Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: MORO-Netzwerk Daseinsvorsorge

Veranstaltungen

1. Netzwerktreffen

Am 23. März 2018 fand im BMVI in Berlin das erste Netzwerktreffen statt. An der Veranstaltung nahmen Vertreterinnen und Vertreter von 15 ArD-Modellregionen teil. Fünf weitere Modellregionen bekundeten im Vorfeld ihr Interesse an der Veranstaltung und am Netzwerk Daseinsvorsorge. Neben einer Präsentation der noch nicht abgeschlossenen Studie zum Stand der Verstetigung diskutierten sechs parallele Gruppen in zwei aufeinanderfolgenden Runden zunächst über Ziele, den Zweck, Funktionen und die Struktur des Netzwerkes Daseinsvorsorge und anschließend über Bedarfe und Unterstützungsleistungen. Sie sammelten dabei die Wünsche, Anregungen, Vorschläge sowie Ideen der teilnehmenden Regionen und bewerteten sie nach ihrer Relevanz. Für die weitere Ausarbeitung der Konzeption für das Netzwerk Daseinsvorsorge wurde eine Kerngruppe mit fünf Vertreterinnen und Vertretern von Modellregionen sowie der Forschungsassistenz gebildet. Insgesamt ist das Interesse an einer Teilnahme an dem Netzwerk Daseinsvorsorge hoch. Fast alle der anwesenden Modellregionen signalisierten, dass sie an dem Netzwerk teilnehmen werden.

Gründungsveranstaltung des Netzwerks Daseinsvorsorge

Am 27. November 2018 fand im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat in Berlin die Gründungsveranstaltung des Netzwerks Daseinsvorsorge unter Beteiligung von Staatssekretär Dr. Markus Kerber statt. Eingeladen waren jene 23 ländlichen Regionen, die zuvor ihre Absicht zur aktiven Teilnahme am Netzwerk erklärt hatten sowie für die Landesplanung zuständige Vertreterinnen und Vertreter aus sechs Landesministerien. Insgesamt nahmen knapp 50 Personen an der Veranstaltung teil.

Das Netzwerk Daseinsvorsorge soll zur Verstetigung der regionalen Lösungsansätze beitragen und wichtige Impulse für die Daseinsvorsorge und gleichwertige Lebensverhältnisse setzen. Die Praxiserfahrungen aus dem Netzwerk sollen in die Arbeit der Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" der Bundesregierung einfließen und somit zur Aktualität und Praxisnähe der angestrebten Handlungsempfehlungen beitragen, wie Herr Dr. Kerber in seinem Grußwort betonte. Dr. Frehse, Leiter der Abteilung "Heimat" im BMI, übergab den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern aus den Netzwerkregionen feierlich die Teilnahmeurkunden zum Netzwerk. Unter den 23 Netzwerkregionen sind 14 Landkreise, sechs Gemeindeverbünde und drei regionale Planungsverbände.

Das Foto zeigt Vertreter der Mitgliedsregionen im Netzwerk Daseinsvorsorge beim Gründungstreffen am 27.11.2018 im BMI in Berlin. Gruppenfoto mit allen Teilnehmern der Gründungsveranstaltung

Entwurf Netzwerkkonzeption vorgestellt
Für das Netzwerk Daseinsvorsorge wurde vor der Gründungsveranstaltung ein Vorschlag für eine Konzeption von einer Kerngruppe aus fünf Vertreterinnen und Vertretern aus den Netzwerkregionen ausgearbeitet. Den Entwurf stellten Martina Berger vom Landkreis Coburg und Sabine Jennert von SPESSARTregional auf der Gründungsveranstaltung vor.

