Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Module für ÖV-Analysen

Projektsteckbrief

  • Status Laufend
  • Start Dezember 2021
  • Programm MORO

Das BBSR nutzt seit vielen Jahren ein eigenes Modell zur Analyse der Erreichbarkeit von Zentralen Orten und Daseinsvorsorgeeinrichtungen. Während dieses Modell flexible Analysen für den Pkw-Verkehr ermöglicht, sind seine Möglichkeiten für Analysen zum Öffentlichen Verkehr (ÖV) begrenzt. Das Projekt zielt darauf ab, durch die Entwicklung entsprechender Module ÖV-Fahrplandaten im GTFS-Format direkt nutzbar zu machen. Das soll das BBSR in die Lage versetzen, flexible Analysen zur ÖV-Angebotsqualität durchzuführen.

Ausgangslage

Für die Bewertung gleichwertiger Lebensbedingungen stellt – neben vielen anderen Indikatoren – die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge einen wichtiger Eckpfeiler dar. Sie sollte nicht nur in ausreichender Quantität und Qualität in den Zentralen Orten vorgehalten werden, sondern unter Beachtung sozialer und klimapolitischer Ziele auch mit dem Öffentlichen Verkehr (ÖV) sichergestellt werden.

Während zur Ermittlung der Pkw-Erreichbarkeit schon seit vielen Jahren digitale Netzmodelle des Straßennetzes mit entsprechenden Knoten-Kanten-Typologien und den notwendigen Attributinformationen verfügbar sind und in entsprechenden Erreichbarkeitsmodellen ausgiebig genutzt werden, stellt sich die Situation für den ÖV weitaus komplexer dar. Dies gilt sowohl für die Datenlage wie auch für die verfügbaren Werkzeuge und Workflows.

Datenseitig publizieren im Rahmen von „Open Data“-Initiativen viele Verkehrsverbünde und ÖV-Betreiber schon heute ihre Fahrplaninformationen. Allerdings konkurrieren verschiedene Daten- und Schnittstellenformate (VDV-452, GTFS, NeTEx, proprietäre Formate) sowie zentralisierte und verteilte Datenquellen (z. B. DELFI, MDM, Webseiten der Verkehrsunternehmen) miteinander. Das GTFS-Format hat sich in den letzten Jahren als das am weitesten verbreitete Format und DELFI als die umfassendste Datenquelle für ÖV-Daten in Deutschland herauskristallisiert – besitzt allerdings noch immer keine vollständige Abdeckung.

Zwar existieren im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs zahlreiche Systemanbieter. Ihre Systeme umfassen Anwendungen zur Betriebsüberwachung und -steuerung, Fahr- und Personalplanung, Statistik und Fahrgastzählungen, oder zur Fahrgastinformation und Fahrplanauskunft. Module zur Erreichbarkeitsmodellierung im ÖV sind hingegen – wenn überhaupt – nur am Rande in diesen Systemen inkludiert. In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Softwarelösungen um proprietäre und geschlossene Systeme mit speziellen, auf die eigenen Anwendungszwecke zugeschnitten Datenmodellen. Offene Werkzeuge zum Umgang mit GTFS-Datensätzen existieren auch – hauptsächlich jedoch zur Validierung und Konvertierung dieser Datensätze und nicht zur Modellierung von ÖV-Erreichbarkeiten.

Vor diesem Hintergrund stellt sich aus Sicht der Regionalwissenschaft die momentane Situation in Bezug auf die Durchführung von Erreichbarkeitsanalysen im ÖV als unbefriedigend dar. Folglich beschränken sich Erreichbarkeitsanalysen im ÖV zumeist entweder auf den Bahnverkehr oder räumlich auf jene Gebiete Deutschlands, wo eine vollständige digitale Abdeckung des ÖV-Angebotes schon gegeben ist. Dies verhindert jedoch deutschlandweite Analysen. Fehlende Werkzeuge erschweren zudem ihre Durchführung, sodass diese sehr aufwendig und zeitintensiv und oftmals nur unter Einsatz eigener Skript-Lösungen möglich sind. Das BBSR behilft sich bislang damit, in regelmäßigen Abständen Fahrzeitmatrizen und Qualitätsindikatoren im ÖV von Dritten für vorgegebene Relationen zuzukaufen. Die Notwendigkeit für diesen Zukauf schränkt allerdings die Flexibilität des BBSR in der Durchführung von ÖV-Analysen stark ein, da die Start- und Zielpunkte zur Bestimmung der Matrizen vorgegeben werden müssen, ebenso wie Datum und Uhrzeit und die Liste der zu berücksichtigenden Haltestellen sowie ggf. die zu berücksichtigen Arten des ÖV.

Ziel

Das Ziel des Modellvorhabens ist es somit, deutschlandweite Fahrplaninformationen im GTFS-Formates für die Raumwissenschaften nutzbar zu machen durch die Entwicklung geeigneter Module, um Fahrplandaten einzulesen, zu konvertieren, zu analysieren, um verschiedene Erreichbarkeitsindikatoren und Indikatoren der Angebotsqualität des ÖV zu berechnen und kartografisch darzustellen. Die neuen Werkzeuge sollen dabei in das vorhandene Erreichbarkeitsmodell des BBSR integriert werden, um in Zukunft flexibel modale und intermodale Erreichbarkeitsanalysen durchführen zu können. Die Ergebnisse dieser Analysen werden dann vom BBSR regelmäßig im Monitoringsystem „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ publiziert.

Auftragnehmer

  • TCP International GmbH
    Heilbronner Straße 150, 70191 Stuttgart
    www.tcp-international.de

    Ansprechpartner:
    Dr. Carsten Schürmann

    Telefon: +49 711 217 205 08
    E-Mail: cs@tcp-international.de

  • GISCON Geoinformatik GmbH
    Mallinckrodtstraße 320, 44147 Dortmund
    www.giscon.de

    Ansprechpartner:
    Michael Sander

    Telefon: +49 231 317 743 70
    E-Mail: michael.sander@giscon.de

Kontakt

  • Thomas Pütz
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 5 „Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr“
    Telefon: +49 228 99401-2300
    Fax: +49 228 99401-2356
    E-Mail: thomas.puetz@bbr.bund.de

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