Planungskategorien, Planungs- und Gestaltungsansätze sind vielfach erst noch zu entwickeln, insbesondere für "Aufgabenlandschaften". Gestaltungsziele müssen im Ziel-/ Maßnahmenkonzept der Raum- und Regionalplanung stärker artikuliert werden.

Für die Landschaftsentwicklung sollten grundsätzlich integrierte Planungsansätze verfolgt werden, die auch die Grundlage für Fördermittelvergaben sein sollten. Dabei sind Kooperationen auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene anzustoßen mit dem Ziel,

  •  Landschaft zu entwickeln und zu gestalten
  • Landschaft zu erschließen und erlebbar zu machen
  • eine kohärente regionalwirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben und Resträume zu vermeiden
  • ein Regionalmarketing zu betreiben.

Die Fachplanungen müssen dabei stärker in den Landschaftsdialog einbezogen werden. Die Fachbehörden haben die Regional- und Landschaftsplanung vielfach jedoch nicht als Partner bei der Realisierung sektoraler Ziele im Blickfeld. Im suburbanen Raum können die Regionalparks wichtige Plattformen zur Organisation dieses Landschaftsdialogs auf regionaler/interkommunaler Ebene bilden.

Die Landschafts(rahmen)planung sollte als vorhandenes Instrument stärker für die Landschaftsentwicklung genutzt werden. Regionale Landschaftsgestaltung wird im Duktus der klassischen Landschaftsrahmenplanung vielfach jedoch gar nicht mitgedacht. Die gutachterlichen Landschaftsrahmenpläne liefern zwar die inhaltlichen landschaftsbezogenen Grundlagen für die Regionalplanung, sind aber oft zeitlich nicht mit diesen abgestimmt und haben dann kaum noch planerische Relevanz. Ein Regiekonzept für die Zusammenführung von Akteuren und die Ausgestaltung des Partizipationsprozesses erleichtert effektive Arbeitsstrukturen und verlässliche Zeitabläufe. Die gemeinsam entwickelten Leitbilder sind auch politisch zu vereinbaren, um auf dieser Grundlage Aufgaben zur Umsetzung verteilen zu können.

Integrierte regionale Entwicklungskonzepte können als informelle Planungsinstrumente zur Steuerung von Maßnahmen genutzt werden (z.B. über die Mittelvergabe bei Förderprogrammen), sofern diese von den entsprechenden Verwaltungsgremien (z.B. Kreistag, Regionalverband) als konzeptioneller Rahmen verbindlich bestätigt worden sind. Von den Teilnehmenden wurde empfohlen, der Bund solle ein bundesweites operationelles Förderprogramm zum Thema "Landschaft" aus den Europäischen Struktur- und Investitionsfonds erarbeiten.

4. Exkursion ins Schwarzatal

Dr. Burkhardt Kolbmüller (Zukunftswerkstatt Schwarzatal e.V.) und Ulrike Rothe (IBA Thüringen) leiteten die Bus-Exkursion ins Projektgebiet des Modellvorhabens Resilientes Schwarzatal. Zu Beginn der Fahrt wurden mehrere Standorte ehemaliger Hotels aus der Blütezeit der Sommerfrische passiert, die zwischenzeitlich wegen Baufälligkeit abgerissen werden mussten oder wegen Baufälligkeit nicht mehr zu retten sind. Oftmals wurden die Objekte nach der Wiedervereinigung von Investoren gekauft, ohne dass im Anschluss eine Nutzung oder Sanierung der Gebäude erfolgte.

Die Fahrt führte auch an den Tornadoschäden in den Hangwäldern des Schwarzatals vorbei, die gerade auch naturnahe Wälder erheblich betroffen haben. Der Forst ist noch immer mit Aufräumarbeiten entlang der Wanderwege beschäftigt.

Das barocke, auf einer mittelalterlichen Burganlage ausgebaute Schloss Schwarzburg wurde von den Grafen von Schwarzburg bewohnt. Im Dritten Reich sollte hier ein Reichsgästehaus entstehen, weshalb das Schloss weitgehend zerstört, der Bau des Reichsgästehauses aber 1942 abgebrochen wurde. Seitdem steht das Schloss als Ruine leer. Die Schwarzburg soll im Rahmen eines IBA-Projektes als Unterzeichnungsstätte der Weimarer Verfassung (100jähriges Jubiläum) als Diskurs- und Denkort über Demokratie mit den Schwarzburger Gesprächen eine neue Bestimmung erfahren. Dabei ist allerdings keine Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands vorgesehen – das Schloss soll als Mahnmal baulich gesichert (Ringanker) und bestimmte markante Teile bzw. Räume zugänglich und nutzbar (Ausstellungen, Veranstaltungen) gemacht werden. Das historische Zeughaus der Schwarzburg mit seiner bedeutenden Waffensammlung wurde saniert und ausgebaut. Das Kaisersaalgebäude wird bereits seit längerem als Museum genutzt.