Das Konzeptpapier ist wie folgt gegliedert:

  • Hintergrund und Anlass
  • Name und institutionelle Form des Netzwerk
  • Grundsätzliches Ziel und Selbstverständnis

  • Funktionen des Netzwerks

    • Entwicklung und Bereitstellung eines nutzerfreundlichen Datentools
    • wissenschaftlich-fachliche Unterstützung
    • fachliche Expertise und individuelle Beratung
    • begleitende und nachträgliche Evaluationen

  • Unterstützungsformate durch das BMI
  • Mitgliedschaft im Netzwerk Daseinsvorsorge
  • Innere Organisation
  • Finanzierung
  • Prüfaufträge
  • Nächste Schritte

Ziel des Netzwerks ist es demnach, die Daseinsvorsorge in den ländlichen Regionen zu sichern und Strategien und Maßnahmen im Sinne des erfolgreichen Ansatzes der Regionalstrategie Daseinsvorsorge zu fördern, zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Das Netzwerk versteht sich als Kompetenznetzwerk, Informationsknoten und Dialogplattform. Zudem verstehen sich die Modellregionen als Praxispartner für Wissenschaft und Forschung und als "Praxisschmiede" für die Planung und Umsetzung von qualitätsvoller regionaler Daseinsvorsorge. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Wissenstransfer und dem gegenseitigen Austausch im Sinne eines Lernnetzwerkes. Das Netzwerk soll zudem als Sprachrohr zu Themen der Daseinsvorsorge und gleichwertigen Lebensverhältnissen in die Landes‐ und Bundespolitik dienen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf den Themen Demografie, Daseinsvorsorge und Lebensqualität in ländlichen Räumen. Das Netzwerk wird zu einem späteren Zeitpunkt auch geöffnet für weitere ländliche Regionen, die sich mit diesen Themen beschäftigen oder zukünftig beschäftigen wollen.

Diskussion und weitere Beiträge
In der auf der Gründungsveranstaltung von Dr. Steffen Maretzke (BBSR) moderierten Diskussionsrunde befürworteten Dr. Grit Brinkmann (Amtsdirektorin Amt Neuhardenberg), Michael Holzweißig (Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge) sowie Sabine Wilke (Verein für Regionalentwicklung Werra-Meißner e.V.) diese geplanten Ziele und Funktionen. Das Konzeptpapier werden die Netzwerkmitglieder im Laufe des Jahres 2019 gemeinsam weiterentwickeln.

Verschiedene Fachbeiträge rundeten die Gründungsveranstaltung ab:

Klaus Einig vom schleswig-holsteinischen Ministerium des Innern, ländliche Räume und Integration warf einen Blick auf die Geschichte der Regionalstrategie Daseinsvorsorge von den ersten einschlägigen Modellvorhaben der Raumordnung in den Jahren 2004/2005 bis zur Gründung des Netzwerks an diesem Tag. Diejenigen Regionen, die einmal an einem der genannten MORO teilnahmen, profitieren heute noch von der intensiven Lösungssuche in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren und dem Lernprozess in den Arbeitsgruppen und haben gegenüber anderen Regionen einen wertvollen Erfahrungsvorsprung. Klaus Einig hob hervor, dass das Netzwerk Daseinsvorsorge ein geeignetes und auch einmaliges Instrument sei, um kreative Ansätze und Lösungen in der Praxis auszutesten und dann aktiv bekannt zu machen. Im Land Schleswig-Holstein wurde das "Netzwerk Demografie" etabliert, getragen vom Land Schleswig-Holstein, den Industrie- und Handelskammern und den kommunalen Spitzenverbänden. Themen dieses landesweiten Netzwerks sind der demografische Wandel, die Daseinsvorsorge sowie die Digitalisierung. Interkommunale Kooperationen werden dabei zum Beispiel durch Förderung des Erfahrungsaustausches und Information über Best Practices unterstützt.

Dr. Guido Nischwitz vom Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen gab einen Einblick in die wichtigsten Ergebnisse der Studie zur Umsetzung und Verstetigung der Regionalstrategien Daseinsvorsorge in den seinerzeitigen Modellregionen im Aktionsprogramm regionale Daseinsvorsorge. Die ausführlichen Ergebnisse der Studie werden Anfang 2019 in der Reihe "MORO-Forschung" sowie in komprimierter Form in den MORO-Informationen 19/1 veröffentlicht.

