Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Wie grün sind bundesdeutsche Städte?

Fernerkundliche Erfassung und stadträumlich-funktionale Differenzierung der Grünausstattung von Städten in Deutschland (Erfassung der urbanen Grünausstattung)

Projektsteckbrief

Mittels Fernerkundung wurde die Grünausstattung flächendeckend und vergleichbar für alle deutschen Städte erfasst, und das Grünvolumen in Fallstudien bestimmt. Das Datenprodukt „Stadtgrünraster Deutschland“ ermöglicht hochauflösende visuelle und quantitative Auswertungen zum Stadtgrün.

Urbanes Grün ist ein elementarer Bestandteil einer integrierten und nachhaltigen Stadtentwicklung. Im Weißbuch Stadtgrün definiert die Bundesregierung konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zur Qualitätssicherung des urbanen Grüns. Allerdings mangelt es an bundesweit und einheitlich erhobenen Informationen zur Grünausstattung der Städte. Das Forschungsprojekt zielte darauf ab, die Grünausstattung flächendeckend für alle deutschen Städte mittels Fernerkundung nach einheitlicher Methodik zu erfassen und ein Konzept für ein dauerhaftes Grünmonitoring zu definieren und umzusetzen.

Ausgangslage

Zum urbanen Grün zählen grüne Freiräume innerhalb der Städte wie Parkanlagen, Friedhöfe, Kleingärten, Brachflächen, Spielbereiche und Spielplätze, Sportflächen, Straßenbegleitgrün und Straßenbäume. Hinzu kommen Grünflächen an öffentlichen Gebäuden, Naturschutzflächen, Wald und weitere Freiräume, die zur Gliederung und Gestaltung der Städte entwickelt, erhalten und gepflegt werden müssen. Auch private Gärten und landwirtschaftliche Nutzflächen sind ein wesentlicher Teil des städtischen Grünsystems.

Bund, Länder und Kommunen benötigen fundierte Informationen, um sachlich-räumliche Defizite und kritische Entwicklungen beobachten und Handlungsbedarfe empirisch untermauern zu können. Grünflächen machen Städte für deren Bewohner attraktiv und steigern die allgemeine Umwelt- und Lebensqualität. Der Freiraumqualität im Wohnumfeld kommt erhebliche Bedeutung bei Fragen der sozialen Gerechtigkeit für die Stadtbevölkerung zu, gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie, denn häufig stehen Bewohnern sozial benachteiligter Quartiere nicht in ausreichendem Maße wohnungsnahe und qualitativ hochwertige Grünflächen und damit weniger Erholungsmöglichkeiten im direkten Wohnumfeld zur Verfügung.

Während einzelne Städte seit Jahren ein Monitoring ihres Stadtgrüns betreiben und wiederkehrende Erhebungen des städtischen Grünvolumens und Biotopkartierungen durchführen, fehlen bundesweit zuverlässige und flächendeckende Informationen dazu.

Mit diesem Forschungsvorhaben sollten grundlegende Fragen zur Ausstattung deutscher Städte mit urbanem Grün beantwortet werden. Bisher sind gesamtstaatliche Aussagen dazu nur auf der Grundlage von geotopographischen Daten zu treffen, insb. aus der Flächenstatistik, die aber aufgrund von Umstellung nur eingeschränkt vergleichbar und zeitreihenfähig sind. Satellitendaten (Sentinel-2) aus dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus bieten sich hier als vielversprechende alternative Informationsquelle an.

Ziel

Ziel des Vorhabens war die Erarbeitung und Anwendung einer Methodik zur bundesweit flächendeckenden Erfassung von Stadtgrün sowie die Erarbeitung einer Typologie der stadträumlich-funktionalen differenzierten Grünausstattung von Städten in Deutschland. Grundlage hierfür ist die erklärte Absicht, die „Erfassung und Bewertung wichtiger Ökosystemleistungen sowie der angemessenen Freiraumversorgung der Bewohnerschaft mit städtischen Grün- und Freiflächen […] der Formulierung von Standards zugrunde […]“ zu legen (BMUB Weißbuch Stadtgrün 2017, S. 13).

Neben bundesweiten Auswertungen auf Basis der Satellitenbilder sollte das Projektteam untersuchen, welche weiteren Datenquellen zur Informationsgewinnung zum urbanen Grün zur Verfügung stehen und wie sich stabile Zeitreihen (unterschiedliche Phänologie zum Aufnahmezeitpunkt usw.) aufbauen lassen könnten. Dazu sollte es Testgebiete in Fallstudienstädten definieren. Die Betrachtung erfolgte dabei auf unterschiedlichen Maßstabsebenen (Städte, Stadtteile, Quartiere etc.).

Als Ergebnis des Vorhabens sollten Informationen und Indikatoren zur Grünausstattung von Städten und Stadträumen im Bundesgebiet flächendeckend oder in repräsentativen Fallstudien vorliegen. Außerdem entwickelte das Projektteam ein Konzept für ein Stadtgrünmonitoring, konzipierte eine Web-Anwendung zur Grünausstattung ausgewählter Städte Deutschlands und setzte diese prototypisch um. Die Ergebnisse werden in Form eines wissenschaftlichen Endberichts und einer Broschüre publiziert.

Auftragnehmer des Projekts war das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. (IÖR), in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR), der LUP – Luftbild Umwelt Planung GmbH Potsdam und dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS).

Blätterfunktion

Wie grün sind deutsche Städte? Ergebnisse einer bundesweiten Erfassung Einzelpublikation

Wie grün sind deutsche Städte? BBSR-Online-Publikation Ausgabe 03/2022 |

Kontakt

  • Dr. Fabian Dosch
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat RS 6 „Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung“
    Telefon: +49 228 99401-2160
    E-Mail: fabian.dosch@bbr.bund.de

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