Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Die deutsche Hafenentwicklung an der Nord- und Ostseeküste und ihr raumordnerischer Handlungsbedarf

Projektsteckbrief

Der Güterumschlag in deutschen Seehäfen steigt im Zuge der fortschreitenden Globalisierung trotz kurzfristigen Rückgangs infolge der Wirtschaftskrise deutlich an. Dieser Wachstumsprozess stellt die Häfen vor zahlreiche Herausforderungen. Zum Beispiel müssen wachsende Flächenbedarfe von Hafenwirtschaft und Verkehr mit den Ansprüchen anderer Nutzungen vereinbart werden. Im Rahmen des Projektes wurde der raumordnerische Handlungsbedarf für die Hafenentwicklung formuliert und das Integrierte Küstenzonenmanagement (IKZM) im Hinblick auf die Hafenentwicklung weiter entwickelt.
Projektlaufzeit: Oktober 2007 - November 2009

Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung ist der Güterumschlag der deutschen Seehäfen in den letzten Jahren rasant angestiegen. Für die kommenden Jahre wird – trotz Rückgangs infolge der Wirtschaftskrise – ein weiter anhaltendes Wachstum prognostiziert. Das stellt die Hafenentwicklung vor eine Vielzahl an Herausforderungen.

Um die wachsenden Umschlagmengen abwickeln zu können, ist ein weiterer Ausbau der Hafeninfrastruktur erforderlich. Dieser Ausbau erfordert hohe Investitionen privater Investoren und der öffentlichen Hand.

Das Wachstum des Seeverkehrs führt zu einem hohen Verkehrsaufkommen sowohl im unmittelbaren Hafenumfeld als auch im Hafen-Hinterlandverkehr auf Straße, Schiene und Bundeswasserstraßen. Dieses Verkehrsaufkommen begründet einen weiteren Ausbaubedarf der Verkehrsinfrastruktur in den Häfen und im Hinterland, wodurch Abstimmungen mit anderen Nutzungen erforderlich werden. Der Verkehr und die Umschlagsaktivitäten beanspruchen Fläche, verursachen Lärm und andere Emissionen, die Konflikte mit anderen Nutzungen erzeugen. Die geplanten Vertiefungen von Elbe und Weser berühren sensible ökologische Fragen wie auch das Thema Deichsicherheit.

Die Nachfrage nach Logistikflächen kann im direkten Hafenumfeld häufig nicht befriedigt werden. Flächen für die Ansiedlung von Logistikunternehmen können häufig nur gemeinde- und länderübergreifend bereitgestellt werden. Allerdings führt eine disperse Flächenentwicklung im Umland zu einer wenig effizienten Landnutzung. Bündelungsmöglichkeiten für Transporte gehen verloren, zusätzlicher Lkw-Verkehr wird induziert und die Möglichkeiten der Verlagerung von Transporten auf die Bahn werden eingeschränkt.

Während der steigende Umschlag mit einer weitgehenden Containerisierung der Transporte einhergeht, fallen in den Häfen Flächen brach, die für den traditionellen Umschlag ausgelegt waren und nun nicht mehr genutzt werden können. In vielen Hafenstädten sind in diesen Bereichen neue Projekte der Stadtentwicklung (Wohnen, Freizeitnutzungen) am Wasser entstanden. Vor diesem Hintergrund entstehen Konflikte zwischen der Hafenwirtschaft und der Stadtentwicklung.

Nicht nur in den Häfen, sondern an der Küste generell sind zahlreiche unterschiedliche Nutzungsansprüche vorhanden, die miteinander in Einklang gebracht werden müssen (z.B. Hochwasserschutz, Tourismus, Offshore-Windparks). In den letzten Jahren hat die EU hierfür mit dem Integrierten Küstenzonenmanagement (IKZM) ein raumordnerisches Instrument entwickelt und gefördert. Das IKZM ist ein Management-Ansatz, der versucht, Konflikte bei der Entwicklung der Küstenzone zu reduzieren, die Umweltqualität zu erhalten und eine am Leitbild der Nachhaltigkeit orientierte Entwicklung der Küste zu unterstützen. Dabei ist IKZM ein informeller Ansatz, der die Entwicklung durch gute Integration, Koordination, Kommunikation und Partizipation unterstützen will. IKZM ist zum einen ein Prozess, der als Leitbild alle Planungs- und Entscheidungsbereiche durchdringen soll und zum anderen ein Instrument der integrierten Identifikation von Entwicklungsmöglichkeiten und Konfliktpotenzialen sowie der unbürokratischen Konfliktlösung. Eine Weiterentwicklung des IKZM ist jedoch erforderlich, damit das Instrument der komplexen Situation speziell im Umfeld der Häfen gerecht werden kann.

Ziel des Forschungsprojekts war einerseits, ökonomische, ökologische und soziale Wechselwirkungen und daraus resultierende mögliche Konfliktfelder bei Häfen unterschiedlicher Größe zu identifizieren um den raumordnerischen Handlungsbedarf für eine nachhaltige Hafenentwicklung, insbesondere in Bezug auf Flächen und Verkehr, zu formulieren. Darüber hinaus war die generelle Eignung des IKZM für die Hafenentwicklung zu klären.

Forschungsleitende Fragen waren:

  • Wie stellt sich die Güterverkehrsentwicklung insgesamt und in den Nord- und Ostseehäfen dar?
  • Welche wirtschaftliche Bedeutung (insbesondere Wertschöpfung und Arbeitsplätze) ist mit dieser Entwicklung verbunden?
  • Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen der (ökonomischen) Hafenentwicklung mit dem Verkehrssystem sowie mit den ökologischen und sozialen Teilsystemen einer nachhaltigen Raumentwicklung?
  • Welcher Handlungsbedarf leitet sich daraus für eine nachhaltige Raumentwicklungspolitik ab?
  • Welche Rahmen- und Umsetzungsbedingungen sind dabei zu beachten?
  • Wie ist ein entsprechender IKZM-Prozess zu gestalten?
  • Welche Grenzen hat ein (deutsches) IKZM für eine geordnete Raumordnungspolitik bzw. welcher flankierenden – ggf. auch grenzüberschreitenden - Instrumente und Konzepte bedarf sie?

Auftragnehmer des Forschungsprojektes waren das Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TU Hamburg-Harburg für die inhaltliche Bearbeitung zusammen mit dem Institut für Planung, Kommunikation und Prozessmanagement GmbH, Hamburg sowie die TuTech Innovation GmbH für die finanzielle und administrative Abwicklung, Hamburg.

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