Manfred Riedl (ehemals Amt der Tiroler Landesregierung) eröffnete den Teilnehmenden den Blick in den Alpenraum und berichtete von Erfahrungen aus dem INTESI-Projekt (Integrated Territorial Strategies for Services of General Interest), an dem verschiedene Regionen und Institutionen aus fünf Alpenländern beteiligt waren. Das durch das EU-Alpenraumprogramm geförderte Projekt (2015–2018) hatte die Integration und Kombination von regionalen Strategien in der Daseinsvorsorge, insbesondere für dünn besiedelte Gebiete, zum Ziel, um eine anhaltend gute Versorgung sicherzustellen. Herr Riedl stellte als Beispiel das Projekt "Soziale Einbindung und Versorgung älterer Menschen im Außerfern (Bezirk Reutte)" vor. In diesem Projekt wurden Lösungsansätze entwickelt, die sich zum Beispiel auf das stufenweise Zusammenwirken der Lebenssituation älterer Menschen und kommunaler Unterstützungsangebote oder auf ein integriertes Versorgungsnetz Pflege und Gesundheit verschiedener lokaler Akteure beziehen.

Die Netzwerkregionen im Netzwerk Daseinsvorsorge
ModellregionKooperationBundesland
Altmarkkreis SalzwedelLandkreisSachsen-Anhalt
Amt Peenetal / LoitzGemeindeverbundMecklenburg-Vorpommern
Kreis Schleswig-FlensburgLandkreisSchleswig-Holstein
Landkreis CoburgLandkreisBayern
Landkreis Hersfeld-RotenburgLandkreisHessen
Landkreis MeißenLandkreisSachsen
Landkreis Merzig-WadernLandkreisSaarland
Landkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeLandkreisSachsen
Landkreis StendalLandkreisSachsen-Anhalt
Landkreis UckermarkLandkreisBrandenburg
Landkreis Vorpommern-GreifswaldLandkreisMecklenburg-Vorpommern
Main-Kinzig-KreisLandkreisHessen
OderlandregionGemeindeverbundBrandenburg
Region Mecklenburgische SeenplatteRegionalverbundMecklenburg-Vorpommern
Region Mitte NiedersachsenGemeindeverbundNiedersachsen
Region Oberes Elbtal / OsterzgebirgeRegionalverbundSachsen
Region OstwürttembergRegionalverbundBaden-Württemberg
Saale-Holzland-KreisLandkreisThüringen
SPESSARTregionalGemeindeverbundHessen
Verbandsgemeinde DaunGemeindeverbundRheinland-Pfalz
VogelsbergkreisLandkreisHessen
(ILE) Waginger See-RupertiwinkelGemeindeverbundBayern
Werra-Meißner-KreisLandkreisHessen

Quelle: Hochschule Neubrandenburg


2. Netzwerktreffen

Am 28. und 29. März 2019 fand in Bad Soden-Salmünster das zweite Netzwerktreffen des Netzwerks Daseinsvorsorge statt. Diesmal begrüßte die gastgebende Region SPESSARTregional insgesamt 30 Vertreterinnen und Vertreter aus 18 Netzwerkregionen im Spessart Forum im Kurort Bad Soden-Salmünster.

Während der zweitägigen Veranstaltung standen unter anderem die Weiterentwicklung der Strukturen des Netzwerks und die Klärung von Details zur Netzwerkkonzeption sowie die gemeinsame Weiterentwicklung möglicher Unterstützungsformate im Fokus. Außerdem tauschten sich die Netzwerkregionen über Erfolgsfaktoren und Hemmnisse bei der Erstellung und Umsetzung von Mobilitätskonzepten sowie Projekten alternativer und flexibler Mobilität aus. Hierzu wurden Impulse aus konkret laufenden oder abgeschlossenen Projekten wie "Bürger fahren Bürger" im Spessart, "ecoMobil" im Saale-Holzland-Kreis oder "Mobilitätsressourcenmanagement" in Mitte Niedersachsen gegeben.

In Vorträgen, Kleingruppen- und Plenumsdiskussionen arbeiteten die Teilnehmenden die genannten Themenschwerpunkte intensiv auf. Es fand zudem ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den Netzwerkregionen statt, eine der primären Aufgaben des Netzwerks Daseinsvorsorge.

3. Netzwerktreffen

Wichtige Schritte des Netzwerks Daseinsvorsorge wurden im Rahmen des 3. Netzwerktreffens am 25./26. Juni 2019 in Prenzlau, Landkreis Uckermark getätigt. Die 20 anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Netzwerkregionen verabschiedeten zunächst einstimmig die Ordnung für das Netzwerk Daseinsvorsorge. Diese beruht auf der von der Kerngruppe im Jahr 2018 erarbeiteten Netzwerkkonzeption (zu den Inhalten der Netzwerkordnung siehe MORO-Info 19/1).