Das Hotel Weißer Hirsch in Schwarzburg stellte im 19. Jh. eines der führenden Häuser in Europa dar, in dem Adlige und Wohlhabende die Sommerfrische aufsuchten. Das Hotel wurde von einem Hamburger Investor erworben, der jedoch keine Maßnahmen zur Sanierung des Gebäudes unternommen hat und das Hotel auf niedrigem Niveau weiterführt.

Im Zusammenhang mit dem Werkstattverfahren hat der Siegerentwurf von ManMadeLand im Rahmen der "Wasserfrische" die Anlage von neuen Zugängen zur Schwarza vorgeschlagen. Als Pilotprojekt wurde dafür u.a. der Vorplatz an der Oberweißbacher Bergbahn ausgewählt. Die Schwarza ist als FFH-Lebensraumtyp Naturnahes Fließgewässer und Gewässer der Kategorie I der WRRL hochgradig geschützt. Daher ist es nach derzeitigem Stand nicht genehmigungsfähig, im Rahmen des Modellvorhabens (Pilotprojekte) direkte Zugänge in die Schwarza mit Bademöglichkeiten einzurichten. Möglich ist aber die Gestaltung des weiteren Uferbereiches, die ein intensiveres Erleben des Fließgewässers ermöglicht und die Aufenthaltsqualität an der Schwarza verbessert.

In der Standseilbahn der Oberweißbacher Bergbahn wurde von den Teilnehmenden die 25%ige Steigung im Personenwagen bewältigt. Auf der Strecke, die zur Versorgung der Orte auf der Hochfläche 1923 eröffnet wurde, boten sich weite Ausblicke über das Schwarzatal und die gegenüberliegende Hochfläche. Hr. Kolbmüller erläuterte den Partizipationsansatz des Modellvorhabens "Resilientes Schwarzatal". Aktuell erfolgt nach Abschluss des Werkstattverfahrens die Tour durch die Kommunen zur Aktivierung des Engagements der Bürger. Die Anschubprojekte der IBA Thüringen dienen dabei als Initialzündungen, die jedoch nach Abschluss der IBA an die Region übergeben werden. Die Zukunftswerkstatt dient dabei als Kristallisationspunkt und Koordinationsstelle. Angedacht ist die Gründung eines Sommerfrische-Allmende-Fonds zur Fortführung und Initiierung von Projekten, wobei die genaue Ansiedlung dieses Fonds noch offen ist. Die Landschaftscharta, die von der Zukunftswerkstatt entworfen wurde, soll die neu formierte Region zusammenbinden.

Oberweißbach auf der Hochfläche ist der Geburtsort des Kindergartengründers Friedrich Fröbel, an den ein örtliches Museum erinnert. Dieses greift auch den früheren Olitätenhandel, die Buckelapotheker und die Kräuterfrauen im Schwarzatal auf. Die Fahrt im Bus setzte sich durch die offenen Wiesen der hügeligen Hochfläche fort, die heute durch Nutzungsprojekte wie die Natur-Fleisch GmbH offengehalten werden. In den baulich wenig veränderten Dörfern wird der demografische Wandel deutlich, der mit einem Rückzug der dörflichen Infrastruktur einhergeht. Einer der touristisch relevanten Zielorte ist das Glasapparatemuseum in Cursdorf, das auf die Glasherstellungstradition im Thüringer Wald verweist.

Auf dem Rückweg konnte mit dem Auenbereich in Meuselbach/Schwarzmühle ein weiteres Pilotprojekt der Wasserfrische an der Schwarza besichtigt werden, ebenso wie das IBA-Projekt des Bahnhofs Rottenbach, der den Übergang des überregionalen zum regionalen Bahnverkehr sicherstellt. Projektbausteine sind hier die Einrichtung eines genossenschaftlich betriebenen Bahnhofsladens, Anbindung eines Carsharings, die Gestaltung des Bahnhofvorplatzes und der Betrieb eines Wasserstoffzuges.

Zugehörige Projekte

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