Forschungsprojekt:
Heimat 2.0
Projektsteckbrief
Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in Deutschland unterliegen einem rasanten Wandel, der insbesondere auch strukturschwache ländliche Räume vor große Herausforderungen stellt. Angesichts des erklärten Politikziels, gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilräumen zu ermöglichen, sind gemeinsame Anstrengungen und innovative Ideen öffentlicher, privatwirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure erforderlich. Die Digitalisierung ist dabei Herausforderung und Chance zugleich. Die Förderinitiative „Heimat 2.0“ des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE+) setzt genau dort an, indem sie die Bedarfe strukturschwacher ländlicher Räume adressiert und bestehende Förderprogramme der ländlichen Regionalentwicklung sinnvoll ergänzt.
Die Webseite von Region gestalten bietet Interessierten unter www.regiongestalten.de umfangreiche Informationen zu den Schwerpunkten, Vorhaben und Veranstaltungen des Förderprogramms.
Ausgangslage
Die Digitalisierung durchdringt inzwischen alle Bereiche des Lebens. Sie bietet immense Chancen zur Modernisierung, was dazu beiträgt, dem Ziel der gleichwertigen Lebensverhältnisse künftig näherzukommen. Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) initiierten die Förderinitiative „Heimat 2.0“ gemeinsam. Seit 2022 ist neben dem BBSR das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) für das Vorhaben zuständig.
Das 2018 abgeschlossene Forschungsprojekt der Raumordnung „MORO digital“ fokussierte vor allem auf den Breitbandausbau in dünn besiedelten, strukturschwachen ländlichen Regionen. Dort drohen die Ausbaudefizite der Breitbandinfrastruktur die regionalen Disparitäten weiter zulasten der strukturschwachen ländlichen Räume zu verschärfen. Es zeigte sich, dass der Ausbau der Breitbandinfrastruktur ein wichtiger Motor für eine ausgewogene und zukunftsweisende Wirtschafts- und Regionalentwicklung ist.
Der Handlungsschwerpunkt der Initiative „Heimat 2.0“ liegt nun explizit auf der sinnvollen und effizienten Nutzung dieser Infrastruktur – auf der Anwendung digitaler Dienste, auf der Erhöhung von Digitalkompetenzen und auf der breiteren Nutzung digitaler Möglichkeiten. Im Mittelpunkt von „Heimat 2.0“ steht das Anliegen, strukturschwache ländliche Räume dabei zu unterstützen, vor Ort die Daseinsvorsorge zu sichern und die Lebensqualität zu steigern.
Insbesondere digitale Anwendungen bieten die Chance, die in ländlichen Räumen häufig defizitäre Erreichbarkeit verschiedener Angebote der Daseinsvorsorge zu kompensieren. Da Kommunen in strukturschwachen ländlichen Räumen oft jedoch nur über begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen verfügen, werden die Potenziale der Digitalisierung vielerorts noch nicht ausgeschöpft. „Heimat 2.0“ soll Kommunen daher bei der Bearbeitung eines ausgewählten Vorhabens aus dem Bereich Digitalisierung unterstützen und die digitale Kompetenz vor Ort stärken – denn letztlich ist das technische System nur dann leistungsfähig, wenn die Nutzerinnen und Nutzer über entsprechende Kompetenzen verfügen.
Ziel
Ziel von „Heimat 2.0“ ist es, den Einsatz digitaler Technologien für die Sicherung der Daseinsvorsorge mit ausgewählten Modellvorhaben zu unterstützen. So sollen Verbesserungs- und Entwicklungspotenziale für die Akteure vor Ort beziehungsweise in der Region realisiert werden. Das kann digitale Anwendungen in den zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge wie Bildung, Gesundheit und Pflege ebenso betreffen wie Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung.
Im Zuge der ersten Staffel wurden 2020 bereits zwölf Modellvorhaben für eine Förderung ausgewählt. Die Umsetzenden haben nun bis Ende 2023 Zeit, die Entwicklung oder Verbreitung innovativer digitaler Anwendungen zu erproben, die langfristig geeignet sind, durch die Erhaltung und Verbesserung von Angeboten der Daseinsvorsorge die Lebensqualität zu sichern.
Aufgrund der positiven Resonanz der ersten Staffel wurden im Jahr 2021 in einer zweiten Auswahlrunde vier weitere Modellvorhaben für die zweite Staffel Heimat 2.0 ausgewählt.
Dritte Staffel: Ergebnistransfer aus „Heimat 2.0“
Bei der Umsetzung ihrer Projekte bauen die Modellvorhaben einen stetig wachsenden Wissensschatz zu Prozessen und digitalen Anwendungen auf, von denen auch andere Kommunen und Regionen profitieren können und sollen. Deshalb wird Heimat 2.0 ab 2023 im Rahmen eines Transfermodells weitere Regionen aufnehmen, damit diese die entwickelten Lösungen adaptieren und weiterentwickeln können. Hierfür wurden fünf Heimat 2.0-Modellvorhaben als Paten ausgewählt, die während der Projektlaufzeit neue Regionen mit vergleichbaren Herausforderungen begleiten.