Verabschiedung Netzwerkordnung und Wahl Netzwerksprecherinnen und -sprecher
Im Anschluss an die Verabschiedung der Netzwerkordnung erfolgte die Wahl der Netzwerksprecherinnen und -sprecher. Alle drei aufgestellten Kandidaten und Kandidatinnen wurden von den Mitgliedern einstimmig gewählt. Die nun Gewählten sind gleichberechtigt und vertreten gemäß Netzwerkordnung das Netzwerk Daseinsvorsorge. Sie setzen die Ziele und Aufgaben des Netzwerks um und sind verantwortliche Ansprechpartnerinnen und -partner innerhalb des Netzwerks und für externe Partner. Sie werden dabei zunächst durch die Forschungsassistenz unterstützt. Später soll eine Geschäftsstelle diese Aufgabe übernehmen. Die Wahl entfiel auf

  1. Susanne Simmler, Erste Kreisbeigeordnete des Main-Kinzig-Kreises,
  2. Lydia Schmid, Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge sowie
  3. Thomas Drewing, Stadt Seelow (Oderlandregion).

Beim Netzwerktreffen in Prenzlau hatten die anwesenden Netzwerkregionen die Möglichkeit, über ihre aktuellen Aktivitäten, Konzepte sowie Projekte und Maßnahmen zur Weiterentwicklung ihrer regionalen Daseinsvorsorge zu berichten. Dabei zeigte sich ein weites Spektrum an Themen und Aktivitäten. Schwerpunktthemen, die aktuell jeweils mehrere Netzwerkregionen beschäftigen bzw. in denen sie aktuell Projekte und Maßnahmen durchführen sind:

  • Mobilität,
  • Bildung/Ausbildung,
  • Fachkräfte/Rückkehrer,
  • Digitalisierung,
  • Nahversorgung,
  • Siedlungsentwicklung/Leerstandsmanagement,
  • Gesundheit/Ärzte/Pflege,
  • technische Infrastrukturen,
  • Planung/Konzepte/Finanzierung oder
  • Monitoring/Datentool.

Die vorgestellten Projekte fließen in die Regionssteckbriefe ein, die voraussichtlich Ende 2019 in einem gesonderten Heft (MORO-Info 2) sowie auf der Internetseite des Netzwerkes veröffentlicht werden.

4. Netzwerktreffen und Fachwerkstatt "Digitalisierung in der Daseinsvorsorge"

Am 29./30. Oktober 2019 fand das vierte Netzwerktreffen des Netzwerks Daseinsvorsorge in Nienburg/Weser, Region Mitte Niedersachsen statt. Zentraler Bestandteil war die Fachwerkstatt "Digitalisierung in der Daseinsvorsorge - Smarte Ideen für die ländliche Region" am 29. Oktober, die als gemeinsame Veranstaltung des Regionalmanagements Mitte Niedersachsen und des MORO-Netzwerks Daseinsvorsorge durchgeführt wurde. An der Veranstaltung nahmen über 80 Akteure aus Kommunalpolitik, Verwaltung, Ehrenamt und Wissenschaft aus den Netzwerkregionen sowie aus der gastgebenden Region Mitte Niedersachsen teil. Bei der Fachwerkstatt wurden in einem Mix aus Plenumsvorträgen, parallelen Impulsforen und einer Fishbowl-Diskussion Instrumente, Projekte und Handlungsansätze zur nachhaltigen Sicherung der Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen insbesondere durch digitale Lösungen vorgestellt und diskutiert.

