Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Forschungsprojekt: Immobilienpreisentwicklungen – Übertreibungen oder Normalität?

Projektsteckbrief

Märkte für Vermögensobjekte, zu denen auch Immobilien zählen, sind anfällig für Preisübertreibungen. Selbstüberschätzung, Herdentrieb und andere "Verhaltensanomalien" der Kapitalanleger können dazu führen, dass sich einmal angestoßene Preistrends selbst verstärken und es zur Bildung von Blasen kommt, die in eine spekulationsgetriebene Schulden- und Bankenkrise münden. Das Forschungsprojekt hat untersucht, ob der Anstieg der Preise für Wohnimmobilien, der seit 2009 in Deutschland insgesamt und auf regionalen Märkten zu beobachten ist, auf eine Preisblase hindeutet. Dazu wurde ein Mess- und Analysesystem entworfen, mit dem frühzeitig Überhitzungen identifiziert werden können.

Ausgangslage

Preisschwankungen für Vermögensobjekte, zu denen auch Immobilien zählen, lassen sich als Ergebnis „rationaler“ Reaktionen der Anleger auf die generelle Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Erträge betrachten – im Falle von Immobilien der Mieten. Allerdings hat die psychologische und verhaltenswissenschaftliche Literatur nachgewiesen, dass Menschen sich bei Entscheidungen, die mit hoher Unsicherheit verbunden sind, nicht so verhalten, wie es dem einfachen rationalen Verhalten entspricht. Ihr Verhalten ist geprägt durch „Verhaltensanomalien“ wie Herdentrieb, Selbstüberschätzung, Verlustaversion, voreilige Schlussfolgerungen, Aufmerksamkeitsdefizite und die Orientierung an leicht verfügbaren Informationen. Diese können dazu führen, dass sich einmal angestoßene Preistrends bei Vermögenswerten, unabhängig davon, ob sie durch fundamentale Veränderungen oder durch bloße Zufälle angestoßen wurden, von selbst verstärken.

Starke Preisübertreibungen auf den Immobilienmärkten sind problematisch, besonders dann, wenn der Erwerb von Immobilien in hohem Maße kreditfinanziert ist. Steigende Preise für Wohnimmobilien erhöhen das Wohnungsvermögen und damit auch dessen Wert als Sicherheit für Kredite. Eine anhaltend gute wirtschaftliche Lage sorgt verbreitet für Einkommenssteigerungen. Dadurch haben mehr Haushalte die Möglichkeit und einen Anreiz in Immobilien zu investieren. Eine Volkswirtschaft kann unter solchen Bedingungen in eine spekulationsgetriebene Schuldenkrise driften. Es entsteht ein Schneeballsystem, das erst zusammenbricht, wenn die Preissteigerungen hinter den Erwartungen zurückbleiben und erste Kreditnehmer deshalb nicht mehr in der Lage sind, ihre Kredite zu bedienen. Das Platzen der Blase führt dann zu einer Bankenkrise, die wiederum mit gravierenden realwirtschaftlichen Rückwirkungen in Form von Produktionseinbrüchen, Unterauslastung der Ressourcen, Arbeitslosigkeit und Vermögens- und Einkommenseinbußen verbunden ist.

Ziel

Vor diesem Hintergrund wird seit einiger Zeit diskutiert, ob auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt eine Preisblase vorliegt bzw. ob dies in näherer Zukunft droht. Das Forschungsprojekt hat untersucht, ob dies für Deutschland insgesamt oder auf regionalen Märkten der Fall ist. Dazu wurde ein Mess- und Analysesystem entworfen, mit dem frühzeitig Überhitzungen identifiziert werden können.

Auftragnehmer des Forschungsprojekts war KIEL ECONOMICS, Kiel.

Kontakt

  • Matthias Waltersbacher
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 1 „Wohnungs- und Immobilienmärkte“
    Telefon: +49 228 99401-2610
    E-Mail: matthias.waltersbacher@bbr.bund.de

  • Alexander Schürt
    Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
    Referat WB 1 „Wohnungs- und Immobilienmärkte“
    Telefon: +49 228 99401-2239
    E-Mail: alexander.schuert@bbr.bund.de

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