Einführungsvortrag

In ihrem Einführungsvortrag "Digitalisierung und Daseinsvorsorge – Was kommt auf die Kommunen zu?" stellten apl. Prof. Dr. Karl Martin Born und Arne Ortland von der Universität Vechta zunächst Eckdaten und Ziele des Kooperations- und Modellprojekts "Daseinsvorsorge – kooperativ, innovativ & digital – im Sulinger Land" vor. Zudem gingen sie auf erste quantitative und qualitative Ergebnisse der Situation der Daseinsvorsorge im Sulinger Land ein. Dabei wird in der Region die "Normalversorgung" als gewährleistet empfunden. Die Referenten stellten zudem Ergebnisse einer Befragung zu den Arten der Besorgungen und Dienstleistungen im Alltag, zu Fortbewegungsmitteln und Organisationsformen, den Bezug zu digitalen Hilfsmitteln sowie zu Verantwortlichkeiten und Rollenverständnissen bei der Sicherung der Daseinsvorsorge vor. Hinsichtlich der Herausforderungen für die Kommunen wurden die Themen "Wohlfahrtsstaat" versus Eigenverantwortlichkeit und Digitalisierung als Hilfe zur Selbsthilfe angesprochen. Digitalisierung sollte dementsprechend nicht als Selbstzweck, sondern als Möglichkeit Bestehendes neu zu denken angesehen werden. Kommunen werden in der Verantwortung gesehen sich zu positionieren und zu entscheiden, welche Lösungen zur Region bzw. zur Bevölkerung passen. Sie sollten die digitalen Transformationsprozesse aktiv begleiten und unterstützen. Vor- und Querdenker (Early Adopter) sollten als "Zugpferde" eingebunden werden. Die Kommune kann als Vorbild für Innovationen fungieren.

Forum 1: Smarte Dörfer / Regionen

Im Forum 1 "Smarte Dörfer / Regionen" berichtete zunächst Ann-Kathrin Habighorst (Kreis Lippe) als Projektleiterin von Ergebnissen des Projektes "Smart Country Side" in der Region Ostwestfalen-Lippe. Durch die Nutzung intelligenter und innovativer Lösungsansätze, die leicht bedienbar sind und auf die Bedarfe und Anforderungen der Nutzer im ländlichen Raum zugeschnitten sind, soll die Infrastruktur verbessert und die Daseinsvorsorge gesichert werden. Hierzu wurden Projekte in Modellorten in den Kreisen Lippe und Höxter in den Handlungsfeldern Mobilität, Ehrenamt, E-Health, E-Governance und E-Partizipation gemeinsam mit den Bürgern, Kooperationspartnern und Stakeholdern entwickelt und umgesetzt. Ein zentrales Prozesselement zur Ermittlung der örtlichen Bedarfe und der Entwicklung von Umsetzungsideen waren die Dorfkonferenzen. Dabei entstanden verschiedene digitale Lösungen wie z.B. "Smart Church", "virtueller Dorfrundgang", "Smarte Bürgerhalle". Frau Habighorst stellte die DorfFunk-App als interne Kommunikationsplattform für ein Dorf etwas genauer vor.

Erste Erfahrungen aus einem ähnlichen Ansatz aus dem Landkreis Vulkaneifel stellte Daniel Weber, Koordinator im WEGE-Büro der Verbandsgemeinde Daun vor. Mit der Vulkaneifel-App ist bereits seit dem Frühjahr 2019 in ca. 50 Gemeinden und Ortsteilen des Kreises eine werbefreie Online-Plattform entstanden, auf der Bürger unkompliziert miteinander kommunizieren oder Vereine ihre Aktivitäten präsentieren können. Sie umfasst im Wesentlichen zwei Bereiche: eine Newsseite, auf der Gemeinden oder Vereine ihre Termine und Neuigkeiten über ihre Arbeit oder über Veranstaltungen selbst einstellen können. Für alle Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde steht die Chat-Funktion zur Verfügung. Sie ist die digitale Kommunikationszentrale in der Nachbarschaft, auf der Bürger um Hilfe bitten oder Hilfe anbieten können (z.B. Verleihen von Werkzeug, Mitfahrgelegenheiten o.ä.) Die Chats finden in einem geschützten Raum statt.

Forum 2: Smarte Logistik/Versorgung

Im Forum 2 Smarte Logistik/Versorgung stellte Frau Anja Sylvester von der LaLoG GmbH den Ansatz des KombiBusses als ländliches Logistikangebot für Klein- und Kleinstmengen in der Uckermark vor. Hier werden seit September 2012 in Linienbussen neben Personen zusätzlich auch Güter befördert. Sie stellte zudem Ansätze der Mikrologistik vor, bei denen es um die Verknüpfung von lokalen "Sowieso-Fahrten" und somit um die Schließung der Transportlücken auf der letzten Meile in Kommunen geht. In diesem Zusammenhang präsentierte sie eine App, mit der drei unterschiedliche Arten von lokalen Touren geplant werden können: ÖV-Bedarfsverkehre inklusive Gütermitnahme, Ladeflächenvermittlung Dritter (z.B. Handwerkertouren, Service, Agrar) sowie private Mitnahmeverkehre für Personen.

Frau Dr. Julia Köhn CEO der PIELERS GmbH stellte eine Online-Lebensmittelplattform vor, mit der Online-Handel, Regionalvermarktung und Logistik verknüpft wird. Mit der sogenannten Markterei gibt es auch eine Plattform für ausschließlich regionale Lebensmittel – als sogenannter Online-Wochenmarkt. Die Lieferung der Produkte erfolgt dabei durch verschiedene Logistikpartner. Darunter ist neben den klassischen Logistikunternehmen auch ein Zeitungsvertrieb.

Daseinsvorsorgeatlas Niedersachsen

Dr. Stephan Löb stellte in seinem Plenumsvortrag den Daseinsvorsorgeatlas Niedersachsen vor, der in dem Forschungsprojekt "Urban-Rural-Solutions" entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um ein digitales Instrument zur Unterstützung von Planungsträgern auf kommunaler, regionaler und auf Landesebene, um die Herausforderungen des demografischen Wandels hinsichtlich der Daseinsvorsorge besser zu bewältigen. Der interaktive Planungsatlas bietet einen landesweit einheitlichen Datenbestand hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung und -verteilung, der Standorte von Daseinsvorsorgeeinrichtungen wie z.B. Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten, Kitas oder Schulen.

Mit dem Daseinsvorsorgeatlas können Kommunen und weitere Träger öffentlicher Daseinsvorsorge recht einfach Online-Erreichbarkeitsanalysen (IV+ÖV) auf Basis aktueller Daten sowie Szenarien erstellen. Als Nutzen für die Kommunen wird erwartet, dass damit Standortentscheidungen regional abgestimmt und auf gut erreichbare Orte in der Fläche ausgerichtet, ÖPNV-Planungen und flexible Mobilitätsangebote (auch über Landkreisgrenzen hinweg) optimiert, stationäre Angebote bedarfsgerecht um mobile Lösungen ergänzt sowie Gunsträume identifiziert werden können, um innovative Ansätze der digitalen Daseinsvorsorge zu erproben. Der Daseinsvorsorgeatlas befindet sich derzeit noch in der Pilotphase und soll im II. Quartal 2020 auf ganz Niedersachsen ausgeweitet werden. Zudem ist eine Ausweitung auf die benachbarten Bundesländer angedacht.

Forum 3: Gesundheit/Pflege digitalisiert

Markus Holle, Beauftragter für Zukunftsfragen, stellte ein Projekt seines Landkreises Hersfeld-Rotenburg vor, bei dem mit Hilfe des Internets und einer regionalen Informationsplattform für ältere Menschen, diese zukünftig besser vernetzt werden sollen, um in einem besseren und schnelleren Kontakt mit Familien und Freunden sowie mit dem Pflegedienst und Arzt im Landkreis Hersfeld-Rotenburg zu stehen. Unter dem Motto "Zuhause.Gut.Vernetzt" arbeiten viele regionale Partner und Experten aus Pflege und Versorgung, der Seniorenbetreuung, Vertreter aus Handwerk und Dienstleistung, der Regionalentwicklung und ehrenamtlich Engagierte an einem Konzept für den Aufbau eines regionalen Versorgungs- und Dienstleistungsnetzwerks mit technischer Unterstützung. Hierzu werden im Haunecker Internet Café HICS Senioren-Kurse im Umgang mit den neuen Medien angeboten.

Frau Britta Blotenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Osnabrück, berichtete von ersten Ergebnissen aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekt "Dorfgemeinschaft 2.0 - Das Alter im ländlichen Raum hat Zukunft" in der Region westliches Niedersachsen (Landkreise Grafschaft Bentheim und Emsland). In dem Projekt werden alltags- und gesundheitsbezogene Versorgungskonzepte entwickelt, erprobt und evaluiert, die Menschen in ihrer Alltagsbewältigung unterstützen sollen. Das Teilprojekt "Digitale Pflege" zielt z.B. auf die Prävention von Pflegebedürftigkeit, auf die Ermöglichung eines selbstbestimmten Lebens in der gewohnten Umgebung und im sozialen Umfeld durch digitale Vernetzung oder auf die Optimierung der pflegerischen Versorgung. Sie stellte ein Kooperationsprojekt zur Implementierung präventiver Hausbesuche vor. Zur Zukunftsvision des Projekts "Dorfgemeinschaft 2.0" gehört unter anderem die Entwicklung eines Widgets für die Pflege oder eines Geschäftsmodells zur Betreuung der "Dorfgemeinschaft 2.0 Community".

Forum 4: Arbeit/Wirtschaft

Torsten Düwel, Regionalentwickler in der Kreisverwaltung Schleswig-Flensburg, berichtete von Erfahrungen mit sogenannten PopUp-Coworking-Spaces auf dem Land, die im Rahmen der Initiative CoWorkLand gesammelt wurden. Dabei wurden entsprechend ausgestattete Container an temporär verschiedenen Orten wie z.B. an Stränden, in Dorfkernen oder in Bahnhofsnähe aufgestellt, um herauszufinden auf welche Art und Weise diese Orte für einen Coworking-Space geeignet sind. Dabei wurden verschiedene Formate getestet wie klassischer Coworking-Space für Gründer oder Selbständige, Pendlerhafen mit der Zielgruppe Pendler, Workation als Verbindung von Urlaub/Freizeit und Arbeit oder Retreat als ruhiger Rückzugsort für Projektarbeit, Klausur etc. Als nächster Schritt soll das temporäre Coworking in Leerstandsimmobilien getestet werden. Damit soll eine langfristige Nachnutzungsoption für Bestandsimmobilien, ein nachhaltiger Impuls für die Ortskernentwicklung sowie eine Verstetigung von Coworking in ländlichen Räumen erreicht werden.

Einen Erfahrungsbericht zu Coworking auf dem Land gab Verena Dillenburg (Tokunft Hus Gbr) am Beispiel Bücken. In diesem Ort mit ca. 2 000 Einwohnern betreibt sie den stationären Coworking-Space Tokunft Hus. Dieser wurde mit Unterstützung der Gemeinde, der Sparkasse, von lokalen Unternehmen und dem persönlichen Umfeld Anfang 2019 im Gebäude der ehemaligen Sparkasse eröffnet. Das Tokunft Hus ist ausgestattet mit schnellem zuverlässigem Internet, zwei Meetingräumen, zwei geschlossenen Büros, fünf Arbeitsplätzen im "offenen Bereich" sowie einem großen Eventspace z.B. für Workshops oder Yoga-Gruppen. Der Coworking-Space erfreut sich einer wachsenden Nachfrage. Nutzer bzw. Zielgruppen sind beispielsweise Menschen mit Anstellung an einem anderen Ort, Freiberufler, Selbständige, Menschen in digitalen Berufen, Business Reisende. Das Tokunft Hus wird zudem von einigen lokalen Unternehmen als Geschäftsadresse genutzt.

In der abschließenden Fishbowldiskussion unter dem Motto "Digitalisierung einfach machen? Wer packt‘s an? Entrepreneure, Gemeinde, interkommunale Kooperation, Landkreis?" wurden die verschiedenen Beiträge gemeinsam reflektiert.

Internes Netzwerktreffen

Am 30. Oktober fand ein internes Netzwerktreffen unter Leitung des Netzwerksprecherrates statt. Dabei wurde über den Entwurf der Geschäftsordnung für den Sprecherrat sowie über das Selbstverständnis des Netzwerkes beraten.

5. Netzwerktreffen im MORO-Netzwerk Daseinsvorsorge

Am 5./6. März 2020 fand das 5. Netzwerktreffen in Meißen statt. Gastgeber waren die drei Netzwerkregionen Region Oberes Elbtal/Osterzgebirge sowie die Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge.

Erfahrungsaustausch "Pflege und Leben im Alter"

Über 30 Teilnehmende aus 16 Netzwerkregionen, von BMI, BBSR und dem Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung diskutierten zunächst über die Themen "Pflege und Leben im Alter".

In einem Fachbeitrag berichtete Frau Socher über ihre Arbeit als Pflege- und Versorgungskoordinatorin für den Landkreis Meißen. Dazu gehören u.a. der Ausbau eines Pflegenetzes, die Analyse der vorhandenen Versorgungsangebote und –strukturen sowie die Unterstützung von Kommunen. Die Erfahrungen von Frau Socher zeigen, dass Kommunen die Versorgung und Pflege für ihre Bürgerinnen und Bürger häufig gern selbst gestalten möchten. Dabei benötigen sie z.B. in Bezug auf altersgerechtes Wohnen Unterstützung durch den Landkreis. Frau Socher arbeitet eng mit den 28 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern zusammen und bespricht sich mit diesen einzeln jeweils mindestens einmal im Jahr. Sie betont, dass für die Umsetzung von Pflege- und Versorgungsprojekten (etwa der Umbau von Gebäuden zu ländlichen Versorgungszentren) eine interkommunale und intersektorale Kooperation und Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung ist und stellt das interkommunale Kooperationsprojekt Ebersbach-Priestewitz-Diera-Zehren vor, bei dem in den drei Gemeinden unterschiedliche Pflege- und Versorgungsangebote geschaffen und koordiniert wurden.

Bei der Erhebung der Bedarfe der älteren Bevölkerung wird die Pflege- und Versorgungskoordinatorin unterstützt durch die Hochschule Mittweida. Prof. Dr. Stephan Beetz und Prof. Dr. Isolde Heintze berichteten über erste Ergebnisse einer Studie zur Versorgung in ländlichen Kommunen des Landkreises Meißen. Dabei werden Bedarfe der Bevölkerung unter Berücksichtigung der Wohnorte und der Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen im Rahmen von sozialräumlichen Analysen erfasst. Auf der Basis der Ergebnisse und im Austausch mit Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung, Leistungserbringern, Pflegebedürftigen und deren Angehörigen, ehrenamtlich Beschäftigten werden im Rahmen von Gruppendiskussionen bzw. Workshops Zielstellungen für die Modellkommunen erarbeitet. Zusätzlich werden regionale Laboratorien zur Entwicklung von innovativen Handlungsansätzen durchgeführt. Die Befragung in den Modellortsteilen zeigt einen großen Unterstützungsbedarf bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten auf. Deshalb müssen beispielsweise institutionelle Unterstützungsstrukturen (Gemeindeschwester, Tagespflege etc.) künftig gestärkt und entwickelt werden.

BULE-Modellvorhaben "Nutzerfreundliches Datentool für die Datenerhebung und Datenfortschreibung von Strukturen der regionalen Daseinsvorsorge"

Dr. Spiekermann vom Büro S&W Stadt- und Regionalforschung, als Auftragnehmer der Vorstudie zu im Rahmen des BULE-Modellvorhabens stellte erste Überlegungen zur Bearbeitung des Projektes vor. Im Vortrag wurden mögliche Funktionalitäten und Anforderungen an das Tool aufgezeigt und die Zielsetzung der Vorstudie präsentiert. Die drei Hauptzielsetzungen liegen dabei in der Entwicklung differenzierter Anforderungskriterien für das "Datentool Regionale Daseinsvorsorge", in der Identifizierung der konkreten Bedarfe der Netzwerkregionen sowie in der Entwicklung konkreter Formulierungsvorschläge für die beabsichtigte Ausschreibung des "Datentools Regionale Daseinsvorsorge".

Netzwerkinterne Beratungen

Am zweiten Tag stellte der Netzwerksprechrat seine jüngsten Aktivitäten zur weiteren Bekanntmachung des Netzwerkes Daseinsvorsorge vor. Darunter waren der Besuch bei einer Bundestagsabgeordneten, die aktive Teilnahme am beim Dialogforum Heimat des BMI zum Thema soziale Daseinsvorsorge bei der sog. Dezembertagung von BBSR/DGD in Berlin. Abschließend diskutierten die Netzwerkregionen über interne Belange des Netzwerks Daseinsvorsorge